Steh weinend nicht an meinem Grab, ... 6 Jahre schon :(

Beruflich habe ich leider schon sehr viele Suizide erlebt, bzw das was nach der Entdeckung kommt.

Man versucht natürlich auch dann, die Gründe in Erfahrung zu bringen, für die Angehörigen und auch etwas für sich selbst, um mit dem, was man so sehen muß, im Reinen zu sein.

Bei einigen liegt es auf der Hand, einige äußern sich sehr deutlich in Abschiedsbriefen, bei anderen kann man es nur vermuten.
Aber es gibt auch Situationen, in denen man es einfach nicht verstehen kann. Man findet keine objektiven Gründe oder empfindet sie als nicht so, daß sie tatsächlich ein Grund für einen Suizid sein sollten.

Ich habe irgendwann für mich verstanden, daß es eine Art Erkrankung ist, die man vielleicht nichtmal als klassische Depression diagnostizieren würde.
Egal, ob es objektiv so ist oder nicht, derjenige, der nur noch diesen Weg für sich sieht, sieht wirklich keinen anderen mehr. Da könnten auch wenn es andere kommen sehen, alle x Wege aufzeigen. Derjenige ist nicht in der Lage, diese Wege für sich tatsächlich zu sehen. Derjenige lebt in einer Gefühls- und Gedankenwelt, die für alle anderen kaum begreiflich ist. Er ist krank.
Ich kann Angehörige verstehen, die wütend auf den Verstorbenen sind. Das ist auch eine Art, mit der unerträglichen Trauer umzugehen. Aber wenn man sich bemüht, es wie körperliche Krankheiten zu sehen, dann fällt es manchmal leichter.
Es würde auch niemand einem Verstorbenen die Frage stellen wollen, warum er zB unheilbar Krebs bekommen hat (wenn es nicht durch die Lebensweise selbst verursacht ist).

Ich weiß, daß es unheimlich schwer ist, psychische Erkrankungen genauso anzunehmen, wie physische. Aber letztlich sind sie genauso vielfältig. Es gibt heilbare, es gibt welche, die nicht so schlimm sind oder mit denen man auf Dauer leben kann, und es gibt leider auch welche, die nicht heilbar sind und tödlich verlaufen.

Das Gedicht ist wirklich sehr schön.