Mein Haushalt

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von Linchen83  am 13.08.2014, 11:48 Uhr

Kenn ich!!! Achtung - Antwort noch länger ;-)

Hallo Fledermaus,

beim Durchlesen deines Textes habe ich mich ganz ganz oft selbst wiedererkannt!!!

Auch ich gehöre zu denen , die etwas 100% oder eben lieber gar nicht machen und das hat mir viele, viele Jahre lang, gepaart mit chronischer Faulheit (blöde Kombi) im Haushalt fast das Genick gebrochen. In den Jahren, als ich studiert habe und alleine in der Stadt gewohnt habe, war es am schlimmsten. Fast nie Besuch, ungeregelter Tagesablauf, niemand der es sah. Und es war wirklich schrecklich. Wie ein furchtbar unaufgeräumtes Kinderzimmer, die ganze Wohnung! Es hat mich selber total angekotzt, aber wenn es einmal so weit ist, findet man erstens keinen Anfang und zweitens fehlt auch total die Motivation, weil man einfach kein Licht am Ende des Tunnels sieht. Also bleibt alles wie es ist... sieht ja keiner... Unangekündigter Besuch: Ging gar nicht! Wurde entweder vor der Tür abgewimmelt ("Bin selber auf dem Sprung! Muss dringend weg!") oder ich ging erst gar nicht an die Tür.

Etwas besser wurde es, als ich mit meinem jetzigen Mann zusammengezogen bin. Da war plötzlich jemand da, der abends nach hause kam und für den ich es auch halbwegs schön halten wollte. Da er aber auch nicht wirklich der Ordentlichste ist, war es immer so lala. Unangekündigter Besuch: Ließ sich manchmal nicht vermeiden aber meistens PEINLICH!!! (Mein Mann ist da komischerweise komplett schockfrei und lässt ganz gutmütig jeden rein, egal wie es aussieht, er meint seine Kumpels stört das nicht - ja aber MICH!!!)

Seit Dezember sind wir jetzt Eltern einer wundervollen kleinen Tochter und wohnen in einem 130qm-Haus. Und ich muss sagen, so ordentlich wie jetzt war es noch nie bei uns! Ich habe einfach über die Zeit gelernt, mich bei jeder Zeitschrift, jeder Ü-Ei-Figur, jedem geschenkten Klimbim und jedem Produktpröbchen zu fragen: Ist mir dieser Mist wichtiger, oder ist es mir wichtiger dass es hier schön aussieht und mein Kind ein sauberes Zuhause hat, in das wir auch Leute einladen können? Und da fällt es plötzlich nicht mehr schwer, diesen ganzen Klimbim wegzuwerfen! Wenn man es einmal geschafft hat diese Schwelle zu überschreiten, macht es sogar Spaß und ist so befreiend! Und man vermisst das Zeugs auch später nicht. Teilweise mache ich sogar richtig "Rundumschlag" und mein Mann, ein echter "Ossi", der auch gerne alles hortet und aufhebt, läuft dann mit besorgtem Blick durch die Gegend, weil er Angst hat dass ich zuviel wegwerfe.

6 von 7 Tagen in der Woche lasse ich immer noch nicht gerne Leute rein. Liegt auch daran, dass ich fast den ganzen Tag mit der Kleinen alleine bin, wir noch 2 Hunde haben und ich wieder arbeite (von zu hause aus). Bei uns fliegen in den Zimmern, wo die Hunde sich aufhalten (Diele und Küche, dort lasse ich die Kleine normalerweise nicht krabbeln), fast immer Haarbüschel rum, mein Mann zieht sich nicht immer direkt die Arbeitsschuhe aus wenn er nach hause kommt (dafür könnte ich ihn!), abens nach dem Essen wird nicht immer aufgeräumt, das Altpapier stapelt sich in der Küche in einer Ecke bis sich jemand erbarmt, leere Flaschen sind auch tolle Deko auf allen Tischen und Fensterbänken, und wenn es mal 1-2 Tage geregnet hat und die Hunde (durch die Küche) in den Garten rein und raus gelaufen sind, sieht es in der Küche aus als wäre dort eine wilde Horde Matschmonster über den Boden gekrochen. Das wird auch nicht immer sofort weggewischt.

Und ja, man kann sich nicht im Bekanntenkreis "outen". Wie auch? Wie peinlich! Selbst hier in dem Forum werden wir größtenteils Kopfschütteln ernten. Da hat man neben Haushalt, Kindern, Aerobic-Kurs und Kaffeeklatsch mit Freundinnen noch Zeit zum Backen von Muffins und Dinkelstangen, Nähen von Mützen und Eulentaschen und was noch alles. Beneide ich grenzenlos, aber ich habe akzeptiert, das ich das einfach nicht KANN! Ich kann aber versuchen hier das Beste rauszuholen, und zwar indem ich mich immer wieder vor die Wahl stelle: Schönes Zuhause, kein Stress mit Besuch, keine grenzenlose Peinlichkeit - ODER - Krempel, Chaos, Lotterleben. Und entscheide mich zum Glück inzwischen fast immer für ersteres.

