Rund um die Erziehung

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Geschrieben von christl31 am 21.03.2016, 10:58 Uhr

Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Hallo!

Bitte helft mir mal weiter mit euren Tipps, Tricks und Erfahrungen.

Mein Sohn ist 3einhalb und im Moment komm ich nur schwer klar mit ihm. Ich arbeite Teilzeit, nehme mir aber am Nachmittag und Wochenende viel Zeit für ihn, machen viele Ausflüge, Unternehmungen, Spielen. Aber immer, wenn es etwas zu tun gibt, also Waschen, Aufräumen etc., ist er nicht wiederzuerkennen. Vor allem bei mir lässt er sich dann extrem fallen. Es gibt täglich größtes Theater, wenn es ans Zähneputzen geht, Waschen usw. Habe oft nicht die Zeit und Kraft dazu, immer den Kasperl zu machen, damit ich ihn dazu bewegen kann. Ich denke mir, das sind doch alles die schon normalen Alltags-Dinge..warum es da immer wieder die selben Szenen geben muss? Gestern war es sogar so, dass er gemeint hat, "sei jetzt still, sonst hol ich das Schießgewehr" ! Da gibt es ja leider so ein Kinderlied mit Jäger und Fuchs und Gans..daher kommt das wohl. Was er da genau sagt, weiß er sicher nicht, aber für mich war das total schlimm. Sowas habe ich von ihm noch nie gehört!! Wie geht man mit sowas um? Oder wenn er haut oder treten will, wenn er etwas nicht bekommt? Ich sage dann meistens, "hör bitte auf, das tut mir weh"; dann gehe ich weg und lasse ihn toben. Habe gehört, dass es nicht gut ist, ein Kind in dem Alter als Maßnahme nach dem Schlimmsein ins Zimmer zu verbannen, also dass er keine Erkenntnisse daraus ziehen kann und das noch in keine Relation stellen kann, wenn er dann im Zimmer ist. Sage dann meistens später dazu, "wenn du solche bösen Sachen sagst oder Mama weh tust, möchte ich nicht mit dir spielen". Er entschuldigt sich dann immer und heult wie ein Schlosshund, aber dennoch kommt sowas immer wieder und im Affekt geht es mit ihm durch! Vor allem aber das Schimpfen belastet mich. Lasse ihn kaum Fernsehen, wenn dann eher babymäßige Clips, ohne Stress und auch nur kurz. Er selbst ist ein total sensibler. Flennt aber gerade auch wegen allem und jedem herum, plappert den ganzen Tag, immer ist der Mund offen und er muss bei allem mitreden und will das letzte Wort haben.
Habt ihr Tipps für mich, wie man diese Zeit gut und richtig übersteht?
Danke schon mal......
LG Christl

 
5 Antworten:

Re: Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Antwort von Windpferdchen am 21.03.2016, 11:17 Uhr

Vielleicht übernimmst Du zu wenig die Führungsrolle, so dass Dein Sohn weiß, dass seine Verzögerungstaktik und dramatischen Auftritte Erfolg haben? Dein Partner kann sich vielleicht besser durchsetzen, weil er einfach mehr Selbstsicherheit ausstrahlt. Du schreibst ja selbst, dass Dein Kleiner das Theater vor allem bei Dir macht.

Wenn Du an Deinen Sohn eine Ansage hast, musst Du klarer rüberkommen. "Hör' bitte auf, das tut mir weh!" ist zu lieb und schwammig. Du hast ja in diesem Moment keine Bitte an ihn (auf die er auch mit Nein antworten dürfte), sondern Du möchtest Dich auf jeden Fall durchsetzen. Bei einem Kind mit starkem Willen darfst Du das nicht schaumig-süßlich formulieren. Du darfst glasklar sagen: "Nein! Bei uns wird nicht geschlagen!"

Von Schimpfworten solltest Du Dich nicht gekränkt zeigen. Ein Kind möchte gar nicht die Macht haben, die Mama zu verletzen. Es wünscht sich eine souveräne und starke Mutter. Sonst bekommt es den Eindruck, für gute Gefühle der Mutter zuständig zu sein, und diese Verantwortung kann es nicht tragen. Es bekommt dann Schuldgefühle, wenn es negative Gefühle auslöst. Wenn meine Kinder Schimpfwörter benutzt haben, habe ich nur gesagt: "Ich will nicht, dass du unfreundlich zu mir bist", und ich habe kein Anliegen und keine Bitte erfüllt, bis meine Kinder einen normalen und höflichen Ton angeschlagen haben.

