Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind (5) ist unsicher

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind (5) ist unsicher

KikiPiki

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Sehr geehrte Frau Henkes, im Entwicklungsgespräch im Kindergarten hat die Erzieherin unserer Tochter (5 Jahre) erzählt, dass sie im Kindergarten sehr stark auf Erwachsene fixiert sei und nicht so leicht mit anderen Kindern ins Spiel finde. Zudem sei sie sehr darauf bedacht, den Erwachsenen "zu gefallen" und benötige viel Lob. Das sei überraschend und müsse beobachtet werde und sei umso erstaunlicher, weil sie wirklich alles sehr gut könne (sprachlich, kognitiv, motorisch, Ausdauer und Konzentration) und den anderen Kindern weit voraus sei (die Erzieherin hat auch in den Raum gestellt, dass unsere Tochter überdurchschnittlich intelligent sei, dem wollen wir aber nicht weiter nachgehen). Es bedrückt mich, dass meine Tochter anscheinend nicht über viel Selbstvertrauen verfügt und, so die Erzieherin, nicht in sich ruht. Wir versuchen zu Hause, ihr zu zeigen, was sie alles gut und auch allein kann und dass wir sie so, wie sie ist, toll finden. Haben Sie eine Idee, wie wir ihr Selbstvertrauen noch weiter stärken können? Konflikten im Kindergarten geht sie wohl aus dem Weg und kann Disharmonie nur schlecht aushalten. Zu Hause setzt sie sich allerdings mit uns auseinander. Ich erlebe sie dort nicht als angepasst, aber als sehr kompromissbereit. Wenn z.B. mal "Nein" gesagt wird zu Schokolade, weil es schon genug gab, dann ist das meistens kein Problem. Müsste sie dort "rebellischer" sein und deutet auch das darauf hin, dass sie sich nicht traut für sich und ihre Interessen einzustehen? Ich habe den Umstand, dass sie recht leicht ein "Nein" bei verschiedenen Sachen akzeptiert, bisher nicht als problematisch empfunden, sondern dahingehend gedeutet, dass sie das dann akzeptieren kann, da sie grundsätzlich viel darf und als Einzelkind auch viel Aufmerksamkeit von uns bekommt. Jetzt bin ich unsicher geworden, weil sie anscheinend nicht so fröhlich und unbeschwert ist, wie wir dachten, und ich frage mich, was und wie wir dazu beigetragen haben (was wir falsch gemacht haben), dass sie offenbar ein unsicheres Kind ist.  Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe und Hilfe!!  


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter muss nicht unbedingt ein Hinweis auf mangelndes Selbstvertrauen sein. Als Einzelkind ist sie es möglicherweise gewohnt, viel Lob und Aufmerksamkeit zu bekommen. In der Kigagruppe ist das vermutlich deutlich weniger. Diesen Unterschied kann Ihre Tochter sicherlich noch nicht einschätzen. Aus der Distanz weiß ich nicht, wie Sie Ihre Tochter loben. Es könnte hilfreich sein, wenn Sie das für sich überprüfen. Fünfjährige müssen z.B. nicht mehr für viele Selbstverständlichkeiten gelobt werden. Zeigen Sie Ihrer Tochter weiterhin, dass Sie sie genau so, wie sie ist, richtig finden. Dieses Gefühl kann Ihre Tochter dann internalisieren. Ständiges Lob verschafft ihr nicht unbedingt mehr Selbstwertgefühl, weil es die Stabilisierung eines inneren positiven Selbstgefühls erschweren kann. Es lässt sie auf Lob angewiesen bleiben. "Ich bin gut, wenn ich gelobt werde." statt "Ich bin gut, wie ich bin." Sie können das Thema auch altersgerecht mit Ihrer Tochter besprechen. "Brauchst du denn immer ein Lob? Und ich dachte, du weißt schon, dass du klasse bist." Dann können Sie mit Ihrer Tochter ins Gespräch über ihr psychisches Erleben kommen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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