Liebe Frau Ubbens, wir befinden uns aktuell in der Eingewöhnung unseres 18 Monate alten Sohnes in einer Kita. Diese habe zunächst ich, die Mutter, übernommen. Mein sehr offener und fröhlicher Sohn hat zu Beginn großes Interesse an den Spielsachen gezeigt und ist, so wie ich ihn kenne, direkt auf Entdeckungstour gegangen. Am Tag 3 sah das Konzept die erste Trennung vor. Ich hatte beobachtet, dass mein Sohn es bisher vor allem auf die Spielsachen abgesehen hatte und die sehr zurückhaltende Betreuerin überhaupt nicht wahrgenommen hatte, habe aber den Experten vor Ort trotzdem vertraut. Die für zehn Minuten angesetzte Trennung war ein Disaster- mein Sohn schrie immer lauter und panischer, die Leitung die zu mir kam erklärte mir, dass sie trotzdem nicht abbrechen wollen, da es immens wichtig sei, ihn nun zu beruhigen. Nach ca. 20 Minuten merkten sie, dass dies nicht möglich war und brachten mir meinen Sohn, der sich zwar dann auf meinem Arm sofort beruhigte und kurz darauf sogar mit mir lachte, aber im Nachgang zeigte, dass die Situation Spuren hinterlassen hatte. In den nächsten Tagen wich er nicht mehr von meiner Seite, schnitt die Betreuerin regelrecht und wurde panisch, wenn ich nur aufstand um mir ein Wasser einzuschenken. Auch im privaten Umfeld war er nicht mehr so offen wie zuvor, sondern brauchte sehr lange um bspw. selbst beim sehr vertrauten Onkel und Cousin aufzutauen und mit ihnen zu spielen. In der Kita wurde mir immer wieder gesagt, dass wir nun Trennungen üben müssten und dass sie nur zwei Wochen zeit hätten, da dann die nächsten drei Kinder eingewöhnt werden müssten. Nachdem ich mich quer stellte, wurde gebeten, dass mein Mann weitermache. Nach eineinhalb Wochen Eingewöhnung übernahm also er und wurde direkt an seinem ersten Tag, ähnlich vertrauend wie ich, vor die Tür geschickt. Wieder ein großes Drama bei meinem Sohn. Trotzdem probierte es mein Mann am nächsten Tag noch einmal und mein Sohn machte es etwas besser mit, lies sich etwas beruhigen, blieb aber weiter zurückhaltend und vor sich hin schluchzend in der Ecke und traute sich nicht mitzuspielen. Da er sich etwas beruhigt hatte sollte er noch zum Mittagessen bleiben, mein Mann wartete weiter draußen bis mein Sohn dort dann wieder anfing zu weinen und man ihn zu ihm brachte. Am nächsten Tag sollte er dann dort gleich Mittagsschlaf machen, was uns nach nicht mal zwei Wochen und noch sehr verhaltenem Vertrauen viel zu früh war. Nachdem mein Sohn dann Nachts krank wurde, hatte sich dies vor dem Wochenende ohnehin erledigt, da wir ihn nicht in die Kita bringen konnten. Am selben Tag haben wir nun über eine Freundin einen Platz in einer anderen Kita angeboten bekommen. Diese gestalten die Eingewöhnung laut meiner Freundin und auch der Leitung unglaublich sanft, sie sieht keinen festen Zeitplan vor sondern, orientiert sich voll an den Bedürfnissen des Kindes. Den Platz könnten wir in 1,5 Monaten haben - sollten wir ihn annehmen würden wir unseren Sohn selbstverständlich nicht mehr in die „alte“ Kita bringen sondern das nun direkt abbrechen. Was empfehlen Sie aus pädagogischer Sicht? Macht es Sinn in der bisherigen Kita weiter zu machen, da mein Sohn eine erste kleine Besserung gezeigt hat? Oder empfehlen sie trotz erneuter Umstellung in die Kita zu wechseln, bei der wir nach der jetzigen Erfahrung zwischenmenschlich ein besseres Gefühl haben und die noch einmal sanft versuchen wird ein richtiges Vertrauen aufzubauen? Wir wollen unseren Sohn nicht zusätzlich verunsichern und versuchen für ihn die beste Lösung zu finden. Herzlichen Dank daher für ihre Einschätzung!
von E. Rose am 19.09.2022, 21:47