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Geschrieben von Murmeltiermama am 13.04.2016, 9:58 Uhr

Böhmermann im Interview mit BILD

Jan Böhmermann bricht sein Schweigen! Das große Interview zum Erdogan-Eklat! Über das ZDF, Kanzlerin Merkel und wie es sich anfühlt, wenn aus Satire brutale Wirklichkeit wird! Ich denke, da haben wir einen Scoop!

Frage: Herr Böhmermann, sprechen wir jetzt mit dem Satiriker - oder dem Menschen Jan Böhmermann?

Jan Böhmermann: "Um es mit Klaus Kinski zu sagen: Ich verstehe die Frage nicht."

Frage: Wir wissen bei Ihnen nie, ob Sie ernsthaft antworten oder ob die Antwort wieder nur Satire ist.

Böhmernann: "Ich sehe keine Grenze zwischen dem Menschen und dem Satiriker. Schauen Sie sich an, wen ich als Anwalt angeheuert habe: Christian Schertz! Der vertritt mich wirklich, das ist real, ich bezahle ihm viel Geld dafür. Obszön viel. Gleichzeitig ist das doch Realsatire, dass mich nun der Mann verteidigt, der in meiner Sendung als Scherzanwalt Dr. Witz auftaucht und mir mal gerichtlich erklären wollte, wo die Grenzen der Satire liegen. Das kann man sich nicht ausdenken. Das ganze Leben ist Satire. Man muss sie nur erkennen."

Frage: Ihr Instinkt für die Konsequenzen Ihrer Satire scheint Sie bei Ihrem Erdogan-Gedicht verlassen zu haben.

Böhmermann: "Der Mensch Böhmermann würde Ihnen vielleicht zustimmen. Der Satiriker würde sagen: Ich habe alles richtig gemacht. Aus meiner Satire ist Realität geworden. Beim ZDF hoffen sie jeden Tag, dass nicht der nächste Erdogan-Mob auf den Lerchenberg zieht und mit faulen Eiern wirft. Erdogan läuft fluchend durch seinen Palast. Die Kanzlerin erklärt jeden Tag, dass die Pressefreiheit in Deutschland ganz sicher, absolut, ohne Zweifel weiter gilt. Was könnte ich mehr wollen?"

Frage: Ihr Anwalt, über den Sie sich bis vor kurzem noch als "Scherzanwalt Dr. Witz" lustig gemacht haben, hat Ihnen zu diesem Interview geraten. Warum?

Böhmermann: "Er hat gesagt, wenn ich nicht zu Ihnen komme, kommen Ihre Reporter zu mir."

Frage: Das war jetzt Satire auf BILD?

Böhmermann: "Nennen Sie es, wie Sie wollen. Der Grund für dieses Interview ist, dass es nichts gibt, wofür ich mich schämen oder verstecken müsste. Ich habe, bezahlt von öffentlichen Geldern und abgenommen von einem Redakteur des ZDF, meinen Job gemacht: eine Satire-Sendung. Das ZDF hat mit meiner Sendung eine Debatte geschaffen, die offenbar überfällig war. Wie gehen wir mit schrecklichen Regimen um, auf die wir angewiesen sind? Mit "Traumschiff" und "Forsthaus Falkenau" treten Sie solche Debatten nun mal nicht los. Das ZDF sollte mir dankbar sein. Das ist meine Botschaft. Making ZDF great again, wie Donald Trump sagen würde!"

Frage: Nach der Grimmepreis-Verleihung haben Sie nun auch Ihre Sendung "Neo Magazin Royale" abgesagt. Ist Ihnen der Spaß am Spaß vergangen?

Böhmermann: "Nein. Aber diese Sache ist in einer Weise eskaliert, die verlangt, dass ich mich um meine Familie kümmere. Die Anfeindungen gehen über alles hinaus, was ich mir je hätte vorstellen können. Das Gleiche gilt für den Mangel an Rückhalt von meinen Auftraggebern. Ich werde meine Familie nicht einer solchen Situation aussetzen, solange das ZDF sich nicht deutlich zu mir und zur Freiheit der Satire bekennt."

Frage: Sie sind enttäuscht vom ZDF?

Böhmermann: "Belassen wir es bei dem, was ich gesagt hätte. Sonst bekomme ich Stress mit Schertz. Das hatte ich schon mal, das brauch ich nicht wieder."

Frage: Hätten Sie sich jemals vorstellen können, dass aus Ihrer TV-Show eine Staatsaffäre wird?

