Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wutanfälle

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wutanfälle

Brunhilde

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Hallo Frau Henkes, unsere Tochter ist 21 Monate alt und wir kämpfen derzeit mit starken Wutanfällen, von denen ich dachte, dass es normal sei, mittlerweile aber zu zweifeln beginne. Unsere Tochter steckt mitten in der Autonomiephase und weiß ganz genau was sie möchte und was nicht. Leider endet fast alles, was sie nicht möchte in einem Wutanfall. Die Windel und Klamotten an und ausziehen, weglaufen, Essen etc. Ich versuche schon Situationen zu meiden, die einen Ausbruch provozieren könnten, aber dies ist nunmal nicht immer möglich. Zum Beispiel möchte sie abends alle Kuscheltiere mit ins Bett nehmen. Nun wollte sie auch noch den Türstopper etc mit ins Bett nehmen, um einfach hinaus zu zögern nicht ins Bett zu wollen. Das haben wir nicht zugelassen, ich habe ihr in Ruhe erklärt, dass sie schon viele Kuscheltiere im Bett hat, die alle mit ihr schlafen wollen und das es jetzt nicht noch mehr mit ins Bett geht. Und dann geht es los, sie schreit, haut sich selbst, beißt mich, schmeißt sich auf den Boden und es eskaliert. Ich sitzte ruhig daneben, biete ihr an, dass ich sie tröste, sie will nichts und niemanden. Manchmal möchte sie dann zu Papa und kuschelt mit ihm und beruhigt sich. Ansonsten sollen alle weg gehen und auch wenn sie sich beruhigt hat möchte sie nicht auf unseren Arm. Heute Abend gab es wieder einen Wutanfall, weil sie dieses Mal ihren Schlafsack nicht anziehen wollte.   Diese Situationen haben wir mehrfach täglich. Vor allem, dass sie sich selbst mit der Faust gegen den Kopf haut, das tut sich auch in Situationen in denen ich ihr etwas verbiete oder wenn ich mir selbst mal weh tue. Als würde sie sich selbst bestrafen wollen. Heute habe ich mit einem anderen Kind gespielt und sie war scheinbar eifersüchtig. Da fing sie sofort an sich mit der Faust gegen den Kopf zu hauen. Sie hätte ja zu mir laufen können, oder sagen können: Mama, ich ! Es macht mir Angst sie so zu sehen.    Zudem haben wir nun seit einigen Wochen das Problem, dass sie sowohl Mittags als auch Abends nurnoch sehr sehr schwer in den Schlaf findet. Es dauert ca. 1 Stunde bis sie einschläft. Obwohl sie sehr müde ist, dreht sie total auf, wenn es ins Bett gehen soll. An den Abendroutinen hat sie nichts geändert und auch sonst gab es keine Veränderungen in ihrem Leben. Sie geht noch nicht in die Kita, da ich noch in Elternzeit bin. Wir hatten nun vor ein Paar Tagen einen Nachtschreck zum allerersten Mal. Wenn es sich bei all dem um ein alterstypisches Verhalten handelt, dann bin ich beruhigt. Ich frage mich allerdings bei der Häufigkeit und der Intensität der Wutausbrüche, ob es alles im Rahmen ist.  Können sie mir sagen, wie ich diese Autoaggressivität unterbinden kann ? Vor allem das Schlagen mit der Faust gegen den Kopf ist für mich schwer erträglich, aber auch das Beißen mir gegenüber. Vielen Dank für ihre Arbeit und Hilfe.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist für die Trotzphase ganz üblich. Sie möchte ihren Willen erproben, was ihr zu mehr Autonomie verhilft. Wenn ihr das nicht gelingt, gerät sie in Wut, der sie noch ausgeliefert ist. Je nach Temperament und Charakter eines Kindes fallen die Wutanfälle unterschiedlich heftig aus. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie ihre Wutanfälle so einfühlsam begleiten, wie  Sie es beschreiben. Sie fühlt sich so mit ihren heftigen Affekten nicht alleingelassen und muss nicht befürchten, von Ihnen wegen ihres aggressiven Verhaltens nicht mehr geliebt zu werden. Das autoaggressive Verhalten können Sie nicht verhindern. Es geht dabei um die unmittelbare Abfuhr von Frustration nicht um Selbstbestrafung. Schmerzen oder Verletzungen fügen sich Kinder dabei meist nicht zu. Widmen Sie diesem Verhalten nicht zu viel Aufmerksamkeit. Versuchen Sie, Ihrer Tochter das Beißen durch ein konsequentes und deutliches Nein abzugewöhnen. Wenn Sie sie im Blick haben, können Sie aufmerksam eine Situation vorwegnehmen und Ihre Tochter rechtzeitig am Beißen hindern, indem Sie sie von sich schieben. Einsicht in ihr Fehlverhalten kann Ihre Tochter in diesem Alter noch nicht haben, da sie von ihren Affekten regelrecht überflutet wird. Sie benötigt Ihre geduldige Unterstützung, um damit umgehen zu lernen. Die Turbulenzen des Gefühlsleben in dieser Entwicklungsphase können zu Albträumen und damit zum sogenannten Nachtschreck führen. Ihre Tochter braucht dann Trost und Beruhigung. Das Schlafverhalten ist in diesem Alter ebenfalls häufig im Wandel. Möglicherweise braucht Ihre Tochter mehr Bewegung, um richtig müde zu werden.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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