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Geschrieben von isi1980 am 14.01.2015, 10:04 Uhr

Unfassbar ...

... dass sich seit letzter Woche alles verändert hat. Fährt man nach Paris, sieht man La Défense, den Eiffelturm und etwas später Sacre Coeur und hat den Eindruck, dass es genau DIE Stadt ist, die man so liebt.
Auf den zweiten Blick entdeckt man viele, viele Einsatzfahrzeuge der Polizei, Sperrungen vor Schulen und Kindergärten als Vorsichtsmaßnahme vor neuen Terroranschlägen und am Flughafen muss man scheinbar mit intensiveren Sicherheitskontrollen rechnen. Zudem hat man das Gefühl, dass eine gewisse Anspannung vorhanden ist und dass die frühere Unbeschwertheit verschwunden ist. Bei jedem ungewohnten Geräusch zuckt man zusammen und sucht die Umgebung nach Auffälligkeiten ab.
Ich bin mir sicher, dass Paris sich erholen wird. Aber was wird aus den Überlebenden aus dem Supermarkt und aus der Redaktion? Werden sie jemals wieder glücklich werden? Was wird aus den Ehefrauen und Ehemännern, aus den Kindern und Eltern der Getöteten?
Alles Fragen, die meiner Meinung nach viel zu kurz kommen. Das In-Szene-Setzen der Politiker als Zeichen gegen den Terrorismus ist zwar schön und gut, aber sicherlich weniger hilfreich. Ob einer unter ihnen sich länger um die Hinterbliebenen kümmern wird, wenn die Medien nicht mehr präsent sind?

Nachdenkliche Grüße aus Paris,
Isi.

 
12 Antworten:

Re: Unfassbar ...

Antwort von babyno2 am 14.01.2015, 10:08 Uhr

Stimmt, Paris war für mich auch eine Stadt, in die man bedenkenlos reisen kann...

Mich überkamen gestern in Hamburg ähnliche Gedanken. Komme aus dem dörflichen Umland und in der U-Bahn dachte ich mir, dass es ja schon eine liebenswerte Stadt ist, aber auch hier jederzeit sowas passieren kann - siehe Morgenpost...

Ich war froh, als mich das platte Land wieder hatte.

Schlimm, das ging mir früher nicht so.

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Re: Unfassbar ...

Antwort von wolke76 am 14.01.2015, 10:21 Uhr

Was genau erwartest du bzw. glaubst du, dass die Betroffenen erwarten? Ich denke nicht, dass jemand von den Hinterbliebenen / direkt Betroffenen möchte, dass die ganze Welt auf sie schaut, wie es ihnen geht, ob sie klarkommen, ob sie glücklich werden. Und ich finde, es geht niemanden etwas an. Ich meine nicht, dass man sich nicht um sie kümmern sollte sondern, dass es dich, mich, uns einfach nichts angeht.

Ich sehe es nicht als "In-Szene-Setzen" der Politiker. Sie tun das, was sich gehört und was die Welt von ihnen erwartet - Trauer zeigen, Kampfbereitschaft dem Terror gegenüber usw. Hätten sie es nicht tun sollen? Sicher gelingt es nicht immer, das richtige zu sagen oder zu tun. Und ganz sicher nutzen nicht wenige diese Terroranschläge zu ihren Gunsten aus. WIchtig ist, dass die Betroffenen unbürokratische Hilfe von Psychologen oder wer auch immer benötigt wird, bekommen. Ganz sicher ist es nicht nötig, dass sich Hollande oder Frau Merkel oder XYZ aus der Politik sich persönlich um die Opfer kümmert.

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Re: Unfassbar ...

Antwort von isi1980 am 14.01.2015, 10:54 Uhr

Da hast du natürlich Recht. Die Opfer und Hinterbliebenen haben endlich Ruhe verdient und brauchen die öffentliche Aufmerksamkeit nicht.

