Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Thema Bindung und vieles mehr

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Thema Bindung und vieles mehr

AndreaW..

Beitrag melden

Liebe Frau Henkes,   Woran erkennt man eine schlechte Bindung zwischen Mutter und Kind? Oder aus welchem Gründen ist ein Kind schlecht gebunden? Meine Tochter(13 Monate) war die ersten 4 Monate ein ziemliches High Need Baby, hat viel geschrien.. mittlerweile ist es aber wirklich gut geworden. Gegenüber anderen Leuten(Kindern und Erwachsenen) ist sie offen und freundlich, winkt den Menschen auf der Straße, lacht sie an, zu meinen Freundinnen krabbelt/läuft sie, zieht sich an ihnen hoch und manchmal sieht es aus als würde sie diese umarmen. Es gibt aber auch Menschen oder Situationen wo sie bei anderen nicht auf dem Arm möchte und weint bis ich/ihr Papa sie wieder nehme. Letztens am Strand zum Beispiel ist sie ziemlich oft zu fremden Menschen hingerannt, ist dann vor den Personen stehengeblieben und hat geschaut, eine Person hat sie auch am Rücken angefasst. Ich weiß nicht, ob das normal ist. Wenn ich sage “Komm zu Mama” und die Arme aufhalte kommt sie meistens nicht, bin mir aber nicht sicher ob sie es überhaupt schon versteht.  Mittlerweile kuschelt sie sich aber an mich wenn ich ihr vorlese und auch wenn wir bei Personen sind die sie nicht mag(z.B Kinderarzt) oder sie müde ist, kuschelt sie sich an mich. Sie möchte nicht wirklich an der Hand gehen, also steht einfach auf und läuft bis sie hinfällt. Ich arbeite noch nicht, war nie lange von ihr getrennt außer wenn sie mal bei ihrem Papa ist oder kurz bei meinem Papa, ich mache viel mit ihr aber mache auch meinen Haushalt usw. nebenbei, in der Schwangerschaft hatte ich viel Stress, die Geburt wurde zwar eingeleitet aber sonst war alles natürlich. Mittlerweile kann ich nicht mehr aus dem Raum gehen, sie fängt direkt an zu weinen. Vor einpaar Wochen/Monaten hat sie noch eine Weile alleine in ihren Zimmer spielen können, jetzt ist keine Spur mehr davon. Im September fängt sie mit der Krippeneingewöhnung an, mal sehen wie das wird. Mir wurde gesagt, wenn Kinder so offen auf anderen zu gehen/sich auch mal von Leuten die sie kennt auf den Arm nehmen lässt ist dies ein Zeichen von schlechter Bindung und sie würde Nähe bei anderen suchen. Stimmt das?   Ihr Papa und ich sind seit sie 8 Monate ist getrennt, wir hatten eine Paartherapie gemacht diese ist aber gescheitert.. die Krippe möchte ein Familienfoto von jeder Familie. Was mache ich da am Besten? Ein Foto von ihr und mir und eins von Papa und ihr? Ich möchte nicht, dass sie sich anders fühlt weil andere ein Foto mit allen zusammen drauf haben und sie eben nicht..    Worüber ich mir auch Gedanken mache, ihr Papa und ich haben vereinbart uns immer gleich vor der Kleinen zu verhalten, er wollte mich bei Begrüßung und Verabschiedung umarmen. Haben wir auch so gemacht, nur wenn er mal wieder beleidigt ist(die Diskussion wird nicht vor dem Kind ausgetragen) macht er dies natürlich nicht sondern sagt nur Hallo und ist kurz angebunden. Also meine Tochter merkt wahrscheinlich schon, dass da etwas anders ist da er normalerweise noch kurz mit mir redet und sich anders verhält. Kann dieses Verhalten unsere Tochter in dem Alter verwirren? Außerdem habe ich gelesen, dass durch instabile Beziehungen(Trennung der Eltern, wechselndes Verhalten der Eltern) die Kinder auch Bindungsprobleme bekommen können und dann eben nicht sicher gebunden sind. Ist das wahr? Kann man eine gestörte Bindung wieder „aufbauen“? Wie ist es wenn Eltern sich trennen und später wieder zusammenkommen? Kann ein Kind dadurch nicht sicher gebunden sein?    Unsere Tochter weint fast jedes Mal bitterlich wenn ihr Papa sie mir wieder bringt, oft stehen wir noch am Eingang und reden kurz, sie beruhigt sich nicht bis er weg ist.. Wie sollen wir reagieren?    Außerdem wechselt ihr Papa wenn er mit ihr spricht häufig zwischen zwei Sprachen hin und her, kann sie dadurch durcheinander kommen? Auch finde ich redet er sehr wenig mit ihr wenn er sie umzieht, wäscht usw. Ich erkläre ihr da immer was ich mache.    