Schlafen, einschlafen, durchschlafen

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Geschrieben von Lovie am 06.12.2015, 18:18 Uhr

Immer wieder abends... (lang)

Heute möchte ich keinen Ratschlag, heute möchte ich einfach nur meine Gedanken mit euch teilen.


Es wird dunkel, die Bettgeh-Zeit naht. Meine Nerven vibrieren, denn langsam wird das Kind knatschig. Und schließlich ist es soweit, da wird sich die Äuglein gerieben, am Ohr gespielt und wir schaffen es tatsächlich, den Schlafanzug anzuziehen ohne Gebrüll - heute waren wir früh genug dran.
Der Sabber läuft in Strömen, die Faust schiebt sich bis zum Anschlag in den Mund. Oje, die Zähne, da fällt es ihr also doch wieder ein. Den Tag über ging es einigermaßen aber immer abends scheint sich der Schmerz zu intensivieren. Innerlich seufze ich schon, ahne, dass ich wieder stundenlang im dunkeln Kinderzimmer sitzen werde und/oder angeschrien werde, um dann schlussendlich doch in instinktiv-regloser Haltung nachts als Schnuller herzuhalten und morgens mit Rückenschmerzen aufzuwachen.
Um ehrlich zu sein, bin ich genervt. Die Kombination aus Ewig-Nicht-In-Den-Schlaf-finden und Ich-kann-keine-30-Sekunden-alleine-spielen ist anstrengend. Sehr. Und das Kind nimmt ja keinen Schnuller. Und keine Flasche. (Wenn man meiner Mutter glaubt, ist das übrigens ganz allein meine Schuld!) Also nutzt im Endeffekt doch immer nur die Mama. Papa hilft, wo er kann. Aber wenn das Kind hysterisch brüllt, kann natürlich die Mama auch nicht entspannen und schlafen. (Sie brüllt zwar dann bei mir genauso hysterisch, es macht also keinen Unterschied, wer sie rumträgt, aber es treibt mich doch immer wieder hoch und ich versuche wenigstens, ihr den Nippel in die Gusche zu schieben) Was mich am meißten nervt, ist, dass sie nicht mehr an die Brust geht um sich zu beruhigen.
Heute haben wir sagenhafte 3mal gestillt. Das macht mich auch traurig. Sehr! Ich stille sie so gerne, aber momentan ist echt der Wurm drin, sie zappelt und hampelt, bleibt keine Sekunde länger als nötig an der Brust und ich hab das Gefühl, grade noch so als Futterautomat herzuhalten. Außer nachts, da ist es anders - aber da würde ich ganz gerne ein bisschen entspannt schlafen... da kann ich das nicht genießen, beim besten Willen nicht.
Sei es drum, wir beginnen also den allabendlichen Tanz. Papa steckt sie in den Schlafsack, Mama packt den Busen aus und nimmt im Stillstuhl platz. Wir schalten die Gute-Nacht-Musik ein und sagen ihr, wie sehr wir sie lieben. Dann dockt sie an und trinkt sich satt. Ich behalte sie dann noch ein paar Minuten im Arm und genieße die Ruhe vor dem Sturm. Dann stehe ich auf und lege sie sanft in ihr Bett.
Wenn ich Glück habe, bemerkt sie erst in 30Minuten, dass sie versehentlich eingeschlafen ist, ohne 2 Stunden zu brüllen. Wenn ich Pech habe, in 5 Minuten.
Und dann geh ich wieder in ihr Zimmer, sobald sie jammert. Ich spreche mit ihr, streichle sie, nehme sie hoch, trage sie rum, singe, versuche zu stillen. Sobald ich sie im Arm halte, entspannt sie sich sichtlich. Sobald ihr Kopf die Matraze berührt, geht die Sirene los. Ich glaube, in einem anderen Leben war sie Feuerwehrauto.
Beim 4. Mal hab ich es sogar bis aus dem Zimmer geschafft. Ich konnte sogar meinen Po 15 Minuten auf dem Sofa parken. Gerade als ich dachte, es ist geschafft, ich geh ins Bett - lautes, erschrockenes Kreischen aus dem Kinderzimmer.
Ich nehme sie hoch, tröste, bekomme sie sogar an die Brust. Sie schluchzt im Schlaf. Es dauert eine halbe Stunde, eh sie sich beruhigt. Ich lege sie ab - und dann geht mir plötzlich das Herz auf. Meine Tränen fließen ungebeten einfach so. Dieses Kind, das sich da im Schlaf vertrauensvoll an meine Hand klammert und auf der Suche nach der Brust den Daumen erwischt und hingebungsvoll daran nuckelt - das braucht mich so sehr! Ich nehme sie wieder hoch, kuschle sie an mich und sie öffnet die Augen und lächelt mich glückselig an.
Heute Nacht brauche ich dich, mein Kind. Heute Nacht schlafe ich nicht - heute Nacht genieße ich dich. Ich liege mit dir Bauch an Bauch, dein Kopf an meiner Brust, ich spüre deinen ruhigen Atem und wärme dich unter meiner Decke.
Ist es nicht ein wunderschönes Gefühl, dass man für diesen wunderbaren, kleinen, hilflosen Menschen der Mittelpunkt des Universums ist?


