Geschrieben von Kalli36 am 03.05.2010, 9:45 Uhr |
Wegen Ernährung in der Stillzeit - ist aber etwas ausführlich
Ich bin ja selbst Ernährungsberaterin und mit meiner Hebamme zum Glück auf derselben Wellenlänge. Wir haben darüber schon endlos debattiert ;-)
Im Prinzip ist es ganz einfach ;-)
Keinen Industriezucker (und keine Produkte damit), keine Produkte aus Auszugsmehlen und keine raffinierten Fette (Margarine, herkömmliche Öle, gehärtete Fette)
Leider ist dann selbermachen angesagt, denn wenn man mal durch den Supermarkt geht und Etiketten liest, bleibt kaum noch was übrig. Selbst in Naturkostläden findet man nur wenig Produkte ohne Zucker und Auszugsmehlen.
Wichtig hingegen sind:
naturbelassene Fette (Butter, frische Sahne, kaltgepresste Öle, Nüsse und andere Ölsaaten), Vollkornprodukte (leider kann sich alles "Vollkorn" nennen, was zu einem gewissen - nicht besonders hohem Anteil - aus Vollkornmehl besteht), auch rohes Getreide, z.B. in gekeimter Form als Müsli, und viel frisches, möglichst rohes Obst und Gemüse.
Also zusammenfassend: je mehr ein Nahrungsmittel und dessen Bestandteile fabrikatorisch bearbeitet sind, umso wertloser ist es.
Unsere Kinder brauchen zum Wachsen aber viele Nährstoffe. Je weniger in der Muttermilch sind, umso mehr wollen sie trinken, umso größer ist ihr Heißhunger. Sie nehmen dann viele (leere) Kalorien zu sich mit vergleichsweise wenig Vitalstoffen (dazu gehören Vitamine, Mineralien, Enzyme, essentielle Fettsäuren u.v.m. - vieles auch noch unentdeckt, aber dennoch wichtig).
Da Säuglinge am Anfang noch recht viel schlafen und sich kaum bewegen, werden die Kalorien auch nicht gebraucht. Die meisten specken ab, sobald sie mobil sind. Jedoch gibt es Extremfälle, wo die Mobilität aufgrund dees hohen Gewichts erst recht spät kommt - und solange muss die ausgezerrte Mama sie tragen.
Denn wenn die Mama all diese wichtigen Vitalstoffe nicht ausreichend zu sich nimmt, fehlen ihr diese noch mehr als dem Baby und es mangelt ihr an Kraft und Energie.
Das Schlimme ist nämlich auch, dass die o.g. "verbotenen" Nahrungsmittel nicht nur nichts liefern, sondern auch viele Vitalstoffe zu ihrer Verstoffwechslung brauchen. Industriezucker und Auszugsmehle sind z.B. die größten Vitamin-B-Räuber.
Wer also denkt, ein Salat zum Mittag liefere dem Baby und der Mutter nicht genug Kraft und stattdessen lieber Pommes mit Currywurst futtert, liegt etwas daneben. Um satt zu werden kann man ja zum Salat noch Hirse, Polenta, Vollkornreis, Vollkornbrot usw. essen, am besten, alles mit etwas Butter verfeinert.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ich beim 2. Kind vermutlich durch die Stillzeit des 1. Kindes sehr ausgelaugt war, dass ich ständig Heißhunger hatte (ist immer ein Mangelzeichen, wie ich jetzt weiß). Diesen habe ich vornehmlich mit Eis und Haibo und (gezuckerten) Milchprodukten gestillt. Die übrige Ernährung war ganz normal, also Brot und Brötchen aus Auszugsmehl, Margarine statt Butter, auch mal Fix-Produkte zum Mittag ...
Er kam schon mit über 4 kg zur Welt und hat dann noch rasant zugenommen. Ich hingegen wurde immer dünner und es fiel mir zunehmend schwerer, diesen Brocken durch die Gegend zu schleppen. Bald konnte ich mich hinter ihm verstecken ;-) Durch eine Hüftdysplasie musste er lange eine Spezialspreizhose tragen, durch die seine Bewegung eingeschränkt war und er begann erst spät das Krabbeln. Er ist jetzt noch (ist jetzt 5) verrückter als alle anderen nach Süßkram und Kuchen und scheint irgendwie kein Sättigungsgefühl zu haben. Zum Glück bewegt er sich jetzt aber viel und gerne.