Dein Sohn hat einen starken Willen, und das ist auch normal und okay. Es ist aber auch normal und okay, dass Du Dich von seinen Launen nicht allzu sehr beeinflussen lässt. Deine Stimmung sollte nicht von seiner abhängen, denn Du bist erwachsen, er ist ein kleines Kind. Überhöre manche Dinge ruhig auch mal (nicht alles ist eine Reaktion wert!) - und setze Dich dort durch, wo es Dir wichtig ist. Wenn Du mehr Klarheit ausstrahlst, wird auch Dein Sohn auf viele Machtkämpfchen verzichten können.

Zugleich kannst Du ihm jetzt viel Eigenverantwortung geben, er hat das richtige Alter dafür. Die Kinder trotzen weniger, wenn sie sich gebraucht, wichtig und nützlich fühlen. Lass ihn viel mithelfen im Haushalt oder beim Kochen und Einkaufen. Das macht ihn stolz und gibt ihm positive Aufmerksamkeit. Wer sich in seinen Fähigkeiten gesehen und wichtig fühlt, muss weniger Rabbatz machen, um Aufmerksamkeit zu erzwingen. Wenn Du magst, lies dazu mal das Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul, das hat bei uns unheimlich geholfen.

LG

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Re: Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Antwort von christl31 am 21.03.2016, 13:44 Uhr

Danke für diesen tollen Beitrag, du hast mir damit sehr geholfen!!!

LG Christl

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Re: Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Antwort von Halluzinelle von Tichy am 22.03.2016, 22:04 Uhr

Dein Kind bringt zunehmend seine eigene Persönlichkeit zum Ausdruck und darauf hat es ein Recht. Die Art und Weise wie es das tut, ist aber beeinflussbar. Allgemein sehe ich die besten Erfolge darin, mehr auf Beziehung zu setzen als auf einzelne Tätigkeiten. Trotzdem gebe ich gerne einige praktische Tipps weiter, die mir geholfen haben.

Den Machtkampf aufgeben:
Kinder orientieren sich an ihren Eltern. Mhm, wenn ich so über mich nachdenke, ist da auch einiges, was ich nicht nachgeahmt haben möchte. Auch als Elternteil bringt man seine eigene Geschichte aus der Herkunftsfamilie mit und macht genau das impulsiv, was einem selbst als Kind schon nicht gut getan hat. Es kommt so sehr auf den Ton in der Kommunikation an und auf die klare Ausdrucksweise gerade bei Kindern. "Zieh Dich an" oder "Würdest Du Dich bitte anziehen?" ist meistens der übliche Auftakt zu einem Machtkampf, den dann am Ende jeder verliert. Wenn ich gestresst bin, passiert mir das ständig und was für eine Überraschung meine Tochter trotzt dann. Das ist dann aber mein Fehler. Wenn ich den Fehler hinterher erkenne, rede ich mit ihr drüber und sage, dass ich das Problem ausgelöst habe. Das gibt ihr die Sicherheit in anderen Momenten, in denen ich meinen Fehler nicht sehe, stopp zu sagen. Ich höre oft von meiner 4-jährigen Tochter "Das ist kein Grund sich so aufzuregen" und da hat sie fast immer recht. Das Problem ist nicht, dass verschiedene Meinungen in der Familie da sind, auch nicht die der Kinder, sondern ob diese Meinungen respektiert werden. Oft ist ein Elternteil der strengere und der andere ist um so nachsichtiger, um das auszugleichen. Seit mein Mann und ich nicht mehr konkurrieren, was die Erziehung angeht, hat sich auch einiges entspannt.

Nicht so viel als Mutter reden.
(Äh, was? Ja, echt!)Alltägliche Notwendigkeiten wie waschen, Zähne putzen, anziehen haben wir in Pläne gefasst. Ein kleines Plakat mit gemalten Bildern für den Ablauf. Es ist eine gute Orientierung für Kinder im Kindergartenalter. Da steht auch, welchen Zeitrahmen ich als angemessen sehe z. B. 2 Sanduhren (10 Minuten) zum Umziehen. Der Zeitrahmen muss natürlich stressfrei einhaltbar sein. Das klingt am Anfang seltsam mit der Sanduhr. Tatsächlich nimmt es aber den Druck zwischen Mutter und Kind weg, ständig zu sagen, weiter, vorwärts, es ist spät. Das eignet sich besonders für leicht ablenkbare oder langsame Kinder. Viele Kinder finden das schon gut als Wettlauf und sind motivierter. Wenn das nicht reicht, ist es auch eine Idee zu sagen, wenn Du so schnell bist, wie die Sanduhr, habe ich noch Zeit eine weiter Geschichte vorzulesen oder noch ein Spiel zu spielen...

