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Geschrieben von Käferchen am 05.08.2004, 22:20 Uhr

@Elisabeth mit Fumi & Temi und marit

Hallo Ihr beiden,

mich täte mal interessieren was Ihr selbst und Eure Männer von Beruf seid/ausübt.

Nicht dass ich Eure Meinung angreifen will..würde mir garnicht in den Sinn kommen...aber Ihr seid immer gegen irgendwelche unterstützungen aber immer dafür wenn der Staat mal wieder etwas kürzen will ect...also was den meisten zugute kommt findet Ihr schlecht aber gut was die Armen noch ärmer macht und die Reichen noch reicher...daher würde es mich mal interessieren was Ihr so tut um Euch so eine Meinung zu bilden.

Und fühlt Euch bitte nicht gleich angegriffen...ich bin halt neugierig :c)

lg Käferchen

 
10 Antworten:

Mal zwischenfragen will...

Antwort von Moneypenny77* am 06.08.2004, 8:38 Uhr

...Duch schreibst diesen immer gern genommenen Satz "Die Armen noch ärmer und die Reichen noch reicher machen"... Wer sind denn für Dich die Armen und wer die Reichen? Wer definiert das denn?

Ich habe die beiden bisher auch keineswegs so verstanden, daß sie "gegen Unterstützung" sind, vielmehr denke ich, geht es um mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung, was ich nur unterstützen kann. Leider wird immer mehr nach dem Staat geschrien, nehmen, nehmen, nehmen, aber wenn's um's geben geht, sind alle plötzlich schrecklich arm.

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Re: Mal zwischenfragen will...

Antwort von Steffi528 am 06.08.2004, 10:34 Uhr

Hallo,

ich misch mich auch mal ein.

Natürlich sieht man als erstes seine Situation, und wenn die nicht gerade rosig ist, dann bezeiht man dies ziemlich schnell auf alle.

Ich denke, bei diesen Diskursionen kommt es oft auch auf die politische "Grundstimmung" an.

Letztendlich müssen wir jedoch auch zugeben: So schlecht geht es uns in unserem Lande auch noch nicht.
Wir haben eben nur daran zu knabbern, das es uns nicht mehr so gut geht, wie noch vor ein paar Jahren.

Und das ist schwer.

ich habe die Erfahrung gemacht, das immer mehr nach dem Staat, der Kommune etc gerufen wird und das gerade von denen, die eigentlich nicht rufen müßten. Die, die das System sehr gut kennen durch ihren Bildungsstand etc nutzen es auch ganz gut aus, während die, die es eigentlich bräuchten, eher durch das soziale Netz fallen.

Ich denke, darum geht es, den Mißbrauch von Sozialleistungen zu reduzieren und denen zu helfen, die es brauchen.

Natürlich ärgert es mich, wenn mein Kind sein Sparbuch verliert, weil ich zu lange arbeitslos bin, insbesondere dann, wenn ich ehrlich dieses Sparbuch für die Ausbildung bereitgestellt habe (also für eine Zukunft meines Kindes). Aber noch viel mehr ärgert es mich, wenn Eltern ihr Kapital bewußt umleiten, um die Sozialleistungen zu bekommen. Durch diesen Mißbrauch nehmen sie mir ehrliche Haut die Zukunft meines Kindes weg.

Und so lange die Handys noch gekauft werden können, die achtjährigen Kinder einen eigenen Fernseher haben und solange wir noch so fleißig in den Urlaub fahren können, geht es uns gut. Sorge bereitet mir nur, das immer mehr Leute die "Tafeln" nutzen müssen sowie andere echte Fälle von Armut.

Und warum? Weil einige gnadenlos das System mißbrauchen und denen, die die Sozialleistungen benötigen, das Geld rauben.


Steffi (auch ne kleine rote Socke)

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Zu Elisabeth

Antwort von tinai am 06.08.2004, 11:01 Uhr

Aus vielen ihrer anderen Postings weiß ich, dass sie für sich und ihren Mann voll aufkommt - also voll berufstätig ist. Außerdem trennt sie sich gerade von ihrem uneinsichtigen Mann, der partout keine Arbeit finden (will) und auch nicht auszieht und ihr das Leben schwer macht.

Eigentlich ein typischer Fall für alle Hilfen vom Staat, aber genau darauf verlässt sie sich nicht, sondern sorgt selbst für den Lebensunterhalt und übernimmt und trägt die Verantwortung für sich selbst.

Ihre Postings sind immer ausgesprochen intelligent und schlüssig und zeugen auch von einigem Wissen - keine Schnellschüsse ohne Hintergrund.

