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Geschrieben von rega am 11.06.2011, 19:41 Uhr

Was soll ich machen ?

Ich schreib mal hier denn ich weis nicht wohin mit dem Thema.

Vor 3 Wochen ist ein Schulfreund meiner Tochter (10 J.) gestorben.
Sie kennen sich aus der Grundschule und mochten sich sehr sehr gerne.
Er war oft bei uns zu besuch uns sie bei ihm,ich kenn auch die Eltern ein wenig.
Jetzt hab ich mir gedacht da ich doch einige Fotos von ihm und seinen Freunden hab,von verschieden Partys meiner Tochter.
Ob ich diese Bilder den Eltern geben soll.
Und ob ich sie bald geben soll oder erst mit einem Gewissen abstand von einem halben Jahr oder so.

Ich bin so traurig ich weis echt nicht was ich machen soll.
Ich für mich ich würde alles haben wollen,was mich auch auf diese Idee gebracht hat.
Was denkt ihr darüber ?
LG rega

 
31 Antworten:

Re: Was soll ich machen ?

Antwort von franziska1958 am 11.06.2011, 19:47 Uhr

Ich würde die bilder in einen verschlossenen umschlag stecken und den eltern persönlich geben oder einen brief dazu schreiben. Würde es zeitnah machen.

So haben sie die möglichkeit selbst zu entscheiden, wenn sie die bilder anschauen möchten.

Es wird vielleicht ein kleines bisschen trösten, dass du an ihren sohn denkst.

Finde die idee sehr gut.

Franziska

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von yorokobi am 11.06.2011, 19:48 Uhr

Hm, schwierig... Ich würde, glaube ich, warten, bis sie das Ganze einigermaßen verkraftet haben und dann fragen, ob sie die Fotos haben möchten. Oder abwarten, ob sie von sich aus auf dich zukommen... Wahrscheinlich eher letzteres. Je nachdem, wie gut ihr euch als Eltern versteht/verstanden habt bzw. wie eng der Kontakt war.

LG yorokobi

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von Patti1977 am 11.06.2011, 20:06 Uhr

Ich würd einen umschlag nehmen, bilder rein, verschließen, brief extra ähnlich dem posting dazu und den eltern geben. dann können sie allein nach dem brief entscheiden ob und wann sie den umschlag öffnen.

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von SkyWalker81 am 11.06.2011, 20:08 Uhr

Also ich persönlich wollte das nicht haben, wenn das Kind gerade gestorben ist. Man hat schon genug Bilder im Kopf, von seinem Kind und wenn man es dann noch so plastisch vor sich sieht, lachend und voller Leben, dann würde das bei mir persönlich den Schmerz sicher nicht leichter machen.
Daher würde ich schon eher nach einer längeren Zeit, wenn man die Gelegenheit hatte, alles etwas zu verarbeiten und Abstand hatte, die Bilder weitergeben.
Das Kind einer Freundin von mir ist auch sehr früh verstroben, und sie sagte mir mal, dass ihr eine stille Umarmung naher Bekannter/Freunde ihres Kindes am meisten Trost gegeben hätten.

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von shinead am 11.06.2011, 20:27 Uhr

Was genau richtig ist, kann niemand wissen.

Trauer ist sehr individuell. Vielleicht ist es besser zu warten, vielleicht ist es besser die Bilder gleich zu überreichen.

Die Idee mit dem geschlossenen Umschlag finde ich gut. Ein Brief, in dem Du einfach auch Deine "Zwickmühle" schilderst, Deine Gedanken und Deine Trauer mit der Anschließenden Option zu entscheiden ob der Umschlag im Keller oder offen auf dem Wohnzimmertisch landet ist m.E. das beste, was du machen kannst.

Viele Hinterbliebenen sind dankbar für die Anteilnahme und die Kontaktsuche. Es kann vorkommen, dass man sich sonst total Abschottet fühlt. Keiner traut sich mehr mit den Betroffenen zu reden/Kontakt aufzunehmen. Reiche ihnen die Hand und Überlasse ihnen ob sie sie annehmen oder nicht.

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von jori am 11.06.2011, 20:51 Uhr

Ja, melde dich zeitnah. Ich kenne die Situation nur als Schwester, aber mit einem Brief und darin dem verschlossenen Umschlag mit den Bildern und einem stillen Gruß an den kleinen Freund kannst du es nur "richtig" machen. Sie können es dann selbst entscheiden, spüren aber: Da denkt jemand an mich. Puh..... Wie traurig....

