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Mutter und Baby im Bett
Tomsickova - stock.adobe.com

Schlaf gehört zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens, die erst ins Bewusstsein kommen, wenn sie gestört sind oder werden. Dann zeigt sich, dass zu einem gesunden und erholsamen Schlaf eine ganze Menge zusammen­kommen muß, guter Schlaf eben nicht selbstverständlich ist und es gerade im Kindesalter immer wieder Begleitung braucht, um sich dem Schlaf ohne Angst überlassen zu können.

Man geht davon aus, dass bis zu 30 Prozent aller Kinder (besonders die zwischen 6 Monaten und 3 Jahren) abends schlecht einschlafen und/oder nachts häufig wach werden. Der Schlaf junger Säuglinge ist noch sehr von den körperlichen Bedürfnissen wie Hunger geprägt, und auch danach ist das mehrmalige Aufwachen nachts noch im Bereich des Üblichen. (Dass Menschen und bes. Kinder „durchschlafen“ ist also eher eine fixe Idee.) Das zeigt, dass wir es hier nicht mit einem Einzelphänomen zu tun haben. Das ist deshalb wichtig zu wissen, weil viele Eltern schamvoll das Problem verschweigen und so auch selbst mit dem Problem alleine bleiben.

Das Leben der Menschen ist von verschiedenen zeitlichen Rhythmen geprägt wie den Jahreszeiten, dem Wechsel von Tag und Nacht, den Mondzyklen, den Gezeiten. Vor allem der Tag-Nacht-Wechsel hat deutliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Hormonproduktion (z.B. Wachstumhormon, Melatonin, Cortisol).

Der Schlaf folgt einer bestimmten Rhythmik, die vom Alter, dem Geschlecht, der Jahreszeit abhängig ist. Wir unterscheiden 4 Schlafphasen (1.Schlafstadium, 2.Schlafstadium, Tiefschlaf, REM-Schlaf), die sich mehrfach in der Nacht wiederholen. Bei Babys dauert ein solcher Zyklus ca. eine Stunde, beim Erwachsenen 90 Min. und die verschiedenen Phasen sind auch unterschiedlich lang. So ist die Phase des Traumschlafs, in dem die Kinder leichter wach werden, länger als bei Erwachsenen. (Zwischendurch werden Erwachsene bis zu 30 Mal wach, ohne sich dran zu erinnern. Das ist erst möglich, wenn die Wachphase länger als drei Minuten gedauert hat.). Man geht davon aus, dass der verlängerte Tiefschlaf der Säuglinge die Gehirn­entwicklung fördert. Es dauert Jahre bis der Schlafrhythmus ausgereift und stabiler ist.

Die Schlafzeit und deren Verteilung über den Tag verändert sich mit zunehmendem Alter. Können Neugeborene noch 16-18 Std. schlafen, verringert sich die Zeit langsam aber stetig. Einjährige schlafen im Schnitt 10-11 Std. in der Nacht und machen noch 1-2 Schlafeinheiten von 1-2 Std. und Dreijährige brauchen bei ähnlichem Nachtschlaf nur noch einen Mittagsschlaf. Das sind alles Mittelwerte, die Streuung ist da sehr groß, jedes Kind hat sein eigenes Schlafbedürfnis. In der Regel sind die Kinder viel „klüger“ als die Erwachsenen und schlafen, wenn sie müde sind. Aber der Lebensrhythmus, vor allem der westlichen Welt, verlangt Struktur und Ordnung.

Was beeinflusst nun die Schlafdauer, warum schlafen manche Kinder leicht ein und länger durch, andere wiederum scheinen stündlich wach zu werden und auf sich aufmerksam zu machen? Was kann man selbst tun, um den Schlaf erholsam und die Schlafenszeit des Kindes „familientauglich“ zu machen?
Der erste und wichtige Punkt ist zu lernen, den Rhythmus des Kindes zu spüren. Wann zeigt es Anzeichen von Müdigkeit, zu was steht es in Verbindung. Da Neugeborene nur einen gering ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus haben, gilt es seine Entwicklung in Kombination mit Hinweisen des Kindes zu ünterstützen. Dieser entwicklelt sich im Laufe der ersten Monate und wird durch strukturierende Maßnahmen wie Wickeln, Mahlzeiten, Einschlafrituale usw. gebahnt.

