Guten Abend,
Ich überlege schon seit ein paar Wochen ob ich mal wieder schreibe, eigentlich bin ich im 3 und mehr Kinder Forum unterwegs. Mich beschäfftigt grade der Kleinste bald drei sehr, er ist so unruhig, zappelig und dann auch noch quengelig, ich werde oft sehr generft und zeige ihm das auch. Ich habe so ein schlechtes Gewissen.... Er hampelt z.B. beim anziehen total rum, so dass es dabei fast jeden Abend Geschrei von meiner Seite gibt, ich sage mir davor schon bleib ruhig, ganz ruhig bleiben, und dann passiert es wieder. Er wirft sich nach hinten wenn ich ihm grade den Pulli über den Kopf mache oder er zuckt mit dem Bein wenn ich grade die Windel zu mache und noch drei bis vier anderen Bewegungen die nciht so rein passen und bei mir gehen die roten Lichter an. Okay das ist jetzt das letzte Gefecht des Tages, grade fühlt es sich so an als würde ich von morgens bis abends nur sagen J. bitte hinsetzen, J. ruhig sitzen bleiben,ess dein Brot, nein noch nicht aufstehen, jetzt kannst du hoch gehen, nein ich trage dich nicht.., zähneputzen ist auch sher schwirig.
Wissen sie ich habe das ja alles schon drei mal durch, vieles vergisst man, aber so hibbelig hatte ich noch keinen, bockig ja aber J. hat so abbruppte Bewegungen, keinerlei Scheu vor Fremden (Heute bei einem Hobbyelternabnd, hatte plotzlich die Frau neben mir seine nackten Füße im Gesicht, so schnell konnte ich gar nicht gucken).
Ich habe schlechtes Gewissen weil ich Dinge sage wie "Kannst du nicht endlich ruhig sein,immer diese gehampel, es macht mich warnsinnnig" Ich habe Panik vor ADHS. Und ganz aktuell ich will das gehanpel nicht mehr ich will nicht mehr ermahnen und bitten müssen, ich bin müde und will einfach ruhig essen können ruhig sitzen können, ich will auch das er die anderen Geschwister in Ruhe lässt.
Danke
von
Jokamoel
am 21.02.2018, 20:31
Antwort auf:
Mein Jüngster bringt mich an die Grenzen
Liebe Jokamoel,
in vielen Familien ist es so, wenn mehrere Kinder da sind, dass die jüngsten eher so "mitlaufen". Wieviel Aufmerksamkeit bekommt Ihr Sohn? Lesen Sie ihm vor, spielen nur mit ihm allein, bekommt er Kuscheleinheiten? Oder sind ihre gemeinsamen Zeiten vornehmlich auf die täglich notwendigen Dinge beschränkt?
Auch wenn es schwer fällt, weil die Stimmung so gereizt ist, sollten Sie Zeiten für Ihren Sohn alleine einplanen. Gehen Sie auch viel mit ihm nach draußen, damit er sich viel bewegen und Energie abbauen kann. Im Haus wird es ihm dann leichter fallen, auch mal still zu sitzen.
Planen Sie für die verschiedenen notwendigen Dinge etwas mehr Zeit ein, damit Sie nicht nervös und dann laut werden. Ihr Sohn zappelt beim Anziehen, dann sagen Sie ihm mit ruhigen Worten, dass Sie warten werden, bis er ruhig liegt. Ähnlich in anderen Situationen.
Ihr Sohn muss vor allem Ihre Ruhe spüren, damit diese sich auf ihn übertragen kann. Haben Sie vielleicht die Möglichkeit, sich auch mal einen Nachmittag oder Abend "frei zu nehmen"? Kann der Papa die Kinder nach dem Abendessen übernehmen oder eine Oma einmal die Woche auf die Kinder aufpassen? Ihnen würde es vermutlich gut tun, einmal durchzuschnaufen. Nutzen Sie diese Zeiten auch, um sich Gedanken darüber zu machen, wie Sie Ihrem Sohn positiver gegenüber treten können. Nehmen Sie sich eine Sache nach der anderen vor, an der Sie arbeiten wollen. Ein Punkt könnte die Gelassenheit beim Wickeln sein, die Situation am Essenstisch oder das Zubettbringen usw..