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von Schnitte78 am 11.06.2011, 21:35 Uhr

ich denke auch, Du solltest noch etwas Zeit verstreichen lassen.
Wie nah standest Du den Eltern? Darf ich fragen, woran der Junge gestorben ist?

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2011, 21:52 Uhr

Hej allesammen!

Ich würde es so machen wie Shinehead vorschlägt.
So können die Eltern selbst entscheiden, aber Du entziehst Dich ihnen nicht.
Schreib ihnen genau wie uns, wie Du es empfindest und was Du fühlst, das ist mehr als viele sich trauen.

Ganz traurig fand ich die Antwort hier: zu warten, bis die Eltern auf Dich zukommen.
Das werden sie nie tun.

In Trauer hat man keine Energie, auch noch zu bitten und organisieren und Kontakte zu beginnen.
Aber man ist froh über jeden, der einen nicht meidet und nicht wegschaut, sondern da ist und mitfühlt.
Trösten kann sowieso keiner, aber es hilft, wenn Menschen einen dann nicht wegen der Trauer wie Aussätzige behandeln und sich zurückziehen.
Das weiß ich aus Erfahrung, aber auch aus der Arbeit eines Therapeuten, der mit trauernden Jugendlichen und Kindern arbeitet:
Das schlimmste sei gewesen, daß niemand mit ihm reden wollte - über den Tod der Eltern, hat ihm ein Jugendlicher mal gesagt.

So ein Brief wird ihnen zeigen, daß Du Anteil nimmst und da bist.

Übrigens - an die andere Schreiberin vor mir:
Es tut hier doch gar nichts zur Sache, woran das Kind gestorben ist.
Was ist denn das für eine Bildzeitungs-Sensationslust-Menthalität?
Sehr abstoßend für mich.

Gruß Ursel, DK

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Re: Was soll ich machen ?

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 11.06.2011, 21:55 Uhr

Stimme Ursel vollkommen zu!

LG
S

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@DK-Ursel

Antwort von Schnigge am 11.06.2011, 22:11 Uhr

Hallo,

vielleicht, vielleicht! ist es ein Unterschied, ob das Kind lange Zeit krank war oder ganz plötzlich verstorben ist. Das könnte doch der Grund für die Frage gewesen sein?
LG Schnigge

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Re: @DK-Ursel

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2011, 22:26 Uhr

Und was ändert das hier?
Es geht darum, ob jemand Anteil nehmen soll und wie.

Gruß Ursel, DK

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Nachtrag

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2011, 22:28 Uhr

Und zur Meinungsbildung waren die Antworten nicht mal erforderlich:
Die Meinung kam schon vorher - der Rat zu warten!

Augen kräftig rollend - Ursel, DK

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Re: Es ist so schwer...

Antwort von rega am 11.06.2011, 22:44 Uhr

Ich danke euch für die verschieden Anregungen,es ist manchmal so schwer das richtige zu tun.
Nun ich weis das die Eltern von ihren Freunden sehr gut getragen werden.
Ich hatte hald fast nur zu dem Jungen kontackt,wie man sich halt so kennt vom Kinder abholen,Elterstammtisch in der Schule und einen kleinen Plausch an der Haustür.
Wir wohnen nicht so weit weg von ihnen, weshalb sich die Kinder dann auch oft alleine getroffen haben.
Er ist ganz plötzlich an einem Allergieschock gestorben.
Ich werd jetzt noch eine weile darüber nachdenken,und ich glaub ich werd die Fotos auf eine CD brennen und einen Brief dazu schreiben.

Danke für die vielen Antworten.

rega

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Re: Es ist so schwer...

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2011, 22:49 Uhr

Hej rega!

ich glaube, das wird den Eltern guttun!
Tu es bald!

Viel Kraft - Ursel, DK

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Re: Es ist so schwer...

Antwort von kati1976 am 11.06.2011, 23:06 Uhr

ich würde es so machen wie viele gesagt haben,

die bilder oder cd ind einen umschlag stecken, einen kurzen brief und in einen weiteren unschlage

so das sie erst den brief lesen können

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schließe mich Franziska an

Antwort von Bengelengelmama am 12.06.2011, 10:55 Uhr

Eltern klammern sich in dieser Situation an jedes Erinnerungsstück....

wie Franziska schon schrieb, Bilder in einen verschlossenen Umschlag + Brief, so können sie selber entscheiden, ob und wann sie die Fotos anschauen möchten...

vG
Dany

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Ich auch!

