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von Leena  am 24.08.2017, 13:32 Uhr

Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Aktuell wurde ein Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) veröffentlicht, wonach Scheidungskosten steuerlich nicht mehr als außergewöhnliche Belastung abgezogen werden können, da sie durch § 33 Abs. 2 Satz 4 EStG vom Abzug ausgeschlossen sind: "Ein Steuerpflichtiger erbringt die Aufwendungen für ein Scheidungsverfahren regelmäßig nicht zur Sicherung seiner Existenzgrundlage und seiner lebensnotwendigen Bedürfnisse."

Beim Lesen des Urteils bin ich hier an diesem Satz hängen geblieben:

"Ob Aufwendungen für ein Scheidungsverfahren noch als außergewöhnlich i.S. des § 33 Abs. 1 EStG anzusehen sind (ablehnend Niedersächsisches FG, Urteil vom 18. Februar 2015  3 K 297/14, EFG 2015, 725), kann offenbleiben. Denn sie sind jedenfalls nach § 33 Abs. 2 Satz 4 EStG in der für das Streitjahr geltenden Fassung vom Abzug als außergewöhnliche Belastungen ausgeschlossen."

Das Finanzgericht hatte insoweit geurteilt:

"Bei den streitigen Scheidungskosten (873 €) handelt es sich nicht um außergewöhnliche Aufwendungen des Klägers, da derartige Aufwendungen jedenfalls nach den Verhältnissen der Gesamtbevölkerung im Streitjahr (2013) unter Berücksichtigung der Rechtsprechungsentwicklung und der tatsächlichen Entwicklungen im Familienrecht nicht mehr gemäß § 33 Abs. 1 EStG als „außergewöhnlich“ eingeordnet werden können. (...) Die Anzahl der Eheschließungen ist seit 1950 stetig rückläufig. Seit 2001 liegt die Zahl bei jährlich rund 380.000. Die Anzahl der Ehescheidungen blieb zugleich seit 2001 auf einem Niveau bei rund 190.000. Der Anteil der jährlichen Ehescheidungen im Verhältnis zu den jährlichen Eheschließungen liegt damit bei rund 50%. Beide statistischen Werte, nämlich der Anteil der Ehescheidungen an den sogenannten Ehelösungen [> 35%] bzw. das Verhältnis von Ehescheidungen und Eheschließung in jedem Jahr [~ 50%] belegen ein hohes Niveau der Ehescheidungen und eine umfassende Akzeptanz der Ehescheidung in der Gesellschaft."

Ist für Euch eine Scheidung noch "außergewöhnlich"?

Ich bin gerade etwas hin- und hergerissen. Für mich ist es selbstverständlich, eine Scheidung unbedingt zu akzeptieren. Aber ich glaube, für mich sind sie tatsächlich noch eher die Ausnahmen als die Regel. Oder lebe ich da mal wieder in der rosaroten Blase..?

 
23 Antworten:

Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Helene34 am 24.08.2017, 13:36 Uhr

Passiert doch oft genug inzwischen ein absolut gewöhnlicher Vorgang.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Shanalou am 24.08.2017, 13:37 Uhr

Mir geht es ähnlich, wie dir. Aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Womit sich hier die Frage stellt, ob der besondere Schutz der Ehe überhaupt noch Sinn macht, da es sich ja eher um ein Auslaufmodel zu handeln scheint. Und ob man nicht einfachere und kostengünstigere Scheidungsverfahren ins Auge fasst.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von wolke76 am 24.08.2017, 13:51 Uhr

Klar, Scheidungen sind "gewöhnlich" - aber nur im gesellschaftlichen Erleben, wenn man das so sagen kann. Es ist nichts schlimmes, verwerfliches oder so. Aber im Leben des Einzelnen ist die Scheidung einer Ehe für mich durchaus etwas, was nicht aller Tage passiert. Scheidungskosten sind also nichts, was laufend anfällt sondern eher die Ausnahme. So gesehen ist es nicht nachvollziehbar, warum es sich nicht um außergewöhnliche Belastungen handeln soll.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Daffy am 24.08.2017, 13:52 Uhr

Ich weiß nicht, was ´gewöhnlich` in dem Zusammenhang bedeutet. Geht es dabei vielleicht weniger um die Häufigkeit als um Vorhersehbarkeit/Planbarkeit/persönliche Verantwortung? Dass man also nicht automatisch die Allgemeinheit an den Kosten für Lebensentscheidungen beteiligen kann, außer - wie bei der Eheschließung mit allen steuerlichen Vorteilen - der Gesetzgeber will gesellschaftlich stabilierende Strukturen fördern und hat das explizit so festgelegt?