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 23.02.2018
Antwort auf:
Mein Jüngster bringt mich an die Grenzen
Ich möchte nur noch ergänzen, dass er auch sehr viel kaput macht, auch wieich es von den andern her nicht kenne. Holzspielzeug wird so fest irgentwie auf den Boden geknallt bis was abplatzt, die Reifen von Autos werden abgekaut usw..... Ärgert mich auch jedesmal
von
Jokamoel
am 21.02.2018, 21:04
Antwort auf:
Mein Jüngster bringt mich an die Grenzen
Hallo,
hast du schon mal von der "selbsterfüllenden Prophezeiung" gehört? Das ist ein ziemlich großes Problem zwischen Eltern und Kindern. Hier mal ein Beispiel:
Eine Frau ist beim Kinderturnen mit Ihrem Sohn. Sie ermahnt den Kleinen "tu nicht wieder jemandem weh, sei brav sonst fahren wir nach hause". Danach unterhält sie sich mit den anderen Mamis. Ihr Sohn wartet seit einer Ewigkeit hinter einem anderen Kind darauf, endlich auf ein Spielgerät klettern zu dürfen. Weil es wirklich lange dauert und das andere den Platz versperrt, schiebt er ein wenig am Rücken. Das andere Kind schreit sofort lauthals los und zeigt auf den kleinen Sohn. Die Mama rennt hin und schimpft ihn aus "immer musst du andere ärgern, jedes mal tust du jemandem weh! Wir gehen jetzt nach hause!" Sie hat zwar nicht gesehen was wirklich passiert ist und dass der Kleine sich brav angestellt hatte, weil er eigentlich wusste, dass man es so macht, aber sie ist innerlich total überzeugt, dass ihr Sohn immer alle ärgert. Sie sagt ihm das dauernd, jeden Tag kriegt er das zu hören. So lange, bis der Kleine sich selbst auch so sehen wird früher oder später. Und weil er ein Unruhestifter ist, wird das in seine Selbstwahrnehmung so über gehen, dass er dieses Bild erfüllen wird.
Diese Beeinflussung funktioniert übrigens auch andersherum. Wenn man akribisch Momente abpasst, die man positiv hervorheben kann (selbst, wenn das Kind nicht mal diese Absicht hatte), wird es diese ausgelobte Art übernehmen.
(Z.B ein kind das IMMER auf die Straße rennt, bleibt eine Sekunde stehen, um einen Stein am Bordstein zu betrachten. Die Mama lobt sofort, wie fein es an der Straße gewartet hat und dass es jetzt weiß, wie das geht. - immer wieder. Das Kind wird darauf reagieren und immer wieder dieses Lob hervorrufen wollen.)
Ich halte ehrlich gesagt von beiden Arten der Beeinflussung nicht soo viel, aber im Zweifelsfall könnten abgepasste Momente, in denen dein Sohn mal ruhig ist, helfen.
Im Prinzip wäre es aber besser für ihn, du ließest ihn einfach sein wie er ist. Dein ständiges rumgenörgel an seiner Persönlichkeit wird ihn traurig machen. Er wird sich unangenommen fühlen. Das führt zu Frust und weiterem Fehlverhalten.
Warum lässt du ihn nicht einfach zappeln beim Essen? Meine Tochter ist auch so eine. Keine Sekunde kann sie still halten. Manchmal möchte sie beim Essen sogar stehen. Damit sie dabei aber nicht rumläuft steht sie dann am Tisch auf einem Tritt. Es ist ok, wir leben ihr vor wie wir gemeinsam am Tisch sitzen und sie wird nicht für immer und ewig auf einem Tritt stehen. Weil sie weiß wie es eigentlich richtig ist. Gläser und alles was umfallen kann retten wir oder wir weisen sofort darauf hin wo sie zu stehen haben damit ihre Arme sie nicht erwischen. Zappelte sie beim Windel anziehen/ Zähne putzen doch mal zu viel um die Arbeit auszuführen (irgendwann gehts einfach nicht mehr), haben wir abgebrochen und gesagt wir warten kurz bis sie genug Kraft gesammelt hat um kurz still zu halten. Oder wir haben ihr etwas angeboten, dass ihr den Moment der Langeweile ersparrt. Oder sie selbst machen lassen.
Vielleicht ist dein Problem ja gar nicht nur sein Gezappel sondern generell deine Einstellung und mangelnde innere Verbundenheit mit ihm? Findest du ihn eher nervig oder überwiegen deine positiven Gefühle und Meinungen über ihn? Gibt es ein Band innerer Verbundenheit? Falls ja musst du nur lockerer werden. Wenn nein, bau es wieder auf. Erlebe das Positive bewusster. Und nur weil er zappelt muss das kein adhs sein. Irgendwann wird er von allein ruhiger. Das mag eine anstrengende Zeit für dich werden aber es wird besser.
Liebe grüße
von
Avraa
am 21.02.2018, 21:39