Vorsicht, langer Text über unser Sternchen & Uns 1.SS

Diese Zeilen schreiben fällt mir gerade sehr schwer, auch weil ich mir nicht sicher bin, ob es falsch ist, mich noch zu Wort zu melden, weil es keinen guten Ausgang für uns hatte und ich mich nie auf die Kugelliste eingetragen habe.

Seit ende April kenne ich nun dieses Forum und lese still mit. Ganz zu Beginn sogar noch mit im Dez-Bus.
Ich bin 35 und es war meine erste Schwangerschaft ET sollte 7.1.2021 werden.
Die SS war nicht geplant, aber ich spürte meinen ES (wie sonst auch) und haben es 12.4.2020 einfach darauf angelegt. Keine Ahnung was mich da geritten hat. Vielleicht meine innerliche Uhr bzw die Natur, die tickt?
Bereits am 29.4 habe ich einen Test gemacht, auf drängen von einer Freundin. Da ich wegen kurzem Zyklus schon drüber war. Dann der Schock - stark positiv. Ich weiß klingt irgendwie blöd wenn man doch GV ohne Verhütung hat, weiß man doch was passieren kann.
Und oft hört man wie lange es dauern kann. Zumal nicht alles so rational im Kopf ist.
Dann ging ein Kreislauf los; Termine, Unterlagen, Informationen, Hebamme, Geburtshaus?? etc einholen, organisieren usw. ich war etwas überfordert. Dazu sollte ich erwähnen dass ich letztes Jahr am Burn-Out mit Depressionen und Angststörung erkrankt bin und mich peu a peu rausarbeite ohne Medikamente aber einer Therapie und Sport.

Ungerne aber ehrlich muss ich zugeben, dass diese Schwangerschaft nicht von Anfang an und immer willkommen war. Mein Partner und ich hatten die gleichen Gefühle. Ich bekam Angst. Und fragte mich wieder. „Willst du wirklich Kinder???“ diese Verantwortung? Dieses sich immer Sorgen machen? Die Verletzung wenn ihnen was passiert? Eine Lebenslange commitment.
Ein Gefühlschaos...aber es war auch irgendwie von Anfang an im Bauchgefühl klar, ich würde nicht abtreiben. Ich lasse die Natur entscheiden, sagte ich in mir.
Ich erwischte mich sogar schon gleich zu Beginn der SS, wie ich immer wieder meine Hand auf den Bauch legte/streichelte. Oder innerlich mit ihm redete. (Ihm, weil mein Gefühl sagt, es war ein Junge aber im Grunde egal. Es ist schön sich auf einen beziehen zu können)
Zu Beginn war ich erstaunt, wieviele Frauen in diesem Forum bereits Sternenkinder haben. Habe mich dann gefragt ob dieses Forum dafür ausgelegt ist...aber nein...und habe nicht mehr weiter darüber nachgedacht. Und jetzt kenne ich die Antwort.
Und eine Statistik die ich gerne vorher gewusst hätte.

Am 25.5 beim 2.FA Termin habe ich das Herz schlagen sehen. Wow. Ein Gefühl dass ich nie vergessen werde. Leider nur kurz. Aber wow!
Immer wieder stand ich neben der spur beim Frauenarzt. Überfordert von all meinen Gefühlen und den SS Symptomen.
Und bis dahin schon 8 Wochen sehr schlechter schlaf. Ich dachte restless legs syndrom, schmerzen in den Beinen und irgendwann in den Armen. Oder sonst irgendwelche Mangelerscheinungen?!?

Zum 3.Termin am 8.6 10.SSW durfte ich ausnahmsweise meinen Partner mitnehmen. Mir war wichtig, dass auch der werdende Vater ein Recht darauf hat, und ich wollte das auch er ein wow Gefühl erleben darf, trotz Covid-19.
Mittlerweile haben wir uns beide so sehr an die Vorstellung zu dritt zu sein gewöhnt und gefreut und mit meinem Bäuchlein/unserem Krümel (ich sah aus wie im 4./5. Monat) geredet. Unsere Auswander Pläne danach gerichtet, Brainstorming unseren Camperbus umzubauen usw.

Und dann der Schock - MA! Der bis jetzt tief sitzt. Mein Partner hatte leider nie das Glück das Herz schlagen zu sehen.
Unwissend, mit wenig Aufklärung oder generelle Erklärung benebelt dann in die Klinik am nächsten Tag und zur Ausschabung 2 Tage später. Heute wünschte ich, ich hätte mir mehr Zeit genommen, bis ich einigermaßen klar denken konnte. Ich hatte Angst, ein langes WE mit Feiertagen könnte meinen Schmerz wachsen lassen. Und eigentlich weiß ich die Gründe zu meiner Entscheidung wieder nicht. Ich war wie gelähmt.
Seitdem haben wir viel zusammen geweint. Eine unendliche Trauer die anhält.

Viel nachgedacht, mir selbst vorwürfe gemacht, schlechtes gewissen und die Erinnerungen an die Zeit zu dritt.

Habe ich etwa zuviel sport gemacht, der Arzt meinte schon beim 2.Termin „ui das ist aber viel“ (paar mal joggen, wandern, Fahrrad fahren, Tischtennis, und das alles nur wir drei. war das zuviel?)

Die Schilddrüsentabletten zu spät begonnen?!? Aber meine Werte waren jetzt auch nicht durch die Decke schlecht aber für SS nicht gut genug.

Den Stress den man sich gemacht hat und zugegebenermaßen gab es auch ein paar unschöne Auseinandersetzungen, die stress auslösten.

Die anfängliche Unsicherheit über ein eigenes Kind. GV und danach hell geblicher Ausfluss
usw.
Ein anstrengendes Gedankenkarusell.


Jetzt haben wir ein Sternchen. Und wegen diesem Forum heisst es Krümel. Und ganz klar haben wir es geliebt. Angst vor so einer großen Liebe.

Ich habe es bisher nicht geschafft, seine Unterlagen wegzupacken oder meinen Brief zu schreiben. Es wird dann nochmal sehr real...
Das hier ist der erste Text den ich verfasst habe und es tut mir leid für die Länge.
Aber wie auch andere sagen, es tut gut, wenn man seine Gedanken niederschreibt und andere es evtl lesen.

An alle die ausgestiegen sind. Ich drücke Euch und wünsche Euch auch ganz viel Kraft!
Nimmt Euch die Zeit zu trauern!
Manchmal denke ich, dass es schade ist, dass von jetzt auf gleich, ausgestiegen wird und es keinen separaten thread für uns gibt.

An alle die Bus fahren, Euch wünsche ich eine aufregende Zeit und nur das Beste. Haltet gut fest und genießt die Zeit.

Ich für mich weiß nur, dass wenn wir nochmal schwanger werden sollten, werde ich es von Anfang an in vollsten Zügen genießen wollen. Es von Anfang an, bewusst Lieben!

Aber erstmal möchte ich um unseren Krümeln trauern. Es ist als wäre ein Teil von mir gestorben.
Diese LIEBE, einst der schönsten Gefühle die ich je erleben durfte durch diese SS und aber auch so eine Angst vor ihr hatte. Ich bin froh darüber auch wenn es schmerzt.

Entschuldigt meinen langen Text.

Grüße
Jiny