Dann zum Thema “Schreien lassen”, mein Vater hat letztens auf die Kleine aufgepasst, hat dann etwas im Garten gemacht und meine Tochter stand jammernd an der Tür.. er ist anscheinend immer wieder hin zu ihr, das ganze ging ca. 20 Minuten.  Bei mir ist es manchmal so(da ich alleine bin), das ich etwas im Haushalt machen muss und dazu mein Kind auf den Boden setze, sie hat Spielzeug und ich bin ja direkt neben ihr. Sie weint dann aber trotzdem und will auf den Arm nur manchmal geht das nicht anders. Ist das in Ordnung? Es heißt ja man soll erst das Kind trösten, ich rede zwar mit ihr aber wenn ich sie nicht hochnehme beruhigt sie sich nicht d.h. ich mache schnell was zu tun ist und nehme sie dann auf den Arm, mich stresst diese Situation sehr.   Beim Zähne putzen haben wir aktuell Probleme, ich kann sie mit nichts ablenken. Inzwischen mache ich es einfach nach dem Prinzip Augen zu und durch, sie schreit und weint dabei aber was sollte ich sonst tun? Die Zähne es und wichtig, sie schreit schon beim Anblick der Zahnbürste.. wenn es nach ihr gehen würde, würden wir gar nicht putzen. Man soll die Kinder nicht dazu zwingen, ich sehe keine andere Lösung.   Ich musste einen kompletten Tag im Krankenhaus verbringen, in der Zeit war die Kleine bei ihrem Papa und in der folgenden Nacht hat er bei uns geschlafen damit ich mich erholen kann. Versteht so ein kleines Kind dies schon falsch? Ich fühle mich ehrlich gesagt schlecht nicht für sie da gewesen zu sein.. Er hat sie das erste Mal ins Bett gebracht usw.    Merken Babys/Kleinkinder wenn es jemandem nicht gut geht? Ich mache mir Vorwürfe da es mir innerlich oftmals nicht so gut geht, nach außen vor meiner Tochter lasse ich das natürlich nicht raus und bin überwiegend fröhlich.    Und zum Schluss habe ich eine Frage zum Thema Verabschiedung. Ich verabschiede mich immer, der Papa meiner Kleinen meinte er hätte sie abgelenkt damit sie nicht merkt wenn er geht um sie dann mit seiner Mutter alleine zulassen. Kann sich das auf die Psyche ausgewirkt haben? Was macht man wenn das Kind z.B bei der Oma weint und fremdelt? Nicht dort lassen?    Vielen Dank für Alles und sorry für so viele Fragen da kam einiges zusammen,  Andrea 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, eine problematische Bindung zur Mutter entsteht, wenn die Bedürfnisse eines Kindes von der Mutter weitgehend und umfassend nicht gesehen und befriedigt werden. Das ist bei Ihnen sicher nicht der Fall. Darüber müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ihre Tochter ist erst ein Jahr alt. Da ist es ganz normal, dass Sie Ihre Nähe sucht und sich noch nicht alleine beschäftigen kann. Sie haben mit dem Vater Ihrer Tochter eine Vereinbarung zur gemeinsamen Betreuung getroffen. Die scheint ja auch insgesamt ganz gut zu funktionieren. Der Vater Ihrer Tochter kann sich unmöglich ganz genauso verhalten wie Sie. Das muss er auch gar nicht. Kinder lernen immer, dass ihre Eltern unterschiedliche Verhaltensweisen haben und dies in Ordnung ist. Manchmal ist es schwer, nach einer Trennung noch Vertrauen in den ehemaligen Partner zu haben. Aber einen kleinen  Vertrauensvorschuss braucht der Vater von Ihnen schon. Er macht es anders als Sie, aber es klappt doch im Großen und Ganzen. So ein Familienfoto kriegen Sie doch als Eltern Ihrer Tochter hin, auch wenn es kein Paarfoto ist. Das versteht Ihre Tochter mit einem Jahr aber noch gar nicht. Ihre Tochter kann sicher noch nicht spüren, dass es Ihnen nicht gutgeht. Sie kann Ihre Stimmungen noch nicht interpretieren. Sie könnte höchstens spüren, dass Ihre Aufmerksamkeit phasenweise nicht ihr gilt. Sie sollten dafür sorgen, dass Sie diese Phasen, in denen es Ihnen schlecht geht, bewältigen. Das käme nicht nur Ihrer Tochter sondern vor allem auch Ihnen selbst zugute. Manchmal ist dazu professionelle Hilfe sehr unterstützend.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

