Rund um die Erziehung

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Geschrieben von SaureGurke am 25.10.2008, 17:57 Uhr

Meine Tochter wird immer schlimmer

Hallo,

heute hat sie mich wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht.
Sie ist rund um die Uhr nur noch frech.
Sie rennt IMMER weg, wenn wir z.b: einkaufen sind und ich den kleinen Bruder im Tragetuch oder Kinderwagen habe...
Es vergehen keine 2 Sekunden, da ist sie weg.
Reißt Schokoladen auf, beißt ab, nimmt Äpfel, beißt rein...
Ich habe ihr x-mal erklärt, dass das nicht geht, dass man es erst bezahlen muss, und das sieht sie ja auch bei mir!!!
Aber es hilft nicht.
Sie ist ein richtig kleiner Tyrann geworden.
Gerade hat sie ein Buch der Bibliothek zerrissen.

Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.
Habe das Gefühl, total zu versagen und alles falsch gemacht zu haben.
Sie ist übrigens 2,7 Jahre alt.

Sie ist wirklich unerträglich nomentan!

Was soll ich nur machen, mit ihr zum Psychologen?

 
8 Antworten:

Re: Meine Tochter wird immer schlimmer

Antwort von Marcia87 am 25.10.2008, 18:05 Uhr

Mein Großer macht momentan genau das Gleiche; er ist ende September 3 geworden.
Ich überlege jetzt auch schon, ob ich mit ihm zum Psychologen soll.
Er weigert sich zusätzlich zu sprechen und sauber zu werden....
Ist schon sehr, sehr nervenaufreibend.
Im Moment bin ich mit ihm auch im SPZ in Behandlung, weil er ja nicht spricht.

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Re: Meine Tochter wird immer schlimmer

Antwort von Mamsch3 am 25.10.2008, 18:37 Uhr

hallöchen, kann dich beruhigen: Ist vollkommen normal! Du mußt nicht zum Psychologen!
Deine Maus testet einfach wieder ihre Grenzen aus!
Mein Mittlerer ist jetzt schon 3,5 und mein derzeit noch Jüngster ist genau 27 Monate alt.
Habe es mit meinen Mittleren durchgemacht und als er ca. 3Jahre war, hat es sich eindeutig gebessert. Mit meinen Jüngsten mache ich diese Phase gerade durch und kann dir nur einen Tipp geben:
Bleib dran - bleib konseqent - setzt dich durch - wenn sie nur am weglaufen ist, ab in den Kinderwagen - oder an die Hand -
Kopf hoch, es wird besser und sieh auch die posetiven Dinge die deine Maus schon kann und macht! Das hilft dir über alles ein wenig leichter hinweg zu sehen.
alles liebe
ruth (mit Nr.4 schwanger :-))

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Re: Kein Fall für den Psychologen!

Antwort von Astrid am 25.10.2008, 20:46 Uhr

Hallo,

vielleicht ermahnst und schimpfst Du zuviel, was uns genervten Müttern ja sehr leicht passiert. Das Problem ist, das Kinder auf zuviele "Neins", Erklärungen und Ermahnungen erst recht mit unerwünschtem Verhalten reagieren, weil ihnen das schlicht zuviel wird. Oft sehen wir am Kind nämlich nur noch das Negative, Anstrengende, und übersehen die tollen Eigenschaften, die jedes Kind ebenfalls hat. Und wenn sich das Kind dann mal gut verhält, bekommt es kein Lob, weil wir das einfach selbstverständlich finden und übersehen. Auf diese Weise verstärken wir negatives Verhalten noch, weil wir nur diesem unsere volle Aufmerksamkeit schenken.

Versuche doch mal, aus dem Negativ-Blick auf Deine Tochter wieder herauszukommen. Lobe jedes kleine Wohlverhalten. Gib ihr kleine Aufgaben im Haushalt, lass sie viel mithelfen (bei allem: beim Kochen, Staubsaugen, Putzen etc.). Kinder wollen sich wichtig und gebraucht fühlen. Das macht sie stolz. Auch im Supermarkt kannst Du sie einfach aktiv mithelfen lassen, statt sie dauernd zurückzurufen und zu ermahnen: Bitte sie, Dir Dinge aus den Regalen anzureichen. Frage sie, was Ihr kochen wollte und was man dafür braucht. Lass sie aus zwei gleichartigen Produkten selbst mal wählen. Lass sie an der Kasse die Sachen mit aufs Band legen.

