Mimi7
Sehr geehrte Frau Henkes, ich mache mir Sorgen um die Bindung zwischen meiner 10 Monate alten Tochter und mir. Schon im Krankenhaus hat meine Tochter mit mir keinen Blickkontakt aufgenommen, dafür aber mit dem Papa, der sie anfangs allein mit dem Fläschen fütterte, da ich Stillprobleme hatte. Noch lange Zeit danach hat sie nur den Papa angeschaut und angelächelt. Erst später folge auch der Blickkontakt und das Lächeln zu mir. Bis heute schaut sie mich beim Stillen jedoch nicht an, bei der Fütterung mit Brei schaut sie bei mir in der Gegend herum, genauso beim Vorlesen der Gute-Nacht-Geschiche. Anders beim Papa, diesen beobachtet sie ständig und schaut ihm in die Augen. Für die Betreuung bin überwiegend ich zuständig. Allerdings musste meine Tochter, als sie 5 Wochen alt war, für 2 Wochen leider abwechselnd von meiner Schwiegermutter und meiner Schwester fremdbetreut werden, wobei ich allerdings alle 2 Stunden fürs Stillen vor Ort war. Ich hatte große Schuldgefühle, aber die Situation ließ nichts anderes zu. Abends war ich jedoch für sie da, habe sie im Tragetuch getragen, damit sie sich beruhigen konnte und sie schlief auf mir ein. Sie schläft auch heute noch bei uns im Bett. Mit 2,5 Monaten habe ich meine Tochter dann - trotz Bedenken, die von der Hebamme ausgeräumt wurden - einmal in der Woche für 2 h (Zeit des Rückbildungskurses) abwechselnd von meiner Schwiegermutter und meiner Mutter betreuen lassen. Weder beim Verabschieden noch beim Wiedersehen hat meine Tochter irgendwelche Regungen mir gegenüber gezeigt. Dies ist bis heute so geblieben. Sie krabbelt nicht zu mir hin und alles andere ist spannender als die Mama. Wenn sie allerdings den Papa abends sieht oder die Schwiegermutter, streckt sie die Arme nach ihnen aus oder krabbelt mit freudigen Geräuschen begleitet auf sie zu. Wenn sie die Schwiegermutter sieht, allerdings bei mir auf dem Arm ist, fängt sie an zu meckern weil sie zur Schwiegermutter auf den Arm will. Wenn ich sie nicht hinreiche, die Schwiegermutter aber die Arme aussteckt, gibt es lautstarken Protest von meiner Tochter. Daher beschäftigt mich Folgendes in Bezug auf unsere Mutter-Kind-Bindung: - Meine Tochter sucht mit mir, der Mama, anders als beim Papa, kaum Blickkontakt. Andere (auch fremde) Personen werden zunächst skeptisch betrachtet, danach wird versucht, mit diesen zu interagieren. Generell ist Mama uninteressant. Der Fokus liegt auf anderen Personen oder dem Spielzeug. - Wenn ich den Raum bei Personen, die meine Tochter kennt, verlasse oder auch für mehrere Stunden gehe, weint meine Tochter nicht und schaut mich beim Wiedersehen nur teilnahmslos an. - Als ich einmal den Raum bei fremden Personen verlassen habe, hat meine Tochter geweint, weil sie angefasst würde. Als ich den Raum betrat, wurde ich nur angeschaut. Sie streckte aber nicht die Arme nach mir aus oder lächelte. Ich nahm sie trotzdem hoch und drücke sie an mich aus dem Gefühl heraus, dass sie es brauchte. Sie beruhigte sich schnell wieder. Sind wir allerdings Zuhause, haben wir viel Spaß zusammen. Sie krabbelt mir hinterher und wir spielen und lachen viel. Sie braucht viel Anregung von außen. Ich habe Angst, dass wir eine unsicher vermeidende Bindung haben, bedingt dadurch, dass ich sie so früh habe betreuen lassen müssen. Andererseits mache ich mir Gedanken, ob ich überhaupt die erste Bezugsperson für sie bin. Insbesondere die Teilnahmslosigkeit beim Wiedersehen und der fehlende Blickkontakt machten mich stutzig. Vielleicht denkt sie, dass sie sich auf mich nicht verlassen kann, weil ich in der frühen Zeit emotional nicht da war (sondern die Schwiegermutter und meiner Schwester). Insbesondere die Situation, wenn sie meine Schwiegermutter sieht und bei mir meckert, weil sie auf ihren Arm will, beunruhigen mich sehr. Zurück zu mir will meine Tochter nicht, sie klammert sich an die Schwiegermutter fest. Ich habe das Gefühl, dass ich emotional nicht an sie herankomme und sie meine Schwiegermutter als primäre Bindungsperson ansieht. Meine Schwiegermutter macht mit meiner Tochter viel Quatsch, trägt sie herum und hatte allein für 4 Stunden ohne Probleme auf sie aufgepasst, als meine Tochter 6 Monate alt war. Die Schwiegermutter sehen wir 1x die Woche. Gefremdelt hat meine Tochter nur gegenüber wenigen Personen, bspw. dem Postboten. Sie wird von allen als "brav" bezeichnet. Ich sehe bei anderen Kindern, dass diese mehr an ihrer Mama hängen, daher meine Sorge Wenn wir eine solche unsicher vermeidende Bindung haben sollten - was kann ich tun, um unsere Beziehung zu verbessern?
