Guten Tag, ich brauche Rat zum richtigen Verhalten meinerseits. Mein Sohn ist im Dezember 4 geworden, seit einigen Monaten machen mir seine Wutanfälle etwas Sorgen. Wir erziehen ihn bedürfnisorientiert und ich habe stets versucht auf seine Wünsche einzugehen, wenn es möglich ist. Und darauf zu achten, dass wenn er müde ist, wir eher zuhause Buch lesen, als nochmal rausgehen. Wenn er Hunger haben könnte, er immer rechtzeitig was zu essen bekommt usw. Natürlich ist er trotzdem mal ärgerlich geworden, hat kurz geschrien oder geschmollt und sich dann recht schnell beruhigt. Seit 2-3 Monaten ist es aber viel stärker geworden. Er schreit richtig laut und sehr lange (bis zu 30min), zerrt an mir oder schubst, zittert dabei am ganzen Körper und kriegt fast keine Luft mehr. Der Grund für seinen Ärger sind oft kleine Kleinigkeiten (aus meiner Sicht) und daher nicht immer für uns nachvollziehbar: Beispiel 1: Er war am Wochenende mit dem Papa Schlittenfahren. Sie sind mit dem Auto zum Parkplatz gefahren. Ausgestiegen. Mein Mann hat ihn auf dem Schlitten ein Stück über den Schnee gezogen. Dann kamen sie an eine breite Autostraße, die man überqueren muss, um zum Schlittenhügel zu kommen. Mein Sohn wollte nicht vom Schlitten absteigen. Ihn über die Autostraße auf dem Schlitten zu ziehen, war aber nicht möglich, da zu gefährlich und kein Schnee auf der Straße. Das hat mein Mann ihm freundlich erklärt. Er muss bitte über die Straße laufen und da drüben zieht er ihn weiter. Resultat: Mein Sohn hat sehr lange sehr laut geschrien (ca. 20-30min) und geweint. Er kam nicht aus seinem Frust raus. Klammerte sich an den Schlitten und stand nicht auf. Mein Mann konnte aber nicht nachgeben, weil zu gefährlich. Eine Alternative (ich trage dich über die Straße) wurde nicht akzeptiert. Irgendwann hat er sich dann beruhigt. Frage: ist es normal, dass ein Kind sich so lange wegen sowas so stark aufregt? Wie können wir ihm helfen sich schneller zu beruhigen? Beispiel 2: Es kam ein Paket bei uns zu Hause an. Mein Mann trug das Paket in den Keller und machte es auf. Als mein Sohn das bemerkte, schrie er sofort los. „Paket wieder zukleben, ich will das aufmachen“. Hätte er das in normaler Lautstärke gesagt, hätte ich das für ihn gemacht. Da er aber sofort laut geschrien hat und im Befehlston mir befohlen hat „Mama kleb das Paket jetzt zu“ und mich Richtung Treppe geschubst hat, damit ich runtergehe, habe ich mich geweigert. Das hat ihn sehr wütend gemacht. Er brüllte, zerrte an meinem Pulli, schubste mich. Ich sagte „Dein Verhalten macht mir Angst. Bitte beruhige dich und sag es mir freundlich“. So ging das ungefähr 20-30min. Dann setzte er sich zitternd und atemlos auf einen Stuhl und schniefte so 5 min, bis er wieder normal atmen konnte. Ich habe dann gefragt „Soll ich dich umarmen?“. Er kam zu mir und umarmte mich ganz lang (was er echt selten tut). Ich sagte „ich hab dich lieb, auch wenn du wütend bist, aber ich möchte nicht, dass du mich so anschreiest. Wenn du freundlich bist, helfe ich dir gerne“. Er nickte und wir gingen in die Küche, wo er einen Kakao trinken wollte. Danach fragte er ruhig und freundlich „Mama, kannst du das Paket jetzt zukleben?