Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Aggressionen im Kiga (sehr lang!)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Aggressionen im Kiga (sehr lang!)

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Liebe Frau Schuster, Sie haben mir schon öfter mit Ihrem guten Rat geholfen. Daher möchte ich mich auch dieses Mal wieder an Sie wenden. David (4) geht seinem Jahr in den Kiga. Er geht, wie ich das mitbekomme, gerne hin und fühlt sich in seiner kleinen Gruppe (insg. 10 Kinder zwischen 2 1/2 und 5 Jahren) auch sehr wohl. Nun ist es so, dass David seit einiger Zeit Probleme mit einem Jungen aus seiner Gruppe hat. Der ist 5, sehr gross, den anderen entsprechend körperlich weit überlegen, und er ist ziemlich grob. Von seiner Mutter weiß ich, dass er eine zeitlang in Ergotherpie war wegen seiner Sprachentwicklungsverzögerung und seiner Motorik. Jetzt ist es eben so, dass unsere Söhne sich im Kiga nur noch in den Haaren liegen. Ich habe es selbst beobachtet, weiß es aber auch von seiner Erzieherin und anderen Müttern. Anfangs dachte ich, dass das ganz natürliche Kämpfe zwischen Jungs in diesem Alter sind. Die testen jetzt ihre körperlichen Grenzen und solange sie sich nicht weh tun und alles als Spiel betrachten, ist das auch in Ordnung. Vor einigen Wochen kriege ich nun beim Abholen mit wie mein Sohn von dem besagten anderen Kind mit einem Schirm traktiert wird. Ich habe sofort eingegriffen, weil das kein Spiel mehr ist und mein Sohn hätte verletzt werden können. Wenige Minuten später, während ich noch mit anderen Müttern in eine Unterhaltung vertieft war, sehe ich wie die zwei schon wieder was miteinander haben und der andere meinen Sohn am Arm im Kreis dreht und ihn losläßt. Ich konnte gar nicht mehr eingreifen. Inzwischen berichtet mir David täglich von irgendwelchen Übergriffen des anderen. Sei es, dass der beißt, schubst, haut, Arme und Hände verdreht, sei es, dass er Spielsachen der anderen "klaut" oder deren Gebautes kaputt macht usw. Gestern meinte david auf dem machhauseweg noch:: wäre der xy doch nur tot oder im Gefängnis... Ich hatte nun am Montag in meinem Elterngespräch die Erzieherin darauf angesprochen. Und sie bestätigte mir, dass die beiden nicht zusammen können: es verginge nicht mal eine Minute, da ginge schon das Gebrüll los. Aber nicht nur David sei betroffen, sondern auch die anderen, David aber eben im besonderen. Da der sich natürlich wehrt, kommt es sofort zur körperlichen Auseinandersetzung. Natürlich gäbe es Sanktionen, so die Erzieherin, wie etwa Auszeiten oder "Schimpfen", aber sie gab auch zu, dass das alles nichts brächte. Ich selbst solle beobachten, wie David weiter mit der Situaion umginge, wie er darüber spreche und sobald ich spüre, dass es ihn immer stärker beschäftige, sollten wir uns wieder zusammensetzen. Ich selbst weiss, dass der Junge zu Hause z. Zt. eine ganz schwierige Situation hat: der Papa ist ohne Job und wegen einer Krankheit noch einige Zeit in Kur, sein letztes Jahr geborenes Brüderchen lebt mit einem schweren Herzfehler und verlangt alle Aufmerksamkeit und schließlich lebt die Familie in einem Haus, in dem sie seit einiger Zeit von der übrigen, durchweg alten und kinderlosen "Hausgemeinschaft" wegen des Kinderlärms furchtbar gemobbt werden. Deswegen hält ihn seine Mutter auch ständig dazu an, "ruhig" zu sein. Mir ist natürlich klar, dass das alles Einfluss nimmt auf den Jungen, und dass seine Mutter furchtbar überfordert sein muss. Aber ich finde es wiederum nicht gut, dass das Kind seine Aggressionen, seine Wut, seine Emotionen hemmungslos im Kiga auslebt und die anderen drunter zu leiden haben. Ich fühle mich ganz unsicher, was ich tun könnte. Soll ich überhaupt was tun? Soll ich mal mit der Mutter sprechen? Aber worüber eigentlich? Oder soll ich einfach dem Rat unserer Erzieherin folgen und weiter beobachten und berichten? Ich bedanke mich ganz herzlich fürs Zuhören und bin schon sehr neugierig auf Ihre Antwort! Viele Grüsse Christiane


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Hallo Christiane Vielleicht sollten Sie tatsächlich mal mit der Mutter des Jungen ganz ungezwungen sprechen und ihr vorschlagen, das Kind in einer Sportgruppe anzumelden, damit er sich dort mal so richtig austoben kann. Diese Gruppen sind zudem meist finanziell recht erschwinglich, wenn auf Grund der besonderen Umstände nicht sogar für das Kind kostenlos. Auch können Sie mit David und dem Jungen gemeinsam mal Etwas am Nachmittag unternehmen, bzw. ihn zu sich nach Hause einladen. So wird er sich anerkannt und geschätzt fühlen und er wird es nicht mehr nötig haben, mit seinem aggressiven Verhalten die gewünschte Aufmerksamkeit erzwingen zu müssen. Gleichzeitig werden er und David evtl. "Freunde", sodass Ihr Sohn nicht mehr ständig angegriffen wird. Regen Die ErzieherInnen den Jungen, bzw. 2-3Jungen zusätzlich häufig zu konkreten, gemeinsamen Aktivitäten an und setzen sie besonders gegenüber diesem doch verhaltensauffälligen Jungen verstärkt ein Lob ein, wird es (hoffentlich) nicht mehr allzu oft zu dearartigen Ausschreitungen kommen. Versuchen auch Sie gegenüber Ihrem Sohn möglichst nicht negativ sondern eher mitfühlend über diesen Jungen zu sprechen. Friedliches Wochenende und: bis bald?


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