Juli 2010 Mamis

Juli 2010 Mamis

Mein Postfach

Redaktion

 

Geschrieben von *Suse* am 23.12.2009, 18:03 Uhr

Ich ziehe mich zurück von Euch

Liebe Bine, ich hoffe du liest unsere Beiträge noch, auch wenn - natürlich - nicht alle positiv sind angesichts der Tatsache, dass du beschlossen hast dein Kind nicht zu bekommen.

Ich habe dein Posting den ganzen Tag im Kopf gehabt und schreibe nun, was ich davon halte. Ich habe ja nun gestern meinen Termin im KKH gehabt, wo ich unser Baby endgültig hergeben musste und habe mit meinem Mann noch darüber geredet: Stell dir mal vor, das ist alles die gleiche Prozedur, die Frauen durchmachen, die ihr LEBENDIGES Baby zum Teil freiwillig hergeben wollen. Was hätte ich gestern nicht alles dafür gegeben, hätte ich irgendwas für unser Baby tun können, hätte auch nur ein Funken Hoffnung bestanden, dass ich es irgendwie hätte retten können. Als ich auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl festgeschnallt wurde, liefen mir noch die Tränen herunter, denn die Vollnarkose stand kurz bevor und ich wusste, wenn ich - gefühlt - eine Minute später aufwache, ist mein Bauch leer.

Es mag Gründe geben, die dafür sprechen, dass man freiwillig eine Schwangerschaft beendet, und wir alle hier kennen deine Situation nicht so genau. Ich glaube aber, dass du deine Absicht hier postest, weil du insgeheim hoffst, dass wir dir Mut machen, das Baby doch zu bekommen. Denn dass es provokativ ist, hier ins Forum zu schreiben, du willst deine Schwangerschaft beenden, ist ja klar - hier, wo jede um das Wohlergehen ihres Babys bangt und Angst hat, es könnte das passieren, was mir gestern passiert ist.

Deswegen möchte ich dir Mut machen. Allein erziehend mit drei Kindern, das ist nicht leicht, das können wir uns alle ausmalen. Ich glaube, wenn man es nicht selber ist, dann weiß man nicht mal andeutungsweise, wie hart es ist. Alles alleine durchziehen, keine Unterstützung von einem Partner. Und trotzdem gibt es in Deutschland ich würde mal sagen hunderttausende Mütter, die das täglich durchstehen und es schaffen, ihre Kinder nicht nur "durchzubringen", sondern die es schaffen ein liebevolles Zuhause für ihre Kinder zu schaffen und die aus ihren Kindern trotzdem gute Menschen machen. Dazu braucht man keine großen finanziellen Mittel. Natürlich ist es einfacher, wenn man Geld hat - aber wer hat das schon. Geld ist nicht das, was die Kinder brauchen. Genug zu essen, ein Bett, und vor allem eine liebevolle sorgende Mama, die es versteht Familienwerte zu vermitteln, die Zusammenhalt in einer Familie schafft, auch wenn kein Papa da ist. Vielleicht ergibt sich ja mal wieder eine Partnerschaft - es gibt ganz bestimmt einen Mann, der zu euch passt, auch wenn der jetzt gerade im Moment nicht in Sicht ist. Es muss ja nicht direkt der Traumprinz sein, oder eine Heirat - ein guter Freund wäre ja schon mal was. Unterstützung musst du dir sowieso suchen. Wohnt deine Familie in der Nähe, oder hast du eine Freundin, die dir unter die Arme greifen kann? Wenn dir niemand einfällt, geh doch mal zur Sprechstunde beim SKF (Sozialdienst katholischer Frauen). Keine Angst, so katholisch wie sich das anhört, sind die nicht. Ich war mal dort und bin ganz und gar nicht religiös (schon gar nicht katholisch), doch mir wurde viel geholfen, sei es dass ich etwas Geld bekommen habe um ein Bett für mein Baby zu kaufen, weil es uns damals so richtig scheiße ging. Oder weil sie zugehört haben. Oder weil sie Kontakte zu ähnlich situierten Müttern oder freiwilligen Helferinnen vermittelt haben. Du bist NIEMALS allein. Wenn man in Deutschland Hilfe sucht, bekommt man sie auch. Meine Freundin ist allein erziehend mit zwei kleinen Kindern, auch Null Hilfe von den Vätern. Sie hat sich beim Jugendamt erkundigt und hat nun eine Familienhelferin, die einmal die Woche zu ihr kommt, bei Behördengängen und auch im Haushalt hilft oder ihr einfach mal eins der Kinder für ne Stunde abnimmt. Oder mit zum Kinderarzt geht usw.

Finanziell müssen die Väter natürlich zur Rechenschaft gezogen werden, ansonsten bekommst du ja Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt, also abgesichert bist du auf jeden Fall, verhungern müsst ihr schonmal nicht. Die Liebe der Väter kannst du nicht erzwingen, dafür kannst du mehr geben, denn Liebe ist unbegrenzt verfügbar für die Mäuse.

Wenn du trotz all der Möglichkeiten, die dir geboten werden, keine Chance siehst, dein Kind zu behalten, gibt es auch noch andere Möglichkeiten. Könntest du es über dich bringen, dein Kind auszutragen, es danach aber in eine andere Familie zu geben? Es gibt viele Paare, die keine Kinder bekommen können. Du hättest bei einer Adoption sogar die Möglichkeit, dein Kind gelegentlich zu sehen und mitzuverfolgen, dass es deinem Baby gut geht. Denn dein Baby kann nichts für die Situation, ihr habt es gezeugt in dem Glauben, dass ihr zusammenbleiben würdet und habt euch vielleicht drauf gefreut wieder eine Familie zu werden, und nun überlegt es sich einer von euch anders (oder beide?), und das Baby ist plötzlich unerwünscht. Trotzdem ist es ein Glück, wenn es dir gegeben ist, ein gesundes Kind in deinem Bauch heranwachsen zu lassen, was andere nicht haben können! Denke an das Kind, das nichts dafür kann, und ermögliche ihm ein Leben, ob es nun bei dir ist oder in einer anderen liebevollen Familie.

Wie auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir viel Glück in deinem Leben und viel Kraft für die bevorstehenden Entscheidungen. Denke nur daran, dass du nicht die einzige Beteiligte bist/sein musst.
Natürlich ist mein Beitrag von meinen gestrigen Erlebnissen stark beeinflusst und alle hier schreiben sehr subjektiv, weil jede Frau ihre eigenen Erfahrungen und Wünsche und eine andere Lebenssituation hat.

Viele liebe Grüße,
Suse

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzen 10 Beiträge im Forum Juli 2010 - Mamis
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.