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Geschrieben von tinai am 10.05.2006, 15:05 Uhr

Steilvorlage, danke

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VI. Ideal und Realität

In der frühen Zeit des Islam wurde das koranische Ideal, das ich umrissen habe, noch relativ gut umgesetzt. Die Überlieferung und die Geschichtsschreibung berichten von herausragenden Frauengestalten, von Dichterinnen, Gelehrten und Juristinnen. So besuchte der Gelehrte Asch-Schafi’i, der Begründer von einer der vier islamischen Rechtssschulen, Vorlesungen bei einer Frau. Frauen haben ihr Recht auf Bildung wahrgenommen, sie waren in der Öffentlichkeit präsent, sie waren Händlerinnen und der Kalif Umar hat sogar eine Frau als Aufseherin über den Markt eingesetzt. Der Gelehrte Abu Hanifa setzte sich dafür ein, dass in möglichst jeder Stadt eine Frau als Richterin tätig war, an die sich Frauen wenden konnten. Bei den Gebeten und den Festen in den Moscheen waren Frauen selbstverständlich dabei, sie haben ganz normal am öffentlichen Leben teilgenommen. Heutzutage sind in manchen muslimischen Ländern solche Dinge leider völlig undenkbar.

Ein schleichender Prozess hat dazu geführt, dass Frauen immer mehr aus der Öffentlichkeit verdrängt wurden, dass sie auf ihre biologische Rolle als Mutter beschränkt und für alle anderen Aufgaben als ungeeignet eingestuft wurden. Die Rolle der Frau als Mutter hat im Islam tatsächlich eine sehr hohe Stellung, sie ist aber nicht als die einzige Rolle für Frauen vorgesehen – man denke nur an die Frauen des Propheten, von denen viele, wie z.B. Aischa, kinderlos geblieben sind. Sie wurde und wird von Muslimen sehr verehrt, vor allem in ihrer Rolle als Lehrerin für die Gemeinschaft, da sie viel vom Propheten überliefert hat.
An diesem Prozess der Verdrängung und Beschränkung von Frauen waren männliche Gelehrte nicht unbeteiligt. Frauen wurden zunehmend gegenüber den Männern abqualifiziert, und der Mann wurde immer mehr zur Norm des Menschlichen überhaupt, demgegenüber Frauen nur Defizite aufweisen. Das koranische Konzept, dass Männer und Frauen Teil eines Paares sind, dass sie aufeinander angewiesen sind, ohne dass einem von beiden eine höhere Stellung zukommt, ist verlorengegangen. Selbst bei herausragenden Gelehrte wie Al-Ghazali, der auch in Europa bekannt wurde, finden wir so frauenfeindliche Äußerungen wie: „Die Mehrzahl der Frauen ist von schlechtem Charakter und schwachem Verstand, und man wird mit ihnen nur zurecht kommen durch Milde, gepaart mit straffer Zucht.“ (zitiert nach Erbakan 1999). Belegt werden diese Urteile nicht, trotzdem haben sie weite Verbreitung gefunden. Auch in unserer Zeit finden wir ähnliche Äußerungen.

Es gibt allerdings auch eine andere Entwicklung. Viele haben die gegenwärtige Stellung der Frau in weiten Teilen der islamischen Welt als Problem erkannt und machen sich daran, Änderungen herbei zu führen. So schreibt Tariq Ramadan, ein europäischer Islamgelehrter und Philosoph, der in der Schweiz lehrt, zum Stichwort „Frauen“: „Es gilt, einen Kampf zu führen gegen die Infantilisierung, die Entrechtung und andere Ungerechtigkeiten, welche die Frauen erleiden und für die der Islam nicht verantwortlich ist. Es gilt ebenso, den Stimmen engagierter Musliminnen Gehör zu schenken, die im Namen der Werte des Islam und gegen die verwurzelten alten Traditionen gegen Ungerechtigkeit und Entwürdigung kämpfen.“ (Ramadan 2001)

Vor allem sind Musliminnen mittlerweile selbst angetreten, um gegen diese Zustände etwas zu unternehmen. In Deutschland kann man einige Einrichtungen von Frauen nennen, die einen emanzipatorischen Ansatz verfolgen, wie das Zentrum für islamische Frauenforschung und Frauenförderung (ZIF) in Köln und HUDA – Das Netzwerk für muslimische Frauen in Deutschland, die eine islamische Frauenzeitschrift herausgeben. Sie tragen durch ihre Arbeit dazu bei, den Islam von den vielfältigen existierenden frauenfeindlichen Traditionen zu befreien und deutlich zu machen, dass sich diese nicht islamisch rechtfertigen lassen.

Zitatende!

Und wenn wir permanente Toleranz verlangen, fallen wir diesen engagierten Frauen UND Männern in den Rücken

 
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