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Geschrieben von Demi1412 am 06.08.2009, 21:32 Uhr

UNBEDINGT LESEN!!!

Hallo liebe Mamis,

wer ihn noch nicht hat: der neue Spiegel hat ein sehr interessantes Titelthema:

"Die große Sorge um die lieben Kleinen - Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit in der Erziehung"
TITELGESCHICHTE SPIEGEL 32/2009
Eltern suchen Hilfe bei einer Flut von Erziehungsberatern - aber nützt das auch dem Nachwuchs?

Ich kann nur jeder Mutter/jedem Vater empfehlen, diesen Bericht mal zu lesen! Er hat mir die Augen geöffnet!!!

Ein Zitat, was mir besonders gut gefallen hat:
"Die Eltern geben nichts mehr auf ihre Erfahrungen. Gar nichts. Auch ohne Kind - aber besonders mit: Der Wert unserer Erfahrungen sinkt. Wir sind eine Wissens- und keine Erfahrungsgesellschaft mehr." (In Bezug auf die wachsende Verunsicherung bei Eltern)

Euch alles Liebe
Demi

 
7 Antworten:

Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von Linda761 am 07.08.2009, 10:08 Uhr

Hallo,

ich fand den Artikel nicht besonders toll. Ist ja alles keine Überraschung.

Wo soll denn in einer Gesellschaft, in der die meisten Erwachsenen nie was mit Kindern zu tun haben bevor sie selbst welche kriegen, "Intuition" herkommen? Intuition ist ja nicht per se vorhanden sondern entwickelt sich aus Erfahrung.

Das Problem ist nicht, dass Eltern nichts auf ihre Erfahrungen geben sondern dass sie zu wenige Erfahrungen machen. Auch auf ihre eigene Kindheit können die Menschen immer weniger zurückgreifen, da ihnen die Fehler, die ihre eigenen Eltern gemacht haben, deutlich bewusster sind als früheren Elterngenerationen.

Ich empfinde es nicht als Problem, dass man Kindererziehung heute theoretischer angeht. Was ich als Problem empfinde, ist dass viele Menschen nicht wirklich selber denken können und daher jeden Ratgeber ungefragt übernehmen anstatt ihn kritisch zu reflektieren. Und ein weiteres Problem ist, dass sehr viele Menschen keine völlig gesunde Psyche haben und daher auch die Bedürfnisse anderer Menschen nicht so gut wahrnehmen können.

LG
Linda

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von MamaMalZwei am 07.08.2009, 10:09 Uhr

Hallo, hab ich schon gelesen. Es ist was Wahres dran - aber verallgemeinern kann man nicht, was dort steht.
Klar, es wäre toll wenn jeder so viel Bauchgefühl hätte. Aber guck Dir die Mitmenschen doch mal an - Die meisten hätten doch am liebsten für alles ne Gebrauchsanweisung (leider liegt dem Baby keine bei) und sind es, auch aus ihrer Erfahrung heraus, überhaupt nicht mehr gewöhnt mit Kindern umzugehen. Es gibt ja auch nicht mehr viele davon... LG

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von hgmeier am 07.08.2009, 13:47 Uhr

>>Auch auf ihre eigene Kindheit können die Menschen immer weniger
>> zurückgreifen, da ihnen die Fehler, die ihre eigenen Eltern gemacht
>>haben, deutlich bewusster sind als früheren Elterngenerationen.

Warum sind ihnen die "Fehler" deutlicher bewußt als anderen Elterngenerationen? Und, sind es dann auch wirkliche Fehler oder nur Dinge die igrendein Soziologe mal als Falsch angesehen und dies verbreitet hat?

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von Linda761 am 07.08.2009, 17:01 Uhr

Ich halte sehr wenig von der Kindererziehung in Deutschland im 20. Jahrhundert. Mit den 1968-ern wurde es so langsam besser...

