Abenteuerliches Spielverhalten und Grenzen klären?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Abenteuerliches Spielverhalten und Grenzen klären?

Liebe Fr. Ubbens. Ich hätte zwei Fragen. Zum einen, ich hatte schon mal eine  ähnliche Frage, möchte gerne weiter  berichten und mich absichern. Mir fällt nach wie vor auf, dass in allem Spiel meines Sohnes irgendwas zerstörerisches oder  vielleicht eher abenteuerliches, dramatisches liegt. Er ist wirklich ein lustiger, aufgeweckter und fröhlicher Kerl. Jetzt 2Jahre,  4 Monate. Der Forschergeist, alles bis aufs kleinste auseinander zu nehmen um es  meines Erachtens zu begreifen, auch wenn  es kaputt geht, verstehe ich. Dass zB ausnahmlos, mittlerweile meistens erst am Ende des Spiels, das Dublo Haus wieder in alle Einzelteile zerlegt werden muss verstehe ich nicht. Es wirkt wie ein Drang. Manchmal sagen wir, lass das Haus doch stehen dann hast du es gleich aufgebaut, wenn wir weiter spielen wollen. Manchmal sagt er:Ok. Schafft es dann aber wohl nicht das auszuhalten. Vermutlich kann er "nachher" noch nicht so gut verstehen? Er legt das Gewicht selten auf, einen tollen Turm den er gebaut hat, oder eben ein schönes Haus, es scheint ihm nicht so wichtig zu sein etwas zu erschaffen, sondern eher wie der Turm zerfällt. Er spielt sehr oft toll alleine und kann mit wenig, seiner Phantasie freien Lauf lassen. Spielt in der Regel mit seinen Bauarbeitern von Playmobil oder Dublo und die fallen dann eben wegen einem schrecklichen Sturm irgendwo runter, oder ein Baum stürzt um und alle Arbeiter werden drunter begraben, meist brennt es und die Feuerwehr muss kommen oder sein Hund hat ein Aua, oder er wirft einfach seine komplette Spielküche umher, baut sie auseinander. (Ist dabei nicht wütend. Bei einem  Wutanfall wirft er das erstbeste was er in die Finger bekommt in die Ferne, muss er eben noch lernen.Wir üben es zB mit weichen Gegenständen) oder er spielt Feuer und schlichtet akribisch Holz aufeinander und tut so als zünde er es an. ( Das ist ja etwas das er gerne erschafft fällt mir auf!)  Er malt auch mit mir gern mal mit Pinsel und Farben. Oder sagt, Wow, Mama, die Blume, also gefällt sie ihm. Am liebsten würde er sie aber gerne auseinander rupfen oder im Garten drauf treten. Puzzeln, mit Knete etwas erschaffen wollen und ähnliches Interessiert ihn wiederrum nicht wirklich. Die Frage ist, sollen wir ihm trotzdem immer wieder bestärken etwas aufzubauen? Ihm andere Sachen anbieten? Dürfen wir auch mal sagen, schade dass das Haus nun kaputt ist, es hat mir gut gefallen? Oder ist das Manipulation? Ich möchte ihn nicht irgendwo hin schieben. Vermutlich ist es eben sein Interessengebiet den Fokus darauf zu legen, sein Karakter oder?? Oder ist das alles ganz typisch zu dieser Zeit? Meine zweite Frage: Seit kurzem gibt es so Situationen wie: Er ist Im Garten, sieht Blumen und will sie zertreten. Wir sagen zB, lass die Blumen, die dürfen da blühen. Sonst gehen wir wieder rein. Er lächelte uns dann an...sieht uns direkt an und tritt ganz bewusst wieder drauf. Also gehen wir in dem Fall rein. Ist es einfach ein Bedürfnis nach Absicherung ob wir es ernst meinen? Wo unsere Grenzen sind? Dass er sich auf unser Wort verlassen kann?  Der Text ist sehr lang...Entschuldigen sie. Danke aber schon im Vorfeld für Die Mühen. Vg Anna  

von Annajot84 am 18.03.2024, 17:48



Antwort auf: Abenteuerliches Spielverhalten und Grenzen klären?

Liebe Anna, das Spielverhalten Ihres Sohnes ist ganz normal und völlig in Ordnung. Gerade Legosteine / Duplosteine sind dafür gedacht, die Fantasie anzuregen, sowie selbst kreativ zu werden. Und um immer wieder neu kreativ zu werden, müssen die Bauten zurückgebaut / zerstört werden, damit Neues entstehen kann. Sprechen Sie ein Nein aus, wenn Ihr Sohn Blumen zerstören möchte. Ein Nein ist ein deutliches Signal. Ein "die Blumen dürfen da blühen" sind keine eindeutige Aussage, denn ja, die Blumen dürfen da blühen. Müssen sie aber nicht. Bei Dingen die Ihnen wichtig sind, sprechen Sie klare Worte. Das macht es Ihrem Sohn einfacher, Ihre Intention zu begreifen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.03.2024



Antwort auf: Abenteuerliches Spielverhalten und Grenzen klären?

Hallo, Dein Sohn ist noch sehr klein, ehrlich gesagt erwartest Du da schon zu viel und gehst sehr verkopft an die Sache heran. "Zerstören" ist altersgemäß - er muss aus eigener Erfahrung lernen, dass es Dinge gibt, die unkaputtbar sind (Duplosteine), "rettbar" zerstörbar (ein Haus aus Duplosteinen) und unrettbar zerstörbar (eine Blume). Das "musst" Du aushalten, denn es ist SEIN Lernschritt. Auch Insekten oder Würmer "töten" ist vollkommen normal, da kannst/darfst/solltest Du aber (wenigstens) hinterher erklären, dass das ein Lebewesen ist und Menschen mit Tieren so umgehen sollten, dass ihnen kein Schaden entsteht (kindgerecht). Selbst unser Fünfjähriger baut Playmobilmännesjen komplett auseinander - aber es wird weniger. Bei uns gilt die Regel: Was seines ist, zB Gebäudes oder Gemaltes, "darf" er unkommentiert zerlegen, meine/unsere Sachen aber nicht, die sind Tabu. Draußen habe ich ihm erklärt, dass die Blumen Nahrung für die Bienen sind, und wenn die Blume kaputt ist, gibt es keinen oder weniger Honig. Ja, das ist dramatisiert, aber er liebt Honig, seit er ihn essen darf, und den Zusammenhang hat er schnell verstanden. Und "natürlich" hat er im Garten einen Wurm halbiert. Wir haben dann zusammen geguckt, was passiert, und dass der Wurm eben verletzt ist und ein Teil tot ist. Und wir haben ihm Respekt vor Tieren beigebracht (wir haben kein eigenes), dass man zB nie ungefragt einen Hund anfasst und eine Katze selbst entscheiden darf, ob sie kommen mag oder nicht.  Was soll ich sagen: Am Wochenende hat er im Stadtpark eine Nilgans "gescheucht", obwohl er es eigentlich schon lange besser weiß. Geschimpft haben wir nicht, aber nochmal klargestellt, dass ein Tier weglaufen darf (und eigentlich Gans auch wehrhaft sein kann). Lass ihn seine Erfahrungen machen. Sie sind kindlich unschuldig und nicht von "bösen" Gedanken getrieben. Vielleicht hilft es Dir, das unter dem Aspekt "Forschergeist" zu betrachten, denn das tut er ja: erforschen, was passiert, wenn er aktiv handelt. Viele Grüße 

von Mamamaike am 18.03.2024, 20:48



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