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Re: noch so eine

Antwort von Benedikte am 06.08.2004, 11:30 Uhr

Hi,
ich finde die Beiträe der beiden ausgesprochen angenehm ( meistens).Sie vertreten die Meinung, dass eine gesunde Frau erstmal für sich selber sorgen kann und soll, bevor sie externe Hilfe in anspruch nimmt. Und genau das finde ich auch.
Hier findet man so oft Bedauern oder Beschwerden, dass " der Staat" Leistungen kürzt und ich frage mich oft, mit welcher Berechtigung Leute ohne eigene Leistung Anspruche stellen. " Ich möchte ausziehen, was steht mir zu?" Wo kann ich einen neuenKühlschrank/ Fernseher wie auch immer beantragen". Und diese geisteshaltung bringt eben - unter vielem anderen- das System ins Wanken- eben weil immer weniger leute arbeiten und immer mehr Leute Ansprüche stellen.
Und gerade die beiden tun auch was- wie oben beschrieben, ernährt die eine einen nichtsnutzigen und arbeitsscheuen Mann alleine, ohne auf Sozialhilfe zu setzen und die andere erfüllt auch Unterhaltspflichten gegenüber ihrem Mann. Und wenn man das vom versteurten gehalt macht und selber wenig übrig hält, hat man eben starke Sympathien dafür, wenn der Staat sagt, dass es so nicht weiter gehen kann und jeder eigene mehr Eigeninitiative entwickeln soll- auch mit der Hoffnung, dass man dann vom eignenen sauer verdienten Geld ein bisschen mehr selbst behalten darf, als es unter dem Deckmantel der "Solidargemeinschaften" für Dritte ausgebeben zu müssen, die eben nicht für sich selber sorgen, sondern sich von den Elisabeths und Marits dieser Welt durchfüttern lassen.
Und nochmal ganz klar :Ich finde, die beiden haben in den meisten Fällen absolut Recht.

