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Geschrieben von Schwarzwald am 18.05.2012, 12:06 Uhr

Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Als ich das erste Mal ca. 1973 oder 1974 in diesem Kinderkurheim war, wurde es von der Lungenfachärztin Dr. Liselotte Boedeker geleitet. Nach einem Brand 1974 wurde es von Hildegard Augustinski gekauft und renoviert. Später war es ein Eltern-Kind-Kurheim, heute ist es ein Hotel.

In den späten siebziger Jahren war dieses Haus ein Kinderkurheim der DAK mit teilweise erheblichem Ausmaß von Gewalt unter den Kindern. Damals lebte hier auch ein ca. 12 Jahre altes geistig behindertes Mädchen mit dunklen glatten Haaren und Brille, und manche Kurkinder machten sich einen Spaß daraus, es zu überreden, sich nackt auszuziehen und mit den anderen Kindern Fangen zu spielen. Da war dann große Gaudi und Geschrei, weil das auch etwas gruselig war, und irgendwann kam jemand und unterband die Sache.

Unter den Kurkindern gab es unglaubliche Drangsalierungen und auch sexualisierte Gewalt. In den Zimmern spielten manche Kinder nicht "Doktor", sondern "Puff". Zu den Drangsalierungen von Kindern gegen Kinder gehörte es auch, dem anderen die schweren Garten-Wurfpfeile genau auf die Fußspitzen zu werfen. Manche Kinder verlebten ihre sechs Wochen hier in permanenter Angst. Mindestens einmal wurde hier ein Kind mit Gewalt zu sexuellen Handlungen gezwungen.

Auf einer der Wanderungen erlebte ich einmal mit, wie ein eher harmloses Kind von zwei oder drei anderen festgehalten wurde, während ein anderer Junge mehrere lange Brennessel-Ruten holte, mit denen das Kind dann systematisch gequält wurde. Ich bin ziemlich sicher, daß ich das direkt einer Betreuerin gesagt habe. Die Betreuerinnen waren ca. 17 bis 20 Jahre alt und haben auch auf konkrete Hinweise einen eher schwachen und orientierungslosen Eindruck gemacht. Die Heimleiterin Hildegard Augustinski hatte keinen Blick für die Vorgänge, ich habe sie als unsympathische und strenge Person in Erinnerung, die anderes im Kopf hatte. Eine Betreuerin hatte eine grüne Schirmmütze mit dem Sprite-Schriftzug, und wir scherzten, daß sie wohl von einer Tankstelle sei. Die Zimmer hatten Namen und entsprechende Motive an der Tür, danach wurden auch die Kinder zugeordnet.

Es gab eine Menge Spiele, Aktivitäten, Ausflugsfahrten und ausgedehnte Wanderungen in die sehr schöne Umgebung von Todtmoos und (zu Fuß) auch in den Ort. Als ich bei einer Schnitzeljagd ein paar Papierstückchen in einen Briefkasten geworfen hatte, stellte mich ein älterer Todtmooser Bürger zur Rede und hielt mir einen Vortrag darüber, daß man in einen Briefkasten keine Papierstückchen werfen darf. Unser Geld wurde natürlich einkassiert, wir bekamen damals wochenweise immer nur einen Teil davon, das wurde auch genau aufgeschrieben. Als ich dort für sechs Wochen abgegeben worden war, gab es eine Gruppe von Kindern aus dem Raum Darmstadt, die eher in ein Erziehungsheim gehört hätten. Einer von denen war mal bei einer Wanderung verschwunden und wurde dann von der ganzen Kindergruppe lautstark gerufen. Der erzählte einmal, er habe in einem anderen Kinderheim, in Sankt Peter Ording, einem Mädchen mal einen Finger "in die Futt" gesteckt.

Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir mal die Mittagsruhe auf dem langgezogenen, sonnenwarmen Holzbalkon machten und dabei Comics lasen. Ein Junge mit dicklicher Statur roch aufdringlich nach Fisch aufgrund mangelnder Hygiene. Ich weiß auch noch, wie wir uns in einer Reihe anstellten und jedes Kind aus einer großen Nivea-Dose eine Portion ins Gesicht bekam und dann verreiben sollte. Die Zimmer waren mit vier Stockbetten (also für jeweils acht Kinder) eingerichtet. Die gewaschenen Kleidungsstücke wurden in einer Art Plenum hochgehalten und man mußte sich melden - schwierig, wenn man seine Sachen nicht genau wiedererkannt hat. Neben den üblichen Comics waren die kleinen "Tramp"-Bücher von Pelikan ein großes Thema, denn es gab diese Bücher zu sehr vielen verschiedenen Themen. Ich hatte mal eins in der Hosentasche vergessen, als die Hose in die Wäsche kam. Spätabends schlich ich mich runter, wo die ganze Wäsche auf einem Riesenhaufen lag, und fand tatsächlich meine Hose wieder. Eine weitere starke Erinnerung war das lange Pflücken wildwachsender Heidelbeeren. Wir ernteten da quasi unseren eigenen Nachtisch. Außerdem gab es neben dem Heim ein Schwimmbecken, das aber wohl nur zeitweise genutzt wurde. Es gab gelegentlich auch richtige Fernsehabende.

Auch einen Busausflug in den Europapark Rust habe ich noch gut vor Augen, es gab dort sehr große Lutscher in Plastikfolien, und dort hatten sich zahlreiche Wespen schon durchgebissen und fraßen unter der Verpackung große Hohlräume in die Lutscher. Wir fuhren auch zur "größten Kuckucksuhr der Welt". Soweit ich mich erinnere, wurden einige Mahlzeiten auch in dem kleinen Nebengebäude eingenommen. Ich erinnere mich an Graubrot mit Butter und roter Marmelade, dazu gab es Kakao und sicher auch den üblichen Hagebuttentee. An der Rezeption gab es Postkarten mit dem Heim drauf, die kosteten nach meiner Erinnerung 30 Pf.

Natürlich hat man sich immer sehr über Post gefreut, besonders über ein Paket mit Süßigkeiten. Wenn andere sowas hatten, war man natürlich neidisch.

Zu der Frage, wieso man sich erst so spät meldet: Ich habe etwa drei Jahre später auf einer Autofahrt meinen Eltern eine Sache ganz eindeutig gesagt. Sie beendeten ihre Unterhaltung, wir fuhren schweigend nach Hause, danach ging es ins Bett. Sie kamen niemals darauf zu sprechen, inzwischen seit 30 Jahren.

 
49 Antworten:

Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Steffi528 am 18.05.2012, 12:10 Uhr

Ich habe mich auch nie "offiziell" gemeldet (Bad Sassendorf, Ende der 70ger, keine sexuelle Gewalt, aber körperliche Gewalt, ausgehend von den Erzieherinnen)

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Minimaxi am 18.05.2012, 13:40 Uhr

Hallo,
bei so etwas wird mir schlecht! Ich kann dir nur raten dich an eine Beratungsstelle zu wenden, es gibt solche z.B. über frauen-helfen-frauen.de
in verschiedenen Städten. Zu deinen Eltern kann ich dir sagen, ich bin der Meinung das die Menschen früher ein anderes Rechtsverständniss hatten. Es war eben eine öffentliche Institution und die waren richtig und im Recht. Kinder schlagen war "normaler" als heute und musste nicht versteckt werden. tat eh fast jeder.
Ich hoffe du bekommst Hilfe und Unterstützung!
Liebe Grüße
Minimaxi

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Pinky2 am 18.05.2012, 14:29 Uhr

Hallo,

es war halt damals eine andere Zeit. Ich war 1972 zur Kur in den Schwarzwald. Wenn ich nicht "artig" war wurde ich an den Ohren ins Zimmer gezogen. Wenn ich nicht Essen wollte wurde ich stundenlang davor sitzengelassen bis ich das aufgegessen habe. Egal was es war. Es musste aufgegessen werden. Karten und Briefe wurden vorher durchgelesen und man musste halt schreiben wie gut es einem gefällt und wie nett alle sind. Zuhause anrufen durfte man auch nicht. Es war sehr schlimm dort und ich hab mich jeden Abend in den Schlaf geweint. Meine Eltern und ich hatten einen sehr schweren Autounfall gerade so überlebt und ich hätte psychologische Hilfe gebraucht und kein "Verschicken" weg von den Eltern und unter Terror.

