6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Liebe Frau Ubbens, ich entschuldige mich bereits jetzt, falls der Text länger wird. Meine Tochter ist nun 6 Jahre alt und geht seit September in die Schule. Von Geburt am war sie auffällig, weil sie unter anderem Schwierigkeiten mit der Selbstregulation hatte und über Monate sehr schlecht schlief. Sie war auch schon immer temperamentvoll und hat ihren Unmut lautstark geäußert. So schlimm wie jetzt war es aber noch nie, denn seit 19 Monaten hat sie einen kleinen Bruder und die letzten 2-3 Monate äußert sie ihre Eifersucht sehe stark. Jede Bitte prallt an ihr ab, sie hat eine unglaubliche Wut in sich. Ein Beispiel von gestern: Essen ist seit sie 1 Jahr alt ist problematisch. Wir waren deshalb auch bei einer Therapeutin, aber es brachte sich nichts. Jedenfalls ist es so, dass sie auf Anraten der Therapeutin eine vorgegebene Zeit hat, um zu essen. Das sind 15-20 Minuten. Gestern rührte sie das Essen 15 Minuten nicht an und mein Mann räumte schließlich den Tisch ab. Darafhin brüllte sie so laut los und schrie sie will ihr Essen wieder haben. Sie begann dann sie die Haut im Gesicht mit den Händen lang zu ziehen, biss die Zähne zusammen usw. Und das ist nur ein Beispiel von sehr vielen. Wenn ihr vorm Verlassen des Hauses einfällt, dass sie doch einen Zopf möchte und ich ihr erkläre, dass es sich nicht mehr ausgeht und ich ihr unterwegs einen machen kann, will sie zum Beispiel das Haus nicht verlassen und es folgt Gebrüll usw. Wir sind mit unserem Latein am Ende und es fällt uns zunehmend schwerer uns soweit zu beherrschen, um nicht selbst laut zu werden. Der Kleine hat bereits richtig Angst, wenn dieses laute Schreien beginnt und seit neuestem schlägt er auf sie ein und stößt sie weg. Dies hat er zuvor nie gemacht. Meine Tochter äußert sich auch dahingehend, dass sie ihrer Meinung nach nicht geliebt wird, sondern nur der Kleine, obwohl ich meine Zeit mit beiden wirklich versuche so gut es geht aufzuteilen bzw. wenn mein Mann den Kleinen nimmt, nehme ich mir Zeit für sie. Oft ist es dann aber ihrerseits so, dass sie lieber hinaus mit den Nachbarskindern zum Spielen möchte. Ich erkläre ihr dann auch, dass ich später keine Zeit haben werde und sie quasi wählen muss. Danach passierte es bereits 2 mal, dass sie im Anschluss mit mir spielen wollte und es da bereits nicht mehr ging. Daraufhin behauptete sie, ich hätte ihr nie erklärt, dass es später nicht gehen wird usw. Es gibt da noch sehr, sehr viel was ich erzählen könnte. Es gibt zu Hause Regeln die eigentlich gut bekannt sind, aber sie testet täglich alles aufs Neue und oftmals auf eine sehr aggressive Art. Mittlerweile ärgert sie wohl auch Mitschüler indem sie aufdringlich ist und sie mehr oder weniger zum Spielen zwingen möchte, wenn diese gerade nicht wollen. Ich habe keinen Ansatz mehr wie ich ihr und uns helfen kann und hoffe auf ein paar Tipps. Danke