Benedikte

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mein Hintergrund

Antwort von marit am 06.08.2004, 12:01 Uhr

Hallo Käferchen,

worauf beziehst du denn dein posting? Wieso bin ich "immer" dafür, daß die Armen noch ärmer werden? Nur weil ich diese Harz IV-Regelung im Grunde für vernünftig halte??? In vielen anderen Diskussionen habe ich ganz anders Position bezogen - zum Beispiel was den Ausbau von Kindertagesstätten oder Ganztagsschulen angeht. Klar, ich hab auch mal gegen Pendlerpauschalen und Eigenheimzulagen votiert, aber gerade nicht um die "Armen ärmer zu machen" sondern im Gegenteil, weil ich finde, daß dieses Geld wirklich Bildungseinrichtungen oder z.B.der Obdachlosenhilfe zunutze kommen sollte. Ich finde man muß alles tun, um Menschen zu motivieren, so gut wie möglich für sich selbst zu sorgen, Talente nicht verkümmern zu lassen, Eigeninitiative zu unterstützen. Und das alles auf der Basis, daß Grundbedürfnisse wie Wohnung, Essen und Kleidung sichergestellt sind. Letzteres ist in unserem Staat zum Glück der Fall, an ersterem hapert es noch - und dafür trete ich auch persönlich ein. Nachrangig finde ich aber eben die Sicherung eines bestimmten Lebensstandards (und das ist ja die Kritik an Harz iV) - vielleicht hat DAS wiederum mit meiner Biographie zu tun. Ich habe schon viele verschiedene Lebensstandards erlebt (anfangs war mein Vater Student, wir lebten zu viert 5 Jahre in einem Zimmer, dann bekam er einen prima Job, es folgten 8 Jahre gesellschaftlicher Aufstieg, Haus, 2 Autos etc., dann wurde er spielsüchtig, es war nie Bargeld im Haus, wir konnten uns gar nix mehr leisten, alle Sommerferien hindurch habe ich gejobbt (im supermarkt, in einer Buchhandlung, als Briefträgerin, NIE hatte ich wirklich Ferien) dann starb er als ich im 2. Semester war - Bafög bekam ich keins, weil ich, als er noch lebte das Studienfach gewechselt hatte, die Halbwaisenrente reichte gerade für die Miete, für alles andere mußte ich selbst aufkommen, dann bekam ich für ein Jahr ein richtig lukratives Auslandsstipendium, doch gegen Ende erkrankte meine Mutter schwer, ich mußte mehrmals hin und herreisen und dadurch ging das davon Ersparte drauf etc). Mein Examen machte ich während ich 2 Nebenjobs hatte, die mich gerade so über Wasser hielten. Ich habe also wirklich gelernt, daß man als Mensch auf jedem finanziellen Niveau glücklich oder unglücklich sein kann, ich habe selbst die Erfahrung gemacht, daß auch ein finanzieller Abstieg nicht das Ende der Welt ist. Inzwischen verdiene ich ganz gut, aber auf einer befristeten Stelle als Beamte auf Zeit. Zuvor war ich 6 Jahre angestellt und habe Beiträge zur Arbeitslosenversicherung bezahlt, diese werden verfallen, weil das, wenn die Beamtenstelle ausläuft 3 Jahre lang her sein wird. Die Druckkosten meiner Dissertation von 4200 Euro mußte ich selbst tragen, mein Mann ist mit seiner Ich-AG pleite gegangen (bei 3500 Euro Schulden), Arbeitslosenhilfe bekam er keine, weil ich zuviel verdiene (Schulden zählen bei diesen Berechnungen nicht). Monatlich tragen wir, bzw. ich 900 Euro an Schulden ab. Was danach übrig bleibt, reicht wieder einmal nur zum Leben auf studentischem Niveau. Erst vor ein paar Tagen hat mein Mann nun endlich einen regelmäßigen Kunden an Land gezogen, wie dessen Zahlungsmoral ist, wird sich dann zeigen. Nebenher sorgen wir für meine Nichte die bei uns lebt (übrigens auch finanziell) und schießen der Mutter meines Mannes, die knapp überm Sozialhilfesatz verdient, immer mal wieder etwas zu, wann immer wir können.
Übrigens wurden die Kitagebühren meiner Nichte an MEINEM Einkommen bemessen, weil sie ja bei uns gemeldet ist; nicht etwas am (nicht vorhandenen) Einkommen meiner Schwester.
Vielleicht hast du recht darin, daß ich manchmal ganz schön hart argumentiere (was das Thema Selbstverantwortung angeht), aber ich habe eben selbst erfahren, daß man über sich hinauswachsen kann, wenn man im Leben auch mal hart angepackt wird (wenn es natürlich in bestimmtem Rahmen bleibt). Ich bin ehrlich schockiert, wenn ich sehe (siehe einse meiner Postings unten), daß eine 5 köpfige Familie in einem einzigen Raum zusammengepfercht leben muß (und zwar total davon unabhängig davon, ob das eine deutsche oder eine Flüchtlingsfamilie ist), ich könnte vor Wut und Trauer losheulen, wenn ich höre, daß eine Frau ein verkrüppeltes Kind nach dem anderen gebährt, weil ihr Mann in einer Bananenplantage zwischen Pestiziden herumlaufen muß. Aber, sorry, ich gehe nicht zu einer "Montagsdemonstration", weil eine Familie der Tochter später nun nicht mehr den Führerschein bezahlen kann. Das vom Staat zu forden finde ich anmaßend und unverschämt.

Übrigens habe ich noch nie etwas anderes als die Grünen gewählt, falls du mich auch politisch einsortieren magst.

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zustimm!!! o.w.T.

Antwort von Murmeline am 06.08.2004, 12:07 Uhr

o.T.

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Ich kann meinen Vorrednerinnen ist nichts hinzufügen, d.h. ich bin derselben Ansicht - o.T.

Antwort von fiammetta am 06.08.2004, 15:24 Uhr

LG

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@marit

Antwort von Käferchen am 06.08.2004, 19:36 Uhr

Hallo,

danke für Deine Antwort. Ich habe nicht versucht Dich irgendwo einzuordnen...es fällt nunmal sehr auf wenn jemand nicht so denkt wie andere. Ich stimme auch vielem zu was Du schreibst...aber eben nicht allem.

Wenn man mal die Ausbildungsversicherungen sieht..ich finde es schlimm den Kindern die Möglichkeit für eine gescheite Ausbildung zu nehmen....was geschiet denn in 15 Jahren wenn unsere Kinder sie bräuchten?? Dann liegen sie wieder dem Staat auf der Tasche und jeder regt sich auf dass nicht vorgesorgt wurde...könnt ich wetten!

Und sicher...das Geld was Eigenheimzulage und Pendlerpauschale ausmachen sollte in soziale Dinge gesteckt werden aber glaubst Du dass das passieren wird?? Nicht wirklich oder?

