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Geschrieben von Finfant am 05.09.2015, 21:42 Uhr

wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

immer noch eine Reisetasche (komplett gepackt) neben ihrem Bett stehen haben? damit sie im "Notfall" damit sofort "fliehen" könnten.....!

das ist wahnsinnig traurig! die Bewohner sind ü-80 Jahre alt...und leben heute noch in ANGST!

lg, Andrea

 
20 Antworten:

Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von sterntaler82 am 05.09.2015, 21:48 Uhr

Wundert mich nicht. Meine uroma ist bis zu ihrem Tod bei jeden Gewitter in den Keller gegangen, weil sie dachte die Luftangriffe fangen wieder an. Und das was diese armen Menschen im Krieg (oft waren sie da noch Kinder) mit machen mussten kann ein Mensch sich wohl nicht vorstellen.

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von Zwurzenmami am 05.09.2015, 22:06 Uhr

meine Oma (86) hat auch ne gepackte Tasche neben dem Bett stehen und die ist keine Jüdin.

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@sterntaler82: Da gibt es ein Forschungsprojekt...

Antwort von Ralph am 05.09.2015, 22:18 Uhr

Ich habe vor 1-2 Jahren mal etwas davon gehört. Da ging es um unbehandelte/unbewältigte Kriegstraumata und wie solche Menschen (später) damit umgehen. Ein über Jahrzehnte übersehenes Feld, weshalb sie jetzt so schnell und so viele wie möglich von den noch Lebenden intensiv interviewen.
Ich glaube, es war an der UNI Hamburg, aber genau weiß ich es nicht, Google gibt auf die Schnelle auch nichts her.

Ralph

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Re: @sterntaler82: Da gibt es ein Forschungsprojekt...

Antwort von sterntaler82 am 05.09.2015, 22:37 Uhr

Ja, aber ich glaube das dass mit extremen Situationen immer so ist nicht nur im Krieg. Mein Opa hat 1945 als 5 jähriger mit ansehen müssen, wie seine klei e, damals 2jahrige Schwester ertrank. Zu der Zeit gab es keine Zeit sich um ein kleines traumatisiertes Kind zu kümmern. Was hat er gemach? Er ist leistungsschwimmer geworden und lange Jahre hatte er ein Alkohl Problem.

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Re: @sterntaler82: Da gibt es ein Forschungsprojekt...

Antwort von Steffi528 am 05.09.2015, 22:56 Uhr

Das sind nicht nur die, die selbst unter einem Krieg gelitten haben, sondern auch die Nachkommen. Mir sagte mal ein systemischer Familientherapeut, das ein Krieg bis in die siebte Generation nachschwingt.

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Re: @sterntaler82: Da gibt es ein Forschungsprojekt...

Antwort von maleja am 05.09.2015, 23:49 Uhr

Ja und wenn man dann bedenkt, dass der 2. Weltkrieg (und auch schon der 1.) zu gut wie jede Familie in D in irgendeiner Form betroffen hat.
Da gäbe es in manchen heutigen Familie was aufzuarbeiten. Ich denke, bei manchen hat es sich heftiger ausgewirkt, bei manchen weniger.

Bei uns ist es u.a. zum Beispiel so: der Bruder meiner Oma ist im 1. WK gefallen. Er war der Lieblingssohn und Erbe des Familienunternehmens. Durch seinen Tod wurden meine Urgroßeltern depressiv und verloren das Unternehmen.
Meine Oma wurde natürlich dadurch geprägt, hat dies auf ihre Söhne weitergegeben, diese wiederum an ihre Kinder....usw.
Wie man nun mit solch einem Trauma umgeht ist natürlich sehr unterschiedlich. Ich denke, meine Oma hats ganz gut hingekriegt. Aber einiges ist doch bis zu mir gelangt. Und wenns nur z.B. die teilweise irrationalen Ängste um meine Kinder.
Aber die kennen ja viele Mütter. Vielleicht liegt das bei uns allen an solchen Geschichten in der Vergangenheit unserer Vorfahren?

Kriege haben auf jeden Fall eine lange traumatische Zeit als Folge. Man kann es ja in unmittelbarer Nachbarschaft beobachten. Bis in den Ländern auf dem Balkan wieder Normalität eintritt wird es noch lange dauern.

