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von leene_1488  am 12.09.2016, 7:41 Uhr

Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Hallo Zusammen,

ich bräuchte einmal euren Rat.
Ich fühle mich gerade so einsam und auch irgendwie hilflos...

Mein Mann und ich haben endlich nach über 1,5 Jahren einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten dürfen.
Alles war toll.
Wir haben uns riesig gefreut. Unsere Familien haben sich mit uns gefreut...
In der 16Ssw müsste ich dann zur frühen Feindiagnostik, da bei der Nackenfaltenmessung die Werte auffällig waren...
Unser Kind litt zwar an keiner Trisomie, allerdings hatte unsere kleine Erbse mehrere Löcher im Herzen. Der gesamte Kiefer war nicht ausgebildet und die Liste wurde dann nur noch länger...
Es wurde danach einfach nur noch schlimmer.
Wir haben uns dann für einen Abbruch entschieden.
Der kleine hätte unglaublich viele Operationen durchstehen müssen, wenn er es mit den Löchern im Herzen soweit geschafft hätte.

Ich habe für mich persönlich richtig entschieden.
Auch wenn da auch Egoismus mit im Spiel ist, weil ich mir so meine Welt nicht hätte vorstellen können...

Nun, es ist jetzt keine 3 Wochen her, das die kleine Erbse gegangen ist.
Er fehlt mir unglaublich.
Ich zweifel nicht daran das das was wir getan haben richtig oder falsch war.
Mir fehlt meine Erbse halt nur so sehr.

Seit ein paar Tagen streite ich mich mit meinem Mann allzu.
Er meint ich soll endlich aufhören daran zu denken.
Darüber zureden.
Ich solle mich da nicht hineinsteigern. Was ich nicht mache.
Ich will ihm doch einfach nur davon erzählen... sagen was ich fühle...
Gestern Abend saßen wir im Bett und ich habe ihn angebettelt mich doch einmal in den Arm zunehmen. Einmal trösten. Nein!
Er hat es nicht getan.
Er will seinen Alltag wieder haben und das Thema nervt ihn.

Ich habe mich für ihn nach nicht mal 2 Wochen an die Arbeit gequält, um langsam wieder in den Alltag zukommen...
Nur das man dort auf das was passiert ist angesprochen wird ist ja normal.
Ich war ja schon in der 20 Woche...

Was soll ich nun tun?
Ich kann meine Gefühle nicht runterschlucken wenn ich traurig bin...
Ich muss einfach mit ihm darüber reden... wir müssen das doch zusammen aufarbeiten...
Aber nach nicht mal 3 Wochen einen Hacken daran machen und vergessen?

Ich brauche ihn doch... und er fühlt sich nur genervt von dem Thema....

 
13 Antworten:

Re: Männer sind mit so etwas oft überfordert, deshalb lieber...

Antwort von Windpferdchen am 12.09.2016, 11:39 Uhr

Hallo,

viele Männer reagieren so, wie Du es von Deinem beschreibst. Du erwartest, dass er Deine Gefühle versteht, nachvollzieht, ähnlich empfindet. Das kann man total verstehen, aber viele Männer ticken eher so wie Deiner: Sie möchten nicht in emotionale Tiefen steigen, und - mal ganz offen gesagt - manche Dinge gehen ihnen einfach auch nicht ganz so nah wie einer Frau. Sie sind oft pragmatischer, sachlicher, bei manchen Dingen auch etwas emotionsloser. Das ist nicht schön - und sicher gibt es auch Ausnahmen - aber es ist eben oft so. Ein Mann ist deshalb aber nicht schlechter als ein anderer.

Mein Mann ist übrigens ganz ähnlich wie Deiner. Er ist ein ganz Lieber, wir verstehen uns super und lieben uns sehr. Aber er konnte mit meiner FG damals überhaupt nichts anfangen. Er hat mich natürlich ein Mal getröstet und in den Arm genommen, aber das war's dann auch schon. Als ich in der Zeit danach noch weiter darüber sprechen wollte, hat er auch nur noch allgemeine Kommentare losgelassen ("Nun hak' das doch mal ab!"). Danach ist er - aus Hilflosigkeit - lieber nach draußen gegangen und hat im Garten gearbeitet. Das hat mich sehr enttäuscht und gekränkt. Bis ich mit Freundinnen darüber gesprochen habe und sie von ihren Männer oft Ähnliches erzählten. Ich kann es jetzt eher akzeptieren.

