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Geschrieben von Silvia3 am 27.01.2020, 16:40 Uhr

Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Da es sonst niemand tut, möchte ich daran erinnern, dass heute vor 75 Jahren das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde. Die grausigen Bilder hat wohl jeder von uns schon einmal gesehen, und sich vielleicht auch für das geschämt, was da im Namen unseres Volkes passiert ist.

Bei all den politischen, von gegenseitigem Unverständnis geprägten Diskussionen sollten wir darüber nicht einfach hinweggehen. Nur eine starke Demokratie und ein einiges Europa können uns davor schützen, dass es wieder Krieg und grausige Verbrechen gibt.

Dafür sollten wir unsere ganze Kraft einsetzen, und nicht, um uns gegenseitig zu beschimpfen.

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_87228222/was-von-ausschwitz-bleibt.html

Silvia

 
12 Antworten:

Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Mucksilia am 27.01.2020, 16:47 Uhr

Ich finde das noch heute unvorstellbar.
Unvorstellbar grausam und unvorstellbar, dass das "einfach so" ging.
Ich habe jetzt gerade ein Interview im Fernsehen gehört. Kinder sollten bevorzugt getötet werden - die würden ja sonst noch ewig leben. Unvorstellbar auch, dass jemand das tatsächlich umgesetzt hat - der möge in der Hölle schmoren zusammen mit dem, der das angeordnet hat.
Aber leider läuft sowas furchtbares noch heute..man nehm zB die Rohingya

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von DecafLofat am 27.01.2020, 17:00 Uhr

Wenn wir für jeden in der Shoa getöteten Menschen eine Schweigeminute halten würden, wäre es elf Jahre (!!!!!) mucksmäuschenstill. Dieser Satz hat mich heute aus den Socken gehauen. Esther Bejerano (heute 95 Jahre alt) hat uns im Unterricht besucht, als ich 1995/96 in der 10. Klasse war. Es war nachhaltig prägend, sie in Person erlebt zu haben. #niewieder

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Leena am 27.01.2020, 17:54 Uhr

An der weiterführenden Schule meiner Kinder hatten sie heute, aus gegebenem Anlass, einen Antisemitismus-Tag, mit entsprechenden Veranstaltungen, Filmen und Diskussionen. Nie wieder!

In meiner Schulzeit hatten wir Ignatz Bubis als Zeitzeugen bei einer Veranstaltung für die Oberstufe. Allerdings war Bubis im Frankfurter Raum keine so ganz unstrittige Person, mit seinen Baugeschäften. Zudem hatten wir vorher restriktive Vorgaben bekommen, was gefragt / gesagt werden durfte und was nicht, ein Schüler versuchte, diese Vorgaben zu ignorieren, woraufhin es ansatzweise eskalierte... vielleicht nicht die glücklichste Konstellation, alles in allem.

Für meine Kinder ist ja heute schon der 2. Weltkrieg "weit, weit weg" - irgendetwas aus "grauer Vorzeit", als ihre Großeltern noch (ganz) klein waren. Also gefühlt kurz nach den Römern... Kind3 war aber von einem Film beeindruckt mit nachkoloriertem Original-Filmmaterial. Irgendwie ist ihm da bewusst geworden, dass 75 Jahre doch eigentlich noch ziemlich nah dran ist...

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Miamo am 27.01.2020, 19:34 Uhr

In den Medien wird gewarnt, "Das es nie wieder passiert" und "es darf nicht vergessen werden".. Natürlich darf das nie wieder passieren und ich wüsste auch nicht, warum und durch wen es wieder passieren sollte. Tatsächlich kommt es mir so vor, dass der Holocaust in Dauerwarnschleife nach so langer Zeit, mehr denn je für tagespolitische Themen instrumentalisiert wird.

Und wenn man sich das Programm gewisser Sender der Öffentlichen anschaut, wird auch dort der Holocaust fortlaufend thematisiert. Sämtliche Gymnasiumkinder in der 10. Klasse besuchen ebenfalls ein KZ und das Thema wird intensiv bearbeitet. Aufgrund all dessen, glaube ich nicht, dass dieses Kapitel jemals in Vergessenheit gerät.