Ja..ich bin auch so eine der sich die Haare sträuben bei solchen fixen Ideen wie sie nun bzg Harz IV ausgesprochen wurden..aber weniger wegen mir sondern wegen denen die es hart trifft...und das werden nunmal die sein die jetzt schon nichts/nicht mehr viel haben

lg Käferchen

achja...und ich weiß nicht genau ob Dus warst oder jemand anderes...hatte sich doch letztens mal jemand aufgeregt dass er nicht mehr wüsste wann es das letzte mal um Diätenerhöhung ging....ab Jan05 wirds wieder aktuell...da werden die Diäten für die Abgeordneten um 630€ pro Kopf erhöht....was man mit dem vielen Geld alles anstellen könnte....

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Re: @käferchen

Antwort von marit am 07.08.2004, 12:08 Uhr

Das Ausbildungsthema liegt mir auch sehr am Herzen. Ich glaube aber, daß es keine SO gute Idee ist, bei der Vorsorge für eine gute Ausbildung vor allem auf die Eltern zu setzen. Hier sollten eher Stipendiensysteme und gute Ganztagsschulen greifen - denn gerade DIE Kinder, die Förderung besonders nötig haben, sind ja leider häufig genug nicht die, die für die Ausbildung ihrer Kinder vorsorgen. Studierende die Bafög bekommen, liegen dem Staat ja weit weniger auf der Tasche als z.B. Bezieher von sozialhilfe. 1. ist Bafög weniger als SH, 2. muß es zur Hälfte zurückgezahlt werden. Daher wäre es für den Staat schon günstiger, zuerst die Versicherung aufzubrauchen und später dann eine(n) studenten/in zu unterstützen. Wenn es um eine Lehrstelle geht, ist das Geld auch eigentlich nicht dringender gebraucht als zu Schulzeiten, zieht der Lehrling allerdings von zu Hause aus um die Stelle anzutreten, bekommt er auch wieder ergänzende Sozialhilfe. Eigentlich muß man sich also auf DIESER Ebene gar nicht so große Sorgen um die Ausbildung der Kinder machen. Schlimm ist doch eher, daß die Bildungeinrichtungen so schlecht ausgestattet sind, es so wenig Lehrstellen gibt und vielen Kindern nicht geholfen wird, wenn sie schulisch abrutschen. Hier würde ich gerne mit Freuden die durch Harz IV eingesparten Kosten reinstecken - und das ist ja , glaubt man der Ergierung, auch so vorgesehen. Ich finde z.B., daß jedes Kind über die Schule die Möglichkeit erhalten sollte, kostenlos ein Instrument zu lernen (fördert die Konzentrationsfähigkeit und ermöglicht gerade unterprivilegierten Jugendlichen ganz neue Erfahrungswelten - und nebenbei auch die Möglichkeit, relativ leicht etwas Geld nebenbei zu verdienen). Außerdem sollte es kostenlose-Nachhilfeangebote geben, zumindest für diejenigen unterhalb einer bestimmten Einkommensschwelle. Durch Ganztagsschulangebote würde auch der Fernsehkonsum eingeschränkt (mit ein Grund, warum viele Kinder in der Schule nicht mehr mitkommen). Für solche Sachen bin ich immer zu haben... Aber an der Kritik an Harz IV stößt mir einiges übel auf. In der aktuellen Zeit war ein Bericht über ein Paar, die in der Dot-Com-Hysterie raketenhaft gesellschaftlich aufgestiegen sind (und nun mit Anfang 50 auf der Straße stehen), und die nun wohl aus ihrer gediegenen im Landhausstil eingerichteten Wohnung rausmüssen. Sie fahren jetzt "nur" noch einen alten Nissan und sagen allen Ernstes, daß sie sich umbringen würden, wenn sie in ein schlechteres Viertel ziehen müßten. Ich kann verstehen, daß so ein sozialer Abstieg schmerzlich ist - ABER VERDAMMT NOCH MAL- ist es nicht auch total arrogant, wenn man ein Leben, das in diesem Land Millionen von Bürgern normal ist, einfach als "nicht lebenswert" einstuft? Ich lebe in einem solchen schlechten Stadtteil in einer sehr günstigen Wohnung. Ich würde SEHR gerne einen Balkon und Parkettboden und etwas Grüns vorm Haus haben, kann es mir aber nicht leistn: Und nun soll ausgerechnet von mir verlangt werden, daß ich es über meine ganz schön happigen Sozialabgaben finanziere, daß Empfänger staatlicher Hilfen es nicht zugemutet wird, in meine Nachbarschaft "sozial absteigen" zu müssen? Ich finde einfach, daß hier die Maßstäbe ein wenig durcheinandergeraten sind.

