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Geschrieben von Trini am 24.02.2012, 11:16 Uhr

Landflucht kontra Zersiedlung

Vom ÖPNV-Thread angeregt:

Wir waren 2002 in Portugal und haben an der Algarve das Gegenteil von der damaligen deutschen Tendenz beobachtet.

In den Dörfern verfielen die Häuser und in den Städten wurden riesige Plattenbauviertel hochgezogen.

Inzwischen (so erzählte mein Chef) ist es auch in KI schwerer geworden eine schöne ETW in der City zu finden.

Wir haben uns 1998 übrigens für das Dorf am Stadtrand entschieden und nicht das am Meer gewäht (wobei wir mit einem Benzinpreis von 1,70 MARK) gerechnet hatten.

Leider ist der ÖPNV hier mit "richtigen" Großstädten wie HH, B, M oder auch DD nicht zu vergleichen. Insofern wäre der Verzciht auf's Auto zu schmerzhaft.

Aber zurück zum Titel:
Ist es denn erstrebenswert, wenn sich alle in der Stadt "ballen" und vom Land wegziehen?? Geht da nicht auch viel verloren?

Trini

 
15 Antworten:

Re: Landflucht kontra "Zersiedlung"

Antwort von MartaHH am 24.02.2012, 11:37 Uhr

Guck mal, vor 6 Jahren gab es dazu eine kleine, spannende Bestandsaufnahme im Spiegel:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,404888-2,00.html

Also ich weiß schon, dass es auch hier im Norden, knapp hinter dem (noch) teuren Speckgürtel Hamburgs, so das eine oder andere aus dem Boden gestanzte Dorf gibt, das aus lauter 40 Jahre alten Einfamilienhäusern besteht und nur noch mit wenigen verbliebenen Altbewohnern besetzt ist. Die Kinder ziehen weg, kaufen will das keiner mehr... die sauteure Infrastruktur von Autobahnzubringer bis zu allen anderen Versorgungseinrichtungen liegt mehr oder weniger brach, die Flächen sind auf lange Zeit zersiedelt.
Und gleichzeitig wird irgendwo in der Nähe ein neues Schlafdorf aus dem Boden gestampft, neuerdings ja eher mit Doppelhaushälften... jeden Tag gehen in D landwirtschaftliche Flächen in gigantischer Größe verloren.

http://www.bauernverband.de/?redid=464019:
"Tag für Tag verlieren wir wertvolle Äcker und Wiesen durch Überbauung und Versiegelung, so dass sie nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können. In Deutschland beträgt dieser Flächenverlust täglich rund 90 Hektar, also umgerechnet 120 Fußballfelder."

Wer dem Bauernverband abhold ist, kann es natürlich auch woanders nachlesen.

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Re: Landflucht kontra "Zersiedlung"

Antwort von Alba am 24.02.2012, 12:00 Uhr

I stimme voll mit Dir ueberein Martha, der Flaechenverlust in Deutschland (in vielen europaeischen Laendern) ist immens und auf Dauer nicht tragbar. Ich finde es erstaunlich wie mutwillig mit Land umgegangen wird.
Ich bin bei meinem letzten Besuch in D das erste Mal seit Jahren wieder das Maintal entlang von Wuerzburg Richtung Miltenberg gefahren und neben den Doerfen sind riesige Flaechen die frueher Wiesen oder Obstgaerten waren mittlerweilen in Gewerbegebiete umgewandelt worden. Ich weiss warum die Gemeinden das tun (ich habe einen Bruder der Buergermeister eines fraenkischen Dorfes ist, ich weiss um den finanziellen Druck der auf diesen Gemeinden lastet) aber langfristig ist der Verlust an Ackerland wahnsinnig. Wir sollten uns wirklich nicht darauf verlassen, dass wir notfalls den Grossteil unserer Lebensmittel importieren koennen.

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Nein, es ist nicht erstrebenswert

Antwort von like am 24.02.2012, 12:44 Uhr

es geht nicht nur viel verloren, sondern schadet nachweislich der Psyche der Mehrheit der Menschen: http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychische-krankheiten-stress-and-the-city-1.1111935
Die meisten Berufe kann man ja durchaus auch in mittelgroßen Städten ausüben; wenn man dann - wie wir hier - 10 km Anfahrt hat, die sogar mit ÖPNV machbar sind, ist das wohl für viele auch eine ganz gute Lösung.
Wir leben hier im 2000-Einwohner-Dorf, 10 km entfernt von der nächsten 70.000 EW-Stadt. Rundherum sind in erreichbarer Nähe noch andere mittelgroße Städte mit durchaus ansprechender Infrastruktur und einigem an Industrie.
In 1 Minute bin ich auf dem Feld, in 5 Minuten im Wald. Ein Zustand, der für mich als Tierhalter z.B. nicht unerheblich ist.
Das Plus an Lebensqualität für Kinder nicht zu vergessen.