Sicher gehen, dass mein Kind mich versteht. Und verstehe ich mein Kind?
Von der Küche aus ins Kinderzimmer rufen "Geh bitte ins Bad", während das Kind gerade vertieft spielt, ist ziemlich aussichtslos. Nah zum Kind hingehen, am besten auf Augenhöhe und mit Blickkontakt und anfassen und dann erst mal ankündigen, dass er noch 5 Minuten Zeit zum Spielen hat und Du dann mit ihm ins Bad möchtest. Das Kind muss erst aus den Tiefen seines Spiels auftauchen um Dich überhaupt wahrzunehmen. Nach 5 Minuten zum Beendigen des Spiels auffordern (klare Ich-Botschaften) und je nach Reaktion des Kindes, nachfragen, ob das verstanden wurde. Wieder kurz Zeit geben. Alles was das individuelle Tempo des Kindes übersteigt, löst gerne Trotz aus. Das Kind will mitmachen, mehr als das, will es aber verstanden werden. Drüber nachdenken, ob Du Deine Aufforderung wirksam gegeben hast.

Weniger ist mehr.
Überlege Dir gut, wo Du wirklich Aufforderungen geben willst. Die sollten ja dann nicht nur so in den Raum gestellt sein, sondern eingehalten werden. Das kostet nicht nur das Kind Kraft, sondern Dich auch. Ich neige auch dazu, zu viel zu wollen. Ich kann Dir von meiner 4-jährigen Tochter sagen, dass wir uns momentan nur auf anziehen und Zähne putzen konzentrieren, was solche Aufforderungen angeht. Bei allen anderen Dingen, sage ich nur, "Du würdest mir helfen, wenn..." und manchmal macht sie das dann sogar. Nicht mal aufräumen fordere ich ein. Wenn sie nicht hilft beim Aufräumen, reduziere ich das Spielzeugangebot so, dass sie noch ihr Lieblingsspielzeug hat und dass ich es aber noch aufräumen kann ohne mich zu ärgern.

Motzen einfach überhören.
Ja! Hauptsache das Kind macht dann, was notwendig ist. Es muss es nicht gut finden.

Schimpfworte
Einzelne Schimpfworte oder auch der Spruch mit dem Schießgewehr würde ich nicht überbewerten. Nachfragen, was das dann heißen soll und ggf. kindgerecht erklären, was das Kind da eigentlich sagt.

Aggressives Verhalten:
Meine Tochter ist immer wieder aggressiv. Manchmal hilft einfach in den Arm nehmen. Wenn das in dem Moment nicht geht, gebe ich schon eine Auszeit für 5 Minuten (erkennbar für sie mit einer Sanduhr) in einem anderen Zimmer um runter zu kommen oder ich verlasse einfach das Zimmer und gehe 5 Minuten auf Toilette. Ich lasse mich nicht schlagen. (Selbst ruhig bleiben! Nicht schimpfen und schreien!) Austoben lassen. Danach erst mal nur trösten. Erst nach frühestens 20 Minuten nachfragen, was los war, wenn das Kind nicht von sich aus darüber spricht. Das Gehirn braucht min. 20 Minuten um wieder auf Normalbetrieb zu sein, sonst kommt gleich der nächste Ausraster. Langfristig drüber nachdenken, was das Verhalten ausgelöst hat. Mehr auf Beziehung, Kommunikation und Verständnis setzen. Es ist nicht immer alles Trotz. Das Kind erlebt mehr als die Familie. Auch Konflikte aus dem Kindergarten werden nach Hause getragen. Meine Tochter kann ihre Gefühle schlecht kontrollieren. Sie braucht Anleitung dafür. Ich melde ihr zurück, wenn ich sehe, dass sie wütend ist und ich überlege, wie sie ihre Wut loswerden kann. Manchmal hilft eine Runde auf dem Trampolin hüpfen oder auf den Sitzball hauen oder so.

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Re: Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Antwort von Brischi am 26.03.2016, 9:51 Uhr

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Re: Sohn 3einhalb J. momentan sehr schwierig

Antwort von Bibime am 01.04.2016, 23:04 Uhr

Toller Beitrag von Halluzinelle, war für mich auch sehr hilfreich.

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