Klar gibt es sicher auch sehr einfühlsame Männer, aber so einen hast Du eben nicht geheiratet. Dein Mann hat nämlich ganz sicher auch viele gute Seiten, so dass Du Dich eben für ihn, und nicht für einen Mann, der gern viel über Seelendinge redet, entschieden hast.

Wichtig finde ich aber jetzt trotzdem, dass Du Dein Bedürfnis nach Austausch woanders stillst, Dein Mann ist hier nicht die richtige Adresse. Du könntest in einem Online-Forum für Betroffene mit ähnlicher Situation posten. Oder die beste Freundin bitten, sich etwas Zeit für Dich zu nehmen. Oder mit Deiner Mutter oder Schwiegermutter einen Kaffee trinken und Dein Herz ausschütten. Du könntest auch zu einer Beratungsstelle gehen, es gibt (von der Stadt oder den Wohlfahrtsverbänden) welche, wo Psychotherapeuten Rat und Hilfe bei genau solchen schwierigen oder belastenden Situationen geben. Das ist keine Therapie, sondern nur Gespräch, Zuhören, Trost. Man geht nur einige Male dorthin, so lange, bis man sich besser fühlt.

LG

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von Trini am 12.09.2016, 11:45 Uhr

Erst mal mein Beileid! Diese Entscheidung treffen zu müssen ist bitter!!!

Jeder fühlt aber anders und man kann den Partner nicht zwingen zu reden. Vielleicht tut ihm das nicht gut. Vielleicht belastet ihn das zusätzlich?

Hast du sonst jemanden zum Reden? Mutter, Freundin, Pastorin, Hausärztin???

Trini

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von -Marla- am 12.09.2016, 12:46 Uhr

Mein Beileid zum Verlust eures Kindes. Das ist schrecklich für euch alle.

Jeder Mensch geht mir Trauer anders um, dein Mann möchte "seinen Alltag" wieder haben und sich momentan möglichst wenig mit eurem Verlust auseinandersetzen. Du möchtest reden, dich austauschen, trösten lassen.

Ich denke, dein Mann kann gerade nicht anders, er liebt dich deshalb nicht weniger. Gib ihm Zeit, er fühlt sich vielleicht auch unter Druck gesetzt, von Männern wird in schwierigen Situationen leider oft noch erwartet "der Starke" zu sein.

Sprich mit anderen vertrauten Personen wenn möglich, versuche seinen Wunsch zu respektieren und ihn auch auf seine Art trauern zu lassen.
Euer Verlust ist noch so frisch, ihr werdet sicher noch einen Weg der gemeinsamen Bewältigung finden.

In vielen größeren Städten und Gemeinden gibt es Gruppen speziell für verwaiste Eltern, vielleicht würde dir ein solcher Austausch gut tun?
Alles Gute!

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von kirshinka am 12.09.2016, 12:52 Uhr

Mein Beileid - das war keine einfache Entscheidung.

Aber jeder Mensch geht anders damit um.
Ich hatte 2 FG und einen "Abgang" in 2 Jahren (12. Woche, 12. Woche und 6. Woche) und Ich bin jedesmal am nächsten Tag wieder arbeiten gegangen.
Mir stößt es noch immer ab und an auf - aber ich mach das mit mir aus - hab ich schon immer.

Dein Mann ist vielleicht auch so?

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von Zuna am 12.09.2016, 17:30 Uhr

War es für deinen Mann denn auch die richtige Entscheidung?

Vielleicht quälen ihn Schuldgefühle dem Kind gegenüber ?