  Hallo nochmal. Ich hatte im Juli schonmal geschrieben. Es geht um das Verhalten meiner Tochter (16 Monate) Letzte Woche waren wir zusammen bei einer Freundin (sie hat sie lange nicht gesehen & sie war noch nie bei ihr zu Hause) und meine Tochter wollte direkt zu ihr auf den Arm und hat fast nur mit ihr gespielt und wollte später nicht zurü ...

Sehr geehrte Frau Henkes,   haben Sie vielen Dank für Ihre Beantwortung der Fragen in diesem Forum.   Nun zu meiner Frage: Meine Tochter ist 9 Monate alt und sehr häufig ein quengeliges Baby. Sie ist sehr auf mich bezogen und hat mal mehr, mal weniger starke Phasen des Fremdelns. Leider gibt es nunmal auch Momente, in denen sie vom ...

Liebe Frau Henkes Vielen Dank für Ihre Arbeit in diesem Forum. Mich beschäftigt schon länger etwas, mal mehr, mal weniger.  Unsere Tochter ist 12 Monate alt und die ersten 10 Monate war ich Vollzeit mit ihr zu Hause. Sie ist ein total fröhliches Kind, schläft gut, isst gut (und nahezu alles) und läuft seitdem sie 10 Monate alt ist. Ein rich ...

Meine Frau und ich habe eine 16 Monate alte Tochter. In der Beziehung kam es oft zu Streit durch Fehlverhalten meinerseits. Ich habe mich so sehr auf mich selbst konzentriert, dass ich meine Frau alleine gelassen habe mit allen Situationen und schaffe es nun auch nicht zu entlasten. Sie ist sehr liebevoll und fürsorglich zu unserer Tochter, ist im ...

Liebe Frau Henkes, ich bin 38 Jahre alt, Mutter dreier Kinder (1, 4 und 7 J. alt) und leide selber unter einer generalisierten Angststörung und aktuell einer mittelschweren Depression. Vor 20 Jahren habe ich bereits eine Verhaltenstherapie gemacht, die auch vorerst gut half. Jedoch war die Zeit seit meiner ersten SS vor 8 Jahren geprägt von Äng ...

Mein Sohn ist ein absolutes Wunschkind und ich wusste von Anfang an um die Wichtigkeit sich feinfühlig und voller Liebe mit ihm zu beschäftigen und prompt auf seine Bedürfnisse einzugehen, um eine sichere Bindung aufbauen zu können. Leider entwickelte ich nach einer sehr schwierigen Geburt, bei der ich fast verstorben wäre, auch noch eine postnat ...

Sehr geehrte Frau Henkes, ich mache mir Sorgen um die Bindung zwischen meiner 10 Monate alten Tochter und mir.  Schon im Krankenhaus hat meine Tochter mit mir keinen Blickkontakt aufgenommen, dafür aber mit dem Papa, der sie anfangs allein mit dem Fläschen fütterte, da ich Stillprobleme hatte. Noch lange Zeit danach hat sie nur den Papa ange ...

Guten Tag, momentan befindet sich meine Tochter (21. Monate)  in der Eingewöhnung (Berliner Modell). Die ersten beiden Tage hat sie sich quasi direkt auf die Erzieherinnen eingelassen und eine Stunde gespielt+ sich nicht für mich interessiert (auch nicht wirklich geschaut); am Ende konnte ich sie zumindest ohne Protest nehmen und gehen. Am d ...

Liebe Frau Henkes, ich betreue mein Baby aktuell in Elternzeit zuhause, muss aber für 2 Monate wieder Vollzeit arbeiten gehen, wenn unsere Tochter 1 Jahr alt wird. In diesen 2 Monaten übernimmt mein Mann die Betreuung zuhause(er ist derzeit voll berufstätig, aber kümmert sich sonst viel um unsere Tochter) und danach nehme ich wieder Elternzeit. We ...

Guten Tag,   ich hatte eine schwere Schwangerschaft, viele fachzentren immer wieder die Aussage alles sei topp obwohl ich spürte dass es das nicht ist. Letztlich kam meine Tochter /unterversorgt zur welt.  Es war eine schwere Zeit und es gibt keine einzige schöner Erinnerung für mich an diese Zeit… nach der geburt gings ähnlich weiter die ...