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Hase67 am 27.01.2020, 20:23 Uhr

"dass der Holocaust in Dauerwarnschleife nach so langer Zeit, mehr denn je für tagespolitische Themen instrumentalisiert wird."

Wofür zum Beispiel konkret? Nicht als Vorwurf, sondern ernst gemeint, woran du konkret denkst.

Ich hatte übrigens peinlicherweise den Yad-Vashem-Gedenktag letzten Freitag für den Tag der Befreiung von Auschwitz gehalten (wahrscheinlich, weil da Steinmeier und Merkel ihre Reden hielten) und das deshalb am Freitag mit meinem Sohn thematisiert. Tja, knapp vorbei ist auch daneben. Die "IRemember"-Wand des Yad-Vashem-Zentrums finde ich übrigens eine gute Möglichkeit nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche, um den Opfern des Holocaust ein Gesicht zu geben. Man trägt sich dort mit Namen und Herkunftsland ein und bekommt eine Person "zugewiesen", die Opfer des Holocaust wurde und über deren Herkunft und Lebensdaten man ein wenig erfährt. Meines Erachtens wichtig, um auch bei der unvorstellbar großen Zahl der Opfer die Menschen dahinter zu sehen.

Hier der Link:
https://iremember.yadvashem.org/?p=2705

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Mir fällt eine Menge ein

Antwort von Berlin! am 27.01.2020, 21:23 Uhr

Nicht nur, aber gerade heute.

Mit 18 habe ich die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besucht, kurz vor dem Abi. Ein sehr prägendes Erlebnis. Dort zu sein, es zu sehen, das fühlt sich echt anders an.

Einige Jahre vorher, ich glaube in der 10. oder 11. Klasse hatten wir auch Besuch von einem Zeitzeugen. Ein unglaublich sympathischer Mann, habe den Namen leider vergessen. Aber nichts von dem, was er erzählt hat. er hat einfach seine Geschichte erzählt. Ohne Groll, ohne Schuldzuweisung. Einfach erzählt, und wie der reden konnte. Nie habe ich mehr gelernt, mehr eine Ahnung davon bekommen, wie es wohl war.

Nach dem Abi war ich für knapp ein halbes Jahr in Israel. Habe dort in einem Kibbuz gearbeitet. Eine tolle Zeit, an die ich gerne zurückdenke.

Jetzt denke ich ganz oft: die letzten Überlebenden sind jetzt über 90. Bald lebt niemand mehr, der es aus erster Hand erzählen kann. Und dann ist es meine Aufgabe, unsere, die Geschichte weiterzugeben. Zu erzählen.
Niemand ist verantwortlich für das, was geschehen ist. Aber wir sind alle verantwortlich dafür, wie damit umgegangen wird und das sowas nie wieder geschieht.

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von As am 27.01.2020, 21:49 Uhr

Miamo, ich möchte mich Hases Frage anschließen.

Gerade heute habe ich zufällig einen Tweed ( heißt das so?) von Alice Weidel mit fast demselben Wortlaut gelesen und mir fiel sofort diese Frage ein: Wer instrumentalisiert den Holocaust, und wofür?

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von DK-Ursel am 27.01.2020, 22:39 Uhr

Ja, das ist ein Kapitel n unserer Geschichte, das uns in die Verantwortung ruft.
Ich habe mich nie schuldig gefühlt, wie auch, ich war ja noch nicht geboren - aber ich habe mich immer verantortlich gefühlt, dafür mit beizutragen, daß so etwas nicht mehr passiert - und nicht vergessen wird!

Es stimmt übrigens nicht, daß man der "Dauerschleife" nicht entkommen könne:
Heute oder gestern kam eine Studie, laut derer eine erschreckend hohe Zahl junger Menschen eben NICHT mehr wußten,wofür der Name Auschwitz überhaupt steht!

(Ich habe die Zahl leider vergessen, aber man kann sie sicher im Netz wiederfinden!)

Gruß Ursel, DK

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Korya am 28.01.2020, 0:03 Uhr

Bin ganz bei dir, auch wenn es dieser Tage kaum möglich war, an dem Thema vorbei zu gehen - dass es hier noch nicht thematisiert wurde, heißt nicht, dass "niemand etwas dazu einfällt".