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MartaHH, aber was ich nicht ganz verstehe...

Antwort von MM am 24.02.2012, 13:52 Uhr

.... wenn du schreibst:

"... so das eine oder andere aus dem Boden gestanzte Dorf (...) das aus lauter 40 Jahre alten Einfamilienhäusern besteht und nur noch mit wenigen verbliebenen Altbewohnern besetzt ist. Die Kinder ziehen weg, kaufen will das keiner mehr... " - > Warum nicht?

"die sauteure Infrastruktur von Autobahnzubringer bis zu allen anderen Versorgungseinrichtungen liegt mehr oder weniger brach, die Flächen sind auf lange Zeit zersiedelt."

-> Ich verstehe nicht, wenn es doch anscheinend eine Infrastruktur gibt WARUM will dann keiner dort hinziehen?
Ich würde es ja verstehen, wenn da einfach NIX wäre, man überallhin ewig fahren müsste - aber so, wenn du schreibst, es GIBT die Infrastruktur (also Geschäfte, Schulen... etc. - geh ich jetzt mal von aus) ???

Und warum zieht man dann lieber in ein anderes ausm Bodem gestampftes Dorf? Ist das dann nicht gehüpft wie gesprungen?

Ich könnte ja noch verstehen, dass jemand vielleichht wenn, dann "richtig" aufs Land will, in einen alten Dorfkern oder so - aber ob ausm Boden gestampft heute oder vor 40 Jahren - da seh ich jetzt den grossen Unterschied nicht so, ehrlich gesagt... In dem 40 Jahre alten Dorf sind zumindest die Bäume schon gewachsen und es sieht nicht mehr soooo "ausm Boden gestampft" aus... Oder?
Und warum Doppelhaushälften? Ist das jetzt ein neuer Trend in Dtl.? (Und warum?)

Generell gibts diese Zersiedlung hier in Tschechien auch... :-/ Wobei mittlerweile Neubaugebiete ohne Infrastruktur kaum noch Chancen haben, die Leute wollen wieder vieles im Ort haben und nicht ständig wegen jeder Kleinigkeit fahren... Eine Zeitlang wurde darauf weniger geachtet, es wurde gebaut wie wild, Hauptsache in pendelkompatibler Entfernung von der nächsten Grossstadt...

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Re: MartaHH, aber was ich nicht ganz verstehe...

Antwort von Alba am 24.02.2012, 15:12 Uhr

MM,
ich denke das liegt hauptsaechlich daran, dass es oft einfacher ist ein neues Haus in einer neu erschlossenen Gegend zu bauen als ein altes zu sanieren. Die Grundstuecke sind oft groesser und haben Platz zum parken oder fuer eine Garage, sind voll verkabelt....
In meinem fraenkischen Heimatdorf stehen viele Haeuser in der Dorfmitte leer oder werden von einer alten Frau (selten auch einmal einem alten Mann) bewohnt waehrend in den Neubaugebieten viel gebaut wird. Die Neubaugebiete sind noch dazu oft in den besten landwirtschafltichen Flaechen, weil dafuer flache Gebiete bevorzugt werden.

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Hm., also was ich so kenne...

Antwort von MM am 24.02.2012, 15:24 Uhr

... ist das eben oft NICHT einfacher. Wieso meinst du, die Grundstücke sind jetzt grösser???
Also ich kenn es umgekehrt - die Grundstücke sind jetzt teurer und kleiner als früher, einfach weil es weniger davon gibt, da wird parzelliert, wo es nur geht. Ein Grundstück wie meine Eltern vor 35 Jahren könnte sich heut kaum noch wer leisten. Viele sind doch froh, wenn sie einen kleinen Fleck Rasen vorm Haus haben... UNd Garage? Heute haben doch viele Häuser nur nen Carport...

Anscheinend ist das ja seeeehr verschieden - hm, vielleicht je nach Gegend... (?)

Klar ist es aufwändig, ein RICHTIG altes Haus zu sanieren, das hast du recht - aber doch nicht, wenn es nur 40 Jahre sind?!

Viele sagen doch im Gegenteil, wenn ein Haus ein paar Jahrzehnte alt ist und keine gravierenden Schäden aufgetreten sind, ist es solide gebaut und es reicht, es nur ein bisschen zu modernisieren. Wohingegen bei Neubauten habe ich schon Sachen gehört - da wird zum Teil gepfuscht, Hauptsache es ist schnell hochgezogen und verkauft... :-/

Das kann man natürlich nicht verallgemeinern, klar. Aber so kenn ichs halt AUCH.

Das was du beschreibst, betrifft wahrscheinlich richtig alte Häuser, oder? Also was weiss ich, 100 Jahre oder mehr, womöglich Fachwerk... etc.?

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Re: Hm., also was ich so kenne...

