Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Blueberry am 16.07.2013, 13:16 Uhr

Schlechte Meinung von sich selbst...

Hallo zusammen,
ich muss euch mal fragen, was ihr davon haltet:

Meine Tochter (5) ist wirklich ein liebes Kind. Kann ich nicht anders sagen. Klar bockt und motzt sie mal, aber das hält sich sehr im Rahmen.
Sie war allerdings schon immer auch ein sehr nachdenkliches Kind, sie hat mich schon oft erstaunt, wenn sie diverse Überlegungen geäußert hat.

Nun ist es seit ein paar Wochen so, dass sie abends im Bett solche Dinge sagt wie: „Mama ich ärgere euch doch immer. Ich bin ein böses Kind und ich kann auch gar nicht so viel. Andere Kinder können bestimmt alles viel besser, vielleicht hättest du dir lieber ein anderes Kind gewünscht.“

Ich weiß beim besten Willen nicht, wie sie auf solche Gedanken kommt. Ich habe ihr dann erklärt, dass ich finde, dass sie in meinen/unseren Augen ein sehr liebes Kind ist und dass es aber ganz normal ist, dass man eben mal sauer ist und seiner Wut dann auch Ausdruck verleiht. Ich habe ihr gesagt, dass sie das darf und dass sie es nicht schlimm ist, mal zu schimpfen. Tun Erwachsene ja auch. Sie darf wütend sein, ich werde es mit ihr zusammen aushalten. Außerdem haben wir sie auch dann trotzdem genauso lieb.

Vor zwei Tagen konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie bis zum Schlafengehen draußen spielen will oder ob sie doch lieber mit uns Memory spielen wollte. Das ging ewig hin und her, bis wir dann gesagt haben, dass es jetzt eben reicht und wir dann halt nicht spielen.
Da ist sie in Tränen ausgebrochen und hat gestammelt: „Ich bin so böse und bescheuert!“ Das hat mich richtig mitgenommen und ich war ziemlich hilflos, wusste gar nicht, was ich sagen soll. Würde sie jetzt ständig geschimpft und angemault, könnte ich das ja vielleicht verstehen, aber das ist definitiv nicht der Fall.

Wir setzen ihr Grenzen, ziehen auch Konsequenzen, wenn Grenzen übertreten werden, aber alles dennoch liebevoll. Ich habe es in meiner eigenen Kindheit erfahren, wie es ist, klein gemacht zu werden, als dumm und unfähig hingestellt zu werden, daher achte ich doppelt und dreifach darauf, wie ich mit ihr umgehe und wie ich Kritik formuliere. Sie würde also ein „Du bist bescheuert“ aus meinem Mund nie zu hören bekommen.
Und auch mein Partner geht ebenso liebevoll mit ihr um. Wir machen sehr viel mit ihr, sie bekommt täglich ihre Streicheleinheiten, Abendritual mit Geschichte lesen, im Bett kuscheln und über den Tag reden, etc. Sie wird definitiv wahrgenommen und in ihren Talenten gefördert…

Auch wenn sie bei ihrem Papa ist, gehe ich nicht davon aus, dass er ihr solche Dinge an den Kopf wirft und wir ziehen auch zu ihrem Wahl – trotz Scheidung – alle an einem Strang.
Lange Rede, kurzer Sinn. Kennt jemand sowas? Mich macht es traurig, wenn sie sowas sagt und ich verstehe einfach nicht, wo es her kommt oder was ich dagegen tun kann, bzw. was ich evtl. falsch mache?

Danke schon mal.
LG

 
12 Antworten:

Re: Schlechte Meinung von sich selbst...

Antwort von Pamo am 16.07.2013, 13:21 Uhr

Mal ganz platt gefragt: Auch wenn es keiner ausspricht, *denkt* einer von euch in den Kategorien "bescheuert" und "dumm"? Oftmals braucht man das nicht aussprechen, die Kinder wissen es dennoch.

Klingt, als trüge das Kind derzeit eine schwere Last mit sich herum.

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Re: Schlechte Meinung von sich selbst...