Glück hatte ich in sofern das ich zweimal Krank wurde: Scharlach und Windpocken und dort in die Hauseigene Klinik gelegt wurde. Die Schwestern dort waren nett zu uns. Von den eigentlich 6 Wochen musste ich durch die Krankheiten dann 7 Wochen bleiben.

Das ich mich danach komplett verändert habe und vom frechen Mädchen in ein sich immer duckendes verwandelte, hab ich bis letztes Jahr noch mit den vorrausgegangenen schweren Autounfall abgetan. Das es aber doch wohl an den Misshandlungen in der Kur liegen könnte hab ich auch erst durch die vielen Berichte im Fernsehen verstanden.

Aber es war damals eine andere Zeit und zwei Schwestern/Betreuerinnen für viele fremde Kinder. Die mussten sich wohl so durchsetzen. Ich will das nicht entschuldigen aber man kann es heute eh nicht mehr ändern.

LIeben Gruss

Pinky (damals 8 Jahre alt und vorher nie getrennt von den Eltern)

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Sonntagskinder am 18.05.2012, 14:47 Uhr

Ich war mit damals auch in dem Kinderkurheim. Das muss ungefähr 1987/88 gewesen sein. Ich weiß das garnicht mehr so genau. Es war furchtbar. Ich erinner mich noch mit schrecken an den Hausmeister mit seinem sehr aggressiven Chou Chou ( nennt man die Viecher mit den blauen Zungen so), der mir damals drohte mich im Wald auszusetzen wenn ich nicht aufhöre zu weinen. Dann könnte ich sehen wie weit ich komme. Und ich müsste dann um mein leben rennen, weil es dort Wölfe geben würde die nur auf kleine Kinder wie mich warten würden.Ich war damals 8 Jahre alt und hatte fürchterliche Angst überhaupt was zu sagen.
Auch die Erzieherinnen dort waren alles andere als freundlich. Wenn man nicht spurte wie sie es wollten, wurde man in sein Zimmer gesperrt. Es herrschte stricktes rede verbot wenn man zur Mittagsruhe auf dem riesen Balkon saß. Die Packete von zu hause wurden kontrolliert, einige Dinge wurden daraus entwendet.
Da ich damals zum zunehmen in dieser Kur war, musste ich alles essen was auf den Tisch kam, wenn ich das nicht von allein tat, versuchte man es mir in den Mund zu stopfen.
Es war echt schrecklich. Ich hab das damals auch alles verdrängt. Vor ein paar Wochen war ich am Titisee (an dem Bahnhof bin ich damals angekommen und von da aus ging es mit dem Bus weiter) und da kamen viele Dinge wieder hoch, Dinge die man verdrängt hat.

War die schlimmste Zeit in meinem Leben

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von februar2007 am 18.05.2012, 15:04 Uhr

Da läuft es einem ja echt eiskalt den Rücken runter, wenn man eure Geschichten liest. Das tut mir wirklich sehr leid für euch alle und ich hoffe, ihr bekommt, falls nötig, Hilfe.
Als ich Kind war, gab es diese Kuren glaub ich schon garnicht mehr.
Ich kenne es zumindest garnicht.

Echt gruselig

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@Pinky2 und @Sonntagskinder

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 15:40 Uhr

Das ist ja echt hanebüchen und fatal, was Ihr erlebt habt *TOTAAAL SCHOCKIERT bin*!

@Sonntagskinder: NOCH schlimmer finde ich, dass auch noch in den SPÄTEN(!) 80er(!) Jahren noch solche Foltermethoden angewendet wurden! Hätte ich echt nicht gedacht... und da bleibt einem (mir) beim Lesen ja direkt der Mund offen stehen! Ganz, ganz furchtbar finde ich, Kindern das Weinen zu verbieten/verbieten zu wollen. Aber früher war das wohl noch so... Und was hatte der HAUSMEISTER(!?) Euch überhaupt zu sagen/befehlen???

Was wurde denn aus den Paketen, die ihr seinerzeit von den Eltern geschickt bekamt, entwendet? Würde mich mal interessieren... doch wahrscheinlich Süßigkeiten?

"Da ich damals zum zunehmen in dieser Kur war, musste ich alles essen was auf den Tisch kam, wenn ich das nicht von allein tat, versuchte man es mir in den Mund zu stopfen."
Ich schrieb ja bereits... das alles hat für mich Fußnägel-verkehrherum-hochroll-und-Nackenhaar-aufstell-Faktor! Da habe ich echt keine Worte mehr...

"War die schlimmste Zeit in meinem Leben."
DAS glaube ich Dir SOFORT! *MORDS GRUUUSEL*


@Pinky2:
"Ich war 1972 zur Kur in den Schwarzwald. Wenn ich nicht "artig" war wurde ich an den Ohren ins Zimmer gezogen." !!!
Tja, das war damals halt (LEIDER!!!!!!!!!!) noch so, dass körperliche Gewalt (ganz egal, in welcher Form) (NOCH!) nicht als verwerflich, sondern (NOCH!) als salonfähig galt! Aber GOTT _ SEI _ DANK(!!!!!!!!!!) ist das heute KOMPLETT ANDERS; sprich; abgeschafft und nicht mehr erlaubt! Und das ist auch GUT SO!!!

Und man kann bloß von Glück sagen, dass Deine Eltern (aber natürlich auch Du!) den schrecklichen Autounfall überlebt haben, denn sonst wärst Du evtl. auch für immer in solch ein HORROR(!)-Kinderheim gekommen - nicht auszudenken!

"Aber es war damals eine andere Zeit und zwei Schwestern/Betreuerinnen für viele fremde Kinder. Die mussten sich wohl so durchsetzen."
Was Deinen letzten Satz anbelangt; ja; das war damals wohl so. Und wer das nicht "so" konnte bzw. gemacht hätte, der war bzw. galt damals als Erzieher/in total UNgeeignet, nicht wahr?!

"Ich will das nicht entschuldigen aber man kann es heute eh nicht mehr ändern."
Ändern mit Sicherheit nicht mehr; nur; mich regt es SOOO TOTAAAL AUF, dass diese HORROR-Erzieher/innen total ungeschoren davon kamen!


Wegen zum Essen zwingen/gezwungen worden sein: Die 2. Frau meines Vaters mag absolut keine Pilze. Habe sie dann mal gefragt, woher diese ihre Aversion kommt; also ob sie "von Haus aus" keine Pilze mag, oder ob diese Aversion mal aufgrund negativer Erfahrungen entstanden ist. Und tatsächlich: Sie erzählte mir, dass sie mal als 9jährige für ein paar Wochen in einem Kindererholungsheim am Bodensee war, wo es auch mal Pilze gab und sie wollte die erst nicht essen, aber auch sie MUSSTE SO LANGE sitzenbleiben, BIS sie aufgegessen waren! Aber das ist schon wirklich ZIG, ZIG, ZIG JAHRE her - und war viel früher als in den 70er oder gar 80er Jahren.

Bin selbst ebenfalls in den 60er Jahren geboren und habe Ende der 70er Jahre/Anfang der 80er Jahre mal ein Praktikum in einem Kindererholungsheim im Schwarzwald gemacht. Und auch da war es noch absolut üblich, dass die Kinder, die dort zur Kur waren (vom Kindergartenalter bis ins Schulalter) von den Erzieherinnen/Betreuerinnen ge-/ bzw. VERhauen wurden! Und eine (DAMALS schon ÄLTERE) Betreuerin hat das ab und an mal auch praktiziert, wenn ein Kind nicht "brav"(?) war. Fand ich damals schon super gruselig und ätzend, aber was hätte ICH damals als (BLUTJUNGE!) Praktikantin dagegen ausrichten können?!?! Nämlich gar nichts! Davon ab, dass das damals noch nicht mal verboten war!