Hin und wieder kommen sehr interessante Berichte über langzeitreisende Familien, meist mit Kindern im KiGa-Alter oder darunter - ich finde die sehr interessant, und es ist sicher außergewöhnlich, aber deshalb doch nicht steuerlich begünstigt.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von wolke76 am 24.08.2017, 14:35 Uhr

Naja, wenn du so argumentierst, dürften aber auch Krankheitskosten oder z.B. Pflegekosten nicht als außergewöhnliche Belastung anerkannt werden. Was kann die Allgemeinheit dafür, wenn jemand krank ist oder gepflegt werden muss? Aber ich kann es schon nachvollziehen. Im Grunde ist es die Privatsache der Leute, die mit der Allgemeinheit nix zu tun hat. Nur ist es so einfach nicht im deutschen (Steuer)Recht.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Daffy am 24.08.2017, 14:39 Uhr

Ich finde Krankheit/Unfall/Demenz... schon schicksalhafter als die Wahl des Ehepartners.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von wolke76 am 24.08.2017, 14:42 Uhr

Ja sicher. Deshalb relativierte ich ja oben auch.

Allerdings lassen sich die meisten ja wohl scheiden, weil der Partner eben nicht so war wie erhofft oder weil man einfach falsche Vorstellungen oder sich auseinanderentwickelt hat. Insofern schon "schicksalhaft", was aus einer Ehe wird.

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Vorhersehbarkeit? Menschen können sich im laufe der Jahre auch ändern.

Antwort von Marianna81 am 24.08.2017, 14:43 Uhr

...

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von memory am 24.08.2017, 14:50 Uhr

Kann man denn die Kosten für eine Hochzeit von der Steuer absetzen?

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von wolke76 am 24.08.2017, 15:03 Uhr

Wohl nicht - Familienfeier. Dafür hat man durch die Heirat Steuerbegünstigungen.

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von memory am 24.08.2017, 15:23 Uhr

Ja stimmt! Naja man kann das ja dann als "Scheidungs-Vorschuss" sehen.
Tja wirklich schwierig , im Allgemeinen läuft es eben darauf hinaus , das es eine private Sache ist und dann sind das halt so die kleinen ,versteckten Möglichkeiten des Staates Geld zu sparen .Die keinem gleich auffallen ,bei dem% an Scheidungen allerdings nach dem Motto sind " Kleinvieh macht auch Mist".

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Jeder ändert sich im Laufe der Jahre

Antwort von Daffy am 24.08.2017, 15:24 Uhr

Große Änderungen können die Ehe unmöglich machen, aber ich glaube nicht, dass das so häufig ist. Meist sind doch banale Ding, alltägliche Macken oder überzogene Erwartungen (mit denen wir wohl alle aufgewachsen sind: die große Liebe, nach Jahren noch verliebt wie am ersten Tag, ewige Schmetterlinge...) verbunden mit (übertrieben?) hohem Anspruch an den Partner und das Leben allgemein. Ob dann die Scheidung gesellschaftlich gefördert gehört...

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Ich lebe wohl auch bei Dir .....

Antwort von Caot am 24.08.2017, 17:02 Uhr

.... in deiner rosaroten Blase.

Die Familien die ich kenne leben alle, ohne Scheidung, seit Jahren zusammen.

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Re: Ich lebe wohl auch bei Dir .....

Antwort von Maxikid am 24.08.2017, 17:09 Uhr

In meinem Umfeld trennen sich immer mehr. Auffallend, immer im Laufe der Grundschulzeit...LG maxikid

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Heute sind Scheidungen schon ganz gewöhnlich

Antwort von Mehtab am 24.08.2017, 17:09 Uhr

Vom gesellschaftlichen Aspekt her sind Scheidungen heute ganz normal. Deshalb kann ich das Urteil schon nachvollziehen.

Ein ganz anderer Punkt ist eine Scheidung natürlich für die, die gerade persönlich davon betroffen sind. Aber deshalb muss das ja nicht steuerlich gefördert werden. Ein Umzug wird ja auch nicht steuerlich begünstigt, außer er ist beruflich bedingt.

