Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Sozial unreifer 4 1/2 jähriger - Probleme im KiGa

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Sozial unreifer 4 1/2 jähriger - Probleme im KiGa

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Sehr geehrte Frau Schuster, mein Sohn geht seit Sept. 02 vormittags in den Kindergarten. Im August wird er 5 Jahre. Er ist ein ruhiges, manchmal etwas schüchternes Kind. Zu Hause und mit vertrauten Menschen spricht er aber viel und lebhaft, er tobt rum usw. Nachmittags bin ich mit ihm regelmäßig ins Mutter-Kind-Turnen gegangen, seit einigen Monaten bleibt er alleine dort (hat etwas gedauert, aber er hat es gepackt). Bei manchen Freunden bleibt er alleine, bei manchen will er nicht. Auch bei Oma und Opa will er nicht übernachten. Wir zwingen ihn nicht. Sonst ist mein Sohn lustig, kreativ... aber es mangelt ihm tatsächlich an Selbstbewußtsein. Ich habe mich mit der Problematik befaßt und wir bemühen uns, ihn zu stärken. Stand der Kindergartengespräche bisher war: ruhig, schüchtern, spricht nur das nötigste mit den Erzieherinnen, beteiligt sich nie am Stuhlkreis, weint viel wenn etwas nicht klappt z.B. anziehen, in manchen Gruppensituationen eindeutig überfordert, spielt aber schön. Damit konnte ich bisher leben, weil wir ihn erst mit 7 einschulen wollen und er somit noch Reifezeit hat. Am Donnerstag vor Ostern überfiel mich jedoch die eine Erzieherin regelrecht: Ihr reiche es jetzt, mein Sohn sei ja noch nicht mal in der Lage sein Ostergeschenk zu finden, ja, er habe gar keine Anstalten gemacht, sich an der Suche zu beteiligen; er habe sich nichts vom Tisch zu essen geholt, da habe sie ihm einen Teller voll Salami hingestellt; er habe ständig ohne Grund geweint; er sei sozial nicht altersgemäß entwickelt und ich müßte dringend zur Erziehungsberatung, sonst "hat er in der Schule gelitten". Ich war total geschockt und konnte gar nicht viel erwidern. Dann kamen die Feiertage und jetzt ist die Dame in Urlaub. Und direkt anschließend will mein Sohn gar nicht mehr in den Kiga. Er weint morgens wieder, will nichts zum frühstücken mitnehmen und ist völlig durch den Wind. Gestern holte ich ihn ab, da saß er mit 2 Jungs draußen an einem Tisch und hat geheult wie verrückt. Auf meine Frage, was los sei, antwortete er, der eine Junge hätte gesagt, er dürfe nie mehr nach Hause gehen?! Das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen und mich auch, denn ich bin immer pünktlich und habe ihn noch nie im Stich gelassen. Ich habe mich mit der Selbstwertproblematik intensiv auseinandergesetzt, weil mein Sohn seit Geburt vom Temperament her ruhig und zurückhaltend ist (was er von mir hat). Ich bemühe mich sehr, ihn zu loben, ihn Sachen machen zu lassen und was eben so empfohlen wird. Ich bin jetzt am Boden zerstört und frage mich, ob alles umsonst war. Was meinen Sie dazu?


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Hallo Melissa Bitte lassen Sie sich von der einen Erzieherin, die zudem wahrscheinlich an besagtem Tag nicht gerade in bester Laune war, nicht verunsichern. Da Ihr Sohn der Beschreibung nach und sicherlich auch gemäß der Vorsorge-Untersuchnungen beim Kinderarzt, durchaus altersgerecht entwickelt zu sein scheint, wird er seinen Weg schon -auch oder gerade in der Schule- gehen. Akzeptieren Sie seine individuelle Persönlichkeit wie bisher und versuchen Sie weiterhin, sein Selbstbewußtsein durch viel positive Verstärkung zu stärken. Bevor Sie eine Erziehungsberatung aufsuchen, halte ich ein Beratungsgespräch bei einem Kinderpsychologen oder auch bei einem geeigneten Therapeuten für Erfolg versprechender; der Kinderarzt wird Ihnen sicherlich Jemanden empfehlen können. Raten möchte ich Ihnen dann, seitens der Erzieherin einen Bericht zu erbitten und evtl. auch eine kurze Stellungnahme des Arztes. Sehr hilfreich ist es bis dahin, hin und wieder ein ca. gleichaltriges Kind (aus der Gruppe?) zu sich nach Hause einzuladen, da Ihr Sohn in vertrauter Umgebung sehr viel mutiger zu sein scheint. Die in privater Atmosphäre geknüpften Kontakte werden sich dann (hoffentlich) auch in der Gruppe fortsetzen, sodass sie Ihrem Sohn helfen, auch dort seinen pers. Platz und Akzeptanz zu finden. Liebe Grüße und: bis bald?


