Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Fingerfood

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Fingerfood

Meliii007

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Liebe Frau Neumann, ich lese immer wieder hier in Ihrem Forum und kann viel mitnehmen, vielen Dank! Mein kleiner (7 Monate) isst inzwischen mittags und abends Brei. Ich würde ihm gern auch mal was in die Hand geben, zum schmecken, probieren, fühlen und mantschen. Ich mache mir aber immer wieder Gedanken bzgl.: verschlucken.    Welches Fingerfood könnte ich für den Anfang gut geben? Nur Gemüse/ Obst oder auch ein stück Pfannkuchen?    Sie sehen, ich bin etwas überfordert 🙈 ich freue mich über Ihre Rückmeldung!   Ganz liebe Grüße 


Birgit Neumann

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Hallo  Meliii007 achte zunächst auf einen richtig guten Sitz bei deinem Kind. Entweder im Hochstuhl (aufrecht sitzend, sicher, stabil und wackelfrei, idealerweise mit Brettkontakt der Füße, leicht nach vorn gebeugte Haltung) oder auf deinem Schoß sitzend (ggf mit Unterstützung im unteren Rücken). Dann kannst du etwas passend Essbares vor ihn legen (entweder auf einem Teller mit sehr flachem Rand, auf einem Brettchen oder einer Essmatte) und ihn selbständig zugreifen lassen. Das ist ganz wichtig, dass dein Baby das angebotene Essen selbständig greift und zum und in den Mund führt. Denn über Befühlen mit den Händen erhält dein Kind erste Eindrücke zur Beschaffenheit des Essens. Das angebotene Essen muss so weich sein, dass dein Baby dieses greifen und anschließend mit den Kauleisten und zwischen Zunge und Oberkiefer einfach (kauenderweise, d.h. zermalmenderweise) zerdrücken kann. So dass ein Speisebrei entsteht, den dein Baby gut schlucken kann. Für die ersten Happen eignen sich weich gedünstete Obst- und oder Gemüsestückchen, auch Kartoffeln bzw Süßkartoffen. Prinzipiell ist als Einsteigerkost vieles möglich: es muss nur auf jeden Fall so ideal und passend in der Textur und Konsistenz sein, dass (d)ein Baby das Stückchen selbständig greifen und in den Mund führen kann, um es anschließend soweit und so gut zu bearbeiten, dass es einwandfrei geschluckt werden kann. Um es grob zu überprüfen wie gut die Konsistenz ist, kannst du zur Orientierung mal versuchen das angebotene Essen bspw mit einer Gabel zu zerdrücken um zu sehen, wie breiig die Konsistenz beim zerdrücken wird. Wenn fein und homogen, dann ist das super. Manche Speisen lösen sich im Speichel einfach auf, wie bspw Zwieback, was auch okay ist. Manche Babys kommen mit Fingerfoodhäppchen sofort gut zurecht, manche Babys brauchen ein bisschen mehr Zeit bis alles gut klappt. Manche Babys würgen schneller oder häufiger als andere. Das ist an sich nicht weiter tragisch, wenn das Essen von geeignetem Fingerfood dem Baby und den Eltern trotzdem gut gefällt. Gefährlich ist das Würgen an sich auch eher nicht. Denn es ist lediglich ein Reflex, der ausgelöst wird, wenn etwas beim Schlucken nicht passt. Der sog. Würgereflex sitzt bei Babys noch viel weiter vorne als bei Erwachsenen. Darum wird dieser Reflex häufiger und schneller beansprucht. Würgen und Husten passiert, wenn dieser Würgereflex ausgelöst wird. Das (Würgen und Husten) passiert bspw, wenn die (an sich passende**) Nahrung versehentlich (zu weit) in den Rachenraum, zu weit nach hinten in den Mundraum rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung, bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch besser gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht, wird der Hust- und/oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen.* Wenn ein Baby das in den Mund geführte Essen wieder ausspuckt ohne es zu schlucken: Babys erleben im Mundraum sehr viele Sinnesempfindungseindrücke. Sie erleben nicht nur den Geschmack, sondern auch die Konsistenz. Was sich im Mundraum nicht gut anfühlt, was zu groß ist um geschluckt zu werden, was nicht gut im Mund bearbeitet werden kann, das spucken sie wieder aus. Und das ist gut so, das hat die Natur vorsorglich so eingerichtet. **Es ist auf jeden Fall wichtig, dass das angebotene Essen nur solch weiche Konsistenzen beinhaltet, die zu einhundertprozent gefahrenfrei essbar sind. D.h. die Konsistenz muss passen. **Tabu sind bspw harte Lebensmittel wie bspw Nüsse oder Nussstückchen, rohe Äpfel oder Möhren, u.v.m. Und auch tabu sind Lebensmittel und Speisen in einer zu kleinen Größe oder sonstig unpassenden Größe und Form, Beschaffenheit und Konsistenz. Essen mit derlei unpassenden Eigenschaften könnte sonst tatsächlich u.U. gefährlich werden. Darum diese unbedingt meiden. In einem Folgeposting gehe ich darauf bzw auf unpassende Eigenschaften nochmal etwas näher ein. Biete deinem Baby einfach eine verantwortungsbewusste Speiseauswahl und eine zu deinem Baby passende Darreichungsform sämtlicher Speisen an. Bis gleich. Grüße Birgit N.   * Die Sitzposition beim Essen ist darum ein ganz wichtiger Punkt: dein Baby sollte gut und sicher und stabil, leicht nach vorn gebeugt sitzen. Niemals in der Wippe essen lassen. Die Sitzposition muss aufrecht sein. Ideal ist es, wenn die Füße auf einer Unterlage aufstehen - Füße sollten Brettkontakt haben.