Schlafrituale, die Eltern und Kind gemeinsam gefunden haben, vermitteln Sicherheit, Vorhersehbarkeit, Verlässlichkeit. Sie sind damit eine wichtige Hilfe gegen die Trennungsangst. Einschlafen ist auch ein sich überlassen, ein aufgeben der Kontrolle und des Sicherheitgefühls, dass am nächsten Tag alles wieder gut ist und alle wichtigen Menschen wieder da sind. Diese Sorge wird durch die Dunkelheit noch verstärkt . (Dunkelheit beeinflusst die Wahrnehmung und die Stimmung bei allen Menschen) Und Kinder entwickeln erst um das 2-3 Lebensjahr die Fähigkeit zu glauben, dass auch abwesende Personen da sind, erreichbar sind. Deshalb ist die Anwesenheit der primären Bezugspersonen die beste Hilfe gegen diese Trennungs-Angst.

Kleinkinder werden durch die Anwesenheit eines Elternteils nicht verwöhnt, im Gegenteil, es stabilisiert die Bindung und damit das Vertrauen. Warum dies nicht selbstverständlich genutzt wird (mehr als Dreiviertel aller Eltern bleiben in dieser Phase nicht bei ihrem Kind) hat verschiedene Gründe. Zum Einen gehört es nicht zu unserer kulturellen Tradition, anders als in asiatischen und einigen südlichen Ländern. Dann gibt es die Angst der Eltern, das Kind zu verwöhnen, sodass es ohne diese gar nicht mehr einschlafen würde. Und es gibt natürlich und verständlich auch den Wunsch nach der elterlichen Intimität. Und nicht zuletzt gibt es die Idee, das Kind zu einem starken und selbstständigen und autonomen Menschen werden zu lassen, indem es schon früh lernt, schwierige Siuationen zu überstehen. Wenn besser bekannt wäre, dass dies z.T. Irrtümer sind, wäre schon viel gewonnen.

Ein kurzes Wort noch zum ruhigen und wachen Liegen, das Kinder nach dem Aufwachen immer mal wieder zeigen. Dies ist ein meist wohliger Zustand, in dem sich das Kind mit sich beschäftigt und sich auch genügt und weder Ablenkung noch direkte Kontakte braucht.

Schlafrituale sollten mit liebevoller Klarheit weitgehend eingehalten werden um den rituellen Wert zu erhalten.

Übergangsobjekte sind vom Kind gefundene Gegenstände (Kuscheltiere, Windeln, T-Shirts der Eltern usw.), in denen es wichtige Anteile der nahen Personen wie Geruch, Weichheit, Anschmiegsamkeit erkennt und die so Trennungen und Übergänge erleichtern können. Schon ab einem halben Jahr können diese gefunden (nicht verordnet) werden und sind vor allem beim Einschlafen eine Hilfe. Sie ermöglichen etwas „mitzunehmen“, was die Eltern symbolisiert. Anfangs können sie die elterliche Nähe ergänzen, später haben sie auch Ersatzfunktion.

Einschlaf- und Durchschlafprobleme können viele Gründe haben, körperliche wie seelische, bei Kindern und bei Eltern. Bei den seelischen geht es meist um Trennungsängste und Angst vor dem Alleinsein. Und im Gegensatz zu den Eltern können die Kinder die Situation nicht beeinflussen. Hilfreich ist alles was diesen Stress mindert, vor allem Nähe und Zuwendung. Das bedeutet, dass es eigentlich selbstverständliche Aufgabe der Eltern ist das Kind zu begleiten, bis es in der Lage ist, alleine in den Schlaf zu finden. (Dies verläuft bei jedem Kind anders) Das ist keine Verwöhnung, sondern notwendige Begleitung um Vertrauen, Sicherheit und irgendwann auch Selbstständigkeit zu erreichen. Diese Grundsicherheit durch die selbstverständliche Begleitung ist ein ganz wesentlicher Baustein zu einer guten und stabilen Bindung und Entwicklung. Und es ist kein Ausdruck besonderer Entwicklung, wenn Kinder früh alleine einschlafen können/müssen.

Der Schlaf hat verschiedene Funktionen, die mehr oder weniger bekannt oder gesichert sind. Auf jeden Fall dient er der Erholung, der Entlastung und so auch der Stärkung des Immunsystems. Im Schlaf ordnen und sortieren wir unsere Gedanken und verarbeiten seelische Aufregungen. Das Gehirn kann im Ruhemodus Netzwerke entlasten, die es für den Alltag braucht und Energie speichern, die für das tägliche Funktionieren nötig sind. Es ist deshalb eine wesentliche Aufgabe von Eltern, Kindern die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Schlaf diese Funktionen erfüllen kann.

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