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von angelok82 am 05.09.2015, 23:57 Uhr

Meine Großeltern hatten für den Notfall immer einen gepackten kleinen Koffer gehabt. Sie wurden jeweils als Jugendliche aus dem Wolgagebiet nach Sibirien vertrieben, nur mit dem,was sie tragen konnten. Meine Oma hat immer gesagt, WIR (Russlanddeutsche) könnten nirgends sicher sein. Meine Großeltern mussten soviel durchmachen in Russland und sind dort doch nie "angekommen ".....das schlimmste war aber, als sie hier in Deutschland feststellen mussten,dass sie auch hier nicht willkommen waren. Gerade für alte Menschen ist es schwierig. So haben sie immer ihrem Leben als Kinder nachgetrauert, wo sie noch eine Heimat hatten

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von stella_die_erste am 06.09.2015, 0:50 Uhr

Ja, weiß ich. Ich kenne solche Leute persönlich.

Und viele darunter, die an Silvester jedesmal die nackte Panik überkommt. Das finde ich sehr, sehr schlimm.

Leider interessiert DAS kaum jemanden, Hauptsache knallen, böllern und abfeuern, was der Discounter hergibt-überall, auch in der Nähe von Altenheimen :-/


Wie geht es Dir eigentlich, Andrea?
Liebe Grüße von hier!

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@sterntaler82

Antwort von Ralph am 06.09.2015, 2:21 Uhr

Es geht in dieser Studie haargenau um Menschen wie Dein Opa. Genau das wollen sie noch schnell erfassen. Traumata, die damals wohl eher unbekannt und deshalb unbehandelt, nichtsdestotrotz im gesamten Leben präsent gewesen sind.

Mein Onkel. Jahrgang 1928, war als 17jähriger Fla-Helfer mitsamt vorheriger Kurzausbildung gewesen. Er war kurz in amerikanischer Kriegsgefangenschaft und war durch den Krieg vom überzeugten Hitlerjungen zum, später, überzeugten Sozialdemokrat geworden. Auch er wurde schnell zum Alkoholiker, bereits Ende der 40er/Anfang 50er. Er hat seiner Freundin damals den Laufpaß gegeben mit den Worten "Ich bringe Dir kein Glück!". Später wurde er zum Quartalssäufer, und als wir bei seiner Wohnungsauflösung seine Bücher inspizierten, mußten wir alle erkennen, daß er über seine Erkrankung genauestens im Bild war, Nicht in meiner Gegenwart soll er mal geäußert haben: "IHR WIßT JA ALLE GAR NICHT, WESHALB ICH SAUFE!!!"

Ich bin überzeugt, daß der WK II eine wesentliche Rolle dabei spielte. Gesprochen hat mein Onkel anscheinend mit niemandem darüber. Ich will auch gar nicht spekulieren, aber das mein Onkel jahrzehntelang etwas unaufgearbeitet mit sich herumschleppte, steht für mich außer Frage.

Und genau diese Informationen wollen sie noch schnell aus 1.Hand zusammentragen, solange noch Zeit ist, um es für aktuelle Probleme zu verwerten. Angesichts der vielen traumatisierten Flüchtlingen auf dieser Welt sicherlich kein verkehrter Ansatz.

Ralph

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Re: @sterntaler82: Da gibt es ein Forschungsprojekt...

Antwort von Steffi528 am 06.09.2015, 7:55 Uhr

Unsere Familienlegende hat einen Norweger mit drin, den mein Opa erdolcht hatte im Zweikampf (sonst wäre mein Opa gestorben) Ich denke immer wieder an diesen Norweger, der sterben "musste", damit ich lebe, irgendwie gehört er zu mir.
Mein Opa meinte, das er alles andere als stolz auf diesen Kampf war, der Dolch ist im "Familienschatz" um sich an den Norweger zu erinnern.

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schnell noch eben ...

Antwort von Julie am 06.09.2015, 9:30 Uhr

Ich bin skeptisch, dass das noch funktioniert. Erstens dürfte es sich in der überwiegenden Zahl derer, die durch Krieg und Kriegsfolgen (Gefangenschaft etc.) traumatisiert sind, um Männer handeln. Gerade die sind aber auch noch im Geist von "Männer weinen nicht " (zeigen keine Gefühle ) erzogen worden. Das mit über 80 noch abzulegen, dürfte schwer sein. Und die, die jetzt noch leben und geistig fit sind, haben ja irgendwie gelernt, mit den Traumata zu leben (und sei es durch Verdrängung ). Die wollen vielleicht gar nicht mehr alte Wunden aufreißen, die einigermaßen vernarbt sind. Außerdem ist die Erkenntnis über psychische Traumata noch recht jung. Wann hat man denn angefangen, Polizisten und Feuerwehrleute, die im Dienst schreckliche Erlebnisse hatten, zu betreuen? ? Das ist doch höchstens 20 Jahre her. Mir jedenfalls erstmals nach Eschede ins Bewusstsein gekommen.
Gruß, J.