Ich finde nur, dass momentan recht viel scheinheilig ist. Am konkreten Beispiel. Während ich furchtbar geschockt war, als ich von den Anschlägen im Radio hörte und mir vorgestellt habe, wie grausam das für die Familien sein muss, hat meine französische Freundin erst einmal gesagt, dass es aufgrund der provokanten Karikaturen kaum verwunderlich sei, dass die Redakteure Ziel des Anschlags geworden seien und heute hat sie mit aller Gewalt versucht, eine Charlie Hebdo zu ergattern. Eine Charlie Hebdo, die ihr sonst total wurscht und wie gesagt - zu provokant- war. Wird sie das im nächsten Jahr auch noch tun, um die Redaktion zu unterstützen? Eher nicht.
Na, und in diesem Strom schwimmen nicht nur viele "normale" Franzosen mit, sondern eben auch die Politiker. Wie lange wird zum Beispiel der spezielle Schutz für die jüdischen Gemeinden, den Hollande jetzt versprochen hat, wohl aufrecht erhalten? Bis das Thema nicht mehr beachtet wird und was anderes wahlkampftechnisch interessanter geworden ist.
Das ist das, was mir Angst macht. Wir sind jetzt alle aufgebracht und emotional aufgewühlt, aber es wird so schnell wieder in Vergessenheit geraten.

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ja, dieser ausverkauf heute ist für mich auch recht aasgeierhaft...

Antwort von DecafLofat am 14.01.2015, 11:17 Uhr

allerdings war das ja zu erwarten, man hat ja selbst die auflage unfassbar hochgeschraubt.

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Re: Unfassbar ...

Antwort von wolke76 am 14.01.2015, 11:57 Uhr

Hm, das Verhalten deiner Freundin finde ich auch "eigenartig" (mir fällt kein anderes Wort ein).

Was deine Forderung nach z.B. mehr Schutz für jüd. Gemeinden angeht, kann ich dir nicht folgen. Wenn keine besondere Gefahrenlage herrscht, muss auch niemand besonders beschützt werden. Bei einer konkreten Bedrohung ist das natürlich was anderes. Aber warum soll man die jüd./katholische/buddhistische oder sonst eine Gemeinde immer und ständig unter besondern Schutz stellen? Das hieße ja im Umkehrschluss, dass alle anderen nicht so schutzwürdig sind.

Mir macht es weniger Angst, dass das Thema so langsam wieder in den Hintergrund tritt. Ich finde es viel schlimmer, dass über andere Katastrophen, Gewalttaten, Kriege in der Welt so überhaupt kein Wort oder nur eines am Rande verloren wird. "Nur" weil es in Europa war, ist es in aller Munde. Als hier "nichts los war", redeten alle über Ebola. Und heute? Interessiert keinen mehr. Bürgerkriege in Kaschmir, Angola, Sudan.... Hört man kaum was drüber. Hungersnot in Afrika - schon zu oft gesehen, interessiert nicht mehr wirklich (vielleicht noch zu WEihnachten, wenn es eine Spendengala gibt und man sich "zur Schau stellen" kann). DAS ist scheinheilig!

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Re: Unfassbar ...

Antwort von wolke76 am 14.01.2015, 12:09 Uhr

In der norddeutschen Provinz kann doch aber auch was passieren!?

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ich finde es gar nicht unfassbar

Antwort von Charlie+Lola am 14.01.2015, 13:05 Uhr

ich war am 1. Jahrestag vom 11. September in Paris.

Die Metros hatten alle mind. einen Polizisten mit Maschinengewehr stehen. Das hat sich in meinen Kopf gebrannt.
Damals gab es auch Angst und Sicherheitvorkehrungen das sowas nicht wieder passiert.

Das wird immer wieder so sein bei großen Ereignissen.

ABER was mich persönlich erschreckt ist der Umgang mit den Medien in unseren Zeiten.
Jeder, wirklich jeder hat was zu kacken. Anti Islam, Islamisierung, Terroranschläge, Pegida, Gegendemonstrationen..............jeder postet und teilt heftigst seine Meinung mit.

Ich finde man sollte die Idioten schlichtweg ignorieren (grade Pegida)...........wenn ich anfange Gegendemos zu starten schütte ich zusätzliches Öl ins Feuer. Genauso wie die Kommentare auf deren Facebookseite...............Es ist alles Werbung für Pegida, selbst wenn ich etwas negatives über sie schreibe.

Wenn ich den Umgang mit den Medien und den Umgang der einzelnen Personen grade im Internet vom 11. September und den Anschlag jetzt vergleiche (habe ja beides bewußt miterlebt) so macht mir das mehr Angst als das was wirklich passiert ist.