Bei meinen Kindern habe ich den Tag nicht noch einmal extra thematisiert, nur drauf hin gewiesen - es ist hier im Ausland für mich immer eine Gratwanderung. Sie bekommen über ihre sehr aktive Schule viel mit, hatten gerade unter der allgemeinen Überschrift Verfolgung und Flucht dieses Thema am Beispiel des 3. Reiches im Unterricht.

Unterschwellig sind die anderen Kindern dann schnell bei "ihr Deutschen". Ich versuche meinen zu vermitteln, dass "die Deutschen" ohne Frage unendliche Schuld auf sich geladen haben, aber parallel dazu, dass das Schlimmste ist: es waren MENSCHEN, ganz unabhängig vom Pass, die anderen Menschen so etwas Schreckliches angetan haben, ohne zurück zu schrecken. Nach diesem Monster in uns müssen wir Ausschau halten und uns ihm erwehren, in jedweder Form und Farbe, und jedwedem Grad der Perfektion.

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Maxikid am 28.01.2020, 8:57 Uhr

Ich arbeite ja mitten im jüdischen Viertel. Ich hätte es gar nicht nicht mitbekommen können. Aber auch so, bin ich an diesem Thema immer sehr interessiert. Ich bin immer wieder fassungslos, wie das damals alles passieren konnte. Aber auch heute noch, wenn ich mit Bekannten über Juden rede, weil ich evtl. gerade ein interssantes Buch gelesen habe, gibt es immer eine große Abwehr.
Meine Kinder hatten schon mehrmals in ihren Schulen, schon auch in der GS, besuch von bekannten jüdischen Persönlichkeiten.

LG maxikid

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Daffy am 28.01.2020, 11:02 Uhr

Die Lebenswege der ermordeten Menschen sind erschütternd - dem begegnet man aber das ganze Jahr über, in Geschichten, Stolpersteinen, Filmen (Phoenix, ZDFinfo)...

Aber ich sehe wie Miamo die Instrumentalisierung im Rahmen der Gedenkfeiern - Querverbindungen zum aktuellen politischen Tagesgeschehen, die zumindest diskussionswürdig wären, bei gleichzeitig klaffenden Lücken in der Wahrnehmung von Antisemitismus in Deutschland und Europa.

Und auch hier im Strang - Relativierung ("sowas Furchtbares noch heute... zB Rohingya..." (*)) und Instrumentalisierung ("Nur ... und ein einiges Europa können uns davor schützen...") -
Was heißt das? Wer die ´ever closer union` nicht begrüßt /sich daraus verabschiedet, hat aus Auschwitz/den Weltkriegen nichts oder nicht das Richtige gelernt?


(*) Ja, da gäbe es vieles - aber das Einzigartige an der Shoa war der industrialisierte Massenmord, der es dem Einzelnen möglich gemacht hat, sich als kleines Rädchen einer Maschinerie wahrzunehmen, dem vermeintlich keine Schuld oder Verantwortung zugewiesen werden kann.

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Re: Fällt heute niemanden etwas zu diesem Tag ein?

Antwort von Salkinila am 28.01.2020, 15:13 Uhr

Das ist vielleicht an eurem Gymnasium so, dass man eine Gedenkstätte besucht, aber nicht an jedem. Ich denke schon, dass die Gefahr besteht, dass das Thema Holocaust immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Auch, weil so viele Deutsche der Meinung sind, dass das Holocaust-Gedenken einen zu großen Raum einnimmt (laut Umfrage jeder Fünfte). Die Zeitzeugen sterben aus, man wird also in naher Zukunft keine Erfahrungsberichte aus erster Hand mehr bekommen können.

In meiner Schulzeit nahmen die Themen Drittes Reich, Nationalsozialismus und Holocaust einen noch viel größeren Raum ein als heute und das finde ich schon einigermaßen erschreckend. Bei uns war das nicht nur im Geschichtsunterricht ein Thema, sondern auch in Deutsch, Sozialkunde und Religion. Bei meinem Sohn, der gerade Abitur macht, kam das nur noch in Geschichte dran und in sehr komprimierter Form. Zum Glück interessiert er sich generell für dieses Thema und liest privat noch viel darüber.

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