Antwort von MM am 12.06.2011, 12:58 Uhr

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Naja....

Antwort von FrauKrause am 12.06.2011, 13:04 Uhr

wenn ein Kind beispielsweise über einen längeren Zeitraum krank ist und es vielleicht absehbar ist, dass das Kind nicht mehr lange zu leben hat, haben die Eltern die Möglichkeit, schon zu Lebzeiten des Kindes jeden Tag ein wenig mehr Abschied zu nehmen, man kann sich vorbereiten, ein Teil der Trauer ist bereits bewältigt, wenn das Kind (Erlösung?) verstorben ist. Dann sind die Eltern sicher dankbar, wenn sie die Fotos zeitnah bekommen und ihren Erinnerungen nachgehen können.

Wenn allerdings, wie in diesem Fall, die Eltern noch unter Schock über den plötzlichen Verlust stehen, wäre ich vorsichtig. Die Bilder zu betrachten, könnte die Eltern kurz nach diesem Ereignis noch mehr herunterziehen. Von daher würde ich es auch so machen wie dargestellt. Sollen sie einen - verschlossenen - Umschlag dann öffnen, wenn ihnen danach ist....

Ich würde im übrigen vielleicht noch ein wenig Zeit ins Land gehen lassen, bevor ich den Umschlag überreiche...

LG fk

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Re: Gleich vorbei gehen...

Antwort von Nicole-Mami am 12.06.2011, 13:19 Uhr

...es gab vor gar nicht allzu langer Zeit eine Talkrunde (im ZDF, RBB oder so), in der u.a. die Mutter eines ermordeten Jungen dabei war.
Sie sagte, es war sehr schlimm, plötzlich sozial vollkommen isoliert da zu stehen. Es gab keine Einladungen mehr, keine Kontakte, nichts, weil sich keiner traute, auf die Familie zuzugehen oder glaubte, bei diesem Verlust wäre ihnen sowieso nicht nach Geburtstag feiern etc..
Sie hätte sich gewünscht, dass die Menschen zu ihr kommen und ihr die Entscheidung überlassen, ob sie z.B. zu einem Geburtstag gehen möchte oder nicht.
Sie hat nicht nur ihr Kind verloren, die Familie ist - glaube ich - auch zerbrochen und sie mußte sich einen komplett neuen Freundeskreis aufbauen. Sie hat darüber sogar ein Buch geschrieben, in der Hoffnung, dass anderen Eltern in solchen Situationen dieser zusätzliche Schmerz der vollkommenen sozialen Isolation damit erspart bleibt.
Mir fällt leider der Name nicht ein, es war die Mutter eines 10jährigen Jungen, der vor einigen Jahren ermordet wurde und die eingeladen wurde im Zuge dieser weiteren zwei Kindsmorde an einem Jungen und einem Mädchen Anfang diesen Jahres.

Insofern würde ich immer den Kontakt suchen, anbieten und die trauernde Familie kann dann darauf zurück kommen, wenn sie möchte oder auch nicht.

Alles Gute!

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Re: Gleich vorbei gehen...- meine Rede!

Antwort von DK-Ursel am 12.06.2011, 13:34 Uhr

Wer je einen Menschen verloren hat, kennt die Kraft, die man aus Anteilnahme schöpft.

Mein Bruder glaubte, die Kondolenzen am Grab meiner mutter nicht entgegennehmen zu können und erklärte vorher, daß er ginge, wenn es ihm zuviel würde. Er blieb und sagte später, er habe es so tröstlich empfunden, wieviele da waren.

In Stunden tiefer Not und Trauer allein zu sein ist sehr schlimm und hart.

Geh hin, überlaß ihnen durch die Entscheidung und erklärende Worte die Entscheidung, wann sie die Bilder anschauen wollen (auch wenn man trauert, ist es tröstlich zu wissen, daß der Verstorbene gute Momente, ein gutes Leben hatte; darum ist die Erinnerung an die guten zeiten ja gerade so wichtig!) und zeig ihnen durch Dein Erscheinen, durch Deinen Brief (wie uach immer),, daß Du Dich nicht abwendest und Angst vor ihrem Schmerz hast.
DAS ist nämlich das, was am meisten wehtut: Die vielen Menschen,die sich nicht trauen, Gründe vorschieben und erklären (wie sich die Trauernden fühlen/zufühlen haben) statt einfach da zu sein und ein Ohr zu haben.