Aber wie bereits geschrieben, ist das heute ZUM GLÜCK(!!!!!!!!!!) anders; sprich; solche Horrormethoden sind heute gar nicht mehr zulässig.

Ich habe mir übrigens vor ca. 2 Jahren ein Buch "Schläge für den Herrn" von Peter Wensierski gekauft und auch gelesen. Ist zwar sehr "spannend" und "interessant", aber auch SUPER GRAUSAM!

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Re:

Antwort von Dreierbande am 18.05.2012, 15:56 Uhr

Ich war zweimal in den 80ern auf ne Nordseeinsel zur Kinderkur, zum Glück waren die dort wirklich gut, ich mußte nämlich aufgrund einiger Umstände zu Hause dringend raus, um mich davon sozusagen "erholen". Während zu Hause alle die Augen geschlossen hielten im Vorfeld, hinterfragte man hier, was passiert wäre (weils eben tatsächlich diverse Vorfälle gab) - stießen aber leider auf taube Ohren bei mir zu Hause, sonst wäre mein Leben wohl anders gelaufen. Das erste mal dort zu sein war erleichternt, als ich das zweite mal dorthin durfte, wollte ich gar nicht mehr weg, ich hab noch heute Kontakt zu einigen von damals.

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@Kaempferin

Antwort von Sonntagskinder am 18.05.2012, 15:57 Uhr

Der Hausmeister war damals dafür zuständig quasi "Nachtwache" zu halten und durchs Gebäude zu laufen um zu schauen ob alle schliefen.

Aus den Paketen wurden damals die Briefe genommen, die wurden dann von der Leitung erst gelesen und dann bekam man sie mit glück wieder. Süßigkeiten wurden entwendet, und meine Mama hat mir damals ein Buch geschickt, ich kann mich noch genau an den Titel erinnern es hieß "kleiner Wolf" ein Buch über einen kleinen Indiander Jungen. Ich habs als ich das Kurheim verließ wieder bekommen. Wahrscheinlich damit es bei den Eltern nicht auffiel.

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Re: @Pinky2 und @Sonntagskinder

Antwort von Pinky2 am 18.05.2012, 16:00 Uhr

Ja, es war supergrausam dort. Ich war übrigens auch zum zunehmen zur Kur und deswegen hat mich mich wohl auch gezwungen alles aufzuessen z.b. Fisch in Sülze (igitt). Als ich einmal satt war und keinen Schokopudding mehr runterbekommen habe, musste ich 5 Stunden davor sitzenbleiben bis ich ihn gegessen habe. Ich habs dann irgendwann getan und alles gleich wieder ausgespuckt. Dann wurde ich wieder an den Ohren ins Zimmer gezerrt.

Jeden Tag wurde gefragt ob man Stuhlgang hatte. Wenn man verneint hat musste man Stunden auf der Toilette zubringen. Ich hab nur einmal verneint, grins.

Die Pakete wurden geflizt und eben auch die ausgehende Post.

Wir Kinder waren jedenfalls in ständiger Angst bestraft zu werden.

Die einzig gute Erinnergung war eine Schneeballschlacht mit den anderen Kindern. Es war damals November und im Schwarzwald lag schon Schnee. Zur Zeit des grossen Sturms der über Deutschland hinweggefegt ist.

Jedenfalls hat man mich damals gebrochen. Ich habe gelernt das man nur genug Druck und Angst ausüben muss und KInder parieren und lernen lügen.

Vor der Kur hab ich eine Jungsbande angeführt. War ein freche kleine Göre mit Selbstbewusstsein bis zum Himmel. Hinterher mussten meine Eltern mich wieder zur Schule bringen. Ich wurde Prügelopfer in der Schule weil ich immer Angst hatte. Mein Selbstbewusstsein war quasi nicht mehr vorhanden. Die Kur hat mein komplettes Leben verändert.

Vielleicht bin ich heute auch deshalb zu meinen Kindern manchmal viel zu nachsichtig.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Christine70 am 18.05.2012, 16:07 Uhr

eltern waren noch in den 70er jahren anders als wir heute. damals war alles, was mit sexualitat zu tun hat Pfui. man redete auch nicht drüber.
wenn ein kind mal mißbraucht wurde, was es eben selber schuld, weil es mitgemacht hat. so haben sich eltern rausgeredet.

kinder, die heute erwachsene sind, haben damals nicht drüber geredet und jetzt ist es zum größten teil zu spät.

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nicht nur auf kuren passierte sowas...

Antwort von Christine70 am 18.05.2012, 16:09 Uhr

das kam auch beim lieben netten onkel von nebenan vor :(

nicht drüber rede

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@Sonntagskinder

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 16:22 Uhr

Danke für Deine Antwort und Erklärung.

Nun verstehe ich das auch mit dem Hausmeister; obwohl ich seine Handlungsweise natürlich nicht in Ordnung finde - ganz im Gegenteil.

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@Pinky2

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 16:28 Uhr

Auch Dir danke für Deine Antwort und Erklärung.

"Jeden Tag wurde gefragt ob man Stuhlgang hatte. Wenn man verneint hat musste man Stunden auf der Toilette zubringen."
Himmel, das wird ja immer schöner und besser!

"Die Pakete wurden geflizt und eben auch die ausgehende Post."
War ja echt wie im Knast... und sowas schimpft(e) sich KINDERERHOLUNGSHEIM!

"Dann wurde ich wieder an den Ohren ins Zimmer gezerrt."
Zu etwas anderem waren die wohl nicht fähig, wie mir scheint!

Kannst zwar froh sein, dass das alles rum ist und Du hinterher wieder zu Deinen Eltern konntest, aber sowas prägt einen halt leider ein ganzes Leben lang.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 16:45 Uhr

Ich noch mal - wegen zum Aufessen zwingen und Co: Mit diesen HORROR(!!!)-Erzieher/innen sollte man mal HAARGENAU DASSELBE machen, was DIE mit ihren anvertrauten Kinder gemacht haben: EBENFALLS Essen gewaltsam reinstopfen, EBENFALLS so lange sitzen lassen, BIS aufgegessen ist, EBENFALLS an den Ohren ins Zimmer (oder wohin auch immer) ziehen, EBENFALLS so lange auf der Toilette hocken lassen, BIS "das Gewisse" "erledigt" ist, EBENFALLS geliebte Dinge konfiszieren und deren persönliche Dinge filzen und entscheiden, was sie bekommen und was nicht... usw... usf... Damit die mal am eigenen Leib spüren und erleben, wie schön solch eine Be-/ bzw. MISS(!)handlung ist! Wenn ich das Sagen hätte, würde/(MÜSSTE!!!!) das mit denen noch NACHTRÄGLICH gemacht werden! Und ja, ab und an bin ich absolut für die "Wurst-wider-Wurst-Methode"! Denn auch wenn ich (Gott sei Dank!) solche Grausamkeiten nicht erfahren habe, kotzt es mich dermaßen und total an, dass diese BÖSEN Heimleiter/innen und Erzieher/innen total ungeschoren; sprich; ungestraft davonkamen!


Gruß M.

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Re:

Antwort von mama.frosch am 18.05.2012, 17:19 Uhr

du warst nicth zufällig auf amrum?
ich war zweimal dort und es war eine wunderschöne zeit.

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oh, amrum, wie nesthäkchen!

Antwort von Leewja am 18.05.2012, 17:20 Uhr

meine eltern mussten mit mir echt einmal dahin fahren (na, wir wohnten in scleswig-Holstein, war nicht so mörderweit), um auf nesthäkchens spuren zu wandeln...

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Hallo Kämpferin

Antwort von Steffi528 am 18.05.2012, 18:00 Uhr

Ich hatte Dir ja mal von mir berichtet.