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Re: Heute sind Scheidungen schon ganz gewöhnlich

Antwort von Leena am 24.08.2017, 18:16 Uhr

Zur Rechtslage, um mal das Gesetz zu zitieren:

"Erwachsen einem Steuerpflichtigen zwangsläufig größere Aufwendungen als der überwiegenden Mehrzahl der Steuerpflichtigen gleicher Einkommensverhältnisse, gleicher Vermögensverhältnisse und gleichen Familienstands (= außergewöhnliche Belastung)" ... kann steuerlich grundsätzlich berücksichtigt werden. "Aufwendungen erwachsen dem Steuerpflichtigen zwangsläufig, wenn er sich ihnen aus rechtlichen, tatsächlichen oder sittlichen Gründen nicht entziehen kann und soweit die Aufwendungen den Umständen nach notwendig sind und einen angemessenen Betrag nicht übersteigen. ... Aufwendungen für die Führung eines Rechtsstreits (Prozesskosten) sind vom Abzug ausgeschlossen, es sei denn, es handelt sich um Aufwendungen ohne die der Steuerpflichtige Gefahr liefe, seine Existenzgrundlage zu verlieren und seine lebensnotwendigen Bedürfnisse in dem üblichen Rahmen nicht mehr befriedigen zu können."

Der BFH hält sich ja in seinem aktuellen Urteil gepflegt raus, ob eine Scheidung dem Grunde nach außergewöhnlich ist, und stürzt sich nur auf die Regelung, wonach Prozesskosten nur dann abgezogen werden können, wenn existenziell und lebensnotwendig...

Hochzeit ist genauso wenig absetzbar wie die längerfristige Auslandsreise. Auch wenn ich schon erlebt habe, dass jemand versucht hat, die "Anschaffungskosten" für die philippinische Ehefrau "aus dem Katalog" steuerlich geltend zu machen...

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Danyshope am 24.08.2017, 19:42 Uhr

Ehrlich?

Ich finde es gut wenn das nicht mehr absetzbar ist. Gibt so viel rund um "Familie" was man als "außergewöhnlich" ansehen könnte - und was eben auch nicht absetzbar ist. Warum sollte das Scheidungen bevorzugt werden?

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Steffi528 am 24.08.2017, 19:51 Uhr

Echt? Ich dachte, das es an den Steuerklassen liegt, die man(n) wählt. Okay, in der Erbschaft könnten Vorteile liegen

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Re: Sind Scheidungen gewöhnlich..?

Antwort von Steffi528 am 24.08.2017, 19:56 Uhr

Naja, Leute, die sich scheiden lassen kurbeln ja schon die Wirtschaft an, mehr Wohnungen und mehr Möbel, zwei Mikrowellen, statt nur eine, Anwaltskosten, auf die ja auch Steuern bezahlt werden...

Ich weiß nicht, ich kenne genauso viele lange Ehen, wie gescheiterte. Wer profitiert denn von absetzbaren Scheidungskosten mehr? Männer oder Frauen? Das würde mich jetzt mal interessieren.

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Re: Vorhersehbarkeit? Menschen können sich im laufe der Jahre auch ändern.

Antwort von Danyshope am 24.08.2017, 20:24 Uhr

Naja, meistens eher etwas was man sich "einredet" wenn nach der ersten Verliebtheit der Alltag Einzug hält.

Nur wenige Menschen ändern sich wirklich derartig grundlegend. Und bei vielen ist es auch so das sie eben sich auch verstellen - aus den verschiedensten Gründen.

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Der Umkehrschluss wäre ja,

Antwort von wir6 am 24.08.2017, 20:26 Uhr

Dass verheiratet bleiben ungewöhnlich wäre und somit die Kosten meiner Ehe ( Reisen, essen, Kinderbetreuung etc) steuerlich deutlich besser absetzbar wäre.

In meinem Bekanntenkreis ist die Quote etwa 50/50

Viele Grüße

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Profitieren...

Antwort von Leena am 24.08.2017, 20:32 Uhr

Normalerweise wirkt es sich steuerlich um so mehr aus, je mehr Einkünfte man hat (mit Einschränkungen hinsichtlich der zumutbaren Eigenbelastung).

Sprich: In der Ehe mit klassischer Rollenverteilung (= Mann verdient mehr, Frau arbeitet geringer bezahlt und im Zweifelsfall in Teilzeitmodellen) profitierte bisher der Mann i.d.R. mehr als die Frau.

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Re: Der Umkehrschluss wäre ja,

Antwort von Malefizz am 24.08.2017, 20:52 Uhr

vielleicht sollte man eine Quotenregelung einführen: bei fünf Jahren Ehe soundsoviel steuerlichen Bonus, bei zehn Jahren entsprechend mehr, usw. Diejenigen, die bis zur diamantenen Hochzeit durchhalten, müssen gar nichts mehr zahlen, bzw. kriegen die letzten fünf Steuerjahre erstattet - oder so... Wo doch die allermeisten sowieso nur wegen der Steuern heiraten.

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