@vom storch...;-)

Die Glücksvögel unserer Kindheit


Nachtrag zum Jahreswechsel: Wenn beim Bleigießen in der Silvesternacht zischend Langschnäbeliges oder Langbeiniges entstanden ist, klarer Fall, dann kommt im neuen Jahr der Klapperstorch . . .

Die Geschichte vom Klapperstorch, der aus einem verborgenen Teich die Babys bringt (bei freier Auswahl, ob Bruder oder Schwester), glaubten wir als Kinder erst, als wir in einem bunten Bilderbuch riesige grüne Seerosenblätter mit hoher Umrandung entdeckten. Darauf lagen sauber gewickelte Babys, fertig für den Flug frei Haus. Seerosenblätter, wie wir sie kannten, kippelten ja schon, wenn ein Frosch sich auf ihnen ausruhen wollte. Doch eines Tages trugen auch die großen Baby-Blätter nicht mehr. Der frühreife Gerhard klärte uns auf: "Also, dat mit de Kinder, dat jeht janz anners . . ."

Störche flogen und klapperten als vertraute Glücksvögel durch unsere Kindheit. Der Klapperstorch war in unserer Gedankenwelt rundum positiv besetzt - wenn auch nicht immer vorbildlich. Kamen wir in neuen Schuhen, die noch drückten, ungelenk daher, stichelte Mutter: "Junge, du stolzierst ja wie'n Storch im Salat." Ziemlich heiß stellte sich das Verhältnis zu Adebar dar, wenn Oma wieder einmal den Haustürschlüssel nicht finden konnte: "Da brat mir doch einer 'n Storch . . ."

Mein Freund Walter hatte schon neun Geschwister. Aber er rief aus Leibeskräften: "Klapperstorch, du Bester, bring uns eine Schwester!" Hatte er mit einer seiner Schwestern Knatsch, schaltete er um: "Klapperstorch, du Luder, bring uns einen Bruder!" Seine Schwester Gertrud, die meinte, mit sechs Brüdern sei das Maß wohl voll, hielt dagegen: "Klapperstorch, du Luder, bring uns bloß kein' Bruder . . ."

lg
- bine

ps. fand es irgendwie niedlich!