Meiner Oma wurde ihr erstes Kind im Krankenhaus 1950 nach der ersten Nacht mit folgenden Worten zum Stillen gebracht: "Das ist ein willensstarkes Kind. Sie hat 3 Stunden geschrien". So ging es zu Hause munter weiter: Das Kind wurde nachts in die Küche geschoben, damit die Eltern das Geschrei nicht hören mussten und man nunmal zu der Zeit davon ausging, Kinder müssten von Anfang an an eine Nachtruhe von 8 Stunden gewöhnt werden.

Auch ansonsten hatten meine Großeltern jede Menge grauenhafte Erziehungsmethoden. Und viele ihrer Zeitgenossen mit ihnen. Meine Mutter findet es z.B. nicht weiter besonders, wenn ein Mensch in ihrem Alter (z.B. als mildernden Umstand in einem Prozess) sagt, in seiner Kindheit geschlagen worden zu sein. Denn bei ihr in der Umgebung sind fast alle Kinder geschlagen worden.

Meine Mutter ging die Erziehung ihrer Kinder also mit dem Gedanken an, alles besser zu machen als ihre eigenen Eltern. Sie ließ ihre Kinder nicht schreien und Prügel gab es auch nicht. Aber so Dinge wie Stillen nach der Uhr und Karotte zufüttern mit 6 Wochen hat sie beim ersten Kind unhinterfragt übernommen. Und auch in der Erziehung so einiges. Von Kind zu Kind wurde ihre Intuition besser und sie lies die unsinnigen Füttervorschriften weg und lernte richtig auf Kinder einzugehen. Wir können uns von daher nicht beschweren (höchstens mein ältester Bruder, der eben das 1. Kind war).

Aber es ist ganz klar, dass meine Mutter bei ihrer verkorksten Kindheit einige psychische Probleme mit sich herumschleppt. Z.B. tut sie sich schwer, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und durchzusetzen. Das hat dazu geführt, dass wir einige wichtige Dinge nicht in unserem Elternhaus lernen konnten (z.B. wie man das Familienleben harmonisch gestaltet oder wie man Konflikte sinnvoll löst).

Ein anderer Punkt: In meiner Kindheit (geb. 1976) war es völlig normal, dass sich Eltern mit dem Schulsystem identifizierten. Wer gute Leistungen brachte, wurde nicht weiter beachtet (an "Förderung" dachte da niemand), wer schlechte Leistungen brachte, musste fleißig üben (an ADHS, Lese-Rechtschreib-Schwäche oder an schlechten Unterricht als Ursache dachte auch niemand). Erst mit der Zeit kam die Erkenntnis durch, dass die Unterschiedlichkeit der Kinder hier stärker berücksichtigt werden muss. Meine Eltern sind da zumindest mit der Zeit deutlich sensibler geworden.

Bei meiner Oma war noch völlig klar: Der Fehler liegt beim Kind.
Bei meiner Mutter kam dann die Erkenntnis, dass der Fehler auch durchaus bei ihr liegen könnte, sie war aber in ihren Handlungsmöglichkeiten recht eingeschränkt (auch mangels geeigneter Literatur oder Elternkursen).

Mir ist völlig klar, dass der Fehler immer bei mir liegt und nicht beim Kind und ich habe auch jede Menge Möglichkeiten, an den notwendigen Input zu gelangen um an mir arbeiten zu können. Ich bin selbstbewusst und intelligent. Dementsprechend lasse ich mich nicht leicht verunsichern und kann für jedes Problem die geeignete Lösung finden. Ich traue mich auch, dem Kinderarzt zu misstrauen. Meine Kinder sind außerdem (mittlerweile - meine Tochter war als Baby grobmotorisch "zu spät") prächtig entwickelt, insofern brauche ich mir auch keine Gedanken über Therapien zu machen.