Birgit Neumann

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Hallo Meliii007 hier wie angekündigt (damit das erste Posting nicht zu lang und zu unübersichtlich wird) eine Auflistung an Speisen, welche unpassend oder gar gefährlich bei BLW (breifreie Beikost) sind: Verbote und Tabus ganz allgemein: wegen der Aspirationsgefahr (d.h. wenn etwas die Luftröhre verschließen könnte, was dann in der Folge wirklich gefährlich würde) zu meiden sind unbedingt: harte LM, kleine runde LM (bspw Nüsse, Nussstückchen, Saaten, Kerne, Beeren, Erbsen etc), roher Apfel, rohe Möhre u.ä., ganze Erbsen (diese kann man einfach plattdrücken), keine ganzen Johannisbeeren/Heidelbeeren/Kichererbsen etc (diese einfach platt drücken), usw auch zu meiden sind darum sog. prall elastische Lebensmittel wie bspw  ganze Johannisbeeren u.a. zu meiden sind bezüglich möglicher Keimbelastungen heikle LM (so wie du es sicher noch aus den Empfehlungen der Schwangerschaft kennst - bspw nicht durchgegartes Ei, rohen Fisch/Sushi, rohes Fleisch/Mett, Rohwurstsorten, Rohmilch(käse) etc auch keine unerhitzten TK-Beeren. Kleinkinder sind aufgrund ihres noch unreifen Immunsystems einfach generell anfälliger für etwaige "Keime" im Essen, weshalb zur Vorsicht geraten wird. ausßerdem: Meide scharfe LM/Gewürze - das kann deinem Baby/Kind Schmerzen beim Essen verursachen und zu Ablehnung führen. Meide größere Mengen an stark quellenden LM (bspw größere Mengen Leinsamen oder Chiasamen) - damit sie im Darm nicht zu stark aufquellen und die Verdauung beeinträchtigen, kleine Mengen aber okay. Zu vermeiden sind auch: (ganze) Salatblätter und Co sowie Haut und Schale von manchen unzerkleinerten Früchten/Gemüse - weil das einfach beim Kauen und Schlucken ggf Probleme verursachen könnte. Wenn stark zerkleinert (im Mixer, wie in Smoothies oder Suppen, Sossen), dann natürlich unproblematisch. Für die Vollständigkeit: !!! Achtung: niemals(!!!) harte Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben. Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll lediglich dazu dienen das zu Beachtende bei der Speisenauswahl zu erklären. Grüße Birgit N.


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