Hallo Frau Ubbens
Mein Sohn (19 Monate) verhält sich im Moment sehr seltsam. Kleine Dinge (z.B. Schlafanzug ausziehen) werden zum Riesendrama. Er schreit, will auf dem Arm, schlägt mich dann, will abgesetzt werden, tut so, als würde er mir Sachen geben und schmeißt diese dann auf den Boden. Alles, was ich ihn frage, ist dann "Nein!" Manchmal schreit er auch einfach nur 30 Minuten. Egal, was ich mache. Ignorieren, singen, leise mit dem sprechen, mit ihm auf dem Arm herumlaufen ... bringt alles nichts. Ich kannte das bisher nur nachts von ihm, jetzt tritt es aber vermehrt tagsüber, meistens nach dem Aufstehen oder Mittagsschlaf auf. Heute Abend wollte er, dass ich mich auf das Sofa setzte und ich habe Nein gesagt und bin dabei geblieben. Es hat dann in 30-minütigem Geschrei im Bett gemündet bis ich plötzlich selber Rotz und Wasser geheult habe, dann war mein Sohn total schockiert und wollte auf dem Arm, war aber wieder ansprechbar. Er hat dann sehr lange zum Einschlafen gebraucht.
Ich habe absolut keine Strategie, wie ich ihn aus diesen Anfällen heraus helfen kann. Außer mir traut sich schon keiner mehr, ihm etwas zu verbieten. Er beginnt gerade in 3-Wort-Sätzen zu sprechen und lernt allgemein gerade sehr viel Neues.
von
April.One.Jana
am 05.12.2022, 20:56
Antwort auf:
Wutanfälle?
Liebe April.One.Jana,
Ihr Sohn entdeckt seinen eigenen Willen und dass er verschiedene Möglichkeiten hat, Dinge für sich zu klären und auszuwählen. Das ist ganz normal in dem Alter.
Wie meine Vorrednerin schon geschrieben hat, lassen Sie Ihren Sohn nach dem Aufwachen gerne erst einmal richtig wach werden. Viele Kleinkinder sind nach dem Aufwachen noch halb im Schlaf, halb wach und aus dem Grund oft (noch) nicht gut gestellt. Nach ein paar Minuten sieht die Welt dann schon ganz anders aus und womöglich gelingt es dann auch ohne Protest den Schlafanzug auszuziehen.
Statt eines Neins bieten Sie möglichst oft eine Alternative an oder reagieren sofort mit Ablenkung. "Auf das Sofa möchte ich mich nicht setzen, ich kann dich aber auf den Arm mit in die Küche nehmen." "Einen Keks kann du nicht haben, ich kann dir aber einen Apfel geben." Auf diese Weise wird so manches Weinen ganz ausbleiben oder abgemildert sein.
Haut er Sie, dann bleiben Sie natürlich bei einem Nein. Dann darf Ihr Sohn gerne wütend darüber sein. Sie gehen erst ein wenig auf Abstand, da Sie ja nicht geschlagen werden wollen, bleiben dann aber in seiner Nähe, so dass er getröstet werden kann, wenn er sich nach dem Nein Trost holen möchte.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 07.12.2022
Antwort auf:
Wutanfälle?
Er verhält sich nicht seltsam -. er verhält sich altersgerecht ;-)
Er entdeckt, dass er ein selbstständiges Wesen ist und versucht natürlich, seinen Willen durchsetzen bzw. im Ausdruck zu verleihen.
Früher hat man "Trotzphase" gesagt (Kind ärgert absichtlich usw) - heute nennt man es richtiger weise "Selbstbestimmungs-Phase".
Du musst dich davon verabschieden, dass es eine Art Zaubermittel/Handlung gibt, die dein Kind automatisch wieder friedlich werden lässt :-)
Ganz viele Dinge wirst du jetzt mantra-artig gefühlte 1000 mal sagen und mit einer Handlung wie von der Steckdose wegholen oä kombinieren müssen.
Und ja - den Wutanfall aushalten.
Im besten Fall kannst du dein Kind mit etwas anderem ablenken/eine Alternative anbieten. Oder mit kleinen Späßchen zum Ausziehen des Schlafanzugs bringen.
Wenn nicht - dann nicht. Manche Dinge müssen halt sein.
Er schlägt dich? Dann setz ihn ab, geh einen Schritt von ihm weg und sage ihm, dass Schlagen weh tut und "nein" ist.
Nach dem Aufstehen oder Mittagsschlaf sind viele Kinder erst mal nölig. Vielleicht lässt du ihn dann erst mal mit so etwas wie Anziehen oä in Ruhe? Also gibst ihm erst mal etwas Zeit, richtig wach zu werden, sich zu orientieren und dann erst beginnst du die "Pflicht!?
von
cube
am 06.12.2022, 11:11