Aber ich kann sehr gut verstehen, dass weniger selbstsichere Eltern sich leichter verunsichern lassen und Tipps aus Ratgebern zu schnell übernehmen (an der Lektüre an sich kann ich nichts schlechtes finden). Wenn dann noch das Kind sich nicht so gut entwickelt, wie die Eltern denken, dass es müsste, ist es doch klar, dass sie verzweifelt nach der geeigneten Therapie suchen. Die Fachleute, die eigentlich helfen sollen, sind da oft auch keine Hilfe (z.B. Kinderärzte, die sagen, dass ein Kind sich bis dann und dann drehen muss, unbedingt krabbeln muss, etc.).

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von Demi1412 am 07.08.2009, 22:07 Uhr

Vielen Dank für eure interessanten und sehr ausführlichen Reaktionen!

Ich kann eure Gedanken sehr gut nachvollziehen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass der Artikel deutlich macht, welche Konsequenzen das Verhalten verunsicherter Eltern auf die Kinder hat (es kreiert ebenfalls Angst und Unsicherheit bei den Kindern). Ich denke, hier geht es nicht um Erziehungsmethoden, sondern darum, dass auf Vieles nicht angemessen, sondern überbesorgt reagiert wird. Außerdem stellt sich mir auch die Frage, wo der stetige Druck, aus seinen Kindern den "perfekten Menschen" zu machen, noch hinführen soll. Ich denke, dass ist die Aussage und Kritik des Artikels.

Danke für eure Anregungen!

Alles Liebe
Demi

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von Summermom am 09.08.2009, 16:48 Uhr

Ich habe jetzt den Artikel nicht gelesen, daher weiss ich nicht, was genau drin steht und was die Kernaussage ist.

Aber wenn es darum geht, dass man fuer alles und jedes eine Erklaerung sucht und dauernd hinterfragt, warum denn jetzt dieses oder jenes so ist und nicht anders, dann stimme ich zu. Man macht sich zu viele Gedanken.

Ich habe mir nach den ersten 6 stressigen Wochen, in denen ich versucht habe, mein Kind zu 'verstehen', eine andere Einstellung angewoehnt. Mein Motto ab dann: "Es ist halt so". ab da war das leben soo entspannt.

Ich schuettel immer den Kopf ueber diese wiederkehrenden Fragen (die ich mir anfangs auch gestellt habe):

Wird mein Kind nicht satt? Warum hat es nach 1 Stunde schon wieder hunger? Das ist halt so! (und ab da habe ich es eben schon nach 1std. wieder gefuettert und es war zufrieden)

Warum schlaeft mein Kind nicht alleine ein? Das ist halt so. (und ab da habe ich es eben mit zu mir genommen oder rumgetragen oder gestreichelt und es war zufrieden)

Warum schlaeft mein Kind nicht durch? Das ist halt so.

Wenn man sich klarmacht, dass Babies keine Maschinen sind, die in einem eintoenigen Rhythmus essen/schlafen, und diese Tatsache einfach als Gegeben akzeptiert, anstatt irgendwelchen Essens/Schlafratgebern hinterherzuhecheln, die Besserung versprechen, dann ist das Leben soo viel leichter. ein Baby findet selber seinen Weg.

Und in der Erzieheung hoere ich sowieso nur auf meine Intuition. Was irgendwelche Buecher zu sagen haben interessiert mich nicht.

(Ich gehe hier natuerlich von einem normal entwickelten Kind aus, nicht von Sonderfaellen wie z.B. Krankheit/Behinderung etc...in solchen Faellen ist rat und Hilfe sicher nie verkehrt. Aber auch da sollte sie von Spezialisten kommen, nicht von Pseudoratgebern)

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Re: UNBEDINGT LESEN!!!

Antwort von Demi1412 am 09.08.2009, 21:52 Uhr

Liebe Summermom,

danke für deine Raktion. Besser hätte ich es nicht auf den Punkt bringen können. Das ist genau das, worum es geht. Wenn man die Dinge, mit oder ohne Baby/Kind akzeptiert (es fließen lässt, wie mein Mann immer treffend sagt:)), dann ist alles entspannter und angenehmer. Das merken auch die Kleinen. Dann sind sie glücklich und fühlen sich verstanden!

Alles Liebe
Demi

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