Antwort von Alba am 24.02.2012, 15:37 Uhr

Ich denke es kommt wirklich auf die Gegend an. Fraenkische Doerfer sind in der Regel eng zusammen gebaut und gerade in der Dorfmitte sind die dann auch meist um einiges aelter als 40 Jahre.
Mir faellt es immer mehr auf -wenn ich in D zu Besuch bin- wieviel Flaeche verbaut ist, nicht nur fuer Wohngebiete, auch fuer Gewerbegebiete und Einkaufzentren und jetzt auch fuer alternative Energiegewinnung. Wir werden das noch bereuen (vielleicht sollte ich mich in Cassandra umbenennen).

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Tja, die Bauern verdienen halt mehr mit Sonnenkollektoren, Windrädern und Mais zum ...

Antwort von Trini am 24.02.2012, 16:08 Uhr

verheizen.

Allerdings sind Diese Flächen relativ schnell wieder für die "wirkliche" Landwirtschaft nutzbar.

Trini

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Ohne Kinderwunsch wäre ich sicher in der "großen" Stadt geblieben

Antwort von Trini am 24.02.2012, 16:11 Uhr

Schöne alte Wohnung mit Stuck an der Decke - das wäre mein Traum, auch für's Alter.

Aber, mit Kindern ist es im Dorf, das direkt an der Stadt "klebt" viiiiiiiel schöner.

Nur die Busse fahren zu selten.

Trini

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Re: Tja, die Bauern verdienen halt mehr mit Sonnenkollektoren, Windrädern und Mais zum ...

Antwort von Alba am 24.02.2012, 16:35 Uhr

Windraeder haben aber jetzt schon einen Einfluss auf umliegende Felder. Eine Veroeffentlichung die ich vor kurzem gesehen habe zeigt einen Abfall der Durchschnittstemperatur von 4 Celsius im Umfeld von einem 100 Turbinenfeld. Hier in Schottland wo Ackerbau eh schon sehr durch Temperatur limitiert ist waechst da keine Feldfrucht mehr.

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Ich wohne sehr gern in der Großstadt.

Antwort von Petra28 am 24.02.2012, 19:30 Uhr

Und ich glaube sogar, dass ich hier im Grunde viel "dörflicher" leben kann, im ursprünglichen Sinne: Ich brauche kein Auto, weil alles Notwendige um die Ecke zu besorgen ist, die Kinder können zu Fuß zur Schule und auch zur weiterführenden Schule. Ich treffe in meinem Viertel jede Menge bekannte Leute. Und ich wohne hier sehr "grün" und leise. Das große Plus ist aber, dass ich hier nicht nur eine Dorfkneipe habe, sondern unzählige Lokale und unzählige Geschäfte, im Prinzip ums Eck. Mir stehen alle kulturellen und sportlichen Möglichkeiten offen, sollte ich einen speziellen Arzt brauchen oder ins Krankenhaus müssen, auch das ist ums Eck...

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so könnte ich mir das auch vorstellen

Antwort von like am 24.02.2012, 20:42 Uhr

und es gibt zweifellos sehr schöne Orte in den Städten. Das ist aber sicher nicht die Regel. München Mittlerer Ring ist immer mein abschreckendes Beispiel.

Mit großen Kindern hat Stadtleben sicher auch Vorteile.

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Alba, das mit den Windrädern...

Antwort von MM am 24.02.2012, 21:28 Uhr

.... ist interessant und bedenkenswert, wusste ich nicht. Ist das in seriösen Studien belegt? Wodurch genau kommt denn dieser Abkühlungseffekt zustande? Ich meine, klar, das Ding verhält sich wie eine Art grosser Ventilator, die ja auch die Luft kühlen - ABER das Teil es dreht sich doch nicht aus eigenem Antrieb, sondern durch den Wind, der eh da ist... Warum genau also wird es dadurch kälter?

Danke!

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Re: Alba, das mit den Windrädern...

Antwort von Alba am 24.02.2012, 22:32 Uhr

Hier ist ein PNAS article http://www.pnas.org/content/107/42/17899 aber ich habe kuerzlich auch einen neueren gesehen, den muss ich aber erst suchen.
Windraeder nehmen kinetische Energie aus dem System. Eigentlich kann man schon aus rein thermodynamischen Prinzipien vorhersagen, dass Windraeder einen Effekt haben muessen, wie der letztendlich aussieht ist eine andere Frage.
Hier ist ein Blog eines Physikers der alle moeglichen alternativen Energieformen durchrechnet, leider auf Englisch, aber wirklich lesenswert.
http://physics.ucsd.edu/do-the-math/

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Danke! Dann werde ich mich mal...

Antwort von MM am 24.02.2012, 23:12 Uhr

... weiterbilden! :-)

Ist halt nicht so unbedingt mein Fachgebiet, daher die unbedarfte Frage... ;-)

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