Böhmermann: "Ganz ehrlich, mir war nicht einmal bewusst, was eine Staatsaffäre ist. Das muss man erlebt und durchlebt haben, um es wirklich zu überreißen. Plötzlich reden sie im Kanzleramt über Dich. Guten Morgen, Punkt 1, Böhmermann, dieser kleine Nichtsnutz. Plötzlich verlangt ein Staat mit 80 Millionen Einwohnern Deinen Kopf. Du weißt, dass die Kanzlerin morgens aufwacht und sich über Dich ärgert. Regierungschefs telefonieren, weil ich einen Witz gemacht habe. Das hätte ich mir nicht vorstellen können."

Frage: Man könnte auch sagen, dass Sie das halbwegs geregelte Schicksal vieler Flüchtlinge gefährdet haben. Der Deal mit der Türkei scheint zu wackeln.

Böhmermann: "Das lasse ich mir nicht vorwerfen. Wenn Herr Erdogan mit menschlichen Schicksalen spielt, weil er sich in seinem Stolz gekränkt fühlt, sollte man ihn dafür verantwortlich machen, nicht mich. Man muss auch mal einen Klöten-Witz machen dürfen, ohne dass gleich die Messer gezückt werden, um mal ein Bild aus dem Kulturkreis zu verwenden."

Frage: In der Affäre um Sie ist nun der Eindruck entstanden, die deutsche Kanzlerin kusche vor Erdogan - ausgerechnet der türkische Staatspräsident wird damit zum großen Nutznießer des Schmähgedichts: Haben Sie das gewollt?

Böhmermann: "Wenn die Kanzlerin nicht eine Art Entschuldigung hätte verlesen lassen, wäre dieser Eindruck nicht entstanden. Wenn wir aus dem Nachtleben irgendetwas gelernt haben, dann doch, dass man in der Konfrontation mit stolzen Männern mit Migrationshintergrund niemals zucken darf. Die Kanzlerin hat gezuckt."

Frage: Würden Sie es mit dem Wissen von heute eigentlich anders gemacht haben?

Böhmermann: "Ich hätte Schafe genommen, nicht Ziegen. Schafficker. Holpert zwar etwas, aber für Schafe haben die Menschen mehr Sympathie."

Frage: Sie haben sich bei mir gemeldet und um Unterstützung gebeten, weil Sie sich Sorgen um Ihre Familie machen würden. Ernst gemeint?

Böhmermann: "Polizei vor der Tür ist gut, BILD-Fotografen vor der Tür ist besser. Denen entgeht ja angeblich nichts. Ich hab Papparazzi."

Frage: Wie reagiert Ihre Familie auf den Eklat?

Böhmermann: "Das geht niemanden etwas an."

Frage: Hatten Sie schon mal Polizeischutz?

Böhmermann: "Nein, aber es ist noch geiler als in 'Ich hab Polizei‘."

Frage: Auch im Kanzleramt haben Sie um Unterstützung nachgesucht - allerdings vergeblich. Sind Sie enttäuscht von Kanzleramtsminister Altmaier?

Böhmermann: "Ich bin enttäuscht, dass er sich nicht an seine Zusage gehalten hat, sich bei mir zu melden. Er wirkte immer sehr zuverlässig auf mich. Er hat so große Hände. Das flößt mir irgendwie Vertrauen ein. Aber ich habe gelernt: Im Auge einer Staatsaffäre bist Du ganz allein. Eines Tages werden Peter Altmaier und ich uns eine Schwarzwälder Kirschtorte teilen und über diese Episode lachen."

Frage: Ihr Sender, das ZDF, hat den umstrittenen Beitrag schnellstens aus der Mediathek entfernt. Das haben Sie doch von Anfang an erwartet....

Böhmermann: "Sagen wir so: Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass einer, der Himmler heißt, in Deutschland mal entscheiden würde, was komisch ist und was nicht."

Frage: Plötzlich ist von Gefängnis die Rede. Wie fühlt sich das an?

Böhmermann: "Wenn ich ins Gefängnis muss, hoffe ich auf einen Zellentrakt mit möglichst wenigen türkischen Erdogan-Fans. Da würde ich Peter Altmaier dann vielleicht doch noch mal um Unterstützung bitten."

Frage: Wären Sie bereit, sich bei Präsident Erdogan zu entschuldigen, wenn damit ein Prozess vermieden würde?

Böhmermann: "Klares nein. Die Entschuldigung ist der Tod der Satire."

Frage: Wen beleidigen Sie als nächstes?

Böhmermann: "Wir planen, ohne zu viel zu verraten, ein Jungfrauen-Special für junge Islamisten, Terroristen, Konvertiten. Wir haben da einige Überraschungen geplant. Aber im Prinzip ist unsere Botschaft: 80 Jungfrauen klingt erst mal viel, aber für die Ewigkeit ist das nicht gerade üppig. Wenn die Sendung so läuft wie ich mir das vorstelle, muss die Kanzlerin sich als nächstes bei Abu Al Baghdadi entschuldigen."

 
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