Lela77
Liebe Frau Ubbens, in letzter Zeit habe ich ein immer wieder auftauchendes Problem, mit unserer Tochter, die im Dezember 6 wird. Sie ist ein sehr aufgewecktes, liebes Kind, aber ab und zu hat sie richtig üble Wutanfälle. Ich weiß nicht, wie ich dem begegnen soll. Generell kriegt sie solche Anfälle, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geht. Z.B. ich nehme ihre Sandalen aus dem Auto mit hoch. Sie wollte sie aber selber tragen (was sie aber vorab nicht gesagt hat) und fordert dann, wir müßten zum Kindergarten zurück fahren, nochmal daheim ankommen und dann kann sie die Schuhe nehmen. Aber sie ist halt nicht 2,5 sondern 5,5 Jahre alt. Beispiel heute morgen: Ich sage mehrmals freundlich, dass sie sich gleich anziehen muss. Irgendwann sage ich, letzte Warnung, jetzt mußt Du Dich wirklich anziehen, wir müssen gleich los. Ich mache sie sogar drauf aufmerksam, dass meine Stimmung langsam kippt, weil sie sich immernoch nicht anzieht. Erinnere sie daran, dass sie ja auf keinen Fall im Schlafanzug zum Kindergarten möchte und dass der einzige Weg dann ist, sich anzuziehen. Irgendwann fängt sie an. Ich schaue kurz ins Zimmer, wie weit sie ist. Darauf hin flippt sie völlig aus, weil ich nicht gucken sollte und sie nun wieder "von vorne anfangen muss". Sie zieht sich tatsächlich wieder aus! Ich schimpfe, sie kriegt einen totalen Schreianfall. obwohl sie sich doch eigentlich anziehen möchte! Ich bin ja sogar aus dem Zimmer raus, damit sie sich "in Ruhe" anziehen kann. Aber wie man es macht, ist es dann verkehrt. Wenn sie einmal im Schreimodus ist, kommt sie nicht wieder raus. Es entzündet sich meist an Kleinigkeiten. Ich gehe meist aus dem Zimmer und sage, sie soll sich erst beruhigen, weil ich das Geschrei nicht ertrage. Dann wird es aber noch schlimmer, sie schaltet nochmal eine Stufe hoch, weil sie nicht allein sein will und schreit wie von Sinnen. Ist das "normal" für das Alter, dass sie sich so schlecht im Griff hat? Ich erkläre ihr auch hinterher immer, dass sie doch auch normal mit mir sprechen kann und mir gleich sagen kann, dass sie sich nun anzieht, aber bitte allein sein will dabei. Wie sollte man reagieren bei solchen Anfällen? Raus gehen macht es wie gesagt noch schlimmer. Strafen bringen gar nichts, soll man ja auch nicht überstrapazieren. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass sie eine kleine Schwester (20 Monate) hat. Will sie einfach Aufmerksamkeit? Ich finde, die kriegt sie, aber vielleicht sieht sie das anders ;-) Viele Grüße und vielen Dank schonmal im Voraus Lela
Liebe Lela, Ihre Tochter hat oft eine andere Vorstellung als andere Familienmitglieder. Sie erlebt im Zusammenspiel mit (jüngeren) Kindern, dass sie selbst zumindest eine gleichgestellte Rolle hat und auch oft sagen kann, was wie gemacht werden soll. Dies versucht sie im Familienleben auch, kommt damit aber oft nicht zum Zuge und dies führt zu den Wutanfällen. Sie können versuchen, wenn Sie denn daran denken, danach zu fragen, ob Ihre Tochter oder sie die Sandalen tragen sollen usw. Wenn es gerade am Morgen oft stressig wird, weil das Anziehen zeitlich nicht so gut klappt, bieten Sie von vorneherein an zu helfen. Natürlich kann sich Ihre Tochter mit 5 Jahren alleine anziehen, gerade morgens fällt es den meisten Kindern aber schwer und sie lieben es, wenn Mama oder Papa sie unterstützen. Gehen Sie mit einem kleinen Entgegenkommen einem Stimmungstief aus dem Weg. Möchten Sie, dass Ihre Tochter sich weiterhin alleine anzieht und auch für ähnliche Situationen gilt, dass Sie nicht mehrfach ankündigen, dass es nun Zeit wird ... zu tun. Für immer wiederkehrende Dinge, wie z.B. anziehen, führen Sie feste Strukturen ein. Als erstes nach dem Frühstück wird angezogen, vorher kann nicht gepielt werden o.ä.. Ansonsten können Sie eine notwendige Tätigkeit zweimal ankündigen. "Du kannst noch fünf Minuten spielen (ein Lied lang) und dann ziehst du dich an." Fünf Minuten später dann die endgültige Ankündigung. "Die fünf Minuten sind um, jetzt ziehst du dich (ziehen wird dich) an." Wenn Ihre Tochter möchte, dann setzen Sie sich ins gleiche Zimmer. Versuchen Sie aber nicht, Ihre Tochter zu beschwichtigen. Das regt sie vermutlich nur noch mehr auf. Seien Sie einfach nur da. Viele Grüße Sylvia
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