von ina24 am 22.11.2022, 06:34



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Liebe Ina, versuchen Sie für einige Wochen, ganz konkret den Gefühlen Ihrer Tochter nachzukommen: Sie möchte nicht essen, dann lassen Sie sie, wenn es die Zeit zulässt, alleine am Tisch sitzen, wenn Sie als Eltern fertig sind. Ist keine Zeit, dann nehmen Sie das Frühstücksbrot und legen es in eine Brotdose und geben es Ihrer Tochter mit in die Schule, damit sie es da essen kann. Sie schreiben nicht von einer Unter- oder Mangelernährung, von daher scheint Ihre Tochter insgesamt genügend Nahrung zu sich zu nehmen. Nichtsdestotrotz sollten Sie gesundheitliche Ursachen ausschließen lassen. Morgens fragen Sie Ihre Tochter frühzeitig, wie sie die Haare frisiert haben möchte. Ihre Tochter hat so zu einem Zeitpunkt die Wahl, zu der noch gehandelt werden kann. Versuchen Sie Ihrer Tochter alleinige Aufmerksamkeit zu schenken, zu einem Zeitpunkt, zu dem es grundsätzlich regelmäßig möglich ist. Vielleicht ist der Papa ja abends so früh zu Hause, dass er sich nach dem Abendessen um seinen Sohn kümmern kann und Sie Zeit für Ihre Tochter alleine haben. So muss tagsüber nicht auf Spielen mit FreundeInnen verzichtet werden bzw. sich entscheiden müssen. Bei bestehenden Regeln achten Sie gerne darauf, dass diese eingehalten werden. Den Frust, wenn Ihre Tochter diese nicht einhalten möchte, darf Ihre Tochter aushalten. Versuchen Sie dabei ruhig zu bleiben und in dem Moment wenig auf Ihre Tochter einzureden. Halten Sie an bestehenden Strukturen und Tagesabläufen fest. Diese geben den Kindern Sicherheit. Was heißt, dass Ihre Tochter nun auch scheinbar Mitschüler ärgert? Erzählt Ihre Tochter davon, andere Kinder oder der/die LehrerIn? Ich empfehle, eine Erziehungsberatungsstelle vor Ort in Anspruch zu nehmen. I.d.R. gibt es u.a. bei Städten und Landkreisen eine kostenlose Anlaufstelle. Wichtig: Egal, warum das Brüderchen schlägt, er darf erfahren, dass es nicht in Ordnung ist. Egal, ob seine Schwester laut ist oder nicht. Bitte lassen Sie Ihre Tochter nicht das Gefühl bekommen, dass ihr Verhalten Schuld daran ist, dass ihr Bruder sie haut. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 23.11.2022