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von blattlaus am 12.09.2016, 20:54 Uhr

Hallo,

vor gut drei Jahren kam unser Sohn im neunten Monat tot zur Welt. Und obwohl er gesund war und "normal aussah" hat ihn mein Mann nicht auf den Arm nehmen wollen.
Es ist natürlich seine Entscheidung und für mich ok - dennoch habe ich das nicht verstanden.

Nach ein paar Wochen habe ich mit einem Bekannten (ein ehemaliger Lehrer von mir) darüber gesprochen und er meinte nur "Ich kann deinen Mann verstehen. Hätte ich wahrscheinlich auch nicht gemacht."
Ich war doch erstaunt und er sagte einfach: "Männer haben nicht so viel Bezug zu etwas, was es für Sie noch nicht wirklich gibt..... Bis zur Geburt ist das eigene Kind für einen Mann doch etwas, was überhaupt nicht zu begreifen ist..... während Frauen SOFORT mit dem Kind verbunden sind"

Versteh mich nicht falsch-natürlich sollte dein Mann dich trösten etc!!!!
Aber mir hat diese etwas andere Sicht damals doch ein wenig geholfen. Obwohl mein Mann auch wirklich sehr getrauert hat.... auch mit mir....

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von Nala1987 am 12.09.2016, 23:17 Uhr

Hallo,

erstmal tut mir Eue Verlust sehr leid!

Ich kann, auch wenn ich nicht dasgleiche durchmachen musste wie Du, Deinen Mann verstehen, nicht emotional, aber mein Freund ist da sehr ähnlich. Je schwerer ihn etwas trifft, desti mehr macht er das mit sich selbst aus. Wer ihn nicht kennt, würde ihn für kalt, teilnahmslos und gefühllos halten. Man könnte denken, ihn interessiert dann etwas garnicht, für ihn sei es abgehakt. Aber wenn man ihn kennt, weiß man, dass ihn etwas sehr traurig macht oder belastet.
Letztes Jahr starben seine beiden Haustiere in kurzem Abstand. Er möchte über sowas leider nicht reden, nicht noch mehr damit konfrontiert werden. Ja, er verdrängt es so gut er kann, stürzt sich in Arbeit und will einen normalen Alltag haben. Ich bin auch so wie Du, muss alles besprechen, aber das mache ich dann mit anderen (Mutter, Bruder, Freundin), und irgendwann, wenn er mal zur Ruhe gekommen ist, seine Zeit hatte, etwas für und mit sich auszumachen, dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, andem wir auch miteinander reden, trauern, verabreiten können.
Dazu kommt denke ich auch das, was hier schon gesagt wurde. Viele Männer haben zu einem (ungeborenen) Kind keine besondere Beziehung, sie spüren es nicht, sie sehen nur, dass ihre Frau "dick" wird. Manche Männer brauchen so lange, bis ein Kind laufen und sprechen kann, bis sie mit ihm etwas anfangen können...
Such Dir jemanden, wenn es keinen geben sollte (manchmal möchte man ja auch einfach die Mutter oder jemand anderen nicht belasten) psychologische Hilfe, mit dem Du reden kannst. Das was Ihr durchmachen musstet ist schlimm und ein Mensch muss nicht alles aushalten und verkraften. Dein Mann wird vielleicht auch irgendwann darüber reden können! Ich wünsche Dir und Euch ganz viel Kraft und dass Ihr bald wieder zueinander finden könnt! Falls er sich drauf einlassen würde (sieht ja im Moment nicht so aus), könnte man das auch zusammen mit jemand neutralem aufarbeiten. Vielleicht nicht jetzt, aber in ein paar Wochen/ Monaten. Alles Gute!

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von leene_1488 am 13.09.2016, 9:18 Uhr

Habt vielen Dank für die vielen Antworten.
Wenn ich nach dem ich diese gelesen habe so darüber nachdenke... komme ich mir schon wieder total egoistisch vor...

Gestern habe ich wieder versucht mit ihm zureden...
Vorher war ich auch bei meiner Schwiegermama (sie ist einfach nur die Beste!)
Sie konnte mich auch verstehen...
Sie hat dann auch noch einmal versucht mit meinem Mann zureden...
Weil ich seh mich gerade echt nur auf eine Mauer zurennen...