Antwort von Blueberry am 16.07.2013, 13:30 Uhr

Nein, so denkt keiner. Zumindest kann ich da für mich und meinen Partner sprechen. Zumal sie auch alles andere als dumm ist.

Ihr Vater hat MIR mal sowas an den Kopf geworfen, als wir noch zusammen waren.

Klar ist eine Trennung für ein Kind immer belastend, aber ich behaupte mal, dass wir es den Umständen entsprechend wirklich gut hinkriegen. Es gibt kein Gezerre, wir ziehen da alle wirklich an einem Strang. Auch wenn ihr Vater und ich uns bei Übergaben sehen, ist das immer sehr harmonisch.

Ich weiß nicht, wie ich sie noch mehr bestärken soll, dass sie ein wichtiger und wertvoller Mensch ist.

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Hm, war sie damals...

Antwort von MM am 16.07.2013, 14:11 Uhr

... dabei, als dein Ex dir das an den Kopf warf?
Kinder können sich ja manchmal an Sachen erinnern, wo man denkt das ist nicht möglich...
Kann es sein, dass die Trennung sie doch irgendwie beschäftigt - also in dem Sinne, dass sie denkt "man streitet sich, dann sagt einer dem anderen dass er bescheuert ist - und dann ist man irgendwann nicht mehr zusammen"... -?!
Hat sie also vielleicht Verlust - bzw. Trennungsangst? Angst, dass du weg sein könntest, nachdem/weil ihr mal eine Meinungsverschiedenheit hattet bzw, genervt voneinander wart???

In dem Alter (5 Jahre) denken Kinder oft sehr intensiv über alle möglichen Zusammenhänge und Sachverhalte nach, zum Teil echt sehr tiefgehendend und "philosopisch" - zumindest habe ich diese Erfahrung/Beobachtung gemacht...

Ich würde ihr ganz klar sagen, dass es egal ist, ob ihr mal genervt seid oder streitet, dass das einfach manchmal dazu gehört (sie streitet evtl. auch manchmal mit KiGA-Freundinnen und danach ist wieder alles OK, oder?) und dass du sie NIE verlassen würdest/wirst, egal was passiert!!! Und ihr das auch zeigen. Wobei du das ja wahrscheinlich machst... ?

Und ich würde nachhaken, ob dein Ex vielleicht doch mal irgendwie in der Richtung was vom Stapel liess (schliesslich hat er es ja schonmal geamcht, wenn auch "nur" dir gegenüber)... Mir ist klar, dass du möchtest, dass alles trotz Trennung glatt verläuft und ihr an einem Strang zieht - aber schau, wo das wirklich so ist, und wo doch eher Wunschdenken...

Trennung ist halt insofern irgendwie immer blöd, weil man Kindern dann nicht wirklich überzeugend VORLEBEN kann, dass Menschen auch dann zusammenbleiben und sich lieb haben, wenn sie sich mal zoffen. Aber dann muss man es ihnen halt anders überzeugend rüberbringen.

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Re: Hm, war sie damals...

Antwort von Blueberry am 16.07.2013, 14:31 Uhr

Hallo MM,

es kann sein, dass sie damals dabei war, ja... da war sie knapp 3.

Allerdings war das an verbalen Ausbrüchen in ihrer Gegenwart der einzige. Ansonsten hat sich die Beziehung eher durch zu wenig als durch zu viel Reden erledigt... es gab also im Grunde keine Streitereien.

Die Trennung ist inzwischen zwei Jahre her und ich finde eigentlich schon, dass es glatt läuft. Er hat sie beispielsweise am Muttertag (da war sie bei ihm) daran erinnert, mich anzurufen und mir das Muttertagslied, das sie im Kindergarten gelernt hat, vorzusingen...
Auch hier darf sie jederzeit ihn anrufen. Oder auch was spontanen Tausch von Papa-Wochenenden betrifft sind wir beide flexibel und entgegenkommend. Doch, insofern denke ich schon, dass das mit dem gemeinsamen Strang passt.