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Neu-Schulkinder sind idR tatsächlich erst mal schwierig - bei euch kommt noch die Eifersucht on Top. Schule ist eine enorme Umstellung. Viele Regeln, weniger Spielen dürfen etc. Das ist auch Stress für die Kinder - egal, wie gerne sie eigentlich zur Schule gehen. Alle Dinge, die du beschreibst, sind eher normal. Und klar, muss man hier schauen, wie man Grenzen setzt, welche Konsequenzen passend sind/funktionieren und diese dann auch durchziehen. Bzgl. "das hast du mir nicht gesagt" - das ist total typisch für das Alter. Sie weiß, was du gesagt hast - aber im Nachhinein hat sie das Gefühl, sich falsch entschieden zu haben und mit der Konsequenz zu leben (ICH habe mich leider falsch entschieden), muss erst gelernt werden. Da wird reflexartig gesagt "wusste ich gar nicht!", "hast du mir nicht gesagt!" - weil man dann eben nicht selber schuld ist. Das ist aber total normales Verhalten. Sie muss halt noch lernen, mit vermeintlich falschen Entscheidungen klar zu kommen. Manchen gelingt das schnell - andere sind da ausdauernder ;-) Einfach sagen, dass sie bei nächsten mal ja anders entscheiden kann. Und dann ignorieren. Sie wird extrem laut - "das ist mir zu laut, deswegen gehe ich jetzt aus dem Raum". Sie schlägt das Baby/Kleinkind - da wegholen und ihr sagen, dass Schlagen generell gar nicht geduldet wird. "Ihr habt mich gar nicht mehr lieb" oä - sie merkt ja, dass sie euch damit triggert. "Das ist schade, dass du das so empfindest - aber ich kann dir versichern, wir lieben dich sehr". Warum kannst du mit ihr eigentlich nicht mehr spielen, wenn du dich um euer 19 Monate altes Kleinkind kümmern musst? Ich kenne es eher so, dass man hauptsächlich mit beiden Kindern beschäftigt ist. Und versucht, die/den Großen mit einzubinden. Klar gibt es Exklusivzeiten - aber wenn die vorbei sind, ist doch nicht ein Kind sozusagen "raus"? Das hört sich sehr reglementiert an und kann schon dazu beitragen, sich zurück gesetzt zu fühlen - sie hat ein Zeitfenster und wenn sie das nicht nutzt, hat sie Pech bzw. bekommt ihr Bruder den Vorzug (für sie gefühlt). In der Schule bestimmen zu wollen, ist jetzt auch nicht so irre ungewöhnlich bei Kindern. Ich kenne übrigens X mal mehr Kinder, die "schlechte Schläfer" waren (also nur im Elternzimmer halbwegs gut geschlafen haben und nur sehr wenige, die tatsächlich ohne Probleme in ihrem Zimmer schliefen. Und da zu 95% nur, weil die Eltern einfach rigoros waren. Bei uns witterte der KiA witterte zB auch Störungen, weil sich nicht mit 6 Monaten auf Beikost gestürzt wurde.Ich fands normal, war dann aber total verunsichert. x Untersuchungen/Test wurden gemacht bis ein Kindergastroentologe sehr simpel sagte: klassisches Stillkind. Ihre Entscheidung, wie lange sie das selbst wollen. Oder sie müssen rigoros abstillen. Ich war enorm erleichtert, dass mein Gefühl sich damit bestätigte. Je mehr Zähne, umso mehr wurde richtig gegessen und Kind stillte sich darüber selber ab. Ich frage mich ein wenig, ob euer Kind nicht schon seit sehr jungen Jahren sehr genau beobachtet und therapiert wird bei Dingen, die eigentlich eher normale Phasen darstellen. Und das evt. dazu beiträgt, dass eure Tochter sich massiver gegen alles auflehnt. Bzw. einfach nach Dingen sucht, die sie selbst bestimmen kann und nicht von anderen Fremdbestimmt wird. Oder ihr selbst bei allem zu schnell an "Störungen" denkt. Aber selbstverständlich kenne ich euch und euer Kind nicht und es kann tatsächlich eine therapiebedürftige Schlaf- und Esssituation gewesen sein. Mag sein, dass du meinen Text unverschämt findest oä - aber ich gehöre eher zu den Eltern, die gerade rückblickend (unser Kind ist jetzt 10 und war auch immer sehr intensiv in allem) das Gefühl haben, es wird heute viel zu schnell von Störungen und daraus resultierenden Therapieen etc gesprochen, weil Eltern so unsicher geworden sind. 1000 Ratgeber, wie die perfekte Erziehung funktioniert, wie Kinder im Alter von x zu sein haben/sein können, wenn alles "gesund" ist oder richtig gemacht wird. Wenn euer Leidensdruck aber so hoch ist und ihr das Gefühl habt, da läuft irgendetwas schief und wir brauchen Hilfe - sucht euch einen KJP. Der wird euer Kind nach einem Eingangsgespräch evaluieren (standartisierte Tests und Gespräche - 5-6 Termine idR), und euch dann mit Rat & Tat zur Seite stehen. Haben wir auch gemacht - aber wegen etwas ganz anderem. Kind ist normal ;-) und wir machen alles richtig bzw. nichts grundlegend falsch. Alleine diese Aussage hat uns geholfen. Nebst ein paar Infos zum Kind und worauf wir evt. ein verstärktes Augenmerk haben sollten.

von cube am 22.11.2022, 10:29



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Ich finde tatsächlich, dass mit diesem Zeitlimit, in dem sie essen muss, erst recht eine total unentspannte Situation bzw. Druck aufgebaut wird. Nach dem Motto: "ab jetzt hast du 20 min Zeit zum Essen - danach kommt alles weg". Puhhh... das ist das komplette Gegenteil von Essen als genussvolles Erlebnis. Hat für mich eher etwas von einem Machtspiel zwischen euch und eurer Tochter, bei der ihr auf Anraten der Therapeutin regelmäßig klar machen sollt, dass ihr über das Essen bestimmt. Klar gibt es gemeinsame Essenszeiten und wenn man da nicht essen mag, dann halt nicht. Unser Kind hat auch nicht immer schon/erst Hunger, wenn wir Hunger haben - hängt davon ab, wie lecker das Essen in der Schule war ;-) Dann bekommt er eben früher etwas oder kann sich später noch ein Brot machen oder wir machen halt schnell noch ein paar Spiegeleier. Natürlich nicht noch um 9 Uhr abends - aber mir würde es im Traum nicht einfallen, meinem Schulkind-Kind zu sagen, dass es entweder jetzt ißt oder gar nicht. Eher "wir essen jetzt - später gibt nur noch ein Brot oä".

