Sehr geehrte Frau Henkes,   unser Sohn (4,5) ist eigentlich ein Strahlemann, sehr verschmust, ausgeglichen, lustig, schlau. Manchmal legt er aber Verhaltensweisen an den Tag, die uns an unsere Grenzen bringen. Er wirkt oft unbelehrbar. Ein Beispiel: er fragt, wann das Christkind seine Rennbahn bringt. Wir erklären es ihm. Danach fragt er ständig wieder, aber so, als hätten wir es ihm noch nie erklärt. Er ist total uneinsichtig und wird dann richtig böse. Oder: Er fragt, wann er fernsehen dürfe (wir haben eine festgelegte Fernsehzeit pro Tag und er weiß davon, es ist jeden Tag der gleiche Ablauf). Wir erklären ihm, dass wir nach dem Essen und gemeinsamen Zusammenräumen fernsehen. Außerdem zeigen wir ihm zum Beispiel die Zeiger auf der Uhr („und wenn der große Zeiger oben ist, …“). Er versteht unsere Erklärungen, aber er fragt immer und immer wieder. Er lässt nicht locker. Egal, ob wir es erklären, ignorieren oder bestimmt sagen: „So Jonas, nun ist Schluss, deine Schwester macht gerade die Hausübung, lass uns kurz leise sein oder etwas in Ruhe spielen/malen.“ Er nimmt hier keine Rücksicht, redet immer weiter, fragt immer und immer wieder das gleiche, meist in einem jammernden Tonfall. Wenn die beiden etwas spielen, kann es vorkommen, dass er Mias Werk mutwillig kaputt macht. Auch hier zeigt er sich total uneinsichtig, lächelt provokativ, lässt das Schimpfen „über sich ergehen“, entschuldigt sich nicht, reagiert weder auf Erklärung noch Drohung. Wenn es dann aber eine Konsequenz gibt (und ich bin sehr konsequent!), dann dreht er oft komplett durch, schreit, schlägt um sich, so als ob es nur ihn und seine Bedürfnisse geben würde. Er will auch nicht nachgeben, wenn sich beide Kinder auf eine gemeinsame Fernsehserie in der Fernsehzeit einigen sollten. Wenn er nicht seine Serie schauen darf, gibt es einen Anfall oder er wird so lästig in seinem Jammern und Fordern, dass es eigentlich keine Entspannung für niemanden wird. Das klingt womöglich nach einem normalen Familienalltag, aber dieses Verhalten von Jonas ist wirklich sehr aufreibend und bringt uns an unsere Grenzen und wenn er dann abends schläft und wir Eltern den Tag revue passieren lassen, stehen wir mit vielen Fragezeichen da und überlegen, wie wir in diesen Situationen reagieren könnten. Wie könnten wir diese Situationen entschärfen, vermeiden oder im „Akutfall“ damit umgehen? Kann es sein, dass ihn fernsehen an sich aggressiv macht? (das hat meine Nachbarin einmal von ihren Kindern berichtet). Haben wir ihn bis dato zu sehr verwöhnt, ihm zu viel durchgehen lassen, zu oft nachgegeben, sodass er nun davon ausgeht, dass er immer durchkommt (wenn es sein muss, mit Gebrüll und Aggression)?   Ich freue mich auf Ihre Antwort und bedanke mich vorab für Ihre Bemühungen! Mit lieben Grüßen, Ella