Und ja, ich erkläre ihr immer und immer wieder, dass es okay ist, wenn man sich mal streitet, dass das aber nichts an meiner Liebe zu ihr ändert, dass ich/wir IMMER für sie da sein werden, sie nie alleine lassen werden... Das alles sage ich ihr, schon alleine deshalb, weil ich bei mir selbst sehe, was herauskommt, wenn man als Kind dieses Gefühl nicht vermittelt bekommt.

Mein Freund hat mir letzte Woche einen Heiratsantrag gemacht, ich trage also jetzt einen Ring und gestern sind wir zusammen mit ihr losgezogen, sie durfte sich auch einen Ring aussuchen, wir haben ihr gesagt, dass sie zu uns gehört, und immer zu uns gehören wird und dass dennoch der Papa auch immer Teil ihres Lebens sein wird und auch er für sie da ist, dass wir sie alle lieb haben udn sie uns alle lieb haben darf ...
Hm...

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Vielleicht...

Antwort von MM am 16.07.2013, 15:26 Uhr

... macht ihr das mit deinem Freund doch auch irgendwie Angst - also dass es jetzt "ernst" wird, mit dem Heiratsantrag und so?
Keine Ahnung, aber auch wenn sie ihn mag, ist es ja doch wieder eine grundlegende Änderung in eurem/ihrem Leben, quasi wieder ein (für sie) unberechenbarer Faktor, nachdem sie sich vielleicht geade halbwegs arrangiert hatte, wie es mit dem Papa ist...?

Wie gesagt, in dem Alter denken sie schon ganz viel "um die Ecke", also "was wäre wenn" - da können auch bei Kindern, die in keiner Trennungssituation leben, ganz abenteuerliche Gedankenkonstruktionen rauskommen.... ;-)

Ich denke, ihr könnt nicht viel anderes machen, als das was du beschreibst, was ihr schon macht - also viel mit ihr kuscheln und über allles sprechen, ihr signalisiieren, dass ihr immer für sie da seid, sie bestärken und ermutigen, und Verständnis haben.

Ist einfach eine schwierige Situation, denke ich... Alles Gute!

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Re: Vielleicht...

Antwort von Blueberry am 16.07.2013, 21:34 Uhr

Naja, für sie ändert sich aber ja nichts. Wir wohnen bereits seit über einem Jahr zusammen in einem Haus, seine Eltern sind für sie Oma und Opa und sie hat von sich aus im Kindergarten erzählt, dass sie ja zwei Papas hat. Den Wortlaut hatte sie nicht von uns, das ist wohl ihr eigenes Gefühl.

Sie hat heute herausgerückt, dass ein Mädchen im Kindergarten sehr oft zu ihr sagt, sie sei böse und werde mal eine böse Frau... hm, ob sie sich das zu sehr zu Herzen nimmt?

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Re: Schlechte Meinung von sich selbst...

Antwort von schnabbel am 16.07.2013, 22:04 Uhr

Hast du sie denn mal gefragt, woher sie das hat? Ob es mal jemand zu ihr gesagt hat? Ich denke da so an den Kindergarten o.ä., Kinder können ja schon fies zueinander sein und wenn sie dann noch so sensibel ist...

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Dann kommt es...

Antwort von MM am 16.07.2013, 22:21 Uhr

... vielleicht wirklich daher? Sag ihr, dass es absoluter Quatsch ist, was dieses Mädel sagt, und dass sie lieber mit netteren spielen soll... :-)

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Re: Tochter mag kaum noch essen