von cube am 22.11.2022, 11:24



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo Ina, was macht Deine 6jährige denn gut? Liebe Grüße

von zweizwerge am 23.11.2022, 00:09



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo zweizwerge, was würde dich hier genau interessieren, die motorische, sprachliche, emotionale Entwicklung oder läuft es eher darauf hinaus, dass du meinst aus meinem Beitrag herauszulesen, mein Kind könnte nichts gut?? Es gibt sehr vieles, dass sie gut kann. Liebe Grüße Ina24

von ina24 am 23.11.2022, 08:38



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo Ina, die Frage zielt sicher darauf ab, dass wir Eltern oftmals in eine Schleife geraten, in der wir uns zu sehr auf alles, was nicht gut klappt konzentrieren. Und dabei ganz übersehen, was gut läuft bzw. was jetzt super läuft im Gegensatz zu vor x Monaten/Wochen. Diese Dinge werden dann schnell als selbstverständlich und damit nicht erwähnenswert gegenüber dem Kind gesehen. Das heißt dann aber auch für´s Kind, dass es ständig auf "Fehler" hingewiesen wird, aber selten(er) gelobt. Das heizt dem Machtkampf oder auch Kampf um Anerkennung nur noch weiter an. Ja, manchmal hilft es sehr, sich mal ganz konkret vor Augen zu führen, was vor zB 6 Monaten noch absolute Katastrophe war, jetzt aber problemlos oder deutlich besser läuft. Nicht selten realisiert man dann, dass es eigentlich nicht so ist, dass alles gerade schlecht läuft, Kind einfach nur anstrengend ist usw.

von cube am 23.11.2022, 09:51



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo cube, danke erstmal für deine Antwort. Thema zu laut. Es gibt von mir je nach Situation das Angebot meine Tochter in den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Andernfalls verlasse ich den Raum. Dass Kinder laut sind, ist mir klar. Laut ist jedoch relativ. Wir wohnen in einer Wohnung und über/unter und neben uns wohnen Kinder. Es ist sehr hellhörig, aber ich höre die anderen Kinder, wenn sie beim Spielen lauter sind, aber keines schreit/brüllt beim Weinen so laut. Ich wurde im Sommer von der Nachbarin vis a vis ein paar mal gefragt, ob sich meine Tochter schwer verletzt hat, weil sie so laut weinte. Man hört sie durch die gesamte Siedlung und hier ist es eher ruhig. Nur um zu verdeutlichen, dass es wirklich laut laut ist. Nicht meine Tochter schlägt ihren Bruder, sondern er sie seit Neuestem, weil sie einfach so laut schreit. Normalerweise umarmt er sie oft und will Küsschen geben bzw. sucht auch das Spiel mit ihr. Er wird selbstverständlich aufgeklärt, dass er nicht Schlagen darf und ich hole ihn sofort weg bzw. verhindere es auch sobald ich es mitbekomme, dass er hingeht. Thema Spiel/Exklusivzeit. Das hast du leider falsch interpretiert. Es geht darum, dass meine Tochter diese Zeit nur mit mir alleine verlangt und sie möchte nicht, dass ihr Bruder in dieser Zeit ihr Zimmer betritt bzw. stört. Sie lehnt das gemeinsame Spielen mit ihrem Bruder sehr oft ab, aber sie wird davon nie ausgeschlossen und ich versuche immer wieder das gemeinsame Spielen zu fördern. Es war aber häufig der Fall, dass sie dann wenn die Möglichkeit besteht nur mit mir alleine zu spielen, das Spielen draußen bevorzugte. Selbst wenn ich mit hinausging und anbot da mit ihr zu spielen, ließ sie mich links liegen. Thema Schlafen Meine Tochter schlief bis zum 4. Lebensjahr bei uns, dann äußerte sie den Wunsch in ihrem Zimmer schlafen zu wollen. Gestillt wurde sie über 2,5 Jahre und auch das hat sie eigentlich selbst beendet indem sie irgendwann sagte, sie sei zu groß dafür, denn sie geht schon in den Kindergarten. Nach der Geburt schlief sie 8 Monate lang zu 90% auf meinem Arm und dies nur, wenn ich auf dem Gymnastikball wippte. Beim Stillen schlief sie das erste Mal mit 11 Monaten ein. Nach dem Abstillen ist sie auch nur eingeschlafen, wenn ich bei ihr war und ihr die Hand gab. Auch das habe ich so lange gemacht wie sie es brauchte. Thema Essen Sie muss nicht essen, wenn wir essen und darf natürlich auch zu einem späteren Zeitpunkt essen. Es geht aber darum, dass sie beispielsweise um 7 Uhr gefrühstückt hat, zu Mittag nicht gegessen hat und um 16 Uhr äußert Hunger zu haben. Dann sitzt sie da und isst nicht, sondern spielt mit dem Besteck. Das ging dann bis zu einer Stunde so. Wir haben vieles versucht: - kleine Portionen, sodass sie nicht das Gefühl hat sie muss den Haufen vor sich aufessen - öfter anbieten - gemeinsam essen - alleine essen - sogar in ihrem Zimmer essen - ich habe extra gekocht was sie essen wollte - sie zu füttern (sie wollte seit ihrem 1. Lj. ausschließlich alleine essen) - das Essen lustig anzurichten, manchmal sogar eingefärbt usw. Nachdem sich das Essverhalten nicht gebessert hat und sie trotz aller Versuche nicht mehr aß, hat man uns empfohlen es mit diesem Zeitlimit zu probieren. Das setzen wir nicht oft ein. Wir lassen ihr immer die Möglichkeit, wenn sie mit uns gemeinsam isst so lange zu essen wie wir auch und danach fängt das Limit an und wenn sie dann nicht isst, wird halt abgeräumt. Und das passt ihr dann wiederum auch nicht. Dass sie ein Problem mit dem Essen hat, ist offensichtlich, denn sobald sie einmal mehr isst und das ist aber nicht häufig der Fall, muss sie unmittelbar danach auf Toilette. Das wurde bereits mit dem Kinderarzt besprochen seine Diagnose ist, dass sich bei meiner Tochter durch das wenige Essen vermutlich einen Reizdarm entwickelt hat, denn der Magen ist die plötzlich größere Menge nicht gewöhnt. Wir therapieren unser Kind nicht und haben normale Phasen auch normale Phasen sein lassen. Dass Schule, kleiner Bruder usw. eine große Veränderung für sie darstellen, ist mir klar. Wir lieben unser Kind und wollen nur das Beste für sie und so anstrengend es für uns ist, umso mehr tut es mir weh, mein Kind so zu beobachten. Es ist kein schöner Anblick für mich, wenn sich mein Kind selbst verletzt und mein/unser Ziel ist es ihr in erster Linie zu helfen und für uns alle ein harmonisches zu Hause zu schaffen. Liebe Grüße Ina24