Das sich da in "Szene" gesetzt wird ist nur eine Antwort der heutigen Zeit. Man muß Statement geben, alles wird kommentiert weil man das heute so macht.
Die Panikmache um das ganze macht mir mehr Angst als die Anschläge selber...........wie gesagt, am 11. September 2002 wurden einfach Vorkehrungen auf der Welt getroffen um sicher zu gehen.
Aber nicht jeder hat drüber diskutiert und gepostet und mitgeteilt und Panik gemacht.
Es wurden einfach Vorkehrungen getroffen und gut.
So habe ich das erlebt..................

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Re: Unfassbar ...

Antwort von isi1980 am 14.01.2015, 14:33 Uhr

Warte, warte, Wolke. Es ist nicht MEINE Forderung, dass jüdische Gemeinden besonders geschützt werden. Und ob ich das als sehr sinnvoll erachte, steht auch auf einem anderen Blatt. Charlie Hebdo hatte nach dem Brandanschlag vor ein paar Jahren schließlich auch Polizeischutz, der nichts ausrichten konnte.
DAS ist vielmehr eines der Versprechen, die Hollande am Tag des Trauermarsches der jüdischen Abordnung gegeben hat und ich habe es als Beispiel angeführt, dass in der Öffentlichkeit viel gesagt wird, das dann wahrscheinlicherweise nicht so durchgesetzt wird.
Die unbürokratische Hilfe, die du für die Betroffenen erwartest, wird übrigens meist ebenfalls von Politikern in Aussicht gestellt. Schau dir nur mal die Naturkatastrophen in Deutschland und die damit verbundenen Versprechen an. Fragt man später nach, was davon verwirklicht wurde, singen die Betroffenen oft ein Lied.
Was ich mir jetzt für die Hinterbliebenen erhoffe? Nicht nur zur Schau gestellte Hilfsbereitschaft. Es muss ja nicht Hollande persönlich sein, aber doch sein Engagement, das dafür sorgt, dass beispielsweise die Familien der Opfer finanziell abgesichert sind. Klar wird das an dem tragischen Tod der Angehörigen nichts ändern, klar wird man sich dadurch weder getröstet noch psychologisch unterstützt fühlen, aber es verschlimmert die Situation nicht noch. Nur als eine Idee, was getan werden könnte.

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Re: ich finde es gar nicht unfassbar

Antwort von isi1980 am 14.01.2015, 14:39 Uhr

Vielleicht hast du das formuliert, was ich ausdrücken wollte. Ich finde, dass in den Medien so viel von Schuldzuweisungen und Kampfbereitschaft gegen den Terror die Rede war, dass das Eigentliche in den Hintergrund geraten ist.
Auch der Trauermarsch - ich muss zugeben, dass ich nur noch einen sehr kleinen Teil live gesehen habe - erschien mir irgendwie befremdlich. Es ist ja schön, wenn alle in einer Sache vereint sind, aber ging es nicht mehr darum dem Terrorismus mal zu zeigen, was Sache ist als um die Opfer zu trauern?

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Re: Unfassbar ...

Antwort von wolke76 am 14.01.2015, 14:48 Uhr

Dann habe ich deine Aussage

"Wie lange wird zum Beispiel der spezielle Schutz für die jüdischen Gemeinden, den Hollande jetzt versprochen hat, wohl aufrecht erhalten? Bis das Thema nicht mehr beachtet wird und was anderes wahlkampftechnisch interessanter geworden ist. Das ist das, was mir Angst macht"

wohl missverstanden. Entschuldige.

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Re: Unfassbar ...

Antwort von isi1980 am 14.01.2015, 14:57 Uhr

Nicht weiter tragisch. Ich hatte es vermutlich auch nicht gut formuliert.
Mir macht es Angst, dass die Versprechen an Hinterbliebene - welcher Art auch immer - so schnell wieder vergessen werden. Dann ist es bald so, als wäre gar nichts passiert.
Die Terrorangst nämlich wird mit der Zeit verblassen. Denn keiner von uns kann und will mit der ständigen Bedrohung, die ja aber in Wirklichkeit existiert, leben.

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Re: Unfassbar ...

Antwort von wolke76 am 14.01.2015, 15:05 Uhr

Aber es ist doch gut, dass die Angst verblasst! Mag vielleicht paradox klingen, wenn man meint, dass man sich der allgegenwärtigen Bedrohung stets bewusst sein muss. Aber ein angsterfülltes Leben hat kaum Lebensqualität! Das wäre doch genau das, was die Terroristen (auch) wollen und verhilft ihnen zu (mehr) Macht. Soweit wollen und sollten wir es nicht kommen lassen.

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