Man braucht ein gutes Netzwerk

Ich finde diese Verallgemeinerungen immer schwierig. Es ist immer fraglich, ob man so einfach von sich auf andere schließen kann. Dem einen geht etwas locker von der Hand, was dem anderen äußerst mühsam ist und umgekehrt. Und dennoch lebt jeder ein anderes Leben mit anderen Voraussetzungen und Herausforderungen. "Das muss jeder genau so hinbekommen, weil meine Mutter hat es auch gemacht und ich und von daher ist das so" finde ich daher etwas vereinfacht.

Mein Mann und ich haben beide einen Migrationshintergrund. Wir haben hier keine Familie, nur meine Mutter. Sie ist aber chronisch krank und bekommt das nicht hin. Alle Freundinnen um mich herum, denen ich meine Tochter anvertrauen würde, arbeiten schon wieder (keine ist länger als ein Jahr daheim geblieben). Ich kenne gerade niemanden, der zu Hause ist oder arbeitslos und das Kind nehmen könnte. Und ich tu mir ehrlichgesagt schwer, geschwind neue Leute kennenzulernen. Zudem müsste ich (gerade bei kleinen Kindern) diesen Leuten erst einmal vertrauen schenken, um meines dort für einen längeren Zeitraum allein zu lassen. Wenn ich mich jetzt in Wegwartes Situation versetze, wüsste ich im Moment nicht, was ich da tun sollte. Ohne Mama, Tante, Onkel oder Schwester ist es einfach schwieriger. Und mit fremden Leuten zu netzwerken, um mein Kind im Notfall unterzubringen, erscheint mir auch eher realitätsfern, sorry.

Ich sag nicht, dass es super ist, das Kind krank in die Kita zu bringen, das sagte ja auch Wegwarte nicht. Ich sag nur, dass es schwieriger ist für den einen, als für den anderen. Daher finde ich ehrlicherweise, dass man etwas mehr Toleranz für die Leistungen anderer zeigen sollte, auch wenn die eine Alleinerziehende die Probleme anders gelöst hat, als eine andere Alleinerziehende.