von ina24 am 23.11.2022, 09:56



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Nur weil ich hier unsere Schwierigkeiten aufzähle, bedeutet es nicht automatisch, dass ich meine Tochter nicht lobe. Wenn die hier negativ aufgezählten Dinge gut laufen, lobe ich sie natürlich dafür. Wenn ein Tag ruhig verlief und wir uns einigen konnten, lobe ich sie dafür, dass wir an dem Tag ein gutes Team waren usw. Gestern schaffte sie den Schulweg erstmals alleine, dafür wurde sie selbstverständlich auch gelobt uns es gab als Belohnung Pfannkuchen mit Nutella. Ich finde Foren daher immer wieder faszinierend, denn sobald man die Probleme äußert ohne das Positive zu erwähnen, wird man automatisch in die Schublade "du siehst am deinem Kind nichts gutes" geschoben. Hab ich echt schon oft in unterschiedlichen Beiträgen gelesen Liebe Grüße Ina24

von ina24 am 23.11.2022, 10:41



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Das hört sich echt anstrengend an und ich bin sehr gespannt, was Frau Ubbens dir bzw. euch raten wird. Ohne einen konkreten Rat zu haben, ein paar Anmerkungen dazu: Laut sein: je, man fühlt sich schlecht, es ist einem peinlich, unangenehm oder man befürchte, was die Nachbarn denken könnten. Das kann ich gut verstehen - denn unser Kind hatte Wutausbrüche vom Feinsten und das (auf die Uhr geschaut) bis zu 45 Minuten lang. Doof, wenn man auch noch zusätzlich so hellhörig wohnt. Zum Teil muss man dann aber einfach daran denken, dass andere Kinder ebenfalls laut sind oder auf andere Art negativ auffallen, wo eure Tochter dann zB schon super agiert. Evt. sagt man den Nachbarn einfach, dass euer Kind halt gerade schwierig ist und leider sehr laut werden kann - aber man bitte um Verständnis, sorry. Unsere Nachbarn haben uns gesagt, wir mögen bitte nicht dabei denken, wenn ihr Sohn "aua aua" brüllt und das ausdauernd und oft, weil er seinen Willen nicht bekommt und gemerkt hat, das "aus!" super zieht, um Mama erst mal springen zu lassen. Sohn schlägt: naja, auch ers hat halt irgendwann die Nase voll oder ist ganz einfach in der Phase, in der er ebenfalls seinen Willen durchsetzen will - das aber verbal noch nicht kann. Ich weiß nicht, ob dieses Verhalten ausschließlich auf das eurer Tochter zurück geführt werden kann oder sollte. Spielen: Jau, dann muss sie da halt durch. Mir hat geholfen mir selbst zu sagen: Kind hatte die Wahl - es ist seine Entscheidung. Ich muss mich da gar nicht in eine Diskusion oder Streit etc verwickeln lassen - ich bin sozusagen raus. Angebot gemacht und auch noch mal gemacht - ihre Entscheidung. Also sich selbst ein Stück weit rausnehmen und das Gezeter an sich abprallen lassen. Wirklich komplett. Ebenso, wenn sie dich ignoriert. Ich glaube, ein bisschen geht ihr unbewusst/unabsichtlich zu viel auf ihre "Zickereien" ein. Es geht ihr nicht darum, etwas zu erzwingen - sie erfährt sozusagen ein eigens Machtgefühl darüber, dass ihr/du irgendwie reagiert. Ob traurig, wütend, enttäuscht - sie bestimmt, wie ihr euch fühlt damit. Das meinte ich mit "abprallen lassen", nicht reagieren, nachdem man seinen Standpunkt klar gemacht hat oder ein Angebot gemacht hat. Schlafen: hört sich nach unserem Kind an :-) Kenn ich, haben wir allen auch durch. Inkl. Matratze neben unserem Bett bis zum 8. LJ. Aber so war es dann eben doch für alle am entspanntesten. Keine Sorge, jetzt schläft er in seinem Zimmer :-) Hat selbst einfach irgendwann gesagt "ich zieh das jetzt durch" und seit dem läuft es. Hurra! Essen: das Thema, dass am häufigsten zum Machtkampf zwischen Eltern und Kind wird. Eltern sind sehr schnell besorgt über zu wenig essen, zu viel essen, das falsche essen etc. Und Kinder merken sehr schnell (unbewusst), wie wichtig das Thema für ihre Eltern ist und wieviel Macht sie damit über die Eltern haben. Ich kenne das auch. Nur 3 Bissen essen, etwas anderes wollen und das doch nicht, etwas ganz genau so geschnitten haben wollen, nichts mögen, plötzlich zu unmöglichen Uhrzeiten Hunger haben usw. Fischstäbchen-, Würstchen-, Pürree- und sonstige Phasen. Und jetzt kommts: im KiGa oder später Schule (da kam auch zum Start nochmal so eine "Mäkel"-Phase") wurde fröhlich alles mögliche gegessen oder zumindest probiert. OK, Gruppendynamik - aber eben auch Hinweis darauf, dass es zu Hause kein Problem gibt und das ein reiner Machtkampf ist, bei dem die Eltern so schön reagieren. Das hat uns gezeigt: gelassener bleiben. Der alte Spruch "am gedeckten Tisch ist noch kein Kind verhungert" stimmt. Bei euch scheint sich das aber ja leider schon zu einer wirklich problematischen und auch die Gesundheit schädigende Situation entwickelt zu haben. Trotzdem hört es sich für mich so an, als wenn es hauptsächlich ein Machtkampf zwischen euch ist. Die ganze Situation hört sich für mich an, als wenn eure Tochter einen starken Machtkampf mit euch führt und sehr genau weiß, wo sie euch triggern kann. Sei es die "Furcht" davor, dass die Nachbarn sich über den Lärm beschweren, dass du das Gefühl hast, dich zwischen 2 Kindern zerreißen zu müssen um beiden irgendwie mit Spielzeit gerecht zu werden und es doch nie richtig machen wirst oder eben das Essen. Ich kann da tatsächlich nur nochmal raten, einen KJP zu kontaktieren. Das hat auch gar nichts damit zu tun, als Eltern "versagt" zu haben oder seinem Kind einen Stempel aufzudrücken. Der KJP wird euer Kind evaluieren bzgl. Intelligenz, Aufmerksamkeitsspannen, Konzentration, Abstrahiervermögen und natürlich auch psychisch im Sinne von zB Selbstbewusstsein, Ängste etc. Es geht also darum zu sehen, woher die Probleme kommen und wie man als Eltern damit umgehen kann/könnte/sollte. Wir haben das wie gesagt auch gemacht und es hat uns sehr geholfen, unser Kind besser zu verstehen, Dinge in einem anderen Licht zu betrachten und sensibilisiert für mögliche (nicht defintive!) Probleme zu sein, die sich auf Grund von in Teilen seinem Alter um mehrere Jahre voraus zu sein, ergeben könnten.