All dies kostet natürlich etwas mehr Zeit und Mühe, aber das lohnt sich, weil ein Kind auf diese Weise viel zufriedener wird (und damit auch die Mutter!). Ein Kind, das beschäftigt ist und mithelfen darf, braucht sich nicht aus Langeweile und Frust daneben zu benehmen, um wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu erzwingen.

Hinzu kommt bei Deiner Kleinen natürlich auch die völlig normale und unvermeidliche Geschwister-Eifersucht. Sie äußert sich oft nicht direkt (gegenüber dem Baby), sondern indirekt: Genau durch solch ein "anstrengendes" Verhalten, das war bei meiner großen Tocher auch phasenweise so,als ihr Bruder geboren wurde. Im Grunde ist das Kind dabei todunglücklich. Es fühlt sich ungesehen, unverstanden und eh schon vom Baby entthront. Und dann ist die Mutter auch noch ständig sauer und meckert den halben Tag an einem herum, so als ob sie einen gar nicht mehr lieb hätte...

Ich habe wie gesagt auch zwei Kinder, und ich bin auch oft total genervt. Bei uns hilft es aber immer sehr, wenn ich die ganze Situation mal mit den Augen der Kinder anschaue. Oft frage ich die Große auch einfach, was sie momentan fühlt, was vielleicht gerade schwierig ist für sie, etc. Sehr geholfen hat mir übrigens das tolle Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul. Er bringt viele Beispiele, wann und warum Kinder besonders anstrengend werden, und was man tun kann, um wieder eine glückliche Beziehung zum Kind zu kriegen.
Bevor Du zum Kinderpsychologen gehst, würde ich lieber zuerst mal dieses Buch lesen - dann verstehst Du das Verhalten Deiner Kleinen viel besser und siehst sie auch mit ganz anderen Augen. Oft reicht sogar schon allein das aus, um die Situation zu entschärfen.

Grüßle,

Astrid

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@Astrid

Antwort von SaureGurke am 25.10.2008, 21:55 Uhr

Vielen Dank für Deine Ratschläge...die ich mir zu Herzen nehme!!!
Du hast ja vollkommem recht mit allem was Du sagst....
Ich bin aber momentan selber in der Krise und habe mit mir selber soviel zu arbeiten, und meine Ehe ist am Zerbrechen....

Bin sehr unzufrieden und klar, es bleibt nicht aus, dass man es an den #kindern zu sehen bekommt.
Mache selber schon wegen vieler neg. Kindheitserlebnisse eine Therapie und
ertappe mich immer wieder dabei, wie ich meine eigene Mutter imitiere...und das, obwohl ich NIE NIE NIE so sein wollte....

Ich hoffe sehr, dass ich in der Therapie weiterkomme und auch dass ich mir Deine sehr guten Ratschläge zu Herzen nehmen kann...

Lieben Nachtgruß,
A.

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Re: Nochmal ich...

Antwort von Astrid am 26.10.2008, 11:36 Uhr

Hallo,

ich kenne das ganz genauso, dass man die Fehler seiner Eltern leider nur allzu leicht wiederholt. Ich hatte auch eine nicht so arg tolle Kindheit und habe vor vielen Jahren deshalb ebenfalls eine Therapie gemacht. Trotzdem passiert es auch mir, dass ich mich manchmal anhöre wie meine Eltern, seufz!

Ich glaube aber, je mehr man sich anstrengt, absolut nicht wie die eigenen Eltern zu werden, desto eher passiert einem das. Weil man Angst hat und sich unter Druck setzt und damit das unerwünschte Verhalten seiner Eltern emotional unheimlich stark besetzt - da ist die Gefahr, das es auch im eigenen Leben akut wird, ziemlich groß.