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Schlußfolgerung

Antwort von hgmeier am 06.09.2015, 9:30 Uhr

>Mir sagte mal ein systemischer Familientherapeut, das ein Krieg
>bis in die siebte Generation nachschwingt.

Schlußfolgerung: Die gesamte Menschheit ist traumatisiert.

Es dürfte mehr oder weniger keinen Flecken geben, der nicht innerhalb dieses Zeitraums mit Krieg beaufschlagt war.

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von hgmeier am 06.09.2015, 9:33 Uhr

Das trifft viele Leute der Kriegsgeneration. Ob man das wirklich als Traumareaktion sehen oder als erlernte Handlung sollte lasse ich mal offen.

Ein kleine gepackte Tasche greifbereit zu haben bietet sich nämlich auch heute noch an und wird sogar seitens des Bundesamtes für Bevölkerungsschutzes beworben. Nur haben viele junge Leute die Notwendigkeit nie verstanden.

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es gibt viele Gründe

Antwort von Julie am 06.09.2015, 9:50 Uhr

Meine Eltern hatten jeweils eine Tasche immer parat stehen, alleine, um für den Fall eines plötzlichen Krankenhausaufenthaltes gewappnet zu sein.
Als mein Mann letztens unerwartet ins KH musste, habe ich mich geärgert, dass ich diese Angewohnheit nicht schon längst übernommen habe.

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So viele Menschen, die heute so 72/73 und älter sind...

Antwort von tina14 am 06.09.2015, 10:01 Uhr

Sind schwer traumatisiert!
In meiner Arbeit hör ich so oft diese Dinge heraus. Eine gepackte Tasche neben dem Bett ist da noch das wenigste. So viele sind sich gar nicht bewußt, wie viele Ihrer Befindlichkeiten aus einem alten unverarbeiteten Trauma resultieren.
Es gibt auch genug Bücher zu diesem Thema, vgl z.B. "Die vergessene Generation" von Sabine Bode.
Und das sich Traumata auch in der nächsten Generation wiederfinden, ist ebenfalls untersucht. Bis in die 7. Generation halte ich aber für eine unbelegbare Behauptung. Dann würden ja auch die Napoleonischen Kriege hier nachwirken.
Und diese Traumata kommen bei manchen gerade im Moment durch die Bilder von Flüchlinsströmen wieder hoch.
Kg,Tina

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von DecafLofat am 06.09.2015, 13:46 Uhr

so eine erfahrung prägt einfach fürs leben... ich habe als schülerin i d 10. klasse esther bejarano kennengelernt. das hat mich tief beeindruckt und geprägt.

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von stjerne am 06.09.2015, 15:49 Uhr

Ich habe ganz großen Respekt vor jedem Juden, der in Deutschland leben mag. Vor allem vor denen, die nach dem Krieg zurückgekehrt sind. Keine Ahnung, ob ich das gekonnt hätte.
Ich war beruflich ein paar mal in der Synagoge hier, sie steht natürlich ständig unter Polizeischutz. Dass das immer noch notwendig ist, ist so beschämend!

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von Finfant am 06.09.2015, 17:53 Uhr

Hallo!

das jüdische Altenheim (von dem ich geschrieben habe) hat einen Sicherheitsdienst und alles ist mit Kameras überwacht. An großen, hohen Festtagen wird dieser (das Wachpersonal) noch verstärkt! und das ganze Gelände ist umzäunt!

lg, Andrea

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Re: wisst ihr, das viele der überlebenden Juden, die heute im Altenheim leben....

Antwort von stjerne am 06.09.2015, 17:57 Uhr

Ja, so ist das bei unserer Synagoge auch. :-(

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das finde ich sehr schade

Antwort von Larissa81 am 06.09.2015, 18:20 Uhr

dass man heute noch bewachen muss

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