von cube am 23.11.2022, 11:06



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo. Wenn ich das alles so lese, würde ich persönlich Geld darauf wetten, dass das eigentliche Problem ein körperliches ist. Da hilft halt auch keine Therapeutin. "Reizdarm" ist m.E. nur eine Verlegenheitsdiagnose, d.h. letztlich, dass die Ärzte nicht wissen, was genau bei der Verdauung schief läuft. M.E. müssten Zeit und Aufwand in Abklärung der körperlichen Probleme gesteckt werden. Der Arzt macht es sich mit "Reizdarm" sehr einfach. Und verwechselt bestimmt Ursache und Wirkung, nicht das Verhalten der Tochter ist schuld an den körperlichen Problemen sondern ist doch klar, dass die Tochter lieber Hunger aushält statt zu essen und Beschwerden zu haben. Möglicherweise steckt eine Unverträglichkeit dahinter, nicht unbedingt einfach herauszufinden. Aber das könnte der Schlüssel sein. So oder so, wünsche euch nur Gutes.

von Esmeralda am 23.11.2022, 18:27



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo Ina, ich bin bei Esmeralda. Wurde beim Kind mal untersucht, ob Zink- und Eisenwerte stimmen? Zu wenig davon macht Appetitmangel, und zu wenig Nahrung führt dann auf Dauer zu einer Verschärfung des Mangel nebst Appetitmangel. Bei uns war das so. Mit der Substitution v.a. von Zink aß unser Kund dann "besser". Wir hatten auch eine Phase, in der wir fast verrückt wurden, weil unser Kind abends dann geschlagene 3 Stunden am Stück "fraß". Bis wir herausfanden, dass sie einen starken Madenwurmbefall hatte und wirklich darunter litt, dauerte es aufgrund eines falsch-negativen Abklatsches viel zu lange. Das war eine schlimme Zeit für uns und besonders für sie, weil wir natürlich auch abends ungeduldig wurden. Bezüglich Reizdarmsxndrom: Sowas Ähnliches gab es hier auch. Ursache war eine Fructoseintoleranz. Das Problem taucht nur noch auf, wenn sie es mal in der Schule mit Süßigkeiten oder fructoselastigen Getränken übertreibt. Ein Kind, dem es an Nährstoffen mangelt, kann sich schon auch auffällig verhalten. Ich würde dem noch mal genauer nachgehen. Alles Gute! Hoffentlich findet Ihr die passenden Wege für sie und Euch. Das ist für alle Beteiligten sehr belastend! VG Sileick

von Schniesenase am 23.11.2022, 20:41



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

das ist ja erst ein späteres Symptom. Kinder mit RDS haben zB erst eben auch oft Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Schleim im Stuhl etc. Und wenn dann vom Kind zB die Bauschmerzen oder Übelkeit mit dem Essen in Verbindung gebracht werden, wird Essen verweigert oder sehr mäkelig gewählt, wenig gegessen etc. Stress kann ein RDS dann zusätzlich temporär immer wieder mal verstärken. Natürlich kann sie auch irgendeine Unverträglichkeit oder Mangel haben - ich gehe aber davon aus, dass entsprechende Blutbilder gemacht wurden und zB ein Mangel an Dingen darüber bereits ausgeschlossen wurde.

von cube am 24.11.2022, 09:43



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

widerspricht auch der grundsätzlichen Vermutung, sie mag aus Furcht vor unangenehmen Folgen nicht essen. Das ist doch eher klassischer Machtkampf. "Wenn du willst, dass ich x tue, mache ich es erst recht nicht. Und wenn du dann sagst "dann halt nicht", will ich es aus Prinzip sofort und unbedingt".

von cube am 24.11.2022, 10:39



Antwort auf: 6-jährige bringt uns an den Rand der Verzweiflung

Hallo, ich habe alle Antworten gelesen und will nicht unhöflich erscheinen. Melde mich deshalb kurz, da ich momentan aufgrund einer familiären Angelegenheit nicht die Zeit habe auf alle Antworten einzugehen. Sobald ich dazu komme, werde ich antworten. Liebe Grüße ina24

von ina24 am 27.11.2022, 16:06



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