Guten Tag, aus der Distanz kann ich nicht einschätzen, ob Ihre Tochter unsicher vermeidend an Sie gebunden ist. Sie sind ja durchaus in gutem Kontakt, wenn Sie zu Hause sind, und Ihre Tochter lässt sich von Ihnen beruhigen. Ihrem Schreiben entnehme ich Schuldgefühle gegenüber Ihrer Tochter sowie negative Selbstzuschreibungen. Es ist möglich, dass Ihre emotionale Verfassung den Kontakt zu Ihrer Tochter beeinflusst. Es gibt sicher sehr gute Gründe dafür, dass Sie Ihre Tochter früh von anderen betreuen lassen mussten. Sie haben es jedoch so gut gelöst, wie es Ihnen möglich war. Das ist das Entscheidende. Es könnte Ihnen helfen, sich professionelle Unterstützung zu suchen, um Ihre Schuldgefühle und die damit verbundene Verunsicherung abzubauen. Ihre Tochter kann mit zehn Monaten noch nicht denken, dass sie sich nicht auf Sie verlassen kann. So weit ist die Denkfähigkeit noch gar nicht entwickelt. Ihre Tochter benötigt viele gute Erfahrungen, in denen sie spürt, dass Sie ihre Bedürfnisse erfüllen. Das gibt ihr zunehmend Sicherheit. Diese Erfahrungen ermöglichen Sie ihr. Es könnte zudem hilfreich sein, den Kontakt zur Schwiegermutter vorübergehend zu reduzieren. Es scheint sich eine Konkurrenzsituation zu entwickeln, die weder für Sie noch für Ihre Tochter hilfreich ist. Wenn Sie Ihre Tochter auf dem Arm behalten wollen, ist es nicht angemessen, dass die Schwiegermutter die Arme nach ihr ausstreckt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Dezemberbaby2019
Liebe Mimi nachdem du deine Experten-Antwort schon bekommen hast, weiß ich nicht ob du meine noch liest. Mir ging es ähnlich wie dir in dieser Zeit und ich weiß wie du dich fühlst. Als ich meine Tochter jedoch dann das erste Mal "eingewöhnen" musste war eben dies sehr sehr hilfreich. Ich habe verstanden, dass sie mir scheinbar aus dem tiefsten raus so sehr vertraut, dass sie mich einfach nicht braucht aber weiß, dass ich ja wieder komme und sie am ende wieder bei mir ist. Ich habe es als chance gesehen, dass ich sie (auch schon als Baby) jederzeit bei einer mir vertrauten Person lassen kann und wusste, es wird keine Schwierigkeiten geben. Ich bin froh, dass mein mittlerweile Vorschulkind so sehr gerne bei der oma ist und auch bei ihr schlafen will und sie dennoch mich immer als ihre erste person sieht (jetzt ist sie groß und kann sich ausdrücken). Ich will dir ein bisschen die Angst nehmen und gleichzeitig doch stärken, denn ich denke deine Zweifel machen es gerade vielleicht nicht besser und vielleicht versuchst du es einfach mal so aus der richtung zu sehen. I h drücke dir die daumen 🤗 am ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, dann ist noch nicht ende 😊
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