Antwort von Biene88 am 17.07.2013, 8:26 Uhr

Hey, hab die Antworten nur kurz überlesen, aber der O-Ton ist wohl, dass deine Tochter Probleme mit der Trennung bzw. neuen Partnerschaft haben soll? Das kann ich nicht beurteilen, ABER das muss nicht der einzige Grund sein. Meine Brüder (12, Zwillinge, liebevolle Familie, Eltern sind verheiratet) sind unglaublich kreative, lustige, intelligente Menschen. Aber sie sind ziemlich schlecht in der Schule. Das liegt an LRS und einer leichten Diskalkulie und an schnellem Aufmerksamkeitsverlust. Kurzum. Sie haben in Mathe und Deutsch meist nur 4en und 5en kassiert. Und in den anderen Fächern ging es bedingt durchs lesen auch nicht so gut, wie es nach ihrem Wissen hätte sein können. Sie sind also "schlechter" als ihre Klassenkameraden. Und das wissen sie auch. Und bis weilen, vorallem bei Hausaufgaben, wenn sie wütend auf sich werden, oder eine schlechte Note bekamen, dann kamen solche Ausdrücke wie "Ich bin doof, blöd,..." Auch in schlimmeren Versionen. Das Einzige was meine Eltern und wir Geschwister dann machen können, ist, sie zu trösten, ihnen zu zeigen, was sie gut können. Ihnen zu sagen, dass wir sie super finden und lieb haben.
Ich hatte das als Teenager auch manchmal, sogar heute als Erwachsene und Mutter manchmal. Ich denke man kann das als Versagensängste bezeichnen. Und eben auch Wut über sich selbst. Viel kannst du da glaub ich nicht machen. Zum Psychologen würde ich deswegen noch nicht. Achte einfach weiter auf deine Tochter, und wenn sie wieder so eine Phase hat, dann unterstütze sie wieder. Sollte es aber schlimmer werden, dann vielleicht doch Rat von außen holen. Aber du kennst deine Tochter ja am Besten und kannst einschätzen, wie es ihr geht. Alles Gute für euch.

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1. Post: Falsche Überschrift, aber richtiges THEMA!!!!! owt

Antwort von Biene88 am 17.07.2013, 8:27 Uhr

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1. Post: Falsche Überschrift, aber richtiges THEMA!!!!! owt

Antwort von Biene88 am 17.07.2013, 8:27 Uhr

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Re: Schlechte Meinung von sich selbst...

Antwort von Zafon am 17.07.2013, 12:37 Uhr

Hallo, meiner Meinung nach erkennst Du an der Reaktion Deiner Tochter, dass sie aus ihrem „Egozentrismus“ herauskommt.
Sie ist immer mehr im Stande sich in Gedanken und Empfindungen anderer Menschen hineinzuversetzen und bildet allmählich das Bewusstsein für Unrecht, Schuld (selbstverursachte oder nur empfundene) und Reue aus.

Um jetzt diese neuen "anderen" Gefühle richtig einordnen, bewerten und damit umgehen zu können, sagt sie etwas und ist auf Eure/Deine Reaktion angewiesen.
Je differenzierter und (beschützend) ehrlich Du ihr antwortest, umso differenzierter kann sie später selbst empfinden und es verbalisieren und damit auch z.B. das Verhalten anderer Menschen „einsortieren“.

Wenn ein Kind Schuldgefühle („Mama ich ärgere euch doch immer. Ich bin ein böses Kind und ich kann auch gar nicht so viel. Andere Kinder können bestimmt alles viel besser, vielleicht hättest du dir lieber ein anderes Kind gewünscht.“) erlebt, entsteht daraus das Gewissen –
Deine Tochter ist auf diesem Weg und deshalb kannst Du ganz entspannt ihre Gefühle reflektieren, sie weiterhin vermehrt positiv bestärken (aber je nach Situation auch mal schimpfen, Grenzen/Regeln setzen)
und einfach nur diese Phase der Veränderung abwarten.

Reue drückt sie momentan so aus „Ich bin so böse und bescheuert!“ Indem Du ihr möglichst sofort ein Feedback gibst
z.B. „Du bist nicht böse und auch nicht bescheuert! Du konntest Dich nur nicht entscheiden, weil Du vielleicht beides (draußen spielen/Memory) gern gemacht hättest. Da wir leider nur wenig Zeit haben, entscheiden wir heute. Morgen darfst Du wieder entscheiden!“

gibst Du ihr wiederum die Möglichkeit ihren Gefühlen einen Ausdruck/Benennung zu geben.
Bisher bedient sie sich der Wörter, die sie schon kennt und bei Euch, im Kindergarten … hört.
Je vielfältiger das Wort-Angebot wird, desto mehr kann sie nach und nach selbst verwenden.

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