Hallo Herr Dr. Posth, ich habe Samstag endlich Ihr 3. Buch bekommen u. schon angefangen zu lesen u. eine Verständnisfrage. Sie schrieben, dass Hauen ab einen bestimmten Punkt nicht mehr so richtig zum normalen Trotzen gehört. Ab wann ist es denn bedenklich? Meine Tochter ist 24 Monate alt und haut mich u. den Papa sehr schnell, wenn sie etwas anders möchte u. wir sie abhalten müssen (z.B. von Straße wegtragen). Sie ist forumsgerecht "erzogen", schläft bei uns. Aktuell ist das Hauen eine sehr schnelle Reaktion. Ist dies noch "normal"? Stelle auch grad fest, dass sie den Papa schneller haut, wenn er z.B. nicht auf die Couch mit soll oder er sie nicht anziehen soll. Sie spricht noch nicht so viel (macht da aber grad einen Sprung) und bekommt auch grad Backenzähne, so dass es vielleicht auch eine Rolle spielt. Mein Freund ist grad oft "mauliger" zu mir (liebevoller Vater), vielleicht ist dies auch ein Grund (Parteiergreifen?). Danke für Ihre Unterstützung. lg Pier
von
Pier
am 26.08.2013, 07:20
Antwort auf:
3. Buch - Frage Aggression
Hallo, ab wann aggressive Verhaltensweisen bei Kleinkindern nicht mehr normal ist, lässt sich eigentlich nur am Fall beschreiben. Sobald man den Eindruck hat, dass die aggressive Attacke nicht mehr nur im Reflex und aus momentaner Wut entsteht, sondern gezielt vorgetragen wird und mit Verbissenheit zu Ende geführt wird, dann dürfte diese Aggressivität nicht mehr dem vertretbaren Trotz entsprechen. Auch gilt ein gezieltes Zerstören von Spielzeug oder Haushaltsgegenständen zählt nicht mehr zum normalen Trotz (z.B. Drauftreten oder gezielt auf den Boden schleudern), das wütende Wegschleudern allerdings schon. Also, man muss das beobachten. Generell hat die Art und Weise, wie ein Kind Aggression umsetzt etwas mit seiner Veranlagung zu tun. Es gibt also sehr friedvolle kleine Kinder und kleine Wüteriche. Das muss man immer bei der Beurteilung bedenken. Es scheint aber so gut wie sicher zu sein, dass stark aggressiv trotzende Kleinkinder ein hohes Risiko haben, als Kind im Ki-ga-alter aggressiv-oppositionell zu werden.
Was Ihre Tochter zeigt, scheint aber alles noch im üblichen Rahmen abzulaufen. Vielleicht ist sie nur ein bisschen impulsiv. Dass sie sich Ihnen gegenüber solidarisch verhält, wenn Ihr Freund sie anmault, ist aber aus Gründen mangelder Empathie noch nicht möglich. Viele Grüße und weiterhin viel Vergnügen beim Lesen meines Buches.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.08.2013