Mama, heute war ein aufregender Tag! Ich hab so viel neues gelernt. Heute hab ich mich das erste Mal vom Rücken auf den Bauch gedreht - einfach so. Mann, was war ich erschrocken. Aber ich hab mich auch gefreut! Außerdem hab ich von dir ein neues Spielzeug bekommen, wenn ich da drauf patsche, macht das Musik und blinkt so schön. Da musste ich ganz laut lachen! Wir haben den ganzen Tag schön miteinander gespielt.
Ich mag es nicht, wenn du von mir weg gehst, dann rufe ich immer ganz schnell nach dir, damit du mich nicht vergisst! Und ich freue mich so, wenn du dann immer gleich kommst und mit mir redest, mich hochnimmst, mich kitzelst oder wieder mit mir spielst.
Es gibt doch so viel zu entdecken, das kann ich alles noch nicht allein, da brauche ich dich, Mama! Es ist so schön, dass du mir die Welt zeigst. Heute hab ich die leuchtenden Sterne im Fenster entdeckt! Ich wollte sie auspusten, aber aus meinem Mund kommt immer nur ein "buff", wenn ich das versuche. Du musst da immer lachen, Mama. Das finde ich toll, dann sag ich immer ganz oft "buff".
Ich bin jetzt schon groß, Mama. Ich hab keine Zeit, so lange mit dir auf dem Sofa zu kuscheln, ich will nur schnell essen, da gibt es doch noch so viel zu entdecken! Schau doch, da läuft die Katze! Hast du gesehen, die reibt sich an meinem Bein - ich muss guggen, was da so flauschig an der ist, ich hab keine Zeit zum kuscheln!
Mama, ich weiß nicht, was mit mir los ist. Irgendwie kann ich nicht mehr so fest patschen wie ich will. Und wenn ich nach etwas greifen will, dann lange ich daneben. Und meine Äuglein gehen nicht mehr so weit auf, ich kann gar nicht mehr alles sehen, was ich sehen will. Du sagst, ich sei müde und muss ins Bett. Aber ich hab doch keine Zeit! Es gibt noch so viel zu entdecken. Und außerdem juckt es mich im Mund, und das tut auch ganz schön weh...! Mama! Hilf mir doch, das tut weh! Du schmierst mir so ein kühles, leckeres Gel in den Mund, das hilft ein bisschen.
Mama, ich mag das, wenn du mich so fest im Arm hältst, ganz kuschlig und warm und du riechst so gut Mama! Ich bin schon ganz schwer und locker und entspannt, und mein Bauch ist so schön voll mit warmer, leckerer Mama-Milch.
Ich wache auf und seh mein Nachtlicht. Das ist ein schönes Licht, ich mag das. Angst hab ich keine, aber ich vermisse dich, Mama. Hier riecht es nicht so gut, wie in deinem Arm. Hier ist es nicht so kuschlig wie in deinem Arm. Und hier ist keine Milch. Und das Gel ist schon wieder weg. Mama, bitte komm zurück!
Es ist sooo schön, dass du wieder da bist! Bitte Mama, trag mich ein bisschen rum damit ich wieder einschlafen kann, ich bin sooo müde. Aber meine Zähnchen tun so weh, da muss ich weinen. Bitte Mama, sing für mich, halt mich, trag mich und hab mich lieb!
Ich wache auf und sehe mein Nachtlicht. Aber ich bin doch in deinem Arm eingeschlafen? Das erschreckt mich! Mama, bitte komm zurück, halt mich fest, vergiss mich nicht hier im dunkeln. Lass mich nicht allein!
Puh, da bist du ja wieder. Mama, es ist so schön in deinem Arm! Die Mama-Milch ist so lecker und so schön warm in meinem Bauch. Du riechst so gut, Mama! Ich halt mich an dir fest, dann kannst du mich nicht vergessen, wenn du gehst. Ganz ganz fest halt ich mich an deinem Arm!
Ich wache auf und sehe mein Nachtlicht. Ich rieche dich, Mama. Du hast mich im Arm und schaust auf mich herunter und sagst mir, dass du mich lieb hast. Das ist schön! Da muss ich lächeln.
Ich wache auf, es ist ganz dunkel um mich herum. Ganz kurz bin ich erschrocken, aber dann spüre ich dich, Mama. Ich bin ganz nah bei dir, ganz kuschlig warm. Ich spüre deinen Busen und wenn ich den Kopf ein bisschen drehe und den Mund aufmache, kann ich ein bisschen Mama-Milch zum Wieder-Einschlafen trinken. Das ist toll! Ich höre Papa schnarchen und spüre, wie du mir im Schlaf über den Rücken streichelst. Ganz nah kuschle ich mich an dich ran.

