Unbekannt2507
Hallo Herr Dr. Posth, ich schreibe Ihnen anonym,weil ich mich so sehr dafür schäme was ich getan habe.Ich brauche dringend Ihren Rat.Unsere Tochter ist 10 Mon alt.Ich bin so gut wie immer alleine mit ihr. Niemand nimmt sie mir mal ab.Wenn mein Mann da ist nimmt er sie natürlich auch,aber er arbeitet halt sehr viel und deshalb bin ich viel alleine.Gerade in schwierigen Phasen ist das für mich sehr belastend.Ich habe meine Tochter leider schon oft aus Hilflosigkeit angeschrien,weil sie sich einfach nicht beruhigen lies.Das finde ich schon so schlimm,aber das schlimmste ist das ich ihr schon des öfteren auf den Hintern gehauen habe,aus dem selben Grund.Immer nur auf den "Windelhintern",niemals auf nackte Haut.Ich denke allerdings das sie trotzdem weiss das das nicht lieb gemeint ist.Meine Frage: Wie sehr habe ich ihr seelisch damit geschadet?Habe das Gefühl seit Samstag hat sie sich von mir entfernt.Kann das sein?Kann sie evtl auch schon aggressionen deswegen haben bzw zeigen?Mehr schreien? Vielen Dank!
Hallo, nein, der Säugling entwickelt gegen seine Bindungsperson zunächst einmal keine Gegen-Aggression, aber er verliert das Urvertrauen in seine Bindungsperson(en) und damit schwächt sich die Bindung an sie ab oder geht ganz verloren. Zunächst einmal gebürt Ihnen Dank für den Mut, sich zu Ihrem Fehlverhalten zu bekennen. Es ist der erste Schritt zur Änderung des eigenen Verhaltens. Aber Sie brauchen natürlich unbedingt Unterstützung, damit so etwas nie wieder passiert. Gibt es keine Unterstützung aus der Familie oder über Freunde und Nachbarn, sollte Sie noch einmal Ihren ganzen Mut aufbringen und sich professionelle Hilfe holen. Die bekommen Sie, wenn sich keine städtischen oder kommunalen Hilfen für das Kind (die auch immer Hilfen für die Mutter sind) anbieten, über die Notstellen beim Amt für Jugend und Soziales. Ich weiß, dass dieser Schritt schwer fällt, und Ämter nicht gut beleumundet sind, aber Sie müssen sich sagen, dass es sich um eine Notlage handelt und sie das nutzen müssen, was sich dafür anbietet. Das ist körperlichen Notlagen genauso. Ihr Tochter jedenfalls wird später froh darüber sein, dass Sie diesen Schritt zu ihrem Wohlergehen getan haben. Auf keine Fall dürfen Sie sie weiter anschreien (u.U. schon seelische Misshandlung) oder schlagen, auch nicht auf den Windelpo! Der Säugling spürt die ganze Ablehnung durch seine Bindungsperson dabei und bekommt Angst. Angst aber ist der schlechteste Lehrmeister, außer für Flucht und Vermeidung. Aber Sie wollen doch nicht, dass Ihre Tochter sich vor Ihnen fürchtet und nur deswewegen nicht vor Ihnen fortläuft, weil sie noch nicht laufen kann. Und die Bindung wollen Sie auch nicht zerstören. Mehr Schreien kann immer auch schon ein Zeichen gestörter Bindung sein. Viele Grüße
PS. mir ist noch eingefallen, dass Sie sich auch an der Kinderschutzbund wenden können und um Hilfe bitten.
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