Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Kita keine Bindung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Kita keine Bindung

antjesock

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Sehr geehrte Frau Ubbens, mein 3 jähriger Sohn geht seit 2 Monaten in die Kita. Die Eingewöhnung wurde sehr schnell durch gezogen. Am 1. Tag sollte ich für eine Stunde gehen. Das hat mein Sohn auch zugelassen. Am 2. Tag sollte ich nach einer Stunde auch schon gehen und erst wieder kommen Wenn die mich anrufen. Ich bin dann trotzdem nach 3 Stunden wieder gekommen weil ich das zu heftig fand. Am 3. Tag war er dann schon von 8:30 bis 13:30 Uhr da. Er fand das bis Dato alles recht toll und aufregend. Hat viel geguckt und auch gespielt. Wenn auch viel für sich alleine. Nun sind 2 Monate vergangen und die Erzieherinnen beschweren sich er würde extreme Rückschritte machen. Er spielt überhaupt nicht mehr sondern guckt nur und er macht wieder in die Windel obwohl er vorher so gut wie trocken war. Sie meinen es sind zu viele Eindrücke die er nicht filtern könne. Das werde ich durch den Kinderarzt mal abchecken lassen. Weitaus wichtiger habe ich den Eindruck er hat überhaupt keine Bindung zu den beiden Erzieherinnen aufgebaut. Könnte das an der kurzen Eingewöhnung liegen? Er ist ein sehr schüchternes, zurückhaltenes und unsicheres Kind. Mein Mann und ich waren als kind auch so. Die Erzieherinnen sind aber eher resolut. Daher möchte er auch nicht mit ihnen reden. Ich Frage mich ob das überhaupt die richtigen Erzieherinnen für meinen Sohn sind. Neulich wollte er einen Nachschlag beim Mittagessen haben. Er ist auch alleine mit seinem Teller zu ihnen gegangen. Hat aber als er auf seinem Platz war seine Gabel vergessen. Er hat sich nicht getraut wieder hinzugehen. Ein anderes Kind wollte ihm eine holen. Wurde aber zurück geschickt weil er die alleine holen sollte. Die haben ihn 10 min so sitzen lassen bis er sich letztendlich doch eine geholt hat. Die anderen Kinder waren natürlich längst beim Nachtisch. Und er wollte auch, durfte aber nicht weil er sein Essen noch nicht aufgegessen hatte. Sind solche Methoden normal im einer Kita? Die Erzieherinnen sagen dass sie in über 30 Jahren so ein Verhalten nicht kennen würden. Er wäre auch total unselbstständig. Zuhause kann ich das nicht bestätigen. Er ist ein sehr selbstständiges, willensstarkes Kind. Hat auch soziale Kontakte. So richtig gerne geht Er auch nicht mehr in die Kita. Was raten Sie mir? LG antjesock


Sylvia Ubbens

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Liebe antjesock, die schnelle Eingewöhnung ist in den meisten Kindergärten ganz normal. Kinder, die nicht weinen oder sich an Mama klammern, werden i.d.R. fast sofort "getrennt". Ihr Sohn hat den Anfang sehr gut mitgemacht, so dass die Erzieher entsprechend gehandelt haben. Für viele Kinder entsteht nach der Anfangseuphorie, alles ist neu und spannend, eine Zeit, in der sie etwas ruhiger sind und sich vielleicht nicht so beteiligen, weil ihnen bewusst wird, dass der Besuch des Kindergartens nicht etwas einmaliges, sondern etwas langfristiges ist. Irgendwann spielt sich dann alles wieder ein. Viele Kinder sprechen im Kindergarten erst einmal nicht. Das ist ganz normal und ändert sich i.d.R. nach ein paar Monaten von selbst und hat meist nichts mit der Mentalität der Erzieher zu tun. Nichtsdestotrotz muss es nicht sein, dass ein dreijähriges Kind so lange vor dem Essen sitzen muss, wenn sich doch ein anderes Kind kümmert. Suchen Sie das Gespräch mit den Erziehern. Fragen Sie nach, welche Erwartung sie an die Kinder haben und wie sie diese fördern und fordern. Erzählen Sie gerne, wie sich Ihr Sohn zu Hause verhält. Ggf. sprechen Sie anschließend auch mit der Leitung. Vielleicht können Ihre Bedenken damit ausgeräumt werden und auf der anderen Seite auch Ihre Wünsche Gehör finden. Viele Grüße Sylvia


cube

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Ich antworte jetzt mal ganz kurz und knapp: nein, das Verhalten/Methoden der Erzieherinnen ist nicht normal. "In über 30 Jahren ..." - heißt, die Erzieherinnen sind auch seit über 30 Jahren in dem Job? Und haben sich seit dem nicht den Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie angepasst, sondern ziehen durch, was vor 30 Jahren Gang und Gäbe war? Dein Kind verhält sich normal. Ich bin überrascht, das er diese "nicht-Eingewöhnung so gut mitgemacht hat. Aber klar, es gibt Kinder, die brauchen nur wenig Zeit. Aber ein eher zurückhaltendes Kind wird sich aus der Not heraus Anpassen - aber nicht wirklich angekommen sein. Da wird er sich dort nicht viel trauen, sich in sich zurück ziehen und möglichst nicht auffallen wollen. Ich würde mit der Kita mal sprechen, wie sie meinen, das sie in Zukunft euer Kind in seiner Selbstständigkeit fördern wollen - ohne es mit solchen absurden Maßnahmen wie "wenn du die Gabel nicht selber holst, kannst du halt auch nicht essen" und dann weiter demütigen/vorführen mit "tja, DU hast ja noch nicht aufgegessen - deswegen gibt es keinen Nachtisch". Er wird also nochmal dafür "bestraft", das er sich nicht getraut hat, die Gabel sofort selber zu holen. "Schön" auch, wie die Empathie des anderen Kindes zurückgewiesen wird und es NICHT! helfen darf. Sorry, Maßnahmen wie vor 30 Jahren. Sprich mit der Kita und sage denen auch, das euer Kind zu Hause nicht so ist. Locke die erst mal aus der Reserve und frage, was sie so planen, euer eher schüchternes Kind zu stärken. Nicht zwingen, stärken. Und je nach dem, was da so kommt, würde ich darauf hinweisen, das du mit solchen Maßnahmen nicht einverstanden bist und es euer Kind sicher nicht selbstständiger macht, ihn so unter Druck zu setzen.


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