Gruß Ursel, DK

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Re: Gleich vorbei gehen...- meine Rede!

Antwort von shinead am 12.06.2011, 15:12 Uhr

*anschließ*

Nächste Woche Brief und CD abgeben!

Auch wenn der Junge lange krank gewesen wäre, würde es den Eltern JETZT nicht besser gehen. Man kann sich auf diesen Moment nicht vorbereiten. Das ist Humbug. Man leidet genauso!

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genau.

Antwort von Chatilia am 12.06.2011, 16:15 Uhr

ein kind zu verlieren ist das schlimmste, was es gibt. sogar wenn man es einige zeit vorher wusste, dass man das kind bald verlieren wird, man ist trotzdem nicht mehr fähig, sich der welt zu stellen.

das leben geht weiter, aber man ist froh um jeden strohhalm an menschlichkeit. das totschweigen der verstorbenen person verschlimmert hingegen alles noch.

das einzig richtige, was man tun kann, wurde vorher erwähnt: einige zeilen schreiben, die fotos in einen umschlag und die familie wird sehr dankbar darüber sein, dass sie nicht allein gelassen werden mit dem schmerz und den erinnerungen.

alles gute.

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Echt??? Humbug???

Antwort von FrauKrause am 12.06.2011, 20:08 Uhr

Nun, ich habe aber diese Humbug-Weisheiten von einer Betroffenen selbst gehört... und diese von anderen Betroffenen... Viele Menschen unterhalten sich in Foren darüber...



Wahrscheinlich ist es doch für jeden anders...

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Re: Echt??? Humbug???

Antwort von DK-Ursel am 12.06.2011, 21:28 Uhr

Frau Krause!

natürlich trauert jeder Mensch anders; natürlich nimmt man anders Abschied, wenn man schon lange mitleidet und vom Sterben weiß als wenn der Tod überraschend kommt.
ABER:
Seit wann sind Mitgefühl, Anteilnahme und Präsenz, kurz Menschen, die sich nicht mit scheinheiligen Mutmaßungen über die Trauer der anderen drücken vor "unangenehmen" Situationen, die sie selber nicht aushalten können und wollen, nicht passend in einer Krisenzeit???

Gerade mit dem erkärenden Brief (oder der persönlichen Erklärung) und dem verschlossenen Umschlag, in dem sich die Bilder oder CD befinden, ist den Trauernden ja selbst in die Hand gegeben, wann sie sich konfrontieren.

ABER: Sie erleben gleichzeitig, daß es Menschen gibt, die mit ihnen leiden und betroffen sind - und die nicht die Straßenseite wechseln, den Telefonhörer nicht nehmen und ihre Nummer wählen, die nicht vorschieben: "oh, lassen wir die Leute mal lieber in ihrem Schmerz allein, das müssen sie ja erst verarbeiten", die nicht schweigen und stumm und weg bleiben.

Wieviel Nähe und Präsenz sie letztendlich brauchen, hängt von ihnen und ihrer persönlichen Situation ab.
Aber glaube mir - ich weiß aus mehrfacher Erfahrung, daß es immer guttut, wenn jemand auch nur kurz da ist und signalisiert:
Ich weiß, daß du leidest, ich kann dir da nicht viel abnehmen, aber ich denke an dich und helfe, wenn ich kann.

Alles andere ist - und soviel Erfahrung habe ich leider inzwischen gesammelt, wobei ja auch Fachleute darüber sprechen - Kneifen vor einer Situation, der sich die meisten nicht gewachsen fühlen.

Und mal ganz ehrlich:
Wer vorher das Gespräch und den Kontakt ge- und vermieden und schon gar nicht gesucht hat, der wird nach ein paar Wochen auch nicht hingehen und Mitgefühl und Beileid aussprechen.
Der geht im besten Fall (wobei ich dahingestellt sein lasse, ob dieser Fall gut ist) dazu über, so zu tun, als sei das Leben jetzt wieder normal.

Und glaube mir, DAS tut erst recht weh.

Dann lieber im Stadium der Trauer wirklich mit denen auch mal weinen, die man vielleicht nicht so gut kennt, die aber sich trauen zu kommen und den Schmerz mitauszuhalten und zu verstehen.

