Guten Tag Dr. Costa,
in meiner letzten Schwangerschaft habe ich mir von sehr viele Gedanken um das Thema Essen gemacht. Diese Gedanken/Sorgen haben sich zum Ende der Schwangerschaft sehr gesteigert, so dass ich eigentlich nichts mehr aß ohne mir Gedanken über Toxoplasmose und Listeriose zu machen. Um diese Themen in meiner nächsten Schwangerschaft gelassener anzugehen, hätte ich ein paar Fragen:
1. Die Gefahr sich in der Schwangerschaft mit Listeriose zu infizieren, ist ja höher als wenn man nicht schwanger ist. Ist das bei Toxoplasmose genauso?
2. In meiner ersten Schwangerschaft war ich sehr darauf bedacht, mir häufig die Hände zu waschen und mir ja nicht an den Mund zu fassen, wenn ich vorher etwas anderes angefasst habe. Mit meiner kleinen Tochter (18 Monate) ist so eine penible Hygiene nicht möglich. Ich habe sie oft auf dem Arm und dann fasst sie mir ins Gesicht und an den Mund. Vorher krabbelte sie z.B. auf dem Boden oder streichelte unseren Hund. Besteht dadurch eine Gefahr sich mit Toxoplasmose zu infizieren? Nachdem wir draußen waren, wasche ich ihr natürlich die Hände. Aber unser Fußboden (auf dem sie spielt) ist nun nicht hygienisch rein (Schuhe, Hund, ...).
3. Ich bin CMV positiv, war es schon in der ersten Schwangerschaft. Muss ich im Umgang mit meiner Tochter, dann auf irgend etwas achten?
4. Meine Tochter ist oft die Bärchenstreichwurst (Geflügelwurst) von Reinerts. Darf ich die in der Schwangerschaft auch essen?
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
amidalah
von
amidalah
am 15.03.2011, 12:52
Antwort auf:
Toxoplasmose, Listeriose, Hygiene
Grundsätzlich gilt es, dass man in der Schwangerschaft etwas empfindlicher gegenüber Infektionen ist, weil die körpereigene Abwehr etwas anders als außerhalb der Schwangerschaft ist. Außerdem müssen Sie auch auf das Kind achten, dessen eigene Abwehr sich allmählich entwickelt.
Zu Ihren Fragen also:
1. Auch eine Toxoplasmose stellt eine Gefahr in der Schwangerschaft dar. Wenn Sie Haustiere haben und die Blutuntersuchung ergeben hat, dass Sie gegenüber Toxoplasmose nicht immun sind (haben Sie schon mal so eine Blutuntersuchung durchgefürt ?), dann sollten Sie auf bestimmte Dinge achten (siehe weitere Antworten, unten).
2. Eine "penible Hygiene", wie Sie sie beschreiben, ist nicht notwendig, weil man sowieso keine echte "Sterilität" wie in einem Operationssaal erreichen kann und auch nicht soll. Händewaschen und Waschen von Salaten und Obst reicht aus. Mit Ihrer kleinen Tochter sollten Sie völlig normal, natürlich umgehen - bitte keinen Waschzwang entwickeln, das bringt Ihnen und Ihrer Tochter nichts. Ganz im Gegenteil, dadurch dass sie draußen spielt und auf dem Boden krabbelt, kommt sie in Kontakt mit allerlei Dingen, die dazu verhelfen, ein normales Immunsystem zu entwickeln. Die Immunabwehr kann sich nämlich nur entwickeln, wenn man einerseits mit vielen Keimen aus der Umwelt in Kontakt kommt und andererseits sich ausgewogen ernährt.
3. Wegen Ihrer CMV-Positivität brauchen Sie im Umgang mit Ihrer Tochter auf nichts Besonderes achten.
4. Die Angaben "Bärchenstreichwurst" und "Geflügelwurst" klingen beide niedlich und gesund. Laut Hersteller enthält sie aber Folgendes:
40 % Truthahnfleisch, 18 % Schweinefleisch, Speck, Trinkwasser, Schweineleber, jodiertes Kochsalz, Emulgator: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, Gewürze, Sahne, Calciumcarbonat, Antioxidatinsmittel: Ascorbinsäure, Konservierungsstoff: Natriumnitrit, Buchenholzrauch. Ich persönlich würde Ihnen empfehlen, diese Wurst lieber zu meiden, weil Speck und Schweineleber in der Schwangerschaft nicht gesund sind. Zwar reden wir hier nicht von "Gift in der Schwangerschaft", aber seien Sie doch etwas vorsichtig damit.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 27.03.2011