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Ich habe jetzt erst vor ein paar Jahren begriffen, das es "Gewalt" ist

Antwort von Steffi528 am 18.05.2012, 18:04 Uhr

Mich hatten sie ja mit 4 Leuten festgehalten und die fünfte Person hatte mir den grünen Salat mit Gewalt eingeflöst. Ich kann immer noch keinen grünen Blattsalat essen, weil ich davon Würgereiz bekomme, ich sag als Entschuldigung, das ich dagegen allergisch bin.
Und stundenlanges in der Ecke stehen, zensierte Briefe (ich war 5 Jahre alt und fürchterlich allein), nachts nicht auf die Toilette dürfen...

meine neurotischen Erscheinungen habe ich immer noch und leide auch noch darunter. Ich habe es aufgegeben zu hoffen, das ich irgendwann ohne diese neurotischen Erscheinungen lebe.

Ich war fünf jahre alt und 6 Wochen allein zu so einer besch.... Kur.

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Re: Hallo Steffi52

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 18:25 Uhr

Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern und das ist schon etwas länger her.
Und an die Sache mit dem Salat kann ich mich ebenfalls noch erinnern - echt grausam!
Und genauso ging es der 2. Frau meines Vaters, die als 9jährige mal in einem Kindererholungsheim am Bodensee war und Pilze (auf)essen musste, die sie nicht mochte (und bis heute immer noch nicht mag, aber kein Wunder!). Ihr wurden die zwar nicht mit Gewalt reingezwängt und sie wurde auch nicht von mehreren Erzieherinnen festgehalten, musste aber auch SO LANGE sitzen bleiben, BIS sie aufgegessen hatte.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Hinze am 18.05.2012, 21:09 Uhr

Auch ich war mal zu einer Kur um zuzunehmen. Königswusterhausen (ich weiß nicht mehr ob man das so schreibt) Wir wurden auch zum Essen gezwungen. Kann mich erinnern, ich hätte Blutwurst essen sollen und hab diese Scheiben in einem unbeobachteten Moment in die Hosentasche gesteckt. Wie ich sie dann entsorgt habe weiß ich aber nicht mehr. Wir durften Nachts auch nicht auf die Toilette und als ich dann gesagt habe, das ich immer Probleme mit meinen Nieren und der Blase habe, bin ich jeden Tag damit aufgezogen worden, von den Erzieherinnen. Briefe wurden auch zensiert und deswegen haben wir die immer an Leute gegeben, die am Zaun des Freigeländes vorbei kamen und haben sie gebeten die Briefe in den Kasten zu werfen. Erhaltene Post wurde ebenfalls kontrolliert und Päckchen durften wir gar nicht empfangen. Eine Erzieherin hasse ich noch heute, ich seh sie immer noch vor meinen Augen. Jeden Morgen war Bürstenmassage. Wir standen im Unterhose (egal ob Junge oder Mädel) in Reihen und mussten uns gegenseitig massieren. Ich fand das schrecklich. Erst recht, wenn es ein Junge war, der hinter mir stand.
Wahn sinn was es damals noch für Erziehungsmethoden gab :( Bin heute selber Erzieherin und denke mir oft, wie kann man sowas nur machen mit den kleinen Schutzbedürftigen Menschlein.

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Re: oh, amrum, wie nesthäkchen!

Antwort von mama.frosch am 18.05.2012, 21:24 Uhr

nesthäkchen war der auslöser dafür, dass ich nach amrum in kur wollte ;-)
da auch eine nötig war haben meine eltern versucht dass ich dort hinkomme und es hatte geklappt. es war sehr, sehr schön dort. war das "kindersanatorium satteldüne".

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@Hinze

Antwort von kaempferin am 18.05.2012, 21:31 Uhr

Auch noch BLUTWURST - also das wäre ja haargenau das Richtige für mich gewesen! Ich glaub', da hätte ich nur gekotzt... Ich esse ja sehr vieles, aber es gibt auch (wenige!) Speisen/Lebensmittel, an die ich üüüberhaupt nicht dran kann - und Blutwurst gehört dazu!

Wann genau war das denn, als Du in dieser HORROR-Kur warst?


"Bin heute selber Erzieherin und denke mir oft, wie kann man sowas nur machen mit den kleinen schutzbedürftigen Menschlein."
Das denke und sage ich doch schon die ganze Zeit! Und ICH könnte das auch nicht... NEIN, NIEMALS NICHT!!!

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wie schön!

Antwort von Leewja am 18.05.2012, 22:06 Uhr

ich behaupte bis heute, dass ich wegen nesthäkchen medizin studiert habe.
spielet , denke ich, sogar wirklich eine rolle, das und meine wunderbare kinderärztin

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 19.05.2012, 10:27 Uhr

Ich habe noch die Liedertexte in Erinnerung, die dort gesungen wurden. Teilweise findet man sie leicht im Internet wieder.

1. "Lager-Boogie" (...tschu tschu tschu, die Zeit vergeht im Nu)

2. Auf der grünen Wiese liegt der Theodor, neben ihm die Liese...

3. Gedicht "Hallo, Daisy, hier ist Duck, mir scheint die Sonne..."

4. Gedicht "Licht aus, Licht aus..."

(2-4 mit sehr stark sexuellem Inhalt)

Wer kennt noch weitere Heimlyrik aus dem Luginsland?

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Aus deiner Hölle nicht

Antwort von Steffi528 am 19.05.2012, 11:10 Uhr

aber "Nehmt Abschied Brüder ungewiss", das gab es bei "uns" in Bad Sassendorf.
und Freitags war Schuhputztag und und und...

Werden eigentlich die Traumata durch die Kinderkuren irgendwo offiziell diskutiert? Ich habe bisher immer nur von richtigen Heimaufenthalten und Zwangsadoptionen gelesen.

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@kaempferin

Antwort von Hinze am 19.05.2012, 11:22 Uhr

Muss so um 1980 gewesen sein, ich weiß nur noch, das ich schon in der Schule war und ich bin 1979 eingeschult worden. Also so mit 7 oder 8 Jahren.
Vielleicht bin ich auch deshalb Erzieherin geworden, weil ich nicht möchte, das so etwas nochmal passiert. Naja, eigentlich wollte ich ja zu den Allerkleinsten.
Ich denke ich habe sehr gut verdrängt diese Zeit und meine Eltern haben mich damals eher unterstützt, aber da sie ja während der Kur nichts davon mitbekamen, wie es wirklich war, konnten sie mir da nicht direkt helfen. Sie haben mich aber danach erst mal wieder das essen lassen, was ich gerne mag :) Man, wenn ich dran denke das ich mal zunehmen sollte.......... Jetzt versuch ich die Pfunde wieder los zu werden, die ich im Laufe der Jahre zuviel drauf bekommen hab *lach*

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Re: Aus deiner Hölle nicht

Antwort von Schwarzwald am 19.05.2012, 11:30 Uhr

Im Heimkinder-Forum hat sich auf diesen Bericht niemand gemeldet, allerdings werden dort wohl Erfahrungen aus anderen Kurheimen diskutiert.

http://heimkinder-forum.de/v3/board3-heim-talk/board5-erinnerungen-an-heime-damals/14845-gewalt-und-sexueller-mi%C3%9Fbrauch-im-dak-kinderkurheim-luginsland-in-todtmoos-weg-sp%C3%A4te-70er-jahre/

Wenn es irgendwo ein spezielleres Forum gibt, würde mich das sehr interessieren.

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Re: Aus deiner Hölle nicht

Antwort von Steffi528 am 19.05.2012, 12:42 Uhr

Ich wußte noch nicht einmal,d as es DAS Forum gibt.

Hmmmm,

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Essstörung

Antwort von Steffi528 am 19.05.2012, 12:46 Uhr

Kenne ich irgendwo her.