Ich hab dich sooooo lieb, Mama!!



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Als ich gestern abend mal wieder 2 Stunden Gezeter hatte, habe ich versucht, das ganze aus dem Blickwinkel meiner 5 Monate alten Tochter zu sehen - ich hoffe es ist mir gelungen.
Heute werde ich sie nicht mehr in ihr Bett ablegen!!

 
10 Antworten:

Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von Chrissy32 am 06.12.2015, 20:37 Uhr

Beide Teile wunderschön geschrieben und in beiden erkenne ich mich bzw uns wieder...

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von Saralili89 am 06.12.2015, 20:51 Uhr

Ich musste weinen! Wir haben hier dieselbe Situation! Ganz toll geschrieben!

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von Lewanna am 06.12.2015, 21:44 Uhr

Hey, das hast du wirklich toll geschrieben.
Ja, man sollte sich das Ganze viel öfter aus sicht des Kindes ansehen.
LG

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von MamaHörnchen am 07.12.2015, 9:01 Uhr

DANKE!!!

Danke für diese Zeilen.
Mir sind gerade die Tränen nur so runtergelaufen, als ich den zweiten Teil gelesen habe.

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von enanita am 07.12.2015, 9:59 Uhr

Schön geschrieben! Meine 2-jährige schläft (immer noch) bei uns im Bett und ich möchte sie da gar nicht hergeben, so lange sie so klein und süß ist (zumindest im Schlaf).

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von LadyFLo am 07.12.2015, 19:13 Uhr

bin ich froh ein familienbett zu haben- danke du hast es wunderbar geschrieben- haben das 2. kind im familienbett und es ist soo schön nicht aufstehen und rennen zu müssen wenn uns die mäus ebrauchen sondern nur einfahc bei ihnenzu sein. die große schläft im shclafzimmer im eignen bett nd oft brauch tauhc sie noch kurz die gewissheit mama ist da. ich werde traurig sein wenn die beiden nicht mehr bei un shclafen

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Phuuuuuu.....

Antwort von Valentina_Sunny am 13.12.2015, 14:08 Uhr

Mein Herz!!! Wirklich schön und voller Mutterliebe (und Tochterliebe). :)

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von Kleeblatt8605 am 15.12.2015, 15:51 Uhr

Ich bin schwanger und absolut im Wasser gebaut- ich musste so weinen, weil du das so schon geschrieben hast. Bin jetzt auch pro Familienbett.

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von Liilah am 17.12.2015, 20:37 Uhr

Wahnsinnig schön geschrieben...hat mich fast zum weinen gebracht.

Mir geht es genauso. Jeden Abend 1 Stunde in den Schlaf wiegen, weil er so st nicht in den Schlaf findet. Dann renne ich im 20-Minuten-Takt ins Schlafzimmer und beruhige ihn...aber ich mache es gerne...er ist noch so klein, so hilflos und braucht mich. Die Zeit ist so kurz...schon bald brauchen sie uns nicht mehr so sehr daher sollten wir das nun genießen..auch wenn es heißt, dass wir manchmal am Ende unserer Kräfte sind und übermüdet. In ein bis zwei Jahren werden wir wehmütig auf diese Zeit zurückblicken...

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Re: Immer wieder abends... (lang)

Antwort von krischten am 26.12.2015, 20:07 Uhr

Schön geschrieben! Mein Sohn ist auch 5 Monate alt. Er schläft mit im Familienbett direkt an mir dran. Und ich nehm ihn abends mit aufs Sofa. So ab 7 stillt und schläft er bei mir auf dem Arm bis wir ins Bett gehen. Er braucht die Nähe und das Cluster Feeding. Ich sehe es locker. Ich sehe es an meinem großen Sohn wie schnell solche Phasen vorbei gehen.

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