“ Ich sagte ja, und machte es. Danach gingen wir zusammen runter und er packte es aus, so wie er ursprünglich es wollte. Frage: Wäre es besser gewesen, sofort nachzugeben, damit er sich nicht so in Rage schreit? Es wäre ja für mich möglich gewesen, das Paket einfach kurz zuzukleben, aber ich wollte nicht nachgeben, solange er mich anschreit und rumkommandiert. Wenn wir bei seinem Schreien tun, was er will, lernt er dann, dass er schreien muss, um gehört zu werden oder eher, dass wir bereit sind, ihm zu helfen, wenn es geht? Beispiel 3: Mein Mann wollte Muffins backen. Mein Sohn sagte, nein nicht machen. Mein Mann fragte, willst du mir helfen? Mein Sohn sagte, nein heute nicht backen. Er spielte dann mit mir und wir fuhren einkaufen. Als wir zurückkamen, war der Backofen an. Mein Sohn fragte, was ist da drin? Mein Mann sagte „Muffins“. Daraufhin fing mein Sohn an zu schreien. „Nein, ich habe Nein gesagt, heute keine Muffins, hol sie da raus, ich werfe sie in den Müll, ich zerknülle sie.“ Mein Mann „Die Muffins sind für mich, du muss nichts davon essen.“ Mein Sohn „nein, nein, du darfst heute keine Muffins machen“. Mein Mann „Du kannst nicht darüber bestimmen, was ich tue. Wenn ich Muffins essen will, dann mach ich mir Muffins“. Lautes Geschrei. Mein Mann läuft weg. Mein Sohn klammert sich an sein Bein. „Hol sie da jetzt raus, ich mach sie kaputt“. Mein Mann wird böse. „Lass mich sofort los. Stop. Sofort“. Er hatte unser Baby auf dem Arm und sie hat angefangen zu weinen, weil es ihr Angst machte. Ich setzte mich auf den Boden, umarmte meinen Sohn und mein Mann lief weg. Mein Sohn schubste mich weg und lief Papa hinterher. Und schrie noch kurz. Ich sagte. „Hey, wir wollten doch mit den Fotos noch das Poster basteln“. Keine Reaktion. Geschrei. Ich „also entweder wir machen das jetzt sofort, oder heute gar nicht, es ist schon spät.“ Ich laufe mit den Fotos nach oben. Mein Sohn meckert, überlegt, läuft mir hinterher. Als wir am Tisch sitzen und basteln, sagt er „Heute keine Muffins, ich wollte heute keine Muffins“. Ich „die sind für Papa“. Er „Papa darf heute keine Muffins essen. Ich mach sie kaputt“. Ich „Nein, wir machen Lebensmittel nicht kaputt. Sollen wir sie zum Abkühlen auf die Terasse rausstellen?“ Er überlegt. „Ja, bis morgen rausstellen.“ Ich „willst du morgen einen essen?“ Er „Nein“ überlegt. „Ich will nächstes Jahr einen essen“ Ist einen Moment still, dann „Geht das?“ Ich „wir können einen Muffin für dich einfrieren, dann geht das vielleicht“. Er „ok, das machen“. Fragen: Mein Mann sagt, unser Sohn will mit seinem Verhalten und dem Schreien über uns bestimmen und kontrollieren, was wir tun. Ich glaube hingegen, dass er meistens nicht anders kann, weil ihn seine Gefühle übermahnen und er mit der Wut nicht anders umgehen kann. Aber manchmal wie bei den Muffins, verstehe ich es auch nicht so ganz. Was stimmt denn nun? Könnte er mit 4 seine Gefühle schon so weit kontrollieren, dass er bewusst entscheidet, ich schreie jetzt, bis ich es xy bekomme? Wie sollen wir reagieren? Was wäre richtig, Grenzen setzten oder Bedürfnisse erfüllen? Ist das die berühmte Wut- und Trotzphase? Wann wird das besser? Danke und beste Grüße
von Sonnenblume 1812 am 26.01.2023, 12:39