1977 war ich das erste Mal weg, dann nochmal 1986 (da war es aber schon besser, von der Hölle ein Aufstieg bis ins Fegefeuer).

Und ich frage mich immer wieder, ob ich mich so "anstelle", oder ob es mich wirklich fast zerstört hat. Ich sage fast, denn ich bin noch da (und bleibe es auch), aber die Neurose bekomme ich wohl nicht mehr weg.

ich bin auch im sozialen beruf gelandet, das hat bei mir aber auch noch andere Gründe.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 19.05.2012, 13:43 Uhr

Ich wüßte gerne mal, wie groß hier das allgemeine Interesse an einer Yahoogruppe zum Thema Luginsland/Todtmoos ist. Es scheint ja einige Leute zu geben, die dort so ihre Erfahrungen gemacht haben. Und dieses Forum hier ist nur die Spitze des Eisbergs.

Hildegard Augustinski hat sich dann später übrigens als Leiterin des Vereins Hartheim für Tschernobyl-Kinder engagiert. Warum der Verein dichtgemacht wurde, weiß ich nicht. Jedenfalls hat die Dame ein beträchtliches Vermögen, das sie u. a. mit ihrem Kinderkurheim erwirtschaftet hat.

Googeln hilft immer.

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Re: @Pinky2 und @Sonntagskinder

Antwort von Schwarzwald am 21.05.2012, 11:39 Uhr

Ich denke, man sollte das nicht zu sehr generalisieren à la "Das Heim ist immer grausam". Ich für meinen Teil kann Mißhandlungen durch "Tanten" nicht bestätigen. Die Mißhandlungen erfolgten durch die älteren Kinder. Das Versagen des Heimpersonals lag im Nicht-Hinsehen, teilweise sogar nach direkter Ansage, daß man in seinem Zimmer verhauen würde. Antwort: "Gehe bitte jetzt in Dein Zimmer".

Wo es solche Freiräume gibt, werden sie klarerweise auch genutzt.

Was mich so ausgesprochen ratlos macht, sind zwei Dinge:

1. Wie kommen Eltern, die selbst beruflich ein bißchen "vom Fach" sind, auf die Idee, ihre (zwei) Kinder im Alter von 3, 5, 6 und 9 Jahren für jeweils fünf oder sechs Wochen, gegen ihren Willen und ohne die geringste Kontrollmöglichkeit in Kinderheime zu schicken?

2. Wieso steigen Eltern, wenn sie eine außerordentlich massive und weitreichende Begebenheit in einem PKW aus ca. 60 cm Abstand erzählt bekommen, nicht sofort in die Eisen, fahren das nächste Motel an und helfen ihrem Kind durch aufmerksame Gespräche?

Meine Mutter hat sich noch vor ein paar Jahren weggeduckt, als ich sie auf einem Spaziergang gefragt habe, wieso ich denn mit diesem Kuraufenthalt so ausgesprochen schlechte Erinnerungen verbinde. Sie bückte sich zu einer Blume hinunter und erläuterte mir ihre Blüte. Vielleicht eine Botschaft (im Sinne von: "Das Leben geht weiter")?

Ich kann mir nicht helfen, aber ich fand's abstoßend und deprimierend.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 24.01.2013, 18:47 Uhr

Hallo an alle hier
Ich war Ende der 70er Jahre ebenfalls in Todtmoos in Kinderkur. Alt war ich so 7 oder 8.
Auf der Suche in Internet nach Informationen über Todtmoos und den dortigen Kurhäusern bin ich auf diese Seite gestoßen.
Mir hat sich beim durchlesen der Magen umgedreht.
Aber wenn ich so in mich kehre um meine Erinnerungen an Todtmoos nach außen zu kehren, kann ich in diesem Heim aber nicht gewesen sein.
Nach meinen Erinnerungen stand das Kurhaus mitten im Wald auf einer Lichtung. Keine weiteren Häuser in Sichtweite. Das Dorf konnten wir nur zu Fuss durch den Wald erreichen. Busverbindungen gab es dort keine.
Grillplatz, nein falsch eher eine große Feuerstelle und ein Bach befand sich unmittelbar vorm Haus.
Ums Haus herum Wald, Wald und noch mal Wald. Und Moorlöscher gab es im Wald. Dort mussten wir aufpassen, dass wir da nicht hineingerieten.
(Vor über 30 Jahren war dort viel Wald- kann heute ganz anders sein)
Das Haus sah zum damaligen Zeitpunkt eher wie eine Jugendherberge aus.
An Gewalt oder gar Mißbrauch kann ich mich dort nicht erinnern, was aber nicht bedeutet, dass dem nicht vielleicht dort auch so war. Eine gewisse Strenge ja daran kann ich mich erinnern. Hausordnung, Tischordnung, Zimmerordnung etc. war an der Tagesordnung.
Aber was mir beim durchlesen eurer Bericht aufgefallen ist, ist folgendes.
Taschengeld (wie viel dies war, weiß ich nimmer) unserer Eltern verwaltete die Kurleitung.
Zufall oder nur zur Sicherheit?
Kann ich nach so langer Zeit nicht mehr sagen.
Ich meine mich auch erinnern zu können, dass unsere Zimmer ebenfalls Namen trugen. Genauso wie das Haus. Nur weiß ich nicht mehr welchen. Postkarten von Haus gab es auch. Hatte auch mal eine, aber diese befindet sich mittlerweile im Nirvana.
Und viel gesungen haben wir auch z.B. "Lager-Boogie" (...tschu tschu tschu, die Zeit vergeht im Nu)
Zufall was den Gesang betrifft oder hatten wir vielleicht stellenweise die gleichen Erzieher/innen?
Gab es damals eigentlich auch schon Erzieher?
Ja und viel gewandert sind wir auch.
Sollte dort eigentlich zunehmen, weil ich zum damaligen Zeitpunkt Untergewichtig war. Aber statt zuzunehmen, nahm ich durch die vielen Wanderungen eher ab.
Nach all dem was ich hier gelesen habe, würde mich mal brennend interessieren, ob es zu den beiden Häusern vielleicht eine Verbingung gab.
Wie oben schon geschrieben, glaube ich nicht das es das gleiche Haus war.
Bin mal gespannt. Bleibe jetzt erst mal an dem Thema dran. Vielleicht schreibt hier ja noch mal jemand etwas zu Todtmoos und seinen Kinderkurheimen.
Gruß Petra

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 24.01.2013, 19:58 Uhr

Hallo,

hier gibt es Bilder von diesem Haus, wie es heute aussieht. Zu Deiner Zeit sah es im Wesentlichen genauso aus. Markant das kleine Nebenhäuschen sowie ein Schwimmbecken. Markant auch der sehr große Holzbalkon.

Anhand dieser Bilder muß Dir eigentlich spontan einfallen, ob Du vielleicht in diesem Haus warst oder eben nicht.

http://www.tripadvisor.de/LocationPhotos-g562793-d1007621-Luginsland-Todtmoos_Black_Forest_Baden_Wurttemberg.html

http://www.alpetour.de/klassenfahrten-jugendgruppen/haeuser/internationales-gaestehaus-luginsland-todtmoos-sommer/

Google-Bildersuche: todtmoos luginsland

Alles Gute!

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 25.01.2013, 10:59 Uhr

Hallo

Die Bilder habe ich mir zuvor auch schon angesehen. Deshalb glaube ich ja auch nicht dort gewesen zu sein. Das Haus war eher sehr schlicht gebaut. So wie z.B. auch ein Schulgebäude. Ob es einen Balkon hatte, entzieht sich meiner Erinnerung.
Floß damals denn vorm Haus ein Bach? Und war viel viel Wald drumherum?

