Ich muss mal Dampf ablassen

Grade hat mich ein guter Freund angerufen und wir kommen da auf keinen Nenner mehr. Kurz:
Ihm wurde letztes Jahr im September die Gallenblase entfernt, dabei ist was schief gelaufen, längerer Heilungsprozess, heute hat er wohl noch Schmerzen und ist Bewegungseingeschränkt. Nun sagen ihm die Ärzte sie könnten ihn nicht weiter krank schreiben, zumal sie auch nichts mehr finden was die Schmerzen erklären könnte. Ein Arzt hat ihm ehrlich gesagt er müsse sich halt damit abfinden. Die vorgeschlagene Spritzentherapie lehnte er völlig empört ab. Das könnte ja wehtun.
Seine Chefin macht das jetzt schon seit letztem Jahr mit, hat wohl so einen Amtsarzt hinzugezogen, ein Pfilchttermin, den er einfach wissentlich hat verstreichen lassen und da hat er sich über die Konsequenzen aufgeregt. Er bezeichnet Ärzte nur noch als entschuldigt, Pisser, Arschlöcher, Wichser und Bettnässer.
Und so langsam nervt mich das. Seit einem Jahr geht´s nur noch darum. Dann hätte das Krankenhaus angeblich Berichte verschwinden lassen, er wäre etwa zwei Monate (das weiss er selbst nicht genau) dringewesen, die hätten daraus aber offiziell nur einen Monat gemacht. Ach, sowas geht mit der Krankenkasse?
Er schlägt nur noch um sich und wird frech wenn man ihm sagt das er sich so nicht verhalten kann und das ihn die Ärzte nun schon en gesamtes Jahr krank geschrieben hätten und das irgendwann halt nicht mehr geht. Zudem finde ich eine konkrete Aussage eines Arztes doch besser, als wenn mir was vom Pferd erzählt wird. Mit manchem muss man sich halt abfinden. Meine Güte, ich hab einen irreparabelen Bauchspeicheldrüsenfehler und musste meine Lebensweise auch umstellen und hab mich damit abgefunden. Ich mach nicht meine Umwelt dafür verantwortlich. Vier Handoperationen hab ich hinter mir. Hab früher mal Klavier gespielt. Das konnte ich mir danach auch von der Backe putzen. Beschwer ich mich? Nein.
Dann hab ich ihm grade mal erzählt das wir im Ort eine Frau haben, grade mal so alt wie ich es bin (Anfang 30), drei kleine Kinder und sie hat Krebs. Sie wird nicht sehen wie ihre Kinder aufwachsen. Früher hat sie unsere Krabbelgruppe geleitet. Heute macht das eine Bekannte mit mir zusammen, weil sie nicht mehr kann. Er käme mit seiner Sache besser weg, hab ich ihm gesagt. Selbst bei einer Mutter mit drei kleinen Kindern, die nicht mehr lange hat versuchte er noch das so hinzustellen als ob er´s schlechter hätte und sowas regt mich auf.
Er schimpft über jeden, informiert sich nicht richtig was seine Angelegenheiten betrifft, lässt Termine verstreichen, regt sich über folgende Konsequenzen auf und verlangt das irgendeine gute Fee im weissen Kittel den Zauberstab schwingt und alles wieder paletti ist. Sicher sind Schmerzen scheisse, aber er ist nicht der Einzige dem es schlecht geht. Im Jammern ist er grade der Größte und egal was andere haben, ihm geht´s am schlimmsten. Da kommt mir echt die Galle hoch. Wir haben inzwischen das zweite Telefonat innerhalb der letzten Tage beendet. Es bringt nichts mehr. Der kann sich von mir aus erst wieder melden wenn er wieder vernünftiger im Kopf geworden ist. Sorry, das musste ich einfach mal loswerden. Was soll man so einem noch raten?


Wie haltet ihr das mit euren Freunden? Würdet ihr Ja und Amen sagen nur damit sie das hören was sie wollen?