Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Wutanfälle + Essen 4 Jähriger

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Wutanfälle + Essen 4 Jähriger

Liliana82

Liebe Frau Schuster, wir haben momentan (wieder) massive Probleme mit unserem Sohn, der im März 4 Jahre alt wird. Er hat 2 jüngere Geschwister (die Schwester wird im Februar 2, der Bruder ist 6 Wochen alt). Er geht seit vergangenen April in den Kindergarten. Insgesamt ist er sobald Fremde dabei sind, sehr sehr zurückhaltend und ich denke, dass er sich im Kindergarten eher schwer tut. Seit einiger Zeit sind einige "forschere" Kinder im Kindergarten. Vielleicht ist das ein Grund für seine Verhaltensänderung. Früher war er ein wirklich liebes Kind, das selten Theater gemacht hat. Momentan ist es nicht möglich eine normale Mahlzeit mit ihm einzunehmen. Er trödelt sehr, manchmal dauert es eine Stunde bis eine einfache Scheibe Brot gegessen ist. Das ist das eine Problem. Das andere Problem ist, dass es dann wenn das Essen weggenommen wird, weil wir Anderen fertig sind und er mit dem Essen spielt, dann gibt es heftige Wutanfälle, die mitunter auch schon mal eine ganze Stunde gehen können. Es kommt aber auch vor, dass solch ein Wutanfall ausserhalb einer Ess-Situation kommt. Heute ist es passiert, dass er unbedingt das Glas seiner Schwester haben wollte, die aber schon daraus getrunken hatte. Dann gab es während wir Anderen gegessen haben keine einzige ruhige Minute weil er die ganze Zeit gebrüllt hat. Als wir dann das Essen nach zweimaliger Ermahnung weggenommen haben, hat er weiter gebrüllt, dass er unbedingt essen will. Wir blieben aber konsequent und haben ihm gesagt, dass es kein Essen mehr bis zum Abendbrot gibt. Als das Theater weiter ging, ist schlussendlich mein Mann mit ihm rausgegangen, um unseren kleineren Kinder ein wenig Ruhe zu gönnen. Noch hat mein Mann Elternzeit, aber ich weiß momentan nicht, wie ich es schaffen soll, wenn er wieder arbeiten muss, Vor einiger Zeit war es genau so schlimm, ich habe daraufhin die Erzierinnen angesprochen, die dann versucht haben, ihn mehr einzubinden in die Gruppe. Durch die Geburt meines zweiten Sohnes war er dann einige Wochen aus dem Kindergarten raus und in dieser Zeit klappte es eigentlich ganz gut. Es gab zwar auch Probleme beim Essen, jedoch ohne diese heftigen Wutanfälle. Insgesamt sind wir sehr konsequente Eltern, sodass er eigentlich wissen müsste was bspw, passiert, wenn er nicht isst, bzw dass wir unsere Drohungen dann auch durchführen. Ich bin wirklich mit meinem Latein am Ende und weiß mir keinen Rat mehr was ich ändern kann um die Situation zu entschärfen. Sein Gewicht ist eher oberhalb den Schnitts, obwohl es bei uns selten Süßigkeiten gibt, die also auch kein Grund sein können für sein schlechtes Essverhalten. Liebe Grüße, Liliana


Hallo Liliana Bitte überlegen Sie einmal ob der Kiga-Alltag nicht die ganze Kraft und Konzentration Ihres Sohnes erfordert sodass er einfach bereits zu müde zum Essen ist und gewisser Maßen zu träumen beginnt. Vielleicht fordert er aber mit beschriebenem Verhalten auch "nur" ein wenig mehr Aufmerksamkeit ein, da er sich durch die Geschwister aus dem Familienmittelpunkt verdrängt fühlt. Zunehmend versucht er sich dann durchzusetzen, beobachtet dieses Durchsetzungsvermögen bei den "forscheren" Kindern und versucht sie dann entsprechend nachzuahmen. Fragen Sie ihn einmal ob er keinen Hunger mehr hat oder warum er so langsam ist; ob er evtl. erst ausruhen und dann essen möchte oder ob es ihm nicht schmeckt. Bevor Sie ihm etwas verbieten, sprechen Sie bitte ein KURZ begründetes Nein, während Sie ihm gleichzeitig eine geeignete Alternative anbieten. Sa darf er das Glas, aus dem seine Schwester bereits getrunken hat zur nächsten Mahlzeit bekommen. Bekommt er dennoch mal einen nicht immer vermeidbaren Wutanfall, zeigen Sie bitte Mitgefühl für seine Verärgerung und regen Sie ihn zu einer geeigneten Möglichkeit an seine Wut rauszulassen. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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