Mir hilft es viel besser, dass ich mir klar mache: Ich bin nicht wie meine Mutter, und auch nicht wie mein Vater. Es passiert vielleicht manchmal, dass ich mich so anhöre, aber das ist nicht so schlimm, weil ich grundsätzliche Dinge doch (meist) anders und besser mache. Ein paar Rückfälle und Ausrutscher verkraften meine Kinder, weil der Grundtenor ihnen gegenüber bei mir anders ist als noch bei meinen Eltern. Und ich verzeihe es mir einfach, dass mich die Kinder manchmal so nerven, dass ich überreagiere. Denn ich weiß: Ich respektiere und achte und liebe meine Kinder viel mehr als meine eigenen Eltern das getan haben. Und ich SEHE das Problem, während meine eigenen Eltern es immer verdrängt haben, sie haben über ihre Erziehung null nachgedacht.

Deshalb mein ungeheuer weiser Rat : Erlaube Dir, in manchen Situationen auch mal erzieherisch zu scheitern und den O-Ton Deiner Eltern zu wiederholen - das ist nicht schlimm! Und: Es passiert wirklich so gut wie allen Eltern, auch denen mit einer glücklichen Kindheit. Du kannst es ja im Einzelfall auch wieder gut machen, indem Du Dich bei Deinem Kind hinterher entschuldigst (was z.B. meine Eltern niemals getan hätten). Du kannst nach einer Mecker-Tirade einen Kaffee trinken, um runterzukommen. Und Deiner Kleinen dann gemütlich auf dem Sofa ihr Lieblingsbilderbuch vorlesen.

Der Witz ist: Wenn man sich selbst verzeiht, dass man auch mal eine fiese, böse, ungeduldige, ungerechte Mutter ist, dann verliert man komischerweise seltener die Nerven. Weil man nicht immer diesen hohen Anspruch an sich hat, der zusätzlichen seelischen Druck und Schuldgefühle macht, ne? Deshalb mach' Dir klar: Du bist die richtige Mutter für Deine Kinder! Die einzige Mama, die sie haben wollen, sie wollen keine andere. Und sie wissen instinktiv auch, dass Mamas nicht den ganzen Tag geduldig, humorvoll, liebevoll und von unendlicher Güte beseelt sind!

Alles Liebe
Astrid

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Astrid, DANKE DIR...

Antwort von LauraKnoten am 26.10.2008, 12:26 Uhr

...you made my day

sehr schön (be-) bzw. geschrieben, das mit den eigenen Eltern und dem Wiedererkennen derselben in einem selber

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich soger die gleichen Formulierungen incl. Tonlage wie meine Ma früher treffe, grausam, aber ich verzeihe mir, ich bin auch nur ein Mensch und mein Söhnlein soll eine authentische Mutter haben, dennoch hinterfrage ich mein Tun jetzt oft bevor ich loswettere

Dein Text hat mich sehr berührt, auch wenn er nicht für mich gedacht war.

Danke und ein schönes RestWE,
unbekannterweise,
Laura

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@Astrid

Antwort von Toms-Mama am 27.10.2008, 8:21 Uhr

Mensch Astrid, das ist total schön, deine Zeilen zu lesen. So weise und echt einleuchtend... Kann man sich gar nicht vorstellen, dass auch du Probleme haben könntest bei der Erziehung. Hut ab!

Ich wünschte mir manchmal, ich wäre wie Katja Saalfrank (die Supernanny), die hat auch immer die Ruhe weg, weiß was zu tun ist. So ähnlich kommst du mir vor....

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Re: Vielen Dank (rot werd'...)! :-)

Antwort von Astrid am 28.10.2008, 13:17 Uhr

Hallo Ihr zwei,

vielen Dank fürs liebe Feedback. Nee, ne perfekte Mutter bin ich ganz bestimmt nicht, deshalb hab' ich mich ja so mit dem Thema auseinandergesetzt in den letzten Jahren. Ich kann's aber heute gelassener sehen, dass ich eben nicht ständig die Wunder-Mutti bin. Und seit ich mir selbst gegenüber gnädiger bin, bin ich tatsächlich auch eine geduldigere Mutter geworden - na also!

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