Schönen Abend noch - Ursel, DK

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Re: @Ursel

Antwort von yorokobi am 13.06.2011, 8:42 Uhr

Hallo Ursel,

jetzt möchte ich mich doch noch mal kurz einbringen.

Du schreibst:
"Wer vorher das Gespräch und den Kontakt ge- und vermieden und schon gar nicht gesucht hat, der wird nach ein paar Wochen auch nicht hingehen und Mitgefühl und Beileid aussprechen.
Der geht im besten Fall (wobei ich dahingestellt sein lasse, ob dieser Fall gut ist) dazu über, so zu tun, als sei das Leben jetzt wieder normal."

Warum diese Verallgemeinerung? Können wir nicht einfach akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich denken und handeln? Sicher wird es in einigen/vielen Fällen so sein, wie du schreibst. Du sagst ja selbst, dass du in dieser Hinsicht viel Erfahrung hast. Mag sein. Trotz alledem gibt es aber sicher auch Menschen, die eben doch nach Wochen hin- und auf die Menschen zugehen, um ihr Beileid zu bekunden. Es mögen die wenigsten sein, vielleicht, aber auch solche Menschen gibt es. Hier pauschal von Kneifen zu sprechen, finde ich unangebracht.

Letztendlich kennt niemand von uns die Betroffenen. Und wir sind uns doch, glaube ich, alle einig, dass jeder Mensch anders trauert. Ich hoffe, nie selbst in solch eine Situation zu kommen, aber wenn, würde ICH mich in den allerallerletzten Winkel vergraben, Gott und die Welt verfluchen und lange, lange Zeit nichts und niemanden sehen wollen!

Bitte, akzeptieren wir doch einfach, dass es hierzu sehr unterschiedliche Meinungen, Ansichten und Erfahrungen gibt, ohne die, die nicht unserem eigenen Bild entsprechen, immer nur abzuwerten. Danke.


Liebe Grüße,
yorokobi

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Re: @yorokobi

Antwort von Nicole-Mami am 13.06.2011, 9:36 Uhr

Du schreibst:

"Ich hoffe, nie selbst in solch eine Situation zu kommen, aber wenn, würde ICH mich in den allerallerletzten Winkel vergraben, Gott und die Welt verfluchen und lange, lange Zeit nichts und niemanden sehen wollen! "

Woher willst Du wissen, dass Du so reagieren wirst? Man kann nicht Wochen, Monate und Jahre allein mit diesem Schmerz bleiben und glauben, so würde man darüber hinweg kommen. Außerdem: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere Menschen tiefe Trauer nach einem, zwei oder mehr Jahren noch verstehen können? Viele denken vielleicht, dass die Zeit die Wunden dann geheilt haben sollte.

Der große Unterschied zwischen Menschen, die - begleitet - Abschied nehmen dürfen und denjenigen, die plötzlich damit konfrontiert werden, liegt doch in der Regel darin, dass sie durch den Leidensweg Kontakt mit Profis, Selbshilfegruppen und anderen Betroffenen gefunden haben und somit dann im Falle eines Falles ein Netzwerk von Menschen haben, die WIRKLICH verstehen können, was in dem anderen vorgeht - und auch dementsprechend handeln.

Diejenigen, die plötzlich damit konfrontiert werden, denken bis zu diesem Zeitpunkt so wie wir alle: Hoffentlich passiert mir das nie und ich habe keine Ahnung, was ich dann machen würde. Ihr Umfeld besteht in der Regel aus Leuten, die ganz genauso denken und da muss man erst einmal wieder herausfinden.

Alle Betroffenen emfpinden es doch als das Schlimmste, wenn der/die Verstorbene "tot geschwiegen" wird - als hätte es diesen Menschen nie gegeben. Wie soll man über jemanden reden, wenn kein anderer da ist, mit dem man reden könnte?

Noch ein anderes Beispiel:
Ich war (leider) schon auf diversen Beerdigungen und naturgemäß geht es dort eher feierlich, ruhig und traurig zu. Bei einer Beerdigung haben wir uns aber Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen erzählt und mußten herzhaft über die Erinnerung lachen. Peinlich berührt schlug unsere Gruppe die Hände vor den Mund, "weil man auf einer Beerdigung nicht lachen darf" und ebenso überzeugt verkündete jeder von uns: "Bei meiner Beerdigung sollt ihr lachen und Euch an die schönen Dinge erinnern!!!"