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Also sowas, es gibt solche Kinder, die muss man nehmen wie sie sind und unterstützen. Du machst das mit dem Loben schon richtig, dein Sohn braucht einfach noch ein bischen Zeit und solch ein Verhalten sehe ich nicht als Sozial unreif an, das währe bei mir Draufhauen, in einer Gruppe nicht zurückstecken können und soche Sachen, die für die Gemeinschaft nicht gut sind. Lass den Kopf nicht hängen, was du vieleicht machen könntest um der Erzieherin den Wind aus den Segeln zu nehmen, könntest du einmal bei einem Ergotherapheut nachfragen, ob es dort kostenlose Beratungen gibt (macht die Therapheutin hier bei uns) gibt es irgendwas, was an dem Verhalten deines Sohnes nicht normal ist, würde so jemand das mit Sicherheit finden und dir helfen. Ansonsten Kopf hoch und mach weiter so. MFG


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Hallo Melissa, das Verhalten der Erzieherin verstehe ich absolut nicht. Sie scheint ja ziemlich genervt zu sein, und daß, wo Dein Sohn doch nur etwas zu ruhig und schüchtern ist. Da ist liebevolles, ermunterndes Verhalten gefragt. Es ist ja in Ordnung, daß sie Dich darauf aufmerksam macht, wenn ihr etwas an Deinem Sohn auffällt, aber so etwas? Und warum können andere Kinder Deinem Sohn so einen Blödsinn erzählen, daß er weint, und es kümmert sich keine Erzieherin um ihn? Ich an Deiner Stelle würde mir ernsthaft überlegen, ob ich nicht den KiGa wechseln würde. Vielleicht wäre ja Dein Sohn in einer kleineren Gruppe oder in einem Themenkindergarten (Wald KiGa o.ä. wenn es das bei Euch gibt) viel glücklicher? Liebe Grüße Bea


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Hallo, Melissa, mein Sohn ist ganz genau so alt wie Deiner und wir haben die gleichen Probleme. Ich habe mich auch schon gefragt, ob Ergotherapie sinnvoll wäre. Die Kinderärztin meinte nur, er sei bei ihr so kooperativ, also erst mal noch abwarten. Ich mache mir auch große Sorgen, da er mit anderen Kindern nicht klar kommt. Er nimmt möglichst keinen Kontakt auf. Auch ich habe ihn immer gelobt etc. Aber einen Erfog, was das Selbstwertgefühl angeht, kann ich leider nicht feststellen. ich bin sehr gespannt, was Frau Schuster dazu meint.


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Hallo Melissa! Such Dir und Deinem Sohn einen anderen KiGa, ist das nicht möglich, nimm ihn raus. Ich will hier nicht die ganze Geschichte ausbreiten, aber ich kenne genau diese Situation, weil es bei meinem Sohn genauso war. Nur haben wir von anderen Leuten leider immer nur gehört *laß ihn drin, er muß dadurch, wie soll es erst in der Schule werden...*. Keiner hat uns den Rat gegeben, ihn rauszunehmen. Das Ende vom Lied war, daß ich ihn erst rausgenommen habe, als es schon zu spät war. Er mußte danach dreimal die Woche therapeutisch behandelt werden. Ich habe lange Gespräche mit seiner Psychologin geführt und sie war auch entsetzt, in welch einem schlechten seelischen Zustand mein Sohn war. Aber am schlimmsten ist, daß ich es mir selbst nicht verzeihen kann, ihn nicht früher rausgenommen zu haben. Daß ich ihn solange noch habe leiden lassen und daß ich zulange auf den Ratschlag *laß ihn drin* gehört habe. Denn heute weiß ich, WIE ein Kind im KiGa leiden kann. Liebe Grüße Heike


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Hallo, ich möchte mich Heikes Beitrag anschließen. Offensichtlich sind die Erzieherinnen in diesem Kindergarten nicht fähig, liebevoll auf sensible Kinder einzugehen. Von dieser "Abhärtungspädagogik" halte ich überhaupt nichts. Vielleicht findest Du noch einen Kindergarten mit kleineren Gruppen (evtl. Waldkindergarten, Waldorf oder Montessori), wenn nicht und Du die Möglichkeit hast, wäre auch mein Rat, ihn aus der jetzigen Einrichtung herauszunehmen. Er verpaßt dort sicher nichts. Mitfühlende Grüße, Anne


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