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Geschrieben von Bonnie am 09.09.2021, 15:31 Uhr

Chaos seit Geschwisterchen da ist

Oje, das ist aber wirklich gerade eine wahnsinnig anstrengende Phase für Dich, sei erstmal feste gedrückt!


Mir fielen beim Lesen einige Dinge auf, die ich einfach mal sortiere und in drei Punkte packe. Nur so als Anregung, vielleicht ist ja was dabei, was Du gebrauchen kannst:

1. Zum einen dachte ich, dass Du vielleicht Deinen Kindern etwas mehr zutrauen musst: Deinem Sohn, dass er nicht dauernuckeln muss, denn das ist die Wahrheit. Es reicht, wenn ein Baby die Mama sehen kann, wenn sie mit ihm spricht usw. Meine Kinder waren als Baby immer dort, wo auch ich gerade war, z. B. auf einem Schaffell, auf der Krabbeldecke oder in der Wippe. Ich habe sie aber nicht bei jedem Piep aufgenommen oder den ganzen Tag getragen, und sie kamen damit auch gut zurecht, obwohl auch sie sog. Babys mit “starken Bedürfnissen” waren.

Das Ding ist nämlich: Als Mutter genießt man anfangs natürlich die Innigkeit mit dem Baby sehr. Man gewöhnt es daher unbemerkt daran, dass es ständig auf dem Arm oder an der Brust sein muss. Und natürlich besteht das Baby dann bald auf dieser liebgewonnenen Gewohnheit, obwohl diese (unbewusst) von Mama eingeführt wurde. Es gibt sie dann ungern wieder auf, auch wenn es der Mutter längst zuviel ist.

Deiner Tochter musst Du vielleicht zutrauen, dass sie es schafft, sich ein wenig von Dir zu lösen. Sie ist jetzt im sog. Selbständigkeitsalter, lass sie viel mithelfen. Lies vielleicht einmal das Buch “Mein kompetentes Kind” von Jesper Juul. Es hat bei uns genial geholfen. Sie muss auch nicht mehr neben dem Familienbett schlafen. Es könnte sein, dass es besser wäre, wenn sie im eigenen Zimmer schläft, weil sie dann den Anblick des Brüderchens, der bei Mama an der Brust liegt, nicht aushalten muss und dadurch auch nicht mehr eifersüchtig wird und sich an Deinen Arm klammert.

2. Ich finde, dass auch Du Dich ganz dringend mehr abgrenzen solltest, weil Du sonst irgendwann nicht mehr kannst. Ja, es stimmt, eine Mutter muss für ihre Kinder da sein. Aber sie muss sich nicht mit Haut und Haaren von ihnen fressen lassen. Das Lecken Deiner Tochter an Deinem Arm ist schon fast ein Sinnbild dafür, dass Du mehr auf Deine eigenen Bedürfnisse und Körpergrenzen achten darfst. Es tut weder Dir noch Deiner Tochter gut, wenn Du keine klaren Botschaften sendest und Dich nicht als eigenständige Person mit eigenen Bedürfnisse und Wünschen zeigst.

3. Da Dein Sohn ununterbrochen an Dir hängt, kreist Dein ganzer Tag ums Baby. Das ist für Deine Tochter natürlich kaum auszuhalten, was völlig nachvollziehbar ist. Der Anblick des Brüderchens, das ununterbrochen an der Mama hängt, löst x-mal am Tag gemeine Eifersuchtsgefühle bei ihr aus. Sie tut dann alles (und zwar wirklich alles), um Deine Aufmerksamkeit wenigstens mal kurz von ihm loszueisen. Selbst wenn es negative Aufmerksamkeit (Ermahnen, Schimpfen) ist, ist das für sie besser als nichts.

Diese drei Punkte hängen alle kausal miteinander zusammen. Und der Angelpunkt dieser Punkte bist natürlich Du. Anstatt den Weg vorzugeben, geben die Kinder den Weg vor. Das aber geht nicht, weil Du nicht zwei völlig widersprüchliche Wünsche erfüllen kannst: die totale Dauersymbiose mit Mama, die dein Sohn sich wünscht, und die ständige Aufmerksamkeit von Mama, die Deine Tochter sich wünscht.

Du gerätst also zwischen die Mühlräder, und alle sind unglücklich: Dein Sohn schläft trotz Dauernähe schlecht, Deine Tochter ist unglücklich und daher extrem anstrengend, und Du kommst total zu kurz und kannst deshalb irgendwann auch keine gute Mutter mehr sein.

Was tun? Du musst beschließen, was Du willst, und was Du ab jetzt nicht mehr willst. Das musst Du dann klar kommunizieren. Du musst die Führungsrolle übernehmen, anstatt den Kindern die Führung zu überlassen, was diese komplett überfordert. Traue beiden Kindern zu, dass sie es (natürlich!) aushalten, wenn sie Dich nicht absorbieren dürfen. Dass sie es schadlos überstehen, wenn Mama eine Grenze setzt und sagt: Ich liebe dich, aber trotzdem kannst du dich hier gerade nicht durchsetzen. Ich weiß, das ist unangenehm, aber ich weiß, du kannst das aushalten.

Traue also Deinem Sohn zu, dass er keinen Schaden nimmt, wenn er nicht mehr dauernuckeln darf. Auch wenn er anfangs heftig protestiert. Tröste ihn, sei lieb, aber hebe ihn nicht ständig auf. Gib ihm die Brust, wenn er wirklich Hunger hat, und nicht als Schnuller. Traue Deiner Tochter zu, dass sie ohne Anklammern einschlafen kann, vielleicht am besten ohne den Anblick des nuckelnden Brüderchens. Bringt die Kids nacheinander ins Bett oder lass Deinen Partner das Zubettbringen Eurer Tochter übernehmen.

Und zeige beiden Kindern klar, was Du willst. Halte ihren Protest bei der Umstellung aus, der ist erlaubt und normal, aber er heißt nicht, dass Du nachgeben musst. Du bist die Mutter, Du gibst den Ablauf des Alltags vor. Das ist Dein Job, und Deine Kinder werden das akzeptieren, wenn Du ruhig, gelassen und klar auftrittst.

LG

 
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