Beim 3. Kind habe ich alles anders gemacht - schon lange vorher (bin ja dann schon selbst Ernährungsberaterin gewesen). Er kam mit 2700 g zur Welt (zwar 3 Wochen zu früh, aber die 4kg-Marke hätte er auch zum Termin nicht geknackt) und nahm anfangs immer wenig, aber "grenzwertig" zu, war aber vital und fit und schnell mobil.
Dass die Stillabstände durch die Vollwertige Ernährung kleiner werden, kann ich leider nicht behaupten. Ich denke, das hat auch was mit der individuellen Größe des Magens zu tun und mit der Stoffwechselleistung, die bei jedem anders ist.
Janne verlangt auch pünktlich alle 2 Stunden die Brust - auch nachts
Wer bis hier her gekommen ist, verdient schon mal einen kleinen Orden. Wer das dann noch schafft umzusetzen (bei mir hat es ein Jahr von der Erkenntnis zum Umsetzen gedauert), bekommt einen großen Orden!
Re: Wegen Ernährung in der Stillzeit - ist aber etwas ausführlich
Antwort von Zahnfee82 am 03.05.2010, 10:17 Uhr
So, den kleine Orden hab ich schon mal. An den Großen werde ich aber wohl nicht rankommen. Zwar ernähre ich mich recht gesund, aber gerade jetzt in der Stillzeit könnte ich ohne Zucker (vielmehr Süßkram) gar nicht leben. Leider liefern sie mehr Kalorien als sonstwas, aber ich denke in Maßen ist das auch in Ordnung. Man sollte ja dadurch keine vollwertigen Mahlzeiten ersetzen.
Ich finde deinen Bericht sehr interessant und glaube dir sofort wenn du sagst dass das nicht einfach umzusetzen ist. Was hat sich denn seit deiner Ernährungsumstellung nachhaltig verändert? Bist du fitter, hast weniger Heißhunger, an Gewicht verloren oder einfach nur glücklicher?
Vielen Dank für deine Anregung, diese lässt mich mein Ernährungsverhalten nach längerer Zeit (also vor der SS) mal wieder überdenken!
Re: Wegen Ernährung in der Stillzeit - ist aber etwas ausführlich
Antwort von crazymom76 am 03.05.2010, 12:57 Uhr
Dein artikel ist mal wieder sehr interessant und aufschlussreich,ich halte es so dass ich mich genauso ernähre wie in schwangerschaft,d.h ich achte auf vollwertige vitaminreiche ernährung aber auf meine schoko abends kann ich nicht verzichten
Re: Wegen Ernährung in der Stillzeit - ist aber etwas ausführlich
Antwort von melody1 am 04.05.2010, 11:12 Uhr
was du schreibst macht sinn und ist absolut logisch, allerdings muss man das auch vorsichtig sehen bzw lesen, es könnte manche auf die idee bringen künstl milch wäre dann "bei mir" unter umständen die bessere wahl denn da weiß man was drin ist und das glaube ich nicht selbst wenn die ernährung nicht 100% gesund ist.
das stillabstände was mit der ernährung zu tun haben glaube ich nicht, denn stillen ist eben nicht nur ernährung und kann ich auch nicht auf das reduzieren.
LG Elke
Re: Wegen Ernährung in der Stillzeit - ist aber etwas ausführlich
Antwort von Kalli36 am 04.05.2010, 13:48 Uhr
Danke für den Hinweis, Elke!
Eigentlich habe ich doch aber deutlich geschrieben, dass ein Nahrungsmittel umso wertloser ist, je mehr es fabrikatorisch verarbeitet ist.
Kunstmilch ist komplett fabrikatorisch verarbeitet! Ich dachte, das wüsste jeder.
Aber vielleicht noch mal deutlich:
Es geht um die biologischen Wirkstoffe, die wir benötigen. Denn alles, was wir brauchen, stellt uns die Natur zur Verfügung. Sonst wären wir schon längst ausgestorben ;-)
Und nicht vergessen: die Vitamine waren auch schon im Obst, bevor man sie entdeckt hat. Es gibt mit Sicherheit noch unzählige biologische Substanzen, die noch nicht entdeckt sind, aber für uns wichtig sind. Und da sie noch keiner kennt, sind sie auch nicht in Kunstmilch drin ;-)
Nein, auf keinen Fall wollte ich zum Ausdruck bringen, dass man, wenn man sich nicht vollwertig ernähren kann, zu mit synthetischen Vitaminen angereicherten Ersatzprodukten greifen soll!
Auch Pommes mit Currywurst werden im mütterlichen Körper zu biologischen und gut verwertbaren Substanzen umgewandelt und landen so in der Muttermilch.
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