Ich kann aber auch noch ungefähr das Haus von Innen beschreiben.
Die Mädchen sind am Haupteingang in den oberen Stock zu den Schlafräumen gelangt. Während die Jungen durch den Speisesaal mussten um von einen kleinen Flur zu deren Treffenaufgang zu gelangen.
Die Küche lag unterhalb der Schlafräume von den Mädchen.
Man kam sozusagen vom Haupteingagn in den Speisesaal und gleich rechts vom Eingang befand sich die Küche.
Was ich auch noch so in Erinnerung habe ist eine Wanderung auf einen Gipfel. Der Wanderweg begann direkt hinterm Haus.
Sagt dir das vielleicht etwas?
Ich war über die Berichte über Luginsland geschockt. Auch wenn ich dort vielleicht nicht war, so war ich aber wahrscheinlich (sollten meine Erinngerungen mir keine Streiche spielen) unmittelbar in der Nähe.
Ach ja noch etwas, ich war nicht in der DAK Krankenkasse, sondern bei der AOK versichert. Ich glaube das Spielte damals auch schon eine Rolle.

Danke auch noch für die schnelle Antwort.

Vielleicht finde ich es ja doch noch heraus, wo ich damals war. Es könnte auch sehr gut sein, das es dieses Gebäude gar nicht mehr gibt oder man was ganz anderes daraus gemacht hat. Nichts Öffentliches mehr z.B.

Gruß Petra

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 25.01.2013, 15:07 Uhr

Anhang:
Habe mir noch einmal auf Google Map die Landkarte von Todtmoos angesehen und habe die Bäche entlang verfolgt.
Bin da dann auch auf den Sägebach gestoßen, welcher vom Wald in mehreren Seitenarmen ins Dorf fließt. Genauer gesagt, der Bach fließt in der Nähe der „Alten Dorfstraße“ von Todtmoos weiter durch den Ort.
Wir Kinder wurden ja mit dem Bus an dieses Kinderkurheim gefahren. Normaler Busverkehr gab es dorthin nicht. Über einen Landschaftsweg und durch den Wald sind wir mit dem Bus an dieses Gebäude gelangt.
Und nun glaube ich dieses Gebäude gefunden zu haben.
Wenn man nun den Sägebach noch oben in den Wald folgt, kommt man an der Hochkopfstraße (der L151) nicht vorbei. Diese Straße gab es so ausgebaut damals mit Sicherheit noch nicht. Als Land(wirtschafts)straße /weg wahrscheinlich schon.
Der Bach fließt unter dieser Straße (L151) weiter nach oben und man kann eine Namenslose Straße erkennen, welche in einen Landwirtschaftsweg übergeht. Dieser führt sowohl nach unten als auch nach oben. Und genau dort habe ich ein Gebäude per Satelitenbild gefunden. Unmittelbar dahinter, hinter ein paar Bäumen geht die L151 entlang. Auch befindet sich eine Scheune am Weg nach unten. Habe ich auch noch in Erinnerung. Und es befinden sich auch keine weiteren Häuser sichtlich in der Nähe. Zwar kann man über Satelitbild rechts noch ein Haus in einem Wäldchen erkennen, aber dieses meine ich nicht.
Und was auch noch dazukommt, kann man von dort aus auf einen Gipfel wandern.
Wenn ich damit recht hätte, stelle ich mir jetzt und nach dem was ich alles was in Luginsland passiert ist gelesen habe, die Frage:“ Warum um Gottes Willen, errichtet jemand mitten im Wald ein Kinderkurheim?“
Kann mir echt nicht vorstellen, mich so in meinen Erinnerungen zu täuschen.

Und selbst, wenn es dieses Gebäude nicht sein sollte. Dann muss es in Todtmoos / Umgebung so einen ähnlichen Platz geben oder vielleicht gegeben haben.

Gruß Petra

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 25.01.2013, 15:39 Uhr

Hallo,

vielleicht kannst Du mal den Link zu dem Satellitenbild hier einfügen, dann kann man sich das mal anschauen.

Bitte beachte auch, daß viele Diskussionsteilnehmer sich auf andere Kurheime bezogen haben, sogar in ganz anderen Gegenden. Auch muß es in Todtmoos damals mehrere Kinderkurheime gegeben haben.

Die Kinderkurheime waren damals eine prima Geschäftsidee, dauernd kamen busweise neue Kinder und die Kohle kam von der Krankenkasse. Jedes reiche Ehepaar mit Haus und Kontakt zu einem Arzt konnte damals sowas machen. Besonders erschütternd finde ich die Geschichten über Zwangsernährung, aber fast jeder berichtet auch immer von extremem Heimweh.

Mein Vater war damals Lehrer und meine Mutter arbeitete bei der Fürsorge, beide mit unbegrenztem Selbstbewußtsein. Ich verstehe bis heute nicht, wieso sie ohne jedes Gefühl mehrere Male ihre Kinder einfach weggegeben haben. Ich hätte dabei keine ruhige Minute.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 25.01.2013, 16:47 Uhr

Hallo

Das habe ich schon verstanden, dass die Berichte nicht alle aus Todtmoos stammen.

Bin leider nicht so geschickt mit einfügen von Bildern. Sorry.
Meine Beschreibung wie man zu dem Gebäude über Google Map gelangt reicht nicht aus? Man kann es leider auch nur von oben sehen.
Das Gebiet wird auch glaube ich "Lehnen" genannt. Etwas oberhalb befindet sich das Hochkopfhaus. Von dort aus langsam vergrößert nach unten scrollen. Gebäude steht nicht weit davon etwas rechts. Besser kann ich es leider nicht beschreiben.

War auch mit meinen Kindern in Kur. Ich hätte nämlich auch keines meiner Kinder alleine in Kur gehen lassen. Zum Glück wurde später ja auch die Mutter-Kind-Kur eingeführt. Oder gab es die auch schon in den 70er?

Ja, habe nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt. Meine Mutter lebt zwar noch, aber der Kontakt ist komplett abgebrochen und kann auch nicht mehr gekittet werden. Traurig, aber wahr.

Glaube kaum, das meine Eltern meine Schwester alleine in eine Kur geschickt hätten. Mich aber schon.
Mein Vater arbeitete damals in der BASF. Hatte somit einen guten Verdienst. Meine Mutter war Hausfrau.

Meine Mutter hat auch immer versucht mir einzureden, dass ich mir vieles aus meiner Kinderheit z.B. viele Besuche und Übernachtungen bei meiner Oma doch nur eingebildet hätte. Glaube nämlich kaum, das Sie mir hinsichtlich Todtmoos eine andere Antwort geben würde, wenn wir noch Kontakt hätten.

Die gewisse Postkarte von Todtmoos könnte nämlich noch im Besitz meiner Mutter sein.
Würde mir die Suche meiner Erinnerungen nämlich ganz schön erleichtern, wenn ich diese Karte noch in meinem Besitz hätte.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 25.01.2013, 17:56 Uhr

Ich habe noch mal nachgesehen und festgestellt, dass die "Alte Dorfstraße" ja sehr langgezogen ist.
Vom Luginsland (was ja auch auf dieser "alten Dorfstraße" steht) der Straße nach oben hin folgen.
Um die Suche zu erleichtern mit dem was ich geschrieben habe. Die Straße "Am Hang" und "Zeller Straße" befinden sich in der Nähe.
Ebenfalls das Skiliftzentrum "Herrenschwand".
Wenn du dem Skilift folgt, kommt du auch an diesem Gebäude vorbei.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 25.01.2013, 19:34 Uhr

Das Haus kann man im Google Maps mit der Zahlenfolge 47.759767,7.981052 auffinden (Kontextmenü "Was ist hier?" aufrufen).

Was für Erinnerungen hast Du an den Aufenthalt? Schreib alles, was Dir einfällt. Das hilft Dir und anderen, diese Zeit möglichst gut in die Erinnerung zurückzuholen.

