und das am Montag Morgen

Guten Morgen mal etwas anderst


Am Montag morgen um halb acht -
ich bin noch nicht ganz aufgewacht -
da sitz ich in der U-Bahn schon.
Von links und rechts mir Leute droh'n
mit ihrer Zeitung - Großformat!
Schön, wenn man was zu lesen hat.

Ich fühle mich bereits beengt,
als sich auch noch ein Mann durchdrängt
mit einem Koffer - riesengroß.
Der landet fast auf meinem Schoß.
Das ficht den Mann jedoch nicht an.
Ich schau, ob ich nicht flüchten kann.

Doch ach, wohin ich mich auch dreh,
ich nur 'ne Horde Menschen seh'.
Ein jeder blickt griesgrämig drein.
Warum kann's nicht schon Freitag sein?
Noch neun Stationen bis zum Ziel,
ich krieg hier gleich einen zuviel!

Der Zug hält kurz am Bahnhof an
der Koffermann verläßt die Bahn.
Auch Zeitung liest nun keiner mehr,
die Plätze um mich werden leer.
Nur lange wird es so nicht sein,
schon strömen neue Pendler rein

Ein junges Mädchen setzt sich hin,
hat links und rechts 'nen Stöpsel drin.
Man hört's, sie steht auf Hartmetall.
Das ist nun wirklich nicht mein Fall!
Was aus des Nachbars iPod tönt
nicht immer auch das Ohr verwöhnt.

Der Zug fährt auf dem Bahnsteig ein,
die Leute drängeln raus und rein.
Und eine Frau, mehr breit als lang,
rollt schnaufend durch den Mittelgang.
Wie zielgerichtet zwängt sie sich
nun auf die Sitzbank neben mich.

Die Bank ist für uns zwei zu schmal,
doch leider hab ich keine Wahl;
mach gute Miene zu dem Spiel.
Noch sechs Stationen bis zum Ziel.
Leis' schleicht sich ein Gedanke ran:
Schaff Dir doch bloß ein Auto an!

Die Frau steigt aus, na Gott sein Dank!
Es kommt dafür herein - ein Punk
mit Stachelarmband, Lederkluft
und einem ganz besondren Duft
nach Achselschweiß und Bierkonsum.
Ich glaub, ich kippe hier gleich um.

Ein Schüler, dessen Gameboy piept;
ein Paar knutscht lautstark - schwerverliebt;
ein alter Mann sägt schnarchend Holz;
ein Teenie brüstet sich ganz stolz.
»Ist gut, mein Schatz, ich mach das schon!«
brüllt hinten wer ins Telefon.

Und wieder hält der Zug kurz an,
ich krieg 'nen neuen Nebenmann.
Mein Gott, sieht dieser Kerl gut aus.
Den nähm' ich gerne mit nach Haus.
Ich schau zu ihm, er grinst zurück,
mein Herz macht einen Satz vor Glück.

Die Röte steigt mir ins Gesicht,
als er mich jetzt auch noch anspricht:
»Ist schrecklich, diese Drängelei.«
Ich pflichte ihm da sofort bei.
Mir ist zuerst noch etwas bang,
doch rasch kommt ein Gespräch in Gang.

Wir reden über dies und das,
wodurch ich fast mein Ziel verpaß.
Er schreibt mir seine Nummer auf.
»Rufst Du mich an?« »Verlaß Dich drauf!«
Beschwingt geh ich zur Arbeit rein.
So schön kann U-Bahn fahren sein!