Es ist schwer, das alles in Worte zu fassen und vor allem es anderen begreiflich zu machen. Und für andere ist es schwer zu verstehen, WAS denn jetzt daran so schwer sein soll? Aber ich kann dich sehr sehr gut verstehen und kann dir nur raten: Frage dich wenn du eine Zeitschrift oder sonst einen Kram in der Hand hast: Ist mir dieser tote Gegenstand wichtiger, oder meine Kinder, Familie, Freunde, ICH? Wäre es nicht schön sagen zu können: "Ach dann komm doch gleich kurz rüber!" und sich keine Lügengeschichten ausdenken zu müssen, warum es heute leider gar nicht geht? Ich bin jedesmal glücklich und stolz, wenn es bei uns mal richtig schön aussieht und dann auch jemand kommt. Und das motiviert mich, es auch halbwegs so beizubehalten.

Ich habe mich, vor allem in der Studienzeit, auch oft gefragt: Bin ich ein Messi? Und bis heute weiß ich es nicht. Keine Ahnung. Vielleicht ein bisschen. Oder ist man erst ein Messi wenn man es nicht mehr sieht, es einen nicht mehr stört? Dann nicht.

So, nach dem ganzen Geschwafel (wir schreiben halt wie wir denken und leben und aufräumen ;-) ein paar Tips, was mir geholfen hat alles besser in den Griff zu bekommen:

- Beim Aufräumen: Wenn mal wieder alles überall rumliegt. Mache Zimmer für Zimmer, konsequent. Natürlich liegen in jedem Zimmer Sachen rum die in ein anders Zimmer müssen. Nimm einen Wäschekorb und schlepp ihn mit in das jeweilige Zimmer. Da kommt ALLES rein was nicht dort reingehört. Wenn du ins nächste Zimmer gehts verräumst du das was im Korb ist und in dieses Zimmer muss, etc.

- Es gibt Sachen, die haben einfach keinen Platz. Die sind mal hier, mal da... Das ist hier ein großes Problem! Nimm auch für diese Dinge einen Korb und sammle sie erst mal darin, zur Not auch längere Zeit. Dann weißt du zumindest wo sie sind und vielleicht fällt dir ja irgendwann eine Möglichkeit ein sie vernünftig unterzubringen.

- Nicht denken: Na ich hab jetzt eh keine Zeit das vernünftig zu machen, dann lieber gar nicht. Ist mit Baby und 2 Hunden ganz blöd!!!!! Dann wird nämlich nie richtig gründlich gesaugt, nie das ganze Haus gewischt, nie die Bäder komplett geputzt etc. Inzwischen mach ich lieber hier mal was, da mal was, und habe gelernt das nicht-perfekte Ergebnis zu akzeptieren, weil ich mir die Alternative vor Augen führe!

- (Habe ich bisher nicht, will ich aber demnächst:) Hol dir eine Putzhilfe für einmal in der Woche. Mach einmal die Wohnung richtig schön "besuchsreif" (am besten festen Termin mit der Putzhilfe ausmachen, dann hast du eine Motivation, Augen zu und durch). Wenn dann immer einmal in der Woche die Putzhilfe kommt, ist das ja quasi wie Besuch. Fester Termin, und die kann immer ;-) Und du zwingst dich, spätestens einmal in der Woche die Wohnung so klar zu machen dass die arme Frau nicht rückwärts wieder aus der Tür fällt. (Ein bisschen was musst du ihr natürlich noch übrig lassen)

- Thema Kinder: Ist schwierig. Ich hab hier auch ein sehr klebriges Exemplar, am liebsten 24h Mama-Bespaßung. Ich nehm sie halt überall mit hin wo ich arbeite. Wenn das nicht geht nutze ich ihren (Mini-)Mittagsschlaf oder warte bis mein Mann nach hause kommt.

Hach, das ist ein sehr ergiebiges Thema. Aber es ist schön dass es einem nicht alleine so geht! Und finde darüber muss auch gesprochen werden, damit man nicht denkt man ist irgendein komischer Freak. Es gibt halt die Kinderzimmer-Chaoten, die nie den Absprung schaffen. Und der tolle Perfektionismus ist dabei nicht wirklich eine Hilfe!!!

Viele Grüße von einer Leidensgenossin.....

 
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