Am Ende, und nach ca. 10 Schnäpser (ja Alkohol ist keine Lösung, aber Alkohol macht einfach redselig) hat er dann gemeint das er mich nur nicht weiter umarmen und trösten will, weil ich dann für den Moment noch mehr weine,... und er hat Angst das ich dann so werde wie meine Mutter (sie ist ein seelische Wrack, habe mit ihr nicht wirklich was zutun... weil sie wegen allem und jedem weint und nur sich sieht... selbst wo wir unsere Erbse haben gehen lassen, kam kein aufmunterndes Wort sondern nur sie sie sie aber egal)
Er meinte wenn ich so viel weine erinnert ihn das so sehr an sie und mit so einer Person möchte er nicht zusammen sein...
Naja schlauer bin ich nun auch nicht so wirklich in dem Punkt was ich machen soll.
Aber ich habe einen Ansatz gefunden.

Liebste Grüße
Leene mit Sternchen ganz doll im Herzen

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Re: Owei...

Antwort von Mijou am 13.09.2016, 10:20 Uhr

Also mit einem Mann, der 10 Schnäpse trinkt, könnte wiederum ich überhaupt nichts anfangen. Wenn Dein Mann sagt, er hätte Angst, dass Du wie Deine Mutter wirst (was ich absolut lieblos und unverschämt findet), dann würde ich ihm sagen, Du hast Angst, dass er Alkoholiker werden könnte. Was ja nicht ganz unberechtigt ist, denn offenbar hat er kein normales Augenmaß für Alkohol.

LG

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Re: Owei...

Antwort von leene_1488 am 13.09.2016, 10:28 Uhr

Schade das er das nicht lesen kann...
Mir glaubt er das immer nicht wenn ich das sage.

Ich hoffe das wird bald alles wieder besser....

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von Nala1987 am 13.09.2016, 18:06 Uhr

Naja, kommt ja auch drauf an wie man was sagt. Man kann ja auch sorgenvoll sagen, dass man sich sorgt, dass der Partner ebenfalls seelisch ein Wrack werden könnte. Sicher, seine Art damit umzugehen macht es nicht besser und tröstet auch nicht, aber ich kann das schon verstehen. Und auch das mit den Schnäpsen finde ich jetz erstmal nicht sooo schlimm. Nein, ich will das nicht relativieren oder schönreden. Aber das war auch eine Ausnahmesituation. Nein, Alkohol ist keine Lösung. Dennoch kommt es drauf an wie oft das vorkommt, ob das jetzt einmalig war oder er schon immer viel getrunken hat, ob es Regelmäßigkeiten gibt...
Auf beiden Seiten gibt es für mich nicht nur schwarz oder weiß!

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von Butterflocke am 13.09.2016, 18:31 Uhr

Es tut mir seh sehr leid für dich bzw. euch...

Männer trauern anders.....
Ich vermute:
Er kann dir momentan nicht helfen, weil er sicher selbst mit seiner Trauer beschäftigt ist.
Dein Wunsch zu reden, hindert ihn an seiner (wortlosen) Art der Verarbeitung bzw. daran, den Schmerz nicht übermächtig werden zu lassen.
Er wird durch dein Bedürfnis immer wieder an den Verlust erinnert bzw. müsste er sich auf eine Weise damit beschäftigen, zu der er eben (noch) nicht in der Lage ist.

So schwer es ist...., ich würde ihn zu nichts zwingen.

Alles Liebe euch beiden!!! Ich hoffe, ihr könnte den Schmerz verarbeiten....

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Re: Und plötzlich ist alles anders.... (lang)

Antwort von leene_1488 am 14.09.2016, 8:39 Uhr

Habt vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe viele Denkanstöße bekommen...
Ich werde versuchen ihm seine Zeit zu geben und mich in der Zeit mit Freunden über das geschehene auszutauschen. Und Frauen denken ja wirklich anders als Männer... und können Dinge anders nachvollziehen.

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