Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Extreme Wutanfälle - 5 Jahre

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Extreme Wutanfälle - 5 Jahre

LindiMama

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Liebe frau Henkes, Sie geben sehr wertvolle Rückmeldungen. Auf diesem Wege danke ich Ihnen für ihre tolle Arbeit hier im Forum! Unsere Tochter, 5 Jahre, war immer schon ein sehr gefühlsstarkes, autonomes Kind. Immer wieder hat sie wütende Perioden, in denen sie IMMER Zuhause haute, biss, Sachen umwarf etc. Diese Perioden gingen aber immer wieder vorbei, sie entwickelte sich. Nun sind wir in einer Phase, die noch nie so heftig war. Meist abends (müde, wenig Impulskontrolle) legt sich plötzlich bei ihr ein Schalter um und aus einer kleinen Situation, die nicht so verläuft, wie sie möchte, beginnt sie entweder meinen Mann oder mich zu attackieren, als wäre sie plötzlich ein anderes Kind. Sie boxt in den Bauch oder will ins Gesicht schlagen. Wir wehren diese Attacken- möglichst ruhig - ab. Das hilft alles nicht und sie ist wie im Wahn. Egal was wir machen, wir schaffen es in diesen Momenten nicht, irgendeinen Zugang zu ihr herzustellen. Es ist auch gefährlich,weil sie immer stärker wird, wir sie abwehrern oder festhalten müssen. Das wollen wir gar nicht. Gestern musste ich sie zurückstoßen, da sie so auf mich drauf gegangen ist, dass sie voll auf den Po gefallen ist. Sie nimmt es so wahr, dass ICH ihr nun weh getan habe. Wir erklären ihr immer - auch im ruhigen, wenn die Wutphase vorbei ist, dass wir uns wehren müssen, wenn sie uns so attackiert. Nachher tut ihr die Aktion immer sehr leid und sie scheint richtig zu leiden. Wir trösten sie und nehmen sie in den Arm, erklären, dass wir sie trotzdem lieb haben, aber dass die oberste Regel bei uns ist, dass niemand geschlagen, geboxt oder andersweitig weh getan wird. Sie scheint dann verständlich. Generell ist sie ein sehr empathisches Kind, im Alltag selbstständig, freudig etc., es gibt sonst keine großen Probleme, daher können wir uns das Ganze nicht erklären. Wir pflegen eine bedürfnisorinetierte Erziehung aber mit klaren Regeln, möglichst ohne Schreien etc. (klappt nicht immer). Uns scheint, dass sie in diesen Situationen nicht mehr sie selber ist, sie jagt uns regelrecht, sodass mein Mann schon aus dem Haus in den Garten geflohen ist. Gestern war es so schlimm, dass wir sie  -mein Herz weinte - auf die Terrasse gehoben haben und die Tür zugemacht haben, bis sie sich nach 5 Minuten beruhigt hatte und leidig anfing zu weinen. Wir wussten uns nicht anders zu helfen und fühlen uns nun schlecht. Wenn wir mit ihr sprechen, hat sie schon mal gesagt, dass sie nicht aufhören kann. Gestern habe ich dann als Konsequenz keine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen (letzte Woche mussten wir schon alle Bücher entwenden,weilsie alle aus ihrem Regel gerissen und darauf rum gesprungen ist). Das mit der Geschichte hatte ich sogar noch im Ruhigen nachmittags mit ihr besprochen, damit sie wusste, was passieren würde, wenn sie wieder so attackiert. Sie ist im übrigen Einzelkind, wobei wir stark darauf achten, dass keiner von uns "erste Geige" spielt. Aber was, wenn sie es wirklich nicht reguliert bekommt? Sie macht es ja nur bei uns, was nicht dafür spricht, oder? Wir wissen einfach nicht weiter. Wir danken Ihnen im Voraus.  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, vermutlich fällt es Ihrer Tochter noch schwer ihre aggressiven Impulse zu integrieren. Gleichzeitig trägt Sie - alterstypisch - mit Ihnen einen Machtkampf aus, in dem sie dominieren möchte. Für die psychische Entwicklung von Kindern dieses Alters ist es wichtig, dass sie erleben, dass sie solche Machtkämpfe nicht gewinnen können. Sie benötigen die Sicherheit, dass die Eltern ihnen gewachsen sind und bei der Regulierung helfen. Eine Fünfjährige "weiß", dass sie nicht an Stelle der Eltern die Macht übernehmen kann. Wenn Ihre Tochter außer sich gerät, braucht sie Ihre Unterstützung, um wieder zu sich zu kommen. Das kann eine Fünfjährige nicht aus Einsicht oder Strafangst. Ihre Tochter braucht eine unmittelbare klare Begrenzung, sobald sie beginnt, Sie anzugreifen. Für Ihre Tochter ist es hilfreich, wenn Sie nicht vor ihr weglaufen, sondern auf sie zugehen und sie festhalten. So bekommt sie eine zuverlässige Antwort auf das, was in solchen Situationen unbewusst herausfinden will. Sie als Eltern signalisieren ihr: Wir halten dich (aus), wenn du sehr wütend bist, sind dir nicht böse und lieben dich weiter. Aber wir lassen nicht zu, dass du uns angreifst. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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