Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kleinkind extreme Wutanfälle auch Nachts

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Kleinkind extreme Wutanfälle auch Nachts

Ani0908

Hallo, wir sind total ratlos. unsere kleine ist nun 2.5 Jahre. wir hatten vor längerer Zeit schon diese schlaflosen stunden, diese waren dann verschwunden. nun fängt es wieder an. nachts wird sie wach und schreit sich die seele aus dem leib. sie möchte dann milch und dann wieder nicht. sobald ich sie ihr anbiete will sie nicht mehr. wenn ich sie weg tue schreit sie auch.. anfassen oder in arm nehmen geht überhaupt nicht.. sobald ich mich irgendwie bewege oder hinlegen rastet sie auch komplett aus. sie schreit  mich an un sagt ich soll weggehen. wenn ich dann gehe kommt sie hinterher und schlägt mich, ballt die Fäuste und knirscht mit den zähnen (extremer wutanfall) heute war es so extrem ich musste sie festhalten weil sie sich auf den boden warf und umsich schlug und kratzte. das gebrülle dabei war kaum ertragbar. das ganze ging ca. 40 Minuten. dann kam sie von alleine in meine arme (vorher durfte ich oder papa sie ja nicht anfassen..) man merkt ihr an dass sie in meinen arm will aber diese wut (auf mich?) hindert sie daran... ich dachte erst es wäre ein nachtschreck aber es scheint mir doch heftiger als "nur ein nachtschreck" zu sein.. sie war letzte woche krank und musste Antibiotika nehmen.. weiß nicht ob es damit zusammenhängen kann. auch tags habe ich bemerkt dass sie sehr aggressiv zu mir ist. sobald etwas nicht nach ihrer nase geht und ich ihr was verbieten schlägt sie mich und sagt auch : hab mama nicht mehr lieb.. es kam auch schon "hab mama lieb wenn ich Traubenzucker bekomme" oder "ich höre auf zu schreien wenn ich das eis bekomme"... haben wir sie verzogen oder ist das eine Phase oder ist sie einfach Charakterstark? ich versuche auch trotz ihrer Drohungen bei Nein zu bleiben. das passt der maus überhaupt nicht und endet meist in einem geschreie das 1 stunde geht. auch "spiegeln, Verständnis für ihre wut zeigen, ablenken" etc. macht sie nur wütender. nur durch ignoriere bzw. ruhig sitzen bleiben und nichts sagen, hört sie dann  langsam auf. haben sie einen rat für uns? habe angst das unsere Nachbarn sich bald beim Jugendamt melden o.ä.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

Liebe Ani0809, der nächtlichen Wut können Sie evtl. entgegenwirken, in dem Sie zum einen klare Strukturen einführen. Mit 2 Jahren benötigt ein Kind nachts keine Milch mehr. Statt der Milch können Sie Ihrer Tochter eine auslaufsichere Flasche Wasser ans Bett stellen und Ihre Tochter kann sich bedienen, wenn sie das Gefühl hat, etwas trinken zu müssen. Zudem kann das nächtliche Aufwachen an a) zu spätem Schlafengehen oder b) zu frühem Schlafengehen liegen. Wann wird Ihre Tochter tatsächlich müde? Lassen Sie sie länger wach, damit sie beispielsweise morgens länger schläft? Oder ist sie abends noch nicht müde genug? Schläft dann zwar ein, wacht aber nachts wieder auf? Führen Sie 10 Tage lang ein Schlaf-/Wachprotokoll. Wann legen Sie Ihre Tochter schlafen? Wann schläft sie ein? Wann wird sie wach? Wie lange schläft Ihre Tochter in 24 Stunden? Ist es ggf. sinnvoll, die Schlafenszeiten anzupassen und damit wieder zu einem entspannteren Schlaf zu gelangen? Viele Grüße Sylvia


cube

Ja, das ist eine Phase. Die der Selbstbestimmung :-) Manche Kinder sind dabei recht zahm, andere sehr stur & ausdauernd. Aber letztendlich hast du ja schon gemerkt, worauf sie reagiert und was nicht bringt. Wenn "in Ruhe lassen" das Einzige ist, was hilft, dann lass sie in Ruhe bis sie sich abreagiert hat. Wichtig ist aber, dass du klar und stringent in deinen Regeln bleibst. Eben nicht doch noch einknickst, weil du endlich Ruhe haben willst. Überleg dir, was dir wirklich wichtig ist und welche Dinge evt. nicht ganz so eng gesehen werden können. Lass sie auch mitentscheiden - zB welchen Pullover, grün oder rot. Du bestimmt, dass es ein Pullover sein soll, sie kann die Farbe entscheiden. Oder eben andere Dinge, bei denen sie etwas selbst entscheiden darf. Kann sie dann nicht entscheiden bzw. springt vor und wieder zurück und wieder vor, dann entscheidest du. Auch "entscheiden und mit der Konsequenz leben" ist etwas, dass Kinder erst lernen müssen. Entscheidet sie zB "Schokoeis" und will dann doch Vanille, dann gibt es das eben beim nächsten Mal. Denn selbst wenn du noch ein Vanilleeis kaufst und Schoko selber essen würdest, ist das garantiert dann auch falsch :-) Ach ja: schreit sie so extrem laut würde ich ankündigen, genau deswegen jetzt aus dem Raum zu gehen ("das ist mir zu laut"). Und erpressen lassen nach dem Motto "wenn du xy machst, höre ich auf" natürlich auf gar keinen Fall mit machen. Und auch selbst nicht Belohnungen für´s nicht-schreien anbieten. Eher darauf hinweisen, dass man zB noch mal raus gehen kann, wenn sie sich jetzt schnell anzieht (also auch aufhört, rum zu toben), aber leider dafür keine Zeit mehr ist, wenn sie sich noch weiter auf dem Boden wälzt. Auch hier kann sie also selbst entscheiden und für sich eigentlich locker etwas Positives daraus machen - oder eben auch nicht. Aber den Schuh musst du dir dann nicht anziehen ;-)


sommerbaby2020

Hallo liebe verfasserin. Mein Sohn hatte gerade EXAKT das selbe !! Kann nichts hinzufügen. Es war bisher zwei mal so. Einmal an meinem Geburtstag und einmal heute. Ich merke es passiert eher wenn es zu viel zum verarbeiten gibt. Mein Sohn ist hoch sensibel hoch aufmerksam und iwie anders empathisch als andere Kinder. Ich glaube wenn es viel war über den Tag, dann passiert das eher. Er ist auch wegen Kita Wechsel eher nicht in seiner Mitte. Ich könnte mir vorstellen ,dass er mehr Ruhe und Struktur braucht. Und dass es ihm alles manchmal einfach zu viel ist. Dein Post ist jetzt 2 Jahre her. Hat sich was verändert oder kommt es noch manchmal vor ? Mein Sohn ist jetzt 3.5 Jahre. Liebe Grüße


Mandynbg

Ich habe eben auch wieder 1:1 erlebt was sommerbaby2020 beschreibt. Mein Sohn ist gerade total ausgeflippt, zuerst im Halbschlaf und dann war er wach. Da hilft nur ruhig bleiben, auf Augenhöhe gehen und aufpassen, dass sich weder das Kind verletzt, noch man selbst verletzt wird. 


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