Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wutanfälle beim Zweijährigen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wutanfälle beim Zweijährigen

FrauStorch

Sehr geehrter Herr Nohr, unser Sohn wurde im April zwei und war schon immer ein recht anspruchsvoles Kind mit einem sehr großen Dickkopf. Bereits als kleines Baby brüllte er fast alles Spielzeug nach kurzer Zeit an, wenn es nicht so klappte wie er wollte. Das zieht sich seitdem durch. Seit einiger Zeit bekommt er starke Wutanfälle wenn er seinen Willen nicht bekommt. Es beginnt damit dass er irgendwas möchte, was nicht geht und dann beruhigt er sich lange nicht mehr (bzw. lässt sich auch nicht beruhigen). Er schreit und brüllt bis er knallrot ist, beginnt vor Wut zu zittern, reißt sich an den Haaren und wirft Dinge durch die Gegend. Heute wollte er unbedingt beim Aussteigen aus dem Auto noch am Lenker sitzen, ich ließ ihn erst etwas. Als ich dann sagte: "Komm, wir gehen nach Hause" ist er vollkommen durchgedreht. Er brüllte und kreischte rum, schrie immer "Mama weg", "nicht nach Hause" und "Auto sitzen" und lief im Gesicht rot an. Das ganze ging so weit, dass er begann nach mit zu treten. Ich hob ihn dann aus dem Auto und schloss dieses zu. Das folgende Theater ging dann eine Stunde weiter. Er blieb beim Auto stehen und rüttelte am Türgriff und zitterte vor Wut. Er schrie immer: "Auto sitzen, Auto sitzen" und tobte wie ein Wilder. Ich wartete zunächst ab, aber am ende musste ich ihn (um sich schlagend) nach Hause bringen weil er sich nicht beruhigte.


Liebe Frau Storch, Sie haben ein Kind in der Hochphase dessen, was man Trotzalter nennt. Eine heftige aber auch wichtige Phase für die Beziehung. Er will alles selbst machen, selbst entscheiden, keine Einschränkungen akzeptieren. Das ist eine wichtige und gute Haltung, wenn sie nur nicht so anstrengend wäre. Denn Sie müssen darauf achten, wo er diese Möglichkeiten hat (und wo nicht!) und ernten dafür keinerlei Anerkennung. Sie sind nur mehr oder weniger schlimm, einschränkend. Wesentlich beim Umgang damit ist die eigene Haltung und die verändert sich wenn man weiß, dass dies eine gute und wichtige Entwicklungsbewegung ist. Da, wo Sie beschränkend und auch schützend eingreifen müssen, sollten Sie es klar aber nicht demütigend tun. ( Er darf nicht alleine im Auto bleiben, aber er ist kein dummer Junge, nur weil er das will). Es muß eine anerkennende Grundhaltung sein, die sich immer da, wo es nötig ist, das Recht (und die Pflicht) nimmt, zu begrenzen, ohne Lob dafür zu erwarten. Ich weiß wie schwer das ist, aber es ist eine hilfreiche Entwicklungsphase und es hilft der Beziehung sehr, wenn man die gut miteinander hinkriegt. Dafür brauchen Sie im Augenblick Kraft, Ausdauer und Frustrationstoleranz. Das wünsche ich Ihnen. Dr.Ludger Nohr


FrauStorch

Zu Hause ging das noch 45 Minuten so weiter. Er verweigert dann alles, egal worum es inhaltlich geht, es geht nur noch ums Willen durchsetzen. Man darf ihn nicht anfassen und sobald man ihn anspricht dreht er erneut auf. Es dauert dann sehr sehr lange bis er wieder aus dieser Schleife heraus kommt. Solche Situationen haben wir 3-4x die Woche... Wir wissen damit nicht so recht umzugehen, wir haben alle Varianten durch: Gut zureden, versuchen zu beruhigen, abwarten und machen lassen etc aber nichts ändert die Situation. Manchmal geht es ja auch nicht anders, ich kann ihn nicht eine Stunde auf dem Parkplatz toben lassen wenn wir Termine haben. Aber er wehrt sich mit Händen und Füßen, ich hab manchmal schon Sorge dass er sich verletzt wenn ich ihn dann einfach schnappe und mitnehme. Letztens ist er meinem Mann fast vor Arm geflogen. Auch wir bekommen dann schonmal blaue Flecken ab. Vom Gefühl her nimmt es an Intensivität zu, je älter er wird. Er ist insgesamt sehr autonomiebedürftig und will alles, aber auch alles selber machen. Wir lassen ihn auch überall dort, wo man es halbwegs vertreten kann. Aber manche Dinge kann ein Zweijähriger nicht überblicken und dann haben wir hier ein riesen Theater. Und er weiß dann selber nicht mehr wohin mit sich, so verzweifelt ist er dann. Haben Sie einen Tipp für uns?


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