Menschen bleiben lebendig durch Erinnerungen und gerade in diesem Fall kann die Mutter ja vielleicht die eine oder andere Erinnerung beisteuern, die die Eltern noch nicht kennen oder aus der Sicht ihres Kindes. Vielleicht ist es auch nur tröstlich, dass das eigene Kind so sehr gemocht wurde, weil das ja bedeutet, dass er ein guter Mensch war.

Jeder trauert anders - da hast Du vollkommen Recht.

Aber gerade deshalb, kann jemand, der das noch nie erlebt hat, nicht entscheiden, welche Trauer "die Richtige" ist.

Alles Gute!

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Re: @Ursel

Antwort von DK-Ursel am 13.06.2011, 10:19 Uhr

Hej Yorokobi!

Ja, ich spreche aus Erfahrung, und leider nicht nur der eigenen.
Und ich habe niemals jemanden gesehen, der nach Monaten noch ankam und mir sein Beileid bezeugte oder darüber sprechen wollte, wie schrecklich das alles doch war.
Da war alles vergessen, man muß doch darüber labngsam hinweg sein und zum Alltag übergehen -- und wenn man das nicht tut, dann machen sich die Leute höchsten "Sorgen", wielange man denn in dieser Trauerschleife hängen will.

Mag sein, ich verallgemeinere, das tun wr alle öfter mal, Mehrheitserfahrungen prägen eben auch.
Und Du sagst ja selbst,daß es wohl die wenigsten sind , die da anders agieren, und das stimmt.
Und so gehe ich mal von dieser traurigen Mehrheit und durchaus realen Tatsachen aus aus und finde, daß dieser Kontakt, nach dem die Mutter hier fragt, sofort hergestellt werden soll.

Wenn es dann nach Monaten auch noch Menschen gibt, die jetzt schweigen und erst dann aktiv werden (wieso eigentlich erst so spät? Und dann müssen sie sich wohl gefallen lassen, aufgrund ander Erfahrungen in denselben Topf geworfen zu werden wie die, die gar nicht kommen), dann ist es ja gut.
Ist es das wirklich?

Ein Trauernder spürt im Augenblick und kann sich nicht damit trösten, daß er nicht verallgemeinern solle, daß es unter den vielen, die wegschauen und beklommen, meinetwegen auch hilflos schweigen, auch einige wenige gibt, die erst in 3-7 Monaten auftauchen und mir helfen wollen.

Dieses vorgeschoebene Argument, daß der Trauernde die Ruhe sicher vorziehe
(woher weiß der "Aeilnehmende" das?
Hat der Trauernde ihm das gesagt??? Diese Chance hääte er ja nur, wenn ihm der "Anteilnehmende Hilfe anbietet und er sie ablehnt.)
Dieses vorgeschobene Argument ist in meinen Augen auch Feigheit, sich der Wucht des Augenblicks zu stellen und Hilfe auf die Zeit zu verschieben, wenn man nicht mehr damit rechnen muß, daß der Hinterbliebene mit der Situation gar nicht mehr fertig wird.
Wenn man hoffen kann, daß der Trauernde soviel Distanz bekommen hat, daß er sich im griff hat und man selber nicht mehr hineingezogen wird in dieses Strudel von Gefühlen.

Egal ob man hofft, dann nicht mehr mit der massiven Trauer konfrontiert zu werden oder ob man es ganz läßt:
Man läuft vor der Konfrontation im schlimmsten Augenblick weg.
Mag ja für manche legitim sein - aber feige ist es trotzdem.
Rede das also nicht mit ein paar Leuten schön, die vielleicht "anders" (feige) sind.
Und die gar nicht wissen, wie der Betreffende ihre An- oder Abwesenheit empfindet, es sich und anderen (wie hier ja auch) ekrlären.
Das - ich wiederhole es: - bekommst du nur uz wissen, wenn du hingehst und fragst, Hilfe anbietest, da bist.
Wenn der Hinterbliebene DANn lieber allein ist, und ja, solche Augenblicke gibt es natürlich auch, DANN stimmt das Arguemnt für diesen Menschen indiesem Augenblick.
Aber doch nicht generell!