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Re: @Elisabeth mit Fumi & Temi und marit

Antwort von Elisabeth mit Fumi & Temi am 09.08.2004, 10:08 Uhr

Hallo,

ich war gerade ein paar Tage nicht online, daher meine Antwort erst jetzt.

Erstmal Danke an tinai und die anderen, die für mich "in die Bresche" gesprungen sind. Ja, ich halte sehr viel von Verantwortung. Ich finde es rasend wichtig, daß JEDER Mensch zunächst mal versucht, Verantwortung für sich selbst und die ihm nahestehenden Personen zu übernehmen. Der Staat kann und darf erst einspringen, wenn da nichts mehr geht. Und das ist es auch, was mich an meinem Mann rasend macht. Arbeitslos werden kann jeder, das ist kein Drama. Aber er hat irgendwann die Verantwortung für sich und sein Leben abgegeben. Er ist zu einem Kind mutiert, das davon träumt, Golfpro zu werden, und darüber die wirklichen Chancen vorbeiziehen läßt. Ich brauche aber kein Kind an meiner Seite, sondern einen Partner, der mindestens Verantwortung für sich selbst übernimmt, wenn er mir schon nicht beim Tragen der Verantwortung für die ("richtigen") Kinder helfen kann.

Und was die Kürzungen von staatlichen Zuwendungen betrifft: Wer profitiert denn von der Eigenheimzulage? Wer bekommt eine Pendlerpauschale? Das sind doch nicht die Armen! Wer wirklich ARM ist, kann sich auch mit Eigenheimzulage kein Haus leisten und hat gar kein Auto, das er von der Steuer absetzen kann (vom Häuschen im Grünen, von dem man jeden Tag zur Arbeit pendelt, ganz zu schweigen). Diese ganzen Subentionen waren und sind Subventionen für die breite Mittelschicht, in ihrer ursprünglichen Intention Wahlgeschenke für die breiten Massen (und in Deutschland waren die breiten Massen schon lange nicht mehr arm). Ich zähle mich im übrigen auch zur Mittelschicht, ich bin weder arm noch reich. Ich verdiene nicht schlecht, aber viel geht auch für die Kinderbetreuung wieder drauf. Ich habe Anspruch auf Eigenheimzulage und würde auch Pendlerpauschale bekommen, wenn es mich ins Gründe ziehen würde. Das nur um zu zeigen, daß ich durchaus von den Subventionen profitiere, die ich abschaffen möchte.

Im Flieger habe ich am Donnerstag den aktuellen Stern gelesen (sonst eher nicht meine Standardlektüre). Der Artikel über Hartz IV war AUSGEZEICHNET. Da wurde genau ausgeführt, daß die ganzen Ängste völlig unbegründet sind. Beispiel: Die Diskussion, die wir hier auch gerade hatten zum Thema Sparbuch der Kinder. Die Kinder haben auch Freibeträge, und bei älteren Kindern sind je nach Situation bis zu 13.000,- Euro für die Ausbildung "Schonvermögen". Sorry, wer so viel für die Kinder ansparen kann, kann sich nicht wirklich beschweren, oder? Auch das Thema Altersvorsorge wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Rentensparverträge werden nicht angetastet, das gleiche gilt für Riester-Verträge. Lediglich Kapitallebensversicherungen werden angerechnet - und das kann ich nachvollziehen.

Bezeichnend ist, daß die bisherigen Sozialhilfeempfänger, die arbeitsfähig sind, von Harzt IV ja zunächst mal profitieren. Wo sind die? Warum jubeln die nicht? Vielleicht weil sie es sich eigentlich in dem weichen Netz gemütlich eingerichtet haben? Weil sie Angst haben, daß jetzt Druck ausgeübt wird? Ja, aber warum nicht? Warum sollten wir als Staat nicht Druck ausüben dürfen auf die, denen wir jeden Monat den Lebensunterhalt überweisen? Ja, es wird ein wenig ungemütlicher in Deutschland. Aber Gemütlichkeit ist teuer, und wir müssen uns fragen dürfen, wieviel wir uns noch leisten können - wir alle.

Jetzt hat es mich wieder ein wenig mitgerissen, sorry. Aber so denke ich nun mal. Ich bin so erzogen worden, daß ich mich jederzeit der Verantwortung stelle, die ich mir selber aufgetragen habe. Und ich habe überhaupt kein Verständnis für Leute, die sich ihrer Verantwortung entziehen.

Schönen Gruß,
Elisabeth.

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