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Petwilleswissen am 25.01.2013, 20:43 Uhr

Jepp, das ist das Gebäude welches ich heute Mittag gefunden habe.
Ob es auch das aus meiner Erinnerung ist, weiß ich nicht.
Aber wenn ich so über die Landkarte streife, finde ich nichts vergleichbares. Es könnte allerdings auch sein, dass das Gebäude längst nicht mehr steht.
So wie mir die Möglichkeit gegeben ist, werde ich mich ganz einfach mal auf den Weg nach Todtmoos machen, um vor Ort noch mal zu recherchieren. Es soll in einem Museum von Todtmoos auch geschichtliches über die dortigen Kurhäuser vorhanden sein. Vor Ort bekomme ich bestimmt mehr heraus.
Vielen Dank trotzdem für deine Antworten. Vielleicht meldet sich ja über dies Seite noch jemand, der ebenfalls wie wir in Todtmoos zu dieser Zeit in Kinderkur war.
Und ja, Heimweh hatte ich damals auch ganz schön. 6 Wochen von zu Haus weg zu sein, ist für ein Kind von 7 oder 8 Jahren doch ganz schön heftig.

Wünsch dir eine gute Nacht und ich melde mich bestimmt wieder

Gruß Petra

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 21.02.2013, 19:33 Uhr

Falls jemand erzählen will, aber hier nicht den richtigen Ort dafür sieht, kann er auch zu dieser Gruppe gehen:

http://de.dir.groups.yahoo.com/group/Kinderkurheime

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von mac arthur am 08.04.2013, 19:08 Uhr

Hallo,
ich konnte es nicht fassen, als ich auf Euch gestoßen bin.
Hab einfach mal ausprobiert, ob es noch irgendetwas über dieses Horrorerlebnis Luginsland gibt.
War mir ehrlich nicht sicher, ob sich jemand jemals dazu äußern würde.
Auch, verschwimmt irgendwann die erlebte Realität zu einem Gefühl von
"Das war wohl alles richtig so, wie es war und man selbst ist bestimmt nur ein Weichei mit etwas ausgereifter Fantasie!"
Trotzdem winkt im Hintergrund gelegentlich die ein oder andere Erinnerung und lässt sich nicht einfach leugnen.
Ich war 1973 dort, im Alter von 6 Jahren. Es war November und in dieser Zeit viel auch noch mein siebter Geburtstag. Schrecklich!!!
Meine 6 Wochen wurden auf 8 verlängert, weil meine Mutter kank war.
Das war wohl auch der Grund, warum wir (mein Bruder und ich) dort hin mussten. Anstatt die depressive Mutter zu behandeln, verschickt man die Kinder, damits zu Hause leichter fällt.
Geld gabs bei uns nicht im Überfluss. Die Kosten dafür übernahm die RAG.
Außer zwei Spaziergängen, saßen wir nur im Aufenthaltsraum und spielen dort oder bastelten etwas. Gesungen wurde auch.
Eine Tante "Gitta" habe ich noch in Erinnerung. Bin mir aber nicht mehr so sicher, ob der Grund dafür in ihrer Freundlichkeit lag oder ob sie so biestig war.Ich habe mit ihr immer "Gitter"...für Gefängnis in Zusammenhang gebracht. Das lässt eigentlich tief blicken. Meinen Bruder habe ich in der ganzen Zeit geschlagene zwei Male zu Gesicht bekommen. Mädchen und Jungen waren strickt getrennt.
Einmal spielten die Jungs im Garten. Es hatte geschneit. Im Teich o. Pool draußen lagen tote Mäuse. Eine fing mein Bruder und die Jungs warfen damit umher. Es hatte gerade geschneit. Die Mädels verbrachten auch diesen Tag im Aufenthaltsraum. Später erkrankte mein Bruder und lag neben unserem Raum in der medizinischen Abteilung. Dort kletterte er übers Bett hoch zum Oberlicht, um nach mir zu schauen. Dabei erwischte man ihn und es gab einen Satz heiße Ohren und kein Abendessen. Leider kann ich mit ihm heute nicht mehr darüber sprechen, weil er bereits verstorben ist.Bei den Jungs muss es nach seinen damaligen Aussagen ebenfalls heiß her gegangen sein. Nach unserer Ankunft zu Hause glaubte uns sowieso niemand und wir kehrten es dann auch unter den Teppich.
Bis heute...
Würde mich über einen Austausch freuen!
lg
Mac Arthur

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Schwarzwald am 15.04.2013, 9:02 Uhr

Lieber Mac Arthur,

Deine Erfahrungen in diesem Kurheim sind schlimm. Wie hast Du das Heimweh/Verlassensein (?) erlebt? Als ich mit 9 Jahren dort war und größere Schwierigkeiten mit anderen Kindern hatte, schrieb ich nachhause – der Brief ging zwar einwandfrei durch, aber meine Eltern schrieben lakonisch zurück, ich soll mich dann eben mit anderen Kindern beschäftigen.

Ich verstehe bis heute nicht, wie man kleine Kinder so lange weggeben kann, gegen ihren Willen und ohne daß man die Kontrolle darüber hat, was dort läuft. Ich weiß auch nicht, ob man in all diesen Fällen seinen Eltern eine narzißtische Störung bescheinigen kann, auf die man das dann schiebt. Was ist, wenn die Eltern keine narzißtische Störung haben? Wieso heißt es immer, es waren andere Zeiten? So anders waren diese Zeiten doch gar nicht, vor allem wurde Elternliebe doch nicht erst 1990 erfunden. Ich weiß sogar, daß meine Mutter als Kind oder Jugendliche auch mal von anderen Kindern gequält worden ist, wie kann sie dann so einen Brief schreiben?

Gut, es war in meiner Erinnerung einiges recht hübsch gemacht in diesem Heimaufenthalt, es gab ein ausgewogenes und interessantes Freizeitprogramm. Aber denkt nur mal an diese Briefeverteilung, es war unser kleines Fenster nachhause, und wenn der Brief fertiggelesen war, blieben wieder nur Heimweh, Langeweile, ein bißchen Spielen und ansonsten sehr viel Angst.

An mir arbeiteten sich später mehrere sehr gescheite Psychologen ab, ich kam in einen Kinderhort und dann in einen anderen, mit psychologischer Betreuung, ich hatte "soziale Probleme", habe zwei Klassen wiederholt, hatte mehrere Schulwechsel, meine Mutter wirft mir heute vor, daß sie sich auch meinetwegen hat scheiden lassen. Aber es hat sich nie jemand dafür interessiert, ob man nach drei Zwangsaufhalten in Kinderkurheimen, wo man sich einmal mit sechs Jahren schon auf der Hinfahrt im Zug angepinkelt hat, irgendwas an der Klatsche haben könnte.

Von meinem Vater habe ich erfahren, daß sie in der Autoclub-Zeitschrift von diesem Kurheim gelesen haben und es ganz schön fanden, auch mal für sich Urlaub zu machen. Sie haben uns so in die Heime gesteckt, wie man seinen Hund in den Ferien ins Tierheim gibt.

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Kunderkurheim Luginsland – sexualisierte Lieder und Gedichte – wer kennt welche?

Antwort von Schwarzwald am 15.04.2013, 9:10 Uhr

Ich habe bereits geschrieben, daß es in diesem Kinderkurheim eine sexuell sehr stark aufgeladene Alltagslyrik gab. Bei manchen Sachen habe ich echt Hemmungen, sie hier zu schreiben.

Ich gebe aber ein paar Kostproben und wüßte gerne, ob Ihr auch solche Sachen in Erinnerung habt.

----

Hallo Daisy, hier ist Duck,
mir scheint die Sonne auf den Sack
weißt du noch, vor vierzehn Tagen,
als wir auf dem Sofa lagen
runtergefallen, Spatz verknickt,
gradegebogen, weitergef****.

----

Auf der grünen Wiese
liegt der Theodor,
neben ihm die Liese
fummelt am Motor.
Fummelt am Vergaser,
fummelt am Magnet,
bis der rote Zeiger
kerzengrade steht.
Liese legt den Gan ein,
Theodor gibt Gas,
dreimal rauf und runter,
hei, wie macht das Spaß.

----

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Re: Kunderkurheim Luginsland – sexualisierte Lieder und Gedichte – wer kennt welche?

Antwort von mac arthur am 17.04.2013, 21:57 Uhr

Hallo Schwarzwald,
freue mich über die Rückmeldung.
Das war alles kein Spaziergang und ist sicherlich nur von Menschen zu verstehen, die das selbst erlebt haben. Wichtig ist, dass man erkennt, dass das alles tatsächlich alles so war, wie wir es erlebt haben. Die Tatsache, dass unsere Eltern uns verschickt haben ist vielleicht weniger schlimm, als die dass man uns anschließend kein Gehör geschenkt hat. Aber, auch das ist verständlich. Wer sein Kind zur Kur schickt, kann ja nur ein reines Gewissen haben. Schließlich ist Kur etwas Gutes. Im Nachhinein als Eltern damit fertig zu werden, dass man seinem Kind gerade das Gegenteil angetan hat, muss schlimm sein.Verdrängen ist da der beste Mechanismus.
Wenn Eltern ihre Kinder wegschicken, steckt da schon mal Überforderung hinter.Woher soll dann die Kraft kommen mit dem Geschehenen umzugehen?
Ich habe kaum etwas Gutes aus dieser Zeit in Erinnerung.
Schrecklich fand ich z.B. das abendliche Anstehen vor der Toilette. Der letzte Gang vor dem Schlafengehen irgendwie um Sieben Uhr. Danach befand sich eine Nachtwache auf dem Flur und leuchtete mit Taschenlampe ins Gesicht und jagte einen zurück ins Bett. Wer nachts noch mal musste hatte Pech. Da wurde man u.U. wieder zum Bettnässer oder mehr. Am nächsten Morgen flog das Missgeschick natürlich auf. Regelrecht vor Gericht gestellt wurde man als sechsjähriges eingeschüchtertes Kind natürlich schuldig gesprochen und bekam mal wieder seine Post zur Strafe nicht.
Wer dann noch nach Hause schreiben wollte, wie schrecklich alles ist, unterlag der Zensur.Ein Diktat mit schönen Worten wurde schließlich versendet.
Herzliche Grüße
Mac Arthur

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Re: @Kaempferin

Antwort von Beatri am 27.10.2020, 16:01 Uhr

Hallo, ich war 1988 im Sommer dort zur Kur, ebenfalls zum zunehmen. All das was bisher geschrieben wurde kann ich nur bestätigen, grade kommen so viele Bilder hoch...krass. Es waren die schlimmsten 4 Wochen die ich als Kind (13 Jahre) erlebt habe. Zum Glück waren wir nach ein paar Tagen eine kleine zusammengeschworene Clique die auch auf die Kleinen acht gab.

Bin durch puren Zufall auf dieses Forum gestoßen, die Beiträge sind zwar schon eine halbe Ewigkeit her, aber ich wollte es dennoch loswerden.

Herzliche Grüße, Trixi

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Agnes H. am 08.07.2021, 11:54 Uhr

Hallo Petra,

ich war 1968 im Haus Luginsland in Todtmoos-Weg und war vor kurzem auch schon mal vor Ort. Ich hätte hier eine Adresse, es ist oder war ein Gästehaus und wäre in der "Alte Dorfstr. 4" in Todtmoos-Weg. Ich habe eine heftige Erinnerung von einer Betreuerin, eine kräftige Frau, die mich geschlagen hat. Sonst weiß ich nur, dass ich heftiges Heimweh hatte, keinen Besuch und keine Post oder Päckchen von zuhause bekommen habe. Auch an die Namensetiketten, die mir damals meine Mutter in die Kleidung eingenäht hatte.
Würde mich aber gerne an mehr erinnern, da ich verändert nach Hause gekommen bin.
Ich war vorher ein neugieriges und fröhliches Kind.
Ich fuhr auch alleine oder mit einer Begleiterin mit dem Zug dort hin.
Ich habe ein aktuelles Bild. Vielleicht waren wir ja in demselben Haus nur zu unterschiedlicher Zeit.

Gruß
Agnes

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Ralf67 am 06.12.2022, 20:31 Uhr

Hallo zusammen, ich war 2x bei Augustinski, schätze 78 aufwärts. Ich war schockiert wie sehr mich die Ausführungen hier im Forum berührt haben. Diesen Sommer habe ich versucht das Heim zu finden, nicht einfach aber es ist gelungen. Fazit: maximal beklemmend. Ein Blick durch das Fenster in den Speisesaal, völlig unverändert. Die Balkone,.. dort mussten wir im Winter mit Wolldecken eine oder eineinhalb Stunden liegen. Mit Redeverbot. Zungenschlag mit der Erzieherin im Etagenbett, abgehangen mit einer Wolldecke. Das Ergebnis von Flaschendrehen. Damals im Winter wurde eine Köchin gefeuert, wir Kinder haben zu ihr gehalten, sie zuhause in ihrem urgemütlichen Haus besucht. Das Haus war von Tannen umgeben, wir haben um ihren Esstisch gesessen und und sie bemitleidet. Sie wohnt nicht mehr dort. Ich habe mit Dorfbewohnern gesprochen. Hinter dem Heim gibt es ein vergleichsweise neues aber nicht schönes Haus, angeblich gebaut von einer damaligen Leiterin des Heims. Das aber ist Hörensagen. Ich fände eine Gruppe wirklich gut, mag verstehen wie unterschiedlich Menschen das wahrgenommen haben, was es mit mir gemacht hat.

An die Lieder kann ich mich so gut erinnern. Im Sommer sind wir an dem Bach runter nach Todtmoos marschiert. Im Winter gab es einen Schlepplift wo wir Skiunterricht hatten.

Gestern habe ich darüber mit meiner Mutter gesprochen. Sie sagte mir, dass sie gehofft hatten uns etwas Gutes zu tun. Ich bin davon überzeugt. Enorm wie sich die Dinge geändert haben. In dem Fall zum Guten!

Irgendwo habe ich mal einen Namen einer Betreuerin gelesen, Gitti oder so. Die Person die ich meinte, war sportlich, nicht ganz schlank. Sie hatte recht kurze, braune Haare fransige Haare. Flaschendrehen war ihr Ding. Wirklich Krass. Gruß Ralf

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Re: Gewalt und sexueller Mißbrauch im Kinderheim Luginsland in Todtmoos-Weg

Antwort von Mareen05 am 09.01.2024, 10:02 Uhr

Hallo,

jetzt habe ich mich hier mal extra registriert um antworten zu können, obwohl eure Beiträge ja schon wirklich älter sind.

Ich war 1981 in Luginsland zu Kur, muss im Februar gewesen sein, für 6 Wochen
Im Sommer sollte ich eingeschult werden also war ich gerade 6 Jahre.

Ich weiß nicht, ob ich nichts besonders schlimmes erlebt habe, oder ob ich das verdrängt habe? Ich war ja wirklich noch klein....
Das einzig "schlimme" an was mich mich erinnern konnte war, das ich mal einen Caramel-Pudding oder so was aufessen sollte, der hat bitter geschmeckt, wie Kaffee (mag ich bis heute nicht)....erst dann durfte ich fernsehen (in einem großen Extra-Raum angrenzend zum Speisesaal). Aber geschlagen oder so hat mich meines Wissens nach niemand.

Die Pakete mit den Süssigkeiten die wir von zu Hause erhielten wurden in einem Sideboard eingeschlossen und an alle verteilt.
Ich erinnere mich an feuchte Duschräume im Keller, ja es war kalt (Februar!!!), und nass.
Auch das Abends vor dem Schlafen wir alle ab und an gewogen und untersucht wurden, weiß ich noch.

Die Erzieherinnen haben Karten und Briefe, die ich diktiert habe, nach hause geschrieben (wie gesagt ich war noch nicht in der Schule).

Habe ich da einfach Dinge nicht mitbekommen? Oder war einfach nichts schlimmes?

Ich weiß nicht mehr....

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