Siehst Du, der Punkt ist nämlich,daß DIESE Verallgemeinerung weitaus mehr schmerzt als wenn cih 3, die sich erstmal wochenlang zurückhalten (warum auch immer) mit denen in einen Topf werfe, die ganz wegbleiben.
FDenndieVerallgemeinerung, daß Trauernde sowieso ... hat schmerzliche Konsequenzen für jemanden, der gerade sehr verwundbar ist.

Aber ich bezweiele eben aufgrund von traurigen Erfahrungen, daß da noch später noch viel kommt.
Die meisten wollen schon wenige Tage später am liebsten zum Alltag zurückkehren, ein Unding für die, deren Welt so nicht mehr existiert.

Solltest Du also zu den Abwartenden gehören und Dich voin mir angegriffen fühlen, dann tut es mir leid.
Ich kann genauso wenig wie du in andere hineinsehen und bin für offene Worte - die sind eben unmöglich, wnen jemand sich entzieht - egal warum.

Letztendlich aber ist dies eine Theroerisierei, unntöig und für Trauernde Menschen unerträglich.
Wer wissenwill, wie es einem Hinterbliebenen geht, muß den Betreffenden selber fragen.
Das geht nur mit Kontaktaufnahme.
Mutmaßungenwie hier sind die - wie erwähnt - die shclimmsten Verallgeminerungen, und Rechtfertigungen sind so fehl am Platze,daß es schon geschmacklos ist.
Denn wieso jemand wegbleibt und schweigt, ist mir doch egal, wen nich unten bin - ich konstatiere nur:
DER oder DIE war auch nicht da als ich Hilfe brauchte.
Tiefe Interpretationen und Erklärungen über die individuellen Gründe sind doch wirklich etwas für die Deutschstunde, nicht für die reale Welt.

Gruß Ursel, DK

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Danke, Nicole-Mami, so ist es!

Antwort von DK-Ursel am 13.06.2011, 10:21 Uhr

o.T.

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Re: @Ursel

Antwort von yorokobi am 13.06.2011, 12:46 Uhr

Hallo Ursel,

nun, ich glaube, wir haben da zwei ganz unterschiedliche Ansichten.

"Tiefe Interpretationen und Erklärungen über die individuellen Gründe sind doch wirklich etwas für die Deutschstunde, nicht für die reale Welt."

Sorry, seh ich anders. Weder rede ich schön, noch rechtfertige ich. Ich erlaube mir lediglich darauf hinzuweisen, dass es auch andere Denkarten gibt, die genauso ihre Berechtigung haben, und ich es unfair finde, diese als nur vorgeschoben und feige zu bezeichnen. Aber da kommen wir wohl kaum auf einen grünen Zweig. Schade.

Zur "Vorrednerin" (Nicolemama?):
Natürlich WEIß man vorher nie, wie man in einem solch tragischen Fall selbst reagieren würde. ABER: Ich weiß sehr wohl, wie ich im Laufe meines bisherigen Lebens mit Trauer in den unterschiedlichsten Situationen umgegangen bin, und ich denke schon, relativ genau vorhersagen zu können, in welche Richtung es bei mir (und ich rede hier wirklich nur für mich persönlich) gehen würde.

yorokobi

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Re: yorokobi

Antwort von DK-Ursel am 13.06.2011, 12:51 Uhr

Gemessen wird man an seinen Taten oder Nicht-Taten.
Gedanken und Gefühle kann man höchstens erraten - und damit falsch liegen.

Wie jemand zu deuten ist, der aktiv kommt und Trauer bezeugt - ob ich sie nun gerade ertrage oder nicht, liegt wohl auf der hand.
Wie jemand zu deuten ist,der wegbleibt, ist reine Spekulation, egal wie edel seine Gefühle dabei waren.
Und daß die edel waren, bezweifele ich eben --- wo kann denn Wegbleiben in einer solchen Situation helfen???

Abschließend:
Im übrigen können wir uns natürlich immer darauf einigen, daß Deine rühmlichen (???) Ausnahmen die Regel bestätigen.

Gruß Ursel, DK

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Re: yorokobi

Antwort von yorokobi am 13.06.2011, 17:12 Uhr

Hi Ursel,

es geht mir nicht um rühmlich oder edel, aber das tut wahrscheinlich eh nichts zur Sache, gell?

Aber ich stimme mit dir überein, das